Auf Wechselkurs

Wechseljahre: Was passiert mit mir?

Wenn die Hormone in den Wechseljahren einen neuen Kurs anpeilen, können Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Gefühlsschwankungen hohe Wellen schlagen.

Wechseljahre: Was passiert eigentlich gerade mit mir?
In den Wechseljahren haben Sie das Ruder in der Hand! Foto: zoranm / iStock
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Raue See in den Wechseljahren? Für uns kein Problem! Denn auf unserer Reise, die wir ungefähr ab unserem 40. Geburtstag beginnen, halten wir uns nur an die sichersten Manöver. Dafür holen wir erfahrene Skipperinnen mit ins Boot, die uns erklären, wie wir unseren inneren Kompass auch bei starkem Wellengang in Richtung Gesundheit und Wohlbefinden ausrichten.

Je mehr wir den Körper kennen, desto besser

Es ist faszinierend: Zwischen unserer ersten Menstruation (Menarche) bis zur letzten (Menopause) spielen regelmäßige Befehlsketten zwischen Gehirn und Eierstöcken eine entscheidende Rolle für unsere Hormonproduktion. In einem dynamischen und zum Beispiel durch Stress leicht störanfälligen Regelkreis produziert unsere Hirnanhangsdrüse zwei wichtige Botenstoffe: die Hormone LH und FSH. Empfangen die Eierstöcke diese Signale, wissen sie sofort, was zu tun ist - und lassen umgehend Eizellen in sogenannten Follikeln (Eihüllen) heranreifen. Diese bilden das Hormon Östrogen, das die Gebärmutterschleimhaut wachsen lässt. Direkt nach dem Eisprung produziert der Follikel dann das Gelbkörperhormon Progesteron.

Ob wir uns gut fühlen, hängt maßgeblich vom harmonischen Zusammenspiel beider Hormone ab! Sie gelten sogar als unsere Schutz- und Aktivitätshormone, weil sie unserer Gesundheit während der gesamten fruchtbaren Lebensphase dienen. Östrogen beispielsweise verleiht uns Antrieb und Power: Es versorgt unsere Körperzellen, strafft die Haut, hält unsere Schleimhäute feucht, baut und erneuert die Knochensubstanz und schützt sogar unser Herz. Außerdem bindet es Wasser in den Zellen, unterstützt unser Immunsystem und senkt den Blutzucker. Progesteron hingegen, "Hormon des inneren Friedens" oder auch "Nestbau-Hormon" genannt, beruhigt uns, schützt unsere Nervenzellen, wirkt schlaffördernd, macht uns gelassener und leitet Wasser aus.

Irgendwann, etwa ab dem 40. Lebensjahr, beginnt unser Eierstock, die Produktion neuer Eizellen langsam einzustellen. Damit ist unser Gehirn jedoch nicht einverstanden und schüttet verstärkt LH und FSH aus - ganz einfach, um den Eierstock anzuregen. Manchmal springen dann sogar mehrere reife Eifollikel, sodass die Östrogen- und Progesteronmengen im Blut ziemlich durcheinandergeraten. Und genau dieses Kuddelmuddel erleben wir mitunter als starke Blutungen, unregelmäßige Zyklen, Regelschmerzen, Migräne, Nervosität, Ängstlichkeit und Stimmungsschwankung.

Mehr: Sind die Wechseljahre eine reine Kopfsache?

Cool bleiben - auch wenn's heiß wird

Extreme Hitzewallungen, Schweißattacken, Schlafstörungen, Scheidentrockenheit und Depressionen sind die typischen Zeichen abrupter Hormonstürze in der Zeit unmittelbar vor und nach der Menopause, etwa um unseren 50. Geburtstag.

Aber: Probleme in dieser Zeit sind kein Muss, ein Drittel von uns hat in dieser Phase sogar überhaupt keine Beschwerden. Außerdem bedeutet die Reduktion unserer Beschützer-Hormone nicht, dass wir häufiger kränkeln oder zu den rund 15 Prozent gehören werden, die eine wechseljahrsbedingte Osteoporose entwickeln. Allerdings heißt es für uns ab sofort, selbst noch besser auf unsere Gesundheit zu achten. Klar haben wir schon viel über die Wechseljahre gelesen - nun wollen wir selbst herausfinden, ob wir doch eine Zeit lang in der Medizin oder in der Naturheilkunde vor Anker gehen wollen. Vielleicht halten wir aber auch mit Hormon-Yoga und einer gezielten Ernährung - oder mit einer Mischung aus allem - den Kurs in Richtung Gesundheit und Wohlbefinden bei ? Lassen wir uns inspirieren ...

Seemannsgarn - 5 Mythen über die Wechseljahre

  1. In unserem Körper wird jetzt überhaupt kein Östrogen mehr gebildet: Das stimmt nicht! Unsere Nebennierenrinde versorgt uns weiterhin mit dem Botenstoff - nur in deutlich geringerer Menge.
  2. Wir alle leiden unter starken Hitzewallungen: Nein, ein Drittel hat überhaupt keine Beschwerden, ein weiteres leichte bis mittelschwere. Nur ein Drittel von uns spürt die Hormonabfälle stark.
  3. Wechseljahre sind eine hormonelle Störung, die therapiert werden muss: Das behaupteten Mediziner tatsächlich in den 1980er-Jahren! Heute ist klar, dass die Reduktion der Hormone ein ganz natürlicher Prozess ist.
  4. Wir können nicht mehr schwanger werden: Doch, vor der Menopause ist eine Schwangerschaft jederzeit möglich! Unser Arzt hilft uns dabei, die geeignete Art der Verhütung zu finden.
  5. Wir sind die einzigen Lebewesen, die in die Wechseljahre kommen: Nein, weil Hormonabfälle auch bei Menschenaffen und Elefanten nachgewiesen wurden. Über typische Beschwerden ist jedoch nichts bekannt.