Scheidentrockenheit in den Wechseljahren: Helfen Hausmittel?
Eine Expertin erklärt, ob es wirksame Hausmittel gegen Scheidentrockenheit in den Wechseljahren gibt.

- Ist Joghurt ein gutes Hausmittel gegen Scheidentrockenheit?
- Helfen Kokosöl oder Olivenöl bei vaginaler Trockenheit?
- Wenn die Scheide trocken ist: Sind Apfelessig-Bäder sinnvoll?
- Natürliche Gleitmittel gegen Schmerzen beim Sex - ja oder nein?
- Fazit: Hausmittel bei Scheidentrockenheit in den Wechseljahren - ja oder nein?
- Ursachen für eine trockene Scheide in den Wechseljahren
- Weitere Tipps zur Linderung von vaginaler Trockenheit
Gesundheitliche Beschwerden mit Hausmitteln und damit auf natürliche Weise zu therapieren, ist in vielen Fällen sinnvoll und schonender für den Körper als eine medikamentöse Behandlung. Auch die verstärkt in den Wechseljahren auftretende Scheidentrockenheit soll auf diese Weise erträglicher gemacht werden, wie zahlreiche verbreitete Tipps suggerieren. Doch stimmt das wirklich?
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Ist Joghurt ein gutes Hausmittel gegen Scheidentrockenheit?
So heißt es zum Beispiel, dass die Anwendung von etwas Naturjoghurt im Intimbereich eine trockene Scheide besänftigen könne. Die im Joghurt enthaltenen Milchsäurebakterien sollen den pH-Wert der Vagina positiv beeinflussen und Juckreiz lindern. Allerdings sind in diesem Milchprodukt auch noch andere Mikroorganismen enthalten, die eine bakterielle Infektion hervorrufen könnten.
Auch, wenn dieses Hausmittel durchaus helfen kann, ist eine Therapie mit Joghurt deshalb nicht unbedingt zu empfehlen. Darüber hinaus weisen spezielle Präparate aus der Apotheke meist eine höhere Konzentration an Milchsäurebakterien auf, was letztlich wirksamer gegen Scheidentrockenheit ist.
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Helfen Kokosöl oder Olivenöl bei vaginaler Trockenheit?
Wenn die gereizte Scheide Beschwerden verursacht, sollen außerdem ein Teelöffel hochwertiges, reines Olivenöl oder natives Bio-Kokosöl helfen. Durch diese im Intimbereich aufgetragenen Hausmittel werde die Scheidenschleimhaut wieder geschmeidiger, was Schmerzen, Jucken und Brennen lindere.
Ob das wirklich unbedenklich ist, haben wir bei Univ.-Prof. Dr. Doris Maria Gruber, Frauenärztin aus Wien, erfragt. Sie betreibt unter anderem Menopausenforschung und hat bereits die Behandlung von Menopausebeschwerden mithilfe der Phytotherapie untersucht. Ihr Expertenrat lautet: "Wenn diese Mittel gut vertragen werden und helfen, spricht nichts dagegen - man sollte allerdings auf mögliche allergische Reaktionen achten und bedenken, dass sie als Dauerlösung bei Scheidentrockenheit in den Wechseljahren nicht zu empfehlen sind."
Sehen Sie hier, wie Sie Scheidentrockenheit und andere Wechseljahresbeschwerden ebenfalls ganz natürlich lindern können (Artikel geht unten weiter):
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Wenn die Scheide trocken ist: Sind Apfelessig-Bäder sinnvoll?
Auch, wenn häufig der Tipp gegeben wird, Sitzbäder mit Apfelessig gegen Scheidentrockenheit anzuwenden: Sehen Sie lieber davon ab. Laut Dr. Gruber sind diese kein geeignetes Hausmittel bei vaginalen Beschwerden. In diesem Fall ist das Scheidenmilieu bereits angegriffen und durch den Essig kann es unter Umständen zusätzlich belastet werden.
Grundsätzlich gilt, dass die sich sehr gut selbst reinigende Scheide nicht zu oft und zu viel von innen gespült oder gewaschen werden solle. Auch spezielle Reinigungsprodukte sind nicht nötig, warmes Wasser reicht völlig aus. Eine übertriebene Intimhygiene kann auf Dauer der Scheidenflora schaden.
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Natürliche Gleitmittel gegen Schmerzen beim Sex - ja oder nein?
Wer in den Wechseljahren unter Scheidentrockenheit leidet, möchte nicht nur etwas gegen das Jucken und Brennen tun, sondern oftmals bereitet dann auch der Geschlechtsverkehr Schmerzen - was dazu führen kann, dass Frauen immer weniger Lust empfinden. Eine Hilfe sind da klassische Gleitmittel aus dem Handel, doch in denen sind häufig nicht so gut verträgliche Zusatzstoffe enthalten. Zu den natürlichen Alternativen zählen zum Beispiel reines Aloe-vera-Gel oder das bereits genannte Kokos- sowie Olivenöl, die - sofern sie gut vertragen werden - gegen die prinzipiell nichts spricht.
Mehr dazu: Welches Gleitgel ist das richtige bei Scheidentrockenheit und Co.?
Bei der Verwendung alternativer Gleitmittel sollte allerdings immer darauf geachtet werden, ob diese die Wirkung von Kondomen beeinträchtigen könnten. Nur Produkte auf Wasser- oder Silikonbasis bieten in der Regel ausreichend Sicherheit, fetthaltige (wie zum Beispiel Kokos- und Olivenöl) hingegen nicht.
Fazit: Hausmittel bei Scheidentrockenheit in den Wechseljahren - ja oder nein?
Alles in allem ist es schwierig, ein Hausmittel zu nennen, das bedenkenlos für jede unter Scheidentrockenheit leidende Frau zu empfehlen ist. Das gilt besonders bei einer trockenen Vagina in den Wechseljahren, da Beschwerden hier meist langfristiger sind und sie weitere Probleme nach sich ziehen. "Da die trockene Schleimhaut anfälliger für Keime ist, besteht die Gefahr zusätzlicher Infektionen", so Dr. Gruber. "Der natürliche Schutzfilm der Vagina und die gesunde Bakterienbesiedlung sind bei Scheidentrockenheit oft gestört."
Die Gynäkologin rät deshalb dazu, die trockene Scheide stattdessen mit einer leichten Östrogencreme beziehungsweise entsprechend hormonhaltigen Zäpfchen - lokal und nicht dauerhaft - zu behandeln. Es gebe allerdings auch effektive, lokal angewandte Pflanzencremes mit dem Extrakt der Traubensilberkerze.
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Sprechen Sie in jedem Fall mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin darüber, welche Therapie (ob mit oder ohne Hormonen) für Sie infrage kommt. Nur so kann auch abgeklärt werden, ob eine Erkrankung für die Scheidentrockenheit verantwortlich ist, die separat behandelt werden muss, oder ob die Beschwerden als Nebenwirkungen von Medikamenten auftreten.
Sehen Sie hier, worauf Sie in den Wechseljahren noch achten sollten (Artikel geht unten weiter):
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Ursachen für eine trockene Scheide in den Wechseljahren
Jüngere Frauen leiden häufig unter Scheidentrockenheit, weil sie zum Beispiel eine falsche Intimhygiene betreiben. Auch die Antibabypille kann Beschwerden begünstigen, ebenso haben Schwangere häufig dieses Problem. Für viele kommt es aber erst im Zuge der Menopause/Wechseljahre zu einer juckenden und/oder schmerzenden Vagina: Das hängt mit den hormonellen Veränderungen in dieser Lebensphase zusammen, in der es häufig zu einem Östrogenmangel kommt. Dadurch wird die Vaginalschleimhaut dünner und schlechter durchblutet. Das kann zu einer Verringerung der Scheidensekretproduktion führen und ebenso den pH-Wert der Scheidenflora beeinflussen.
Darüber hinaus kann eine vaginale Trockenheit auch im Zuge einer Chemotherapie, als Nebenerscheinung von Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes und - wie bereits erwähnt - durch die Einnahme bestimmter Medikamente entstehen. Ebenso können Depressionen oder Stress sowie starker Tabak- und Alkoholkonsum eine trockene Scheide begünstigen.
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Weitere Tipps zur Linderung von vaginaler Trockenheit
Unterstützend zur lokalen Behandlung der Scheidentrockenheit sollten Sie besondere Vorsicht bei der Wahl Ihrer Unterwäsche walten lassen. Verzichten Sie lieber auf synthetische Fasern, da diese die Schleimhäute reizen können und tragen Sie stattdessen Slips aus Baumwolle. Auch zu enge (Strumpf-)Hosen können die Beschwerden im Intimbereich verschlechtern.
Achten Sie außerdem darauf viel zu trinken, um die Durchfeuchtung der Scheide zu unterstützen und ernähren Sie sich möglichst ausgewogen. Darüber hinaus können Lebensmittel, die einen hohen Anteil pflanzlicher Östrogene (Phytoöstrogene) aufweisen, hilfreich sein - wie zum Beispiel Sojaprodukte, Leinsamen, Hülsen- und Trockenfrüchte.
Mehr zum Thema Ernährung in den Wechseljahren: Darauf sollten Sie achten
Sehen Sie vom Baden in Chlorwasser ab und vermeiden Sie generell ausgedehnte Bäder sowie zu langes Schwimmen. Andere Formen von Bewegung, wie zum Beispiel Spaziergänge oder Wandern, tut Ihnen dagegen sehr gut, weil dadurch die Durchblutung gefördert wird - auch die der Scheidenschleimhaut. Sorgen Sie darüber hinaus für mehr Entspannung und Ruhe in Ihrem Alltag, zum Beispiel durch Meditation.
Wichtig: Holen Sie bei anhaltenen Beschwerden immer ärztlichen Rat ein und lassen Sie sich bezüglich möglicher Therapiemaßnahmen beraten.
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