Natur oder Arznei?

Homöopathie oder Hormone: Wechseljahre schonend unterstützen

Sollte man lieber auf Homöopathie oder Hormone in den Wechseljahren setzen? Ein Interview mit einer Expertin.

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Der Körper spielt verrückt, und selbst die Laune hat man nicht mehr so ganz unter Kontrolle! Doch anders als bei unserem ersten hormonellen Umbruch sind wir heute gestandene Frauen und bestimmen selbst, was wir uns zumuten – und wann wir den hormonellen Schwankungen einen Riegel vorschieben. Aber welchen? Dazu befragen wir die Expertin für pflanzliche Arzneimittel, Prof. Dr. Marietta Kaszkin-Bettag.

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Phytotherapie oder niedrig dosierte Hormone in den Wechseljahren – was ist besser?

Prof. Dr. Kaszkin-Bettag: Die pflanzlichen Mittel erhöhen das Thromboserisiko nicht und fördern auch nicht die Gewichtszunahme. Außerdem ist, anders als bei einer Hormontherapie, nicht von einem erhöhten Brustkrebs-Risiko auszugehen.

Und trotzdem ist zum Beispiel ein Extrakt aus Rhapontikrhabarber bei Hitzewallungen so effektiv wie niedrig dosierte Hormone?

Prof. Dr. Kaszkin-Bettag: Ja, denn die Inhaltsstoffe des Extraktes sind von der Struktur her ähnlich aufgebaut wie Östrogene. Sie stellen über bestimmte Rezeptoren das hormonelle Gleichgewicht im weiblichen Körper wieder her und haben so einen positiven Effekt auf Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen sowie psychische Anzeichen wie Ängstlichkeit und Depression.

Wenn Rhapontikrhabarber-Extrakt so wirkt wie Östrogene – ist er dann nicht auch genauso gefährlich?

Prof. Dr. Kaszkin-Bettag: Nein, im Gegensatz zu Östrogenen stimuliert der Extrakt nicht diejenigen Rezeptoren, die für die erhöhte Zellteilung von Brustkrebs- und Gebärmutterkrebszellen verantwortlich sind. Das ist wissenschaftlich belegt.

Welche Wechseljahresbeschwerden gibt es eigentlich?

Rhapontikrhabarber- und Traubensilberkerzen-Extrakt werden beide in den Wechseljahren eingesetzt. Woher weiß ich, welches das richtige für mich ist?

Prof. Dr. Kaszkin-Bettag: Traubensilberkerzen-Extrakt ist vor allem bei Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Schlafstörungen wirksam. Gegen all dies wirkt Rhapontikrhabarber-Extrakt auch. Und zusätzlich gegen leichte Depression, Kopfschmerzen und Migräne, Harnwegsbeschwerden, trockene Scheide sowie Gelenk- und Muskelbeschwerden. Das haben Studien eindeutig gezeigt.

Sie raten also von Hormonen ab?

Prof. Dr. Kaszkin-Bettag: Ich bin gegen die Einnahme von Hormonen, wenn es gegen die Beschwerden auch pflanzliche Mittel gibt. Jeglicher Eingriff in den Hormonhaushalt ist mit Risiken behaftet. Auch bioidentische Hormone sind eben Hormone.

Die Hormontherapie soll auch vor Osteoporose schützen. Wie kann ich meine Knochen noch stark machen?

Prof. Dr. Kaszkin-Bettag: Eigentlich ist die Hormontherapie gar nicht zur Behandlung der Osteoporose zugelassen, auch wenn es oft so heißt. Wichtig sind eine ausgewogene Ernährung mit kalzium- und Vitamin-D-haltigen Lebensmitteln und viele Aufenthalte an sonnigen Tagen im Freien.

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Wenn ich jetzt schon Hormone nehme und umsteigen möchte: Was soll ich tun?

Prof. Dr. Kaszkin-Bettag: Wenn es möglich ist auszuschleichen, sollte man das tun, da es durch ein abruptes Absetzen des Hormonpräparats zu Entzugserscheinungen kommen kann: Beschwerden treten verstärkt auf. Man kann parallel mit der Einnahme von Phytopharmaka beginnen, da es zwei bis vier Wochen dauert, bis deren Wirkung voll ausgeprägt ist.