Bin ich betroffen?

Hashimoto-Syndrom: Fragen und Antworten zur Schilddrüsenerkrankung

Jeder Zweite leidet an einer Schilddrüsenerkrankung - Hashimoto-Thyreoiditis ist eine davon. Wir klären Sie auf.

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Was ist Hashimoto-Thyreoiditis?

Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, die eine Entzündung der Schilddrüse hervorruft. Dabei wird das körpereigene Abwehrsystem fehlgeleitet und greift - fälschlicherweise - das Gewebe der Schilddrüse an. Diese entzündet sich dadurch dauerhaft und schränkt ihre Produktion des Schilddrüsenhormons ein, was sich negativ auf den Stoffwechsel, den Kreislauf, das Wachstum und die Psyche auswirkt. Die Krankheit wurde nach ihrem Entdecker, dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto, benannt.

Wer ist gefährdet, an Hashimoto zu erkranken?

Besonders betroffen ist man im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Zudem erkranken Frauen häufiger daran als Männer.

Welche Symptome treten auf?

Da die Entzündung der Schilddrüse nicht schmerzt, wird sie oft erst sehr spät erkannt. Manche Patienten leiden zu Beginn der Erkrankungen unter den Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion, wie Gewichtsabnahme, starkes Schwitzen, nervöses Zittern, Durchfall und Herzrasen. Die Krankheit entwickelt sich allerdings zur Schilddrüsenunterfunktion, die sich durch Symptome wie Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit, Gewichtszunahme und sogar Depressionen äußert.

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Wie wird Hashimoto-Thyreoiditis diagnostiziert?

Der Hausarzt kann zwei verschiedene Arten von Basisuntersuchungen durchführen, um eine Erkrankung festzustellen: Die Untersuchung des Blutes und eine Ultraschall-Untersuchung.

Hashimoto Syndrom: Bin ich betroffen?
Hashimoto Syndrom: Bin ich betroffen? Foto: ChesiireCat / iStock

Untersuchung des Blutes

Bei dieser Art von Test sind drei verschiedene Blutwerte ausschlaggebend:

  • TSH-Wert: Dieser Wert sagt aus, ob ein Überschuss des Thyreoidea-stimulierenden Hormons vorliegt. Das ist der Fall, wenn die Schilddrüse nicht ausreichend arbeitet und deshalb extra stark durch das Hormon angekurbelt werden muss - was ein Anzeichen für das Hashimoto Syndrom sein kann.

  • Test auf Antikörper: Werden im Blut Antikörper gegen ein Schilddrüsenhormon oder gegen ein bestimmtes Schilddrüseneiweiß nachgewiesen, deutet das mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Erkrankung an Hashimoto hin. Aber Achtung: Werden die Antikörper nicht nachgewiesen, ist das kein eindeutiges Zeichen für Gesundheit - sie treten nämlich nur bei 70 bis 90 Prozent der Erkrankten auf.

  • Cholesterinwert: Ein erhöhter Cholesterinwert wird auch durch sinkende Schilddrüsenhormone begünstigt. Allerdings kann der Pegel des Cholesterins sich noch im normalen Bereich bewegen, selbst wenn der Haushalt des Schilddrüsenhormons bereits gesunken ist.

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Ultraschall-Untersuchung

Über die Blutuntersuchungen hinaus kann der Arzt mithilfe eines Ultraschalls Größe und Struktur der Schilddrüse überprüfen und so gegebenenfalls Hashimoto-Thyreoiditis diagnostizieren.

Eine weitere Behandlung findet - falls notwendig - bei Nuklearmedizinern, Endokrinologen oder, je nach Art der Beschwerden, Hals-Nasen-Ohren-Ärzten statt.

Gibt es häufige Fehldiagnosen bei Hashimoto?

Da manche Symptome des Syndroms denen der Wechseljahresbeschwerden ähneln, wird es häufig bei Frauen um die 50 nicht erkannt. Deshalb sollten gerade Frauen um die 50 genau untersucht und hinterfragt werden, ob es bei den Symptomen wirklich "nur" um Wechseljahresbeschwerden handelt. Auch Burn-Out, das Gefühl des kompletten Ausgebrannt-Seins, wird häufig diagnostiziert, obwohl der Patient in Wirklichkeit an Hashimoto-Thyreoiditis leidet.

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Wie behandelt man die Schilddrüsenkrankheit?

Die durch die Erkrankung fehlenden Hormone können durch Präparate zugeführt werden. Häufig kommt dafür das Hormon Levothyroxin zum Einsatz. Die Behandlung wird fortlaufend weitergeführt - die meisten Patienten nehmen ihr Leben lang das Zusatzhormon. Positiv: Sofern die Tabletten korrekt dosiert werden, treten kaum Nebenwirkungen auf und die Erkrankten sind so gut wie beschwerdefrei. Allerdings "heilt" das Zusatzhormon lediglich den Hormonhaushalt - die Autoimmunkrankheit, die dem Hashimoto Syndrom zugrunde liegt, bleibt bestehen und kann den Körper nach wie vor schwächen.

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Was ist bei der Ernährung zu beachten?

Nicht zu viel Jod

Auch wenn bislang nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte, dass erhöhter Jod-Konsum eine Ursache für die Erkrankung an Hashimoto-Thyreoiditis ist: Er scheint Erkrankungen der Schilddrüse zu begünstigen und deren Funktion auch im Krankheitsfall noch weiter einzuschränken, weshalb Ärzte von übermäßigem Jod-Verzehr abraten. Zum Salzen sollte deshalb hochwertiges Meersalz verwendet oder möglichst ganz darauf verzichtet werden. Auch der Verzehr von Seefisch, Sushi, Milch und Milchprodukten sollte eingeschränkt werden, da diese Lebensmittel viel Jod enthalten.

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Verzicht auf Gluten kann helfen

Auch das in Weizen enthaltene Klebeprotein Gluten steht in Verdacht, ein Auslöser für Hashimoto-Thyreoiditis zu sein. Die Gluten-Unverträglichkeit, Zöliakie genannt, ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung. Sie geht oftmals mit Problemen der Schilddrüse einher. Das deutet darauf hin, dass Menschen, die an Hashimoto-Thyreoiditis leiden, zumindest eine potentielle Glutenempfindlichkeit haben und deshalb so oft wie möglich auf den Verzehr von Gluten verzichten sollten.

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Was kann ich tun, um die Beschwerden zu lindern?

Auch wenn die vorrangige Behandlung des Hashimoto Syndroms anhand von Tabletten erfolgt, kann ein angepasster Lebensstil die Lebensqualität enorm steigern.

Zur Ruhe kommen

Als Hashimoto-Patient ist es wichtig, einen festen Schlafrhythmus zu entwickeln, damit man ausreichend Ruhe bekommt. Stress und Hektik begünstigen Schübe der Krankheit, wohingegen Entspannung die Symptome teilweise gänzlich verschwinden lassen. Falls Sie Probleme beim Ein- und Durchschlafen haben, kann Meditation helfen.

Bleiben Sie in Bewegung

Zu einem angepassten Lebensstil gehört auch ausreichend Bewegung. Die hält nicht nur den Körper fit, sondern tut auch der Seele gut. Zum Bespiel: Spazierengehen wirkt reinigend auf Körper und Geist und Yoga stärkt neben unserer Muskulatur auch die Selbstwahrnehmung, sodass trotz Erkrankung am Hashimoto Syndrom keine übermäßige Einschränkung der Lebensqualität vorliegt.