Endlich wieder gut drauf

Depression in den Wechseljahren: Das können Sie dagegen tun

Seelische Ups und Downs gehören zum Alltag. In den Wechseljahren jedoch können negative Verstimmungen und sogar Depressionen anhalten. Aber das müssen Sie nicht hinnehmen.

Depression in den Wechseljahren.
Sie sind in der Menopause ständig gereizt, antriebs- und appetitlos? Was bei einer Depression in den Wechseljahren hilft. Foto: laflor / iStock
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Nervosität, Niedergeschlagenheit, Ängste und Gereiztheit zählen neben Hitzewallungen zu den häufigsten Wechseljahresbeschwerden.

Im Artikel erklären drei Experten, wie Sie in den Wechseljahren Ihre Lebensfreude wiederfinden.

Erfahren Sie im folgenden Video, welche Dinge Sie in den Wechseljahren vermeiden sollten, um Beschwerden zu lindern (der Artikel geht unter dem Video weiter):

Video Platzhalter
Video: Glutamat

Was ist der Unterschied zwischen einer Depression und depressiver Verstimmung?

Zu Stimmungsschwankungen und einem Chaos der Gefühle kann es in den Wechseljahren immer wieder kommen. Kein Wunder, denn die Hormone spielen sowohl vor, in als auch nach der Menopause verrückt.

Doch nicht immer tritt in den Wechseljahren eine ernsthafte Depression auf. Oftmals leiden Betroffene auch "nur" unter einer depressiven Verstimmung. Doch woran erkennt man den Unterschied?

In der Regel lässt sich eine depressive Verstimmung von einer Depression aufgrund ihrer Schwere unterscheiden. Depressionen werden in leichte, mittlere und schwere Formen unterteilt. Eine depressive Verstimmung gehört zu den leichten und mittleren Depressionen. Die schwerste Form wird "Depression" genannt.

In der folgenden Tabelle haben wir für Sie die prägnantesten Symptome einer leichten, mittleren und schweren Form der Depression aufgelistet.

Symptome und Schweregrad der Depression

Leichte Form

Mittlere Form

Schwere Form

Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit, Betroffene sind noch in der Lage, dem gewohnten Alltag nachzugehen.

Probleme am Arbeitsplatz, aber auch mit Familie und Freunden und im zwischenmenschlichen Kontakt, Rückzug vom gesellschaftlichen Leben.

Eine Bewältigung des Alltags wird unmöglich. Es fehlt die Kraft für die einfachsten Dinge, wie Aufstehen, Körperpflege oder Essen. Symptome einer Angststörung oder sogar Wahnvorstellungen können auftreten.

Symptome erkennen

Folgende Symptome können bei einer Depression häufig aufgrund von Erfahrungsberichten in den Wechseljahren auftreten:

  • Reizbar

  • Appetitlos

  • Antriebslos

  • Verlust der Libido

  • Gedächtnisprobleme

  • Abgeschlagenheit

  • Pessimismus

  • Verdauungsprobleme

  • Schlafstörungen

Wichtiger Hinweis: Weder die Tabelle noch die Auflistung der möglichen Symptome stellt eine Diagnose dar. Wenn Sie die Vermutung haben, an Depressionen zu leiden, suchen Sie bitte einen Arzt auf.

Ihre Experten im Artikel

Prof. Harald Meden ist Facharzt für Gynäkologie am Paracelsus-Spital Richterswil in der Schweiz.

Prof. Petra Stute ist Frauenärztin und Leiterin des Menopausen-Zentrums am Inselspital in Bern.

Dr. Klaus Schneider ist Facharzt für Gynäkologie und Sexual-Medizin in Dortmund.

Ursachen: Wie kommt es zur Wechseljahre-bedingten Depression?

Die Wechseljahre bringen so einiges im Körper ziemlich durcheinander. Das Abnehmen fällt schwerer, die Haare fallen aus, es kommt häufiger zu Kreislaufproblemen. Und die Hormone stellen die Gefühlswelt auf den Kopf. Das Ergebnis: Depressionen oder depressive Verstimmungen.

Doch wie kommt es dazu? Laut Prof. Harald Meden sei durch die hormonelle Umstellung auch das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn beeinträchtigt, die für die Regulation der Stimmungslage verantwortlich sind.

"Die Folgen dieser Störung sind die neurovegetativen Symptome wie Hitzewallungen und psychische Symptome wie depressive Verstimmungen", so der Gynäkologe.

Weitere mögliche Ursachen für die Depressionen in der Menopause können sein:

  • Genetische Veranlagung

  • Ein Mangel an Serotonin und Östrogen

  • Stress

  • Medikamente

  • Neuronale Störungen

  • Psychosoziale Kontakte

  • Stoffwechselstörungen

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So unterschiedlich jede einzelne Frau ist, so unterschiedlich sind auch die Wechseljahresbeschwerden und Verstimmungen in den Wechseljahren.

Daher rät Dr. Klaus Schneider, am besten in einem Arzt-Patientin-Gespräch zu klären, welche Behandlung unternommen werden soll und welche Mittel helfen. "Denn nur die Patientin kann sagen, wie stark sie die Beschwerden belasten oder ihren Alltag einschränken", erklärt der Gynäkologe.

Besteht Behandlungsbedarf, klärt der Facharzt dann zunächst über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten auf. "Dazu zählt heute auch wieder die Hormonersatztherapie", so der Facharzt. Allerdings müsse man auch alle Aspekte berücksichtigen, die gegen eine hormonelle Therapie sprechen.

Mögliche Risiken einer Hormonersatztherapie:

  • erhöhtes Brustkrebsrisiko, es steigt bei der alleinigen Einnahme von Östrogen und bei einer Kombinationstherapie mit Gestagen

  • erhöhtes Risiko auf Eierstockkrebs und Gebärmutterschleimhautkrebs, wenn man nur ein Östrogenpräparat alleine einsetzt

  • erhöht die Gefahr von Herzerkrankungen, Thrombosen und Schlaganfällen

Die Risiken sind laut dem AOK-Gesundheitsmagazin am höchsten, wenn die Einnahme über Tabletten stattfindet. Hormone, die über ein Pflaster auf der Haut aufgenommen werden, sind weniger riskant.

Alternative Behandlungsmethoden

Es gibt laut Dr. Schneider auch die Möglichkeit, natürliche Arzneimittel einzunehmen. Hier rät der Experte zu Extrakten der Traubensilberkerze mit Zusätzen von Johanniskraut. "Diese Kombination erweist sich auch bei besonders starken Wechseljahresbeschwerden oder zu Beginn einer Behandlung als sinnvoll", so der Facharzt.

Eine Besserung der Beschwerden tritt laut dem Gynäkologen nach zwei bis vier Wochen ein. "Etwas Geduld ist also unbedingt erforderlich" rät Dr. Schneider.

Wichtig sei die regelmäßige Einnahme nach Vorschrift. Manche Tabletten müssen zweimal täglich, höher dosierte nur einmal täglich genommen werden. Die Präparate gibt es rezeptfrei in der Apotheke.

Mögliche Einschränkungen bei der Einnahme von Traubensilberkerzen-Präparaten

Laut der Frauenärztin Dr. Petra Stute sollten die Präparate vor allem gegen Hitzewallungen im Alter ab 45 Jahren eingenommen werden. "Treten die Wechseljahre vorher auf, ist die Hormonersatztherapie die erste Wahl, wenn keine Risikofaktoren vorliegen", so die Expertin.

Denn mit dem frühen Beginn der Menopause steigt die Gefahr für Herzinfarkt, Schlaganfall und Osteoporose. "Auf diese Gefahren muss der Arzt hinweisen", so die Leiterin des Menopausen-Zentrums. "Denn viele Frauen stehen einer Hormonersatztherapie sehr kritisch gegenüber."

Soja und Rotklee als Mittel gegen die Wechseljahresbeschwerden

Leiden Sie zunehmend an Depressionen oder gar seelischer Überforderung in den Wechseljahren, wollen aber lieber auf natürliche Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen? Dann kommt Ihnen bei der Suche nach dem richtigen Mittel irgendwann sicherlich der Begriff Isoflavone unter.

Isoflavonen sind sekundäre Pflanzenstoffe und kommen insbesondere in Soja und Rotklee vor. Sie sollen bei Wechseljahresbeschwerden helfen und vor Osteoporose schützen sollen.

Auch bei pflanzlichen Alternativen müsse man laut Dr. Schneider zwischen Phytoöstrogenen – umgangssprachlich Pflanzenhormone – und tatsächlich hormonfreien Präparaten wie etwa Traubensilberkerze als Inhaltsstoff unterscheiden.

"Soja und Rotklee enthalten östrogenhaltige Substanzen", so der Facharzt. Ihre Wirkung sei zwar schwächer als die der chemischen Hormone, aber dennoch sollten sie nicht eingenommen werden, wenn Risikofaktoren vorliegen.

Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass Menschen, die an einem östrogenabhängigen Brust- oder Gebärmutterkrebs erkrankt sind oder erkrankt waren, auf keinen Fall isoflavonhaltige Nahrungsergänzungsmittel ohne ärztliche Rücksprache konsumieren sollen.

Auch wenn Sie in Ihrem näheren Verwandtenkreis Betroffene mit Brust- oder Gebärmutterkrebs haben, sollten Sie bei der Einnahme Vorsicht walten lassen.

Ebenfalls zur Vorsicht geraten wird laut Verbraucherzentrale Patientinnen, die das Schilddrüsenhormon Thyroxin einnehmen müssen, da die Einstellung des Medikamentenspiegels erschwert sein kann.  

Um mögliche Risiken und Nebenwirkungen auszuschließen, sprechen Sie am besten mit dem Facharzt oder der Fachärztin Ihres Vertrauens.

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Depressive Verstimmungen vorbeugen mit Sport und Ernährung

Wenn Sie das Eintreten der Menopause sowie den Beschwerden, die mit ihr einhergehen, verzögern möchten, ist dies laut Dr. Stute nur bedingt möglich.

Eine Option sei laut der Frauenärztin die Antibabypille. Diese könne den Beginn der Wechseljahre möglicherweise hinauszögern.

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"Das ist aber bisher nur in kleinen Beobachtungsstudien so gezeigt worden", erläutert die Expertin. "Rauchen dagegen kann die Menopause vorverlegen."

Wenn Sie sich in den Wechseljahren aber etwas Gutes tun möchten, kann Sport Ihnen helfen.

Mit diesen Sportarten fördern Sie Ihre seelische Gesundheit

Es gibt zwar laut Dr. Stute zwar keine wissenschaftlichen Studien, die belegen, dass Sport wie Yoga die Östrogenproduktion messbar beeinflusst. Doch rät sie dennoch dazu, denn jeder Sport ist – gerade in den Wechseljahren kann er zum Wohlbefinden beitragen.

Besonders empfehlenswert bei Depressionen in den Wechseljahren ist Yoga. Die sanften Bewegungen sind Balsam und gut für die körperliche und seelische Gesundheit.

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Auch Schwimmen kann bei Stimmungsschwankungen in den Wechseljahren guttun.

Essen Sie sich glücklich

Neben Sport wirken sich laut Dr. Klaus Schneider eine gesunde Ernährung wie die Mittelmeerkost, ausreichendes Trinken von rund zwei Litern Flüssigkeit am Tag sowie ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Belastung und Entspannung positiv aus und können Stimmungsschwankungen und Depressionen lindern.

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