Leukozyten, CRP und BSG

Entzündungswerte im Blut: Das sollten Sie darüber wissen

Allgemeines Unwohlsein kann auf eine Entzündung hindeuten. Was Sie über Entzündungswerte im Blut wissen sollten.

Die Entzündungswerte im Blut helfen dem Arzt bei der Diagnose
Die Ermittlung der Entzündungswerte kann Aufschluss über die Schwere einer Erkrankung geben. Foto: PeopleImages / iStock
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Entzündungen als Abwehrreaktion des Körpers

Unser ausgeklügeltes Immunsystem hat regelmäßig mit schädlichen Reizen zu tun, die abgewehrt werden müssen. Beim Eindringen von Erregern in unseren Körper entsteht daher eine Entzündung, die nichts anderes als eine natürliche Abwehrreaktion unseres Körpers ist.

Unser Experte:

Prof. Dr. med. Andreas Neubauer ist Direktor der Klinik für innere Medizin und Hämatologie, Onkologie und Immunologie in Marburg.

Er weiß genau, wie Blutwerte zu deuten sind und wie man Entzündungen vorbeugen kann.

Der Schuldige kann hier sowohl ein viraler oder bakterieller Krankheitserreger, eine kleine Wunde als auch eine größere Verletzung sein. Reagiert der Körper mit einer Entzündungsreaktion, äußert sich diese meist durch die klassischen Entzündungsanzeichen wie Schmerzen, Fieber, Rötung, Schwellung oder Ähnlichem.

Was dann im Körper passiert, beschreibt Dr. Neubauer wie folgt: "Menschen haben - wie alle Lebewesen - Entzündungszellen, um Angreifer wie Pilze, Bakterien oder Viren außerhalb des Körpers zu halten." Diese Entzündungszellen werden im Knochenmark hergestellt und begünstigt durch Adipositas oder zu viel Sitzen

Im Kapitel 'Wie Sie vorbeugen' gibt der Arzt Tipps, wie Sie solchen Entzündungen vorbeugen können. 

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Solche entzündlichen Prozesse lassen sich durch verschiedene Stoffe in unserem Blut nachweisen. Diese Entzündungswerte oder -marker können durch ein Blutbild nachgewiesen werden. Sie geben Aufschluss über chronische oder akute Entzündungen im Körper und zeigen sich beim Vorliegen erhöht. 

Zu den wichtigsten Entzündungsparametern zählen die Leukozytenzahl, die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und das C-reaktive Protein (CRP). Im Falle einer Infektion kann die Bestimmung dieser Blutwerte mittels CRP-Test daher sehr hilfreich sein.

Ist der Krankheitserreger bakteriell oder viral?

Während eine Verletzung meist mit einer offensichtlichen Entzündungsreaktion einhergeht, ist bei Erkältungskrankheiten häufig ungewiss, wo sich überall entzündliche Prozesse abspielen und welche Krankheitserreger dafür verantwortlich sind.

Dies herauszufinden ist für die Behandlung jedoch von großer Bedeutung, weil bakterielle Infektionen in der Regel mit Antibiotika behandelt werden, eine Virusinfektion hingegen nicht. Wird trotzdem ein Antibiotikum eingenommen, ist dieses unwirksam und die Ausbreitung resistenter Bakterien wird gefördert.

"Bei viralen Infekten sind Antibiotika oft schädlich", erklärt Dr. Neubauer. Zu hohes Fieber sollte z.B. symptomatisch behandelt werden. In den letzten Jahren hätte sich gezeigt, dass das zu schnelle Verschreiben von Antibiotika das Immunsystem auch erschöpfen könne, erklärt der Arzt.

Er betont gleichzeitig aber auch die Wichtigkeit von Antibiotika: "Sie sind wichtig bei bakteriellen Infektionen, und vor allem bei immunsupprimierten Patienten mit Leukämie oder nach einer Chemotherapie. Hätten wir da keine Antibiotika, könnten wir diese Behandlungen alle gar nicht durchführen", erklärt Dr. Neubauer. 

Es ist natürlich auch möglich, dass sich beide Erregertypen (viral und bakteriell) im Körper angesiedelt haben. Ein Blick auf die Entzündungswerte im Blut kann zeigen, ob es sich um eine Superinfektion handelt.

Sehen Sie hier, wie Sie eine Erkältung von einer Grippe unterscheiden können (Artikel geht unten weiter):

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Entzündungswerte im Blut: Die Bedeutung von Leukozyten

Die weißen Blutkörperchen, auch Leukozyten genannt, sind die Immunabwehr-Armee unseres Körpers. Sie befinden sich im Dauereinsatz und sind immer auf der Suche nach Krankheitserregern. Haben sie Viren, Bakterien oder andere Eindringlinge gefunden, werden diese bekämpft.

Wie oft sollte man seine Blutwerte kontrollieren lassen?

Dr. Neubauer rät gesunden Menschen, die keine Beschwerden haben, keine routinemäßige Untersuchung der Blutwerte.

Ob Blutwerte kontrolliert werden, hänge laut des Arztes von den Beschwerden des Patienten ab. Das Wichtigste sei für den Arzt die Geschichte des Patienten (Anamnese) und die Untersuchung selbst. Erst, wenn es wirklich sinnvoll erscheint, werden Blutwerte kontrolliert. 

Ein gesunder Erwachsener hat zwischen 4.000 und 11.000 Leukozyten pro Mikroliter Blut.

Ist die Anzahl der weißen Blutkörperchen erhöht, kann das auf eine Infektion im Körper hindeuten.

Um näher herauszufinden, um was für einen Erreger es sich handelt, werden weitere Untergruppen der Leukozyten bestimmt.

Ist die Anzahl der Leukozyten sehr niedrig, kann das ebenfalls auf eine Erkrankung hindeuten, die auf jeden Fall medizinisch untersucht werden sollte.

Normalwerte der Entzündungsparameter
Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors. Foto: fotoquique / iStock, (Monatge: Liebenswert)

Was sagt die Höhe des CRP-Werts über die Gesundheit aus?

Ebenfalls an der Abwehr beteiligt ist das C-reaktive Protein (CRP), ein körpereigenes Protein, welches in der Leber gebildet wird.

"CRP ist ein Parameter, der die systemische Entzündung im Körper abgreift." Dieser Wert sei zum Beispiel erhöht, wenn ein Mensch eine Lungen- oder Blinddarmentzündung habe oder ein Zahn vereitert ist, so Dr. Neubauer. "Der CRP-Wert hilft und Ärzten also, Entzündungen im Körper zu erkennen", erklärt der Arzt.

Ein CRP-Wert bis 5 Milligramm pro Liter Blutserum gilt bei einem gesunden Erwachsenen als Normalwert. Je höher der Wert ansteigt, desto größer ist die Abwehrreaktion, die der Körper leisten muss. CPR-Werte über 100 Milligramm pro Liter sprechen dann für eine schwere Entzündung, bei einem Anstieg auf 50 Milligramm handelt es sich eher um eine leichtere Erkrankung.

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CRP-Werte steigen laut Dr. Neubauer nicht sofort. Oft dauere es 24 bis 36 Stunden, bis die Entzündungswerte im Blut ansteigen. Um die Laborwerte zu verstehen, brauche es jedoch vorher die Anamnese und die Untersuchung des Patienten.

Chronische Entzündungen können ebenfalls mit CRP-Erhöhungen einhergehen, darunter fielen Wohlstandserkrankungen wie z.B. Adipositas, weiß Dr. Neubauer

Bei Infektionen durch Bakterien ist der CRP-Wert meist deutlich höher als bei einer Virusinfektion, sodass die Ermittlung des CRP-Wertes auch bei der Frage "Antibiotikum - ja oder nein?" eine große Hilfe sein kann. Es sei jedoch gesagt, dass bei einem deutlich erhöhten CRP-Wert nicht immer Bakterien die Übeltäter sind. Auch Gewebeschäden aufgrund einer Tumorerkrankung oder infolge einer OP können den Wert in die Höhe treiben.

Eine erhöhte Blutsenkung ist kein eindeutiges Entzündungszeichen

Bei der Ermittlung der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) wird im Labor geschaut, wie schnell sich das Blut innerhalb eines Röhrchens in flüssige und feste Bestandteile teilt oder auch wie schnell sich die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) am Boden absetzen. Anschließend wird gemessen, wie viele Erythrozyten sich nach einer Stunde am Boden des Röhrchens abgesetzt haben. Je nach Alter und Geschlecht lassen sich vier Normalwerte klassifizieren: Bei Frauen bis 50 Jahre 6-20 Millimeter pro Stunde, über 50 Jahre 6-30 Millimeter pro Stunde. Bei Männern bis 50 Jahre 3-10 Millimeter pro Stunde, über 50 Jahre 3-20 Millimeter pro Stunde.

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Die BSG zählt zu den Entzündungsmakern, weil die Blutkörperchen bei Entzündungen in der Regel schneller zu Boden sinken und sich ein erhöhter Wert ermitteln lässt. Der Grund dafür ist, dass sich bei einer Entzündung vermehrt Eiweiße im Körper bilden, die dafür sorgen, dass die roten Blutkörperchen aneinanderhaften.

Durch ihre größere Dichte sinken sie schneller und der Wert für die Blutsenkung steigt. Ein erhöhter BSG-Wert ist jedoch kein eindeutiges Entzündungszeichen, weil er auch durch andere Faktoren, wie zum Beispiel eine Schwangerschaft oder Menstruation, beeinflusst werden kann. Hier zeigt sich deutlich, dass alle Entzündungsparameter gleichermaßen wichtig sind, um eine genaue Diagnose zu stellen und eine mögliche Erkrankung einzugrenzen.

Stille Entzündungen - Woran erkennt man sie?

Stille Entzündungen können tückischer sein, doch auch hier gibt es Indizien, die darauf hinweisen können.

"Das kann man daran erkennen, dass man etwa schlapp und müde wird", erklärt Dr. Neubauer. Stille Entzündungen können beispielsweise durch Fettsucht ausgelöst werden. "Bei Verdacht auf eine stille Entzündung sollte man sich vorab vom Arzt oder der Ärztin untersuchen lassen." 

So beugen Sie Entzündungen vor

Dr. Neubauer empfiehlt: "Impfungen, die von der Ständig-Impfkommission (STIK) empfohlen werden, durchführen lassen."

Sein zweiter Rat: "Leben Sie gesund. Es ist absolut kein Problem, hin und wieder eine Cola zu trinken oder einen Burger zu essen. Aber wenn man das jeden Tag dreimal macht, ist das ein Problem."

Entzündungen könne außerdem durch eine gesunde Ernährung und Sport vorgebeugt werden. Neubauer empfiehlt Mischkost, die reich an Antioxidantien ist, dazu gehören beispielsweise Tomaten, Gurken und Brokkoli

Sein Appell: Dem Körper ein bis zweimal im Jahr eine Fastenzeit gönnen. "Generell essen Menschen in der westlichen Hemisphäre zu viel Fleisch, das ist für sie schlecht und fürs Klima auch." 

Eine weitere Möglichkeit, Entzündungen vorzubeugen, sei laut Dr. Neubauer Stressoren abzubauen und so den Blutdruck zu senken

Dr. Neubauer macht Hoffnung: Entzündungen im Körper wieder zu normalisieren, sei durchaus möglich, erklärt er. "Das kann z.B. über gesunde Lebensweise, mehr Sport oder über kontrollierte Gewichtsabnahme als Behandlung für Diabetes etc. gehen".

Der Arzt rät: "Prophylaxe ist also das Entscheidende, nicht die Kontrolle von Blutwerten bei Gesunden ohne Beschwerden."