Bei Sepsis und Co.

Procalcitonin: Sinnvoller Test zur Diagnose von schweren Entzündungen

Ein erhöhter Procalcitonin-Wert im Blut spricht für eine Infektion. Wann der Test sinnvoll ist und was er aussagt.

Procalcitonin-Test
Der PCT-Test kann bei der Diagnose eines schweren bakteriellen Infekts sinnvoll sein, wird jedoch aufgrund der hohen Kosten selten von Hausärzten durchgeführt. Foto: jarun011 / iStock
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Was ist Procalcitonin?

Um herauszufinden, ob der Körper gegen eine bakterielle oder virale Entzündung kämpft, lohnt sich die Bestimmung der Entzündungswerte im Blut. Neben den klassischen Entzündungsparametern bestehend aus Leukozytenanzahl, CRP und Blutsenkungsgeschwindigkeit gibt auch der Procalcitonin-Gehalt im Blut Aufschluss über die Art und den Schweregrad der Entzündung.
Das in den C-Zellen der Schilddrüse gebildete Procalcitonin kurz 'PCT' ist eine Vorstufe des Hormons Calcitonin und zeigt sich zum Beispiel bei akuten Infektionen oder nach Operationen im Blut. Ein besonders hoher Procalcitonin-Wert deutet hierbei auf eine schwere Infektion hin, die meist bakteriellen Ursprungs ist, während ein gering erhöhter Wert eher auf eine virale Infektion schließen lässt. Der PCT-Test kann dem behandelnden Arzt also Auskunft darüber geben, ob eine Antibiotika-Behandlung sinnvoll und notwendig für den Patienten ist oder nicht.
Wichtig zu wissen ist, dass Procalcitonin bei gesunden Menschen gar nicht oder nur in sehr geringen Mengen im Blut nachweisbar ist. Liegt jedoch eine Entzündung vor steigt die PCT-Menge plötzlich an. Auch infolge von größeren Operationen, nach Unfällen oder Verbrennungen kann es zu einem kurzfristigen Anstieg kommen.

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PCT-Test bei Blutvergiftung und Atemwegserkrankungen

Der PCT-Test wird hauptsächlich zur Erkennung und Behandlung der Blutvergiftung (Sepsis) oder von Atemwegserkrankungen eingesetzt, weil beide Krankheitsbilder meist durch Bakterien verursacht werden. Deutlich erhöhte und anhaltend erhöhte Werte bestätigen die Diagnose und sind ein Alarmsignal für die Ärzte. Natürlich müssen alle Entzündungsparameter ganzheitlich betrachtet werden, um eine genaue Diagnose stellen zu können. Der PCT-Test hat sich jedoch im Vergleich zum CRP-Test bei bakteriellen Infektionen als der Genauere erwiesen. In der Entscheidung, ob und wie lange die Behandlung mit Antibiotikum notwendig ist, liefert der Procalcitonin-Test wertvolle Hinweise.

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Was sagt der Procalcitonin-Wert (PCT) aus?

Um einschätzen zu können, was der PCT-Wert aussagt, ist ein Blick auf die Normalwerte hilfreich. An dieser Stelle sei gesagt, dass diese sich von Labor zu Labor stark unterscheiden können. Lassen Sie sich die Ergebnisse also von Ihrem behandelnden Arzt erklären.
Bei Erwachsenen sollte der Procalcitonin-Wert im Blut unter 0,005 ng/ml liegen.
Liegt der PCT-Spiegel oberhalb von 10 ng/ml deutet dies auf eine schwerste systemische Infektion, zum Beispiel eine Blutvergiftung hin.
Werte um 0,25 – 0,5 ng/ml werden häufig bei einer Lungenentzündung (Pneumonie) oder bakteriellen Bronchitis gemessen. Hier ist eine Antibiotika-Therapie in den meisten Fällen empfehlenswert.
Auch wenn ein hoher PCT-Wert (>10 ng/ml) für eine schwere, meist bakterielle Infektion spricht, muss immer eine gründliche Anamnese erfolgen, um eine genaue Diagnose stellen zu können.

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Wann ist ein Procalcitonin-Test sinnvoll?

Insbesondere wenn es darum geht, einen viralen von einem bakteriellen Infekt zu unterscheiden, kann der Procalcitonin-Test schnell Klarheit verschaffen. Er soll dem Arzt bei der Entscheidung für oder gegen eine Antibiotika-Therapie helfen, weil bakterielle Infektionen in der Regel mit Antibiotika behandelt werden, eine Virusinfektion hingegen nicht. Wird trotzdem ein Antibiotikum eingenommen, ist dieses unwirksam und die Ausbreitung resistenter Bakterien wird gefördert.

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Warum wird der Test beim Hausarzt so selten durchgeführt?

Die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie 2020 (DART) hat sich zum Ziel gesetzt, Resistenzen gegen Antibiotika zu verringern. Aus diesem Grund wird der PCT-Test ab dem 1. Juli 2018 von den Krankenkassen mit 9,60 Euro bezuschusst. Um möglichst schnell ein Ergebnis zu haben, kommt für Hausärzte hier nur ein PCT-Schnelltest infrage. Dieser kostet laut Hersteller jedoch ca. 35 Euro. Gegenüber der Ärzte Zeitung schildert Dr. Matthias Orth, Ärztlicher Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin am Marienhospital Stuttgart, niedergelassener Laborarzt und Mitglied im Vorstand des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte die Lage wie folgt: "Der Hausarzt könnte den Test zwar machen – vorausgesetzt, er hat ein Auslesegerät, das eine quantitative Bestimmung erlaubt –, müsste jedoch jedes Mal draufzahlen." Es liegt also nahe, warum die meisten Hausärzte bei Atemwegserkrankungen auf den altbewährten CRP-Test zurückgreifen und auf die Bestimmung des eigentlich aussagekräftigeren PCT-Parameters verzichten. Sprechen Sie den Hausarzt Ihres Vertrauens aber trotzdem gerne auf den Procalcitonin-Test an, wenn Sie schon häufiger an schweren Atemwegsinfekten erkrankt sind oder sich diesbezüglich weiter informieren wollen.

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