A, B, C, D oder E - was heißt das?

Lebensmittelampel: So setzt sich der Nutri-Score zusammen

Der Nutri-Score soll Verbraucher dazu animieren, sich für gesündere Lebensmittel zu entscheiden. Was genau hinter der so genannten Lebensmittelampel steckt und wie der Score berechnet wird, erfahren Sie hier.

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Oftmals fehlt es uns beim Einkaufen an Zeit und Geduld. So greifen wir schnell zu (verarbeiteten) Lebensmitteln oder Getränken, die uns im Supermarkt spontan ansprechen oder die wir aus Gewohnheit immer wieder kaufen - und zwar ohne vorher die detaillierten Nährstoffangaben auf dem Etikett zu studieren.

Dabei sagt zum Beispiel die Kalorienangabe oder aber die Menge an Fett, Eiweißen und Kohlenhydraten einiges über den Nährwert eines Lebensmittels oder Getränks aus. Lassen sich diese wertvollen Informationen also nicht vielleicht etwas vereinfachter, beziehungsweise auf den ersten Blick erkennbar darstellen?

Aus diesem Gedanken heraus ist der so genannte "Nutri-Score" entstanden (leitet sich von den englischen Wörtern "nutrition" für Ernährung und "score" für Bewertung/Punktzahl ab). Doch ganz so unmissverständlich, wie die Nährwertkennzeichnung auf unserem Essen und Trinken scheint, ist sie leider nicht.

Nutri-Score erklärt: So ist die Lebensmittelampel aufgebaut

Der Nutri-Score stellt mit Hilfe eines Ampelsystems den kompletten Nährwert von (meist) verarbeiteten Lebensmitteln und Getränken dar und stuft diese in eine farblich untergliederte, fünfstufige Skala von A bis E ein. Ein Produkt wird entsprechend seiner Inhaltsstoffe entweder mit dem Buchstaben A (Dunkelgrün), B (Hellgrün), C (Gelb), D (Orange) oder E (Rot) gekennzeichnet, wobei A der positivste Score ist und E der negativste.

Nutri-Score mit den verschiedenen Farben.
Der Nutri-Score auf Lebensmittelverpackungen wird anhand von Punkten berechnet und soll Verbraucher bei der Kaufentscheidung unterstützen. Foto: iStock / Bihlmayer Fotografie

Wie genau wird der Nutri-Score berechnet?

Dieser Einteilung liegt die Berechnung einer Punktzahl zugrunde: Für die in ihm enthaltenen (positiven wie negativen) Inhaltsstoffe pro 100 g / ml erhält ein Lebensmittel oder Getränk Plus- bzw. Minuspunkte, die miteinander verrechnet werden und dann eine Gesamtpunktzahl ergeben. Der Nutri-Score A hat dabei eine besonders niedrige Punktzahl (im besten Fall -15), der Nutri-Score E hat die meisten Punkte (der schlechteste Wert beträgt 40).

Der Nutri-Score als Tabelle

Nutri-Score

Gesamtpunkte Lebensmittel

Gesamtpunkte Getränke

A

-15 bis -1 Punkt(e)

gilt nur für Wasser

B

0 bis +2 Punkte

-15 bis +1 Punkt

C

3 bis 10 Punkte

2 bis 5 Punkte

D

11 bis 18 Punkte

6 bis 9 Punkte

E

19 und mehr Punkte

10 und mehr Punkte

Für die Gesundheit ungünstige Inhaltsstoffe (zum Beispiel Zucker oder ein hoher Gehalt an gesättigten Fettsäuren), die wir nur in kleinen Mengen zu uns nehmen sollten, erhalten in dieser Berechnung jeweils Punkte von 0 bis 10 entsprechend ihres jeweiligen Anteils. Anders verhält es sich mit günstigen Inhaltsstoffen (gemeint sind zum Beispiel Ballaststoffe): Sie bekommen jeweils Punkte von 0 bis -5.

Für welche Bestandteile gibt es Minuspunkte oder Pluspunkte?

Minuspunkte (die also für eine geringe Gesamtpunktzahl sorgen) gibt es für Inhaltsstoffe, die für die Gesundheit eher förderlich sind:

Diese beeinflussen den Nutri-Score positiv. Ungesunde Inhaltsstoffe, die für zahlreiche Pluspunkte (und damit eine hohe, schlechte Gesamtpunktzahl) sorgen, wirken sich hingegen negativ aus.

Das sind:

Der sich eigentlich positiv auswirkende Eiweißgehalt wird übrigens nicht gewertet, sofern die gezählten Pluspunkte bei 11 oder höher liegen und der Obst-/Gemüse-/Nuss-/Öl-Anteil kleiner oder gleich 80% ist.

Gut zu wissen: Diese Sonderregeln gibt es

Für Käse sowie Öle und Fette, die zum Kochen oder als Brotaufstrich verwendet werden (z.B. Butter), gelten beim Nutri-Score eigene Berechnungsformeln bzw. Gewichtungen von Nährwerten. Durch diese angepasste Berechnung wird gewährleistet, dass nicht von vornherein alle Produkte dieser Gruppen nur einen Score von E oder maximal D erhalten (durch ihren naturgemäß hohen Fett- und Salzanteil). Käse zum Beispiel ist aber auch eine wichtige Quelle für Eiweiß und Kalzium.

Bei den meisten Produkten stimmt die Bewertung gemäß der Lebensmittelampel übrigens mit den Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) überein. Lebensmittel, zu deren Verzehr die DGE rät, schneiden beim Nutri-Score in der Regel auch gut ab - da dieser allerdings einer anderen Logik folgt, decken sich die Empfehlungen nicht 1:1. Der DGE-Hinweis, im Zuge einer gesunden Ernährung auf Fisch oder fettarme Milchprodukte zu setzen, kann durch den Score allerdings besser in die Tat umgesetzt werden, da es uns diese Kennzeichnung ermöglicht, beim Vergleich mehrerer Marken das salzärmere oder zuckerärmere Produkt zu wählen.

Was ist der Sinn der Ernährungsampel?

Übergewicht, insbesondere bei Adipositas (auch als "Fettleibigkeit" bezeichnet), stellt eine große Gefahr für die Bevölkerung dar. Im jüngsten veröffentlichten Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung heißt es, dass

  • die Zahl der Übergewichtigen unter den Erwachsenen, dabei insbesondere bei Männern, stetig zunimmt

  • fast 60 Prozent der Männer zwischen 18 und 65 Jahren sowie fast 38 Prozent der Frauen dieser Altersgruppe übergewichtig sind und

  • dieser Trend mit zunehmendem Alter ansteigt: Gut 57 Prozent der Frauen über 65 sind übergewichtig, bei den Männern sind es sogar fast 70 Prozent.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, soll die Lebensmittelampel den Menschen in erster Linie eine Hilfe sein. Die Ampel kann Verbraucher*innen dabei unterstützen, dauerhaft gesünder einzukaufen. Ihr größter Vorteil dabei ist, dass sie dank der Einteilung in Farben generell leicht verständlich ist. Wie erfolgreich sie das Bewusstsein der Käufer*innen bezüglich der Nährwerte von Produkten tatsächlich schärft, ist sogar durch wissenschaftliche Studien belegt.

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Zuckerfallen und besonders fetthaltige Lebensmittel (rot mit einem E gekennzeichnet) werden durch den Score "entlarvt". Eine solche Nährwertkennzeichnung ist vor allem dann hilfreich, wenn der Nährstoffgehalt eines Lebensmittels den Verbraucher*innen nicht unbedingt bekannt ist: Gilt etwa Schokolade allgemein als Dickmacher, ist bei einer Fertigsoße nicht jedem klar, dass auch diese viele Kalorien enthalten kann.

Allerdings ersetzt die Ernährungsampel nicht die Nährwert-Tabellen, die verpflichtend auf jedem Produkt zu sehen sind. Vielmehr hilft die Ampel bei einer schnellen, ersten Orientierung beim Einkauf.

Grüne Äpfel, gelber Mais und rote Marmelade in Schüsseln.
Die Lebensmittelampel teilt Essen und Getränke in die Farben Grün, Gelb und Rot ein (mit Abstufungen). Foto: iStock / mysondanube

Die erweiterte Nährwertkennzeichnung stößt auch auf Kritik

Auf den ersten Blick bietet die Lebensmittelampel viele Vorteile und sie kann eine gesündere Ernährung unterstützen - doch ihre Aussagekraft ist begrenzt und die Einteilung von A bis E ist nicht immer so eindeutig wie Verbraucher vielleicht meinen, was sich diese bewusst machen sollten.

Warum der Nutri-Score irreführend sein kann und er nicht ausreicht

Limonaden mit Süßstoffen schneiden in der Bewertung gemäß der Lebensmittelampel meist vergleichsweise gut ab (mit einem hellgrünen B), da sie keinen Zucker und stattdessen diverse Ersatzstoffe enthalten. Dennoch gelten solche Getränke eher als gesundheitsschädlich als förderlich. Zudem berücksichtigt der Nutri-Score zahlreiche Zusatzstoffe leider nicht: etwa künstliche Aromen, Konservierungsmittel oder Pflanzenschutzmittelrückstände. All diese können aber eben auch in Limonaden enthalten sein.

Olivenöl - ein insgesamt sehr gesundes Lebensmittel - erhält dagegen den vergleichsweise schlechten Score C, da es einen hohen Fettgehalt hat. Diese Nährwertkennzeichnung wird ihm nicht ganz gerecht, denn es sollte zwar wie alle Öle (vor allem tierische Fette) eher in Maßen verwendet werden, dennoch ist Olivenöl aufgrund der Großteils ungesättigten Fettsäuren sehr empfehlenswert.

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Unvorteilhaft am Nutri-Score ist außerdem: Die Kalorienzahl, die in seine Berechnung einfließt, kann nicht für sich stehend eine verlässliche Auskunft geben. Eine Packung Pommes allein etwa hat nicht zwangsläufig viele Kalorien - werden die Pommes allerdings in Öl frittiert und dann mit Ketchup und Mayonnaise serviert, sieht der Energiegehalt schon ganz anders aus.

Weiterhin wird teilweise kritisiert, dass die fünfstufige Farbskala nur auf verpackten, verarbeiteten Lebensmitteln zu finden ist. Dies mag dazu verleiten, gewisse Lebensmittel per se als gesund einzustufen - doch am gesündesten sind immer noch unverarbeitete Lebensmittel, wie zum Beispiel Eier, frisches Obst und Gemüse, Brot und Hülsenfrüchte.

Verbraucher sollten sich also nicht verunsichern lassen: Nur, weil ein insgesamt wertvolles Lebensmittel mit dem Nutri-Score C eingestuft wird, ist es noch lange nicht per se ungesund und gleichzeitig muss ein Produkt mit einem Nutri-Score von A oder B (grüne Ampelfarbe) noch lange nicht gesund sein - es kann nämlich auch sein, dass es schlicht keine Nährwerte besitzt, weder positive noch negative. Wer also nur Produkte mit einem Nutri-Score von A oder B kauft, kann sich trotzdem ungesund ernähren! Die Ernährungsampel gibt am Ende nämlich gar keine Auskunft darüber, ob ein Lebensmittel gesund oder ungesund ist, sondern bewertet nur dessen Inhaltsstoffe und macht diese transparenter, beziehungsweise vergleichbarer.

Mit der Lebensmittelampel werden Waren einer Kategorie vergleichbarer

Der eigentliche Sinn der Ernährungsampel liegt nicht darin, gesund von vermeintlich ungesund zu trennen, sondern der Nutri-Score ermöglicht laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stattdessen "Vergleiche innerhalb der jeweiligen Produktgruppe". Verbraucher*innen sollen also beispielsweise die Nährwerte verschiedener Öle, Müslis, Joghurts oder TK-Pizzen miteinander vergleichen können, wenn sie im Supermarkt vor dem Warenregal stehen - und anhand der Farb-/Buchstabenskala schnell in der Lage sein, nährwertbezogene Unterschiede auszumachen und das "ernährungsphysiologisch günstigere Lebensmittel" einer Kategorie zu wählen. Voraussetzung dafür sei, dass "die Lebensmittel einer Bewertungskategorie mindestens über drei der fünf Bewertungskategorien verteilt sind [...]."

Leider stehen oft aber nicht alle Lebensmittel einer Kategorie in unmittelbarer Nähe zueinander im selben Regal, ausgewogenere Alternativen fallen nicht immer sofort ins Auge (zum Beispiel Haferflocken im Vergleich zu diversen zuckrigen Frühstücksflocken). Und wer mit einer bestimmten Vorstellung nach einem Snack sucht, wird vielleicht eher innerhalb einer Produktgruppe bleiben und eine Chipssorte mit vergleichsweise gutem Nutri Score wählen - das kleinere Übel - anstatt auf womöglich schlechter eingestufte Käsewürfel ohne Zusatzstoffe auszuweichen, die länger satt machen würden.

Aus diversen Gründen ist es daher wichtig, die Lebensmittelampel nur als Orientierungshilfe und nicht als unbedingte Kaufvoraussetzung zu nutzen - oder gar als kategorisches Verbot eines Produkts mit der Nährwertkennzeichnung D oder E. Als Konsument sollte man sich lediglich bewusst machen, dass diese verarbeiteten, ungünstigeren Lebensmittel lieber nur ab und zu und in kleinen Mengen verzehrt werden sollten und die Kaufentscheidung entsprechend treffen.

Auch das BMEL sieht den Nutri-Score nur als "sinnvolle Ergänzung zu den gesetzlich vorgeschriebenen Angaben wie Zutatenliste und Nährwerttabelle."

Neben dem Nutri-Score weiterhin auf die Nährwerttabelle achten

Die Nährwerttabelle eines jeden Lebensmittels - im Gegensatz zur Lebensmittelampel obligatorisch - bietet weiterhin eine sehr zuverlässige Auskunft.

Als Orientierungshilfe gelten je 100 Gramm folgende Werte als gesund:

  • 3 Gramm Fett

  • 5 Gramm Zucker

  • 0,3 Gramm Salz

Werden diese Werte überschritten, ist das entsprechende Lebensmittel als eher ungesund einzustufen. Die folgende Tabelle in Ampelfarben dient als kleiner "Nährwert-Spicker", damit Sie Lebensmittel schnell als ausgewogen oder weniger ausgewogen einschätzen können.

Nährwertampel
Hinweis: Diese Angaben beziehen sich auf 100 g eines Lebensmittels. Für Getränke halbieren Sie die Grenzwerte einfach. Foto: Liebenswert

Darüber hinaus ist eine möglichst kurze Zutatenliste für Verbraucher meist ein sehr verlässliches Zeichen für ein Produkt, das einer ausgewogenen Ernährung dient.

Ist die Lebensmittelampel für alle Hersteller Pflicht?

Ein großes Manko der Ampel ist, dass ihre Verwendung (die Hersteller übrigens wenig bis nichts kostet) seit ihrer Einführung im Jahre 2020 freiwillig ist. Somit kann jeder Händler selbst entscheiden, ob er eine solche Kennzeichnung des Produkts abdruckt oder nicht. Dies macht gerade den Vergleich von Lebensmitteln so schwer: Wenn eines die Ampel hat und das andere nicht, kann der Vergleich schlichtweg nicht stattfinden. Aber: Entscheidet sich ein Hersteller für die Kennzeichnung, muss er sie auf alle seine Produkte drucken.

Ein weiterer Vorteil einer Pflicht wäre, dass die Hersteller eher Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an gesunden Bestandteilen produzieren würden - um einen "guten", grünen Nutri-Score zu erzielen. Gewisse Werbeslogans wie "besonders fit", "light", "weniger Zucker" oder "mit viel Vollkorn" würden außerdem weniger in die Irre führen - diese dienen schließlich lediglich der Werbung und haben keine wirkliche Aussagekraft.

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Dass der Nutri-Score bereits Wirkung zeigt, belegen Anpassungen bei den Produktrezepturen verschiedener Hersteller. Viele haben laut 'Foodwatch' tatsächlich seitdem den Zucker-, Fett- oder Salzgehalt ihrer Lebensmittel gesenkt und zum Beispiel den Ballaststoffanteil erhöht. Leider gibt es aber auch Unternehmen, die es ausnutzen, dass kostengünstige Zusatzstoffe nicht mit in die Bewertung einfließen - und verarbeiten verstärkt Süßstoffe und Co., da diese den Score nicht negativ beeinflussen oder ihn sogar verbessern können, weil dafür beispielsweise der Zuckeranteil sinkt.

Das Konzept der Ernährungsampel stammt aus Frankreich

Die Idee einer Lebensmittelampel kommt aus Frankreich: Dort entstand die Basis für die Nutri-Score-Berechnung - auf Grundlage eines Modells der Britischen Food Standard Agency (FSA) - eine Kennzeichnung wurde dort auch bereits im Jahre 2017 eingeführt. Gleichzeitig wurde untersucht, wie sich die Ampel auf das Einkaufsverhalten der Leute auswirkt: Das Ergebnis war sehr positiv, denn bestimmte Bevölkerungsgruppen kauften dadurch tatsächlich öfter gesunde Lebensmittel. Somit kann die Ampel auf lange Sicht zu einer besseren Gesundheit in der Bevölkerung beitragen.

Jedoch konnte sich die EU bisher nicht auf die Einführung einer allgemeinen Lebensmittelampel für Hersteller einigen, die für alle Mitgliedsstaaten einheitlich gilt.

Hinweis: Noch detailliertere Informationen zur Lebensmittelampel sowie die der Berechnung zugrunde liegenden Tabellen erhalten Sie beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Hier können Sie genau nachvollziehen, welche Nährwertgrenzen jeweils für welche Zwischenpunktzahlen gelten.

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