Persönliches Interview

Henriette Richter-Röhl: Wie ihre Kinder sie verändert haben

Schauspielerin Henriette Richter-Röhl, Ehefrau und zweifache Mutter, spricht ganz offen über ihre Familie - und blickt außerdem auf ihre 'Sturm der Liebe'-Zeit zurück.

Schauspielerin Henriette Richter-Röhl spricht über ihren Mann und ihre Kinder.
Für Henriette Richter-Röhl stehen ihr Mann und ihre Töchter an erster Stelle. Foto: imago images / Mary Evans
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Seit sie mit Rollen in Fernsehserien wie 'Marienhof' oder 'Sturm der Liebe' und dem Kinofilm 'Grenzverkehr' (2005) bekannt wurde, hat sich im Leben von Henriette Richter-Röhl einiges getan: So ist die aus einer Schauspielerfamilie stammende Berlinerin mittlerweile nicht nur Mama von zwei Töchtern und verheiratet mit dem Österreicher Walter Unterweger (Arzt, Verleger und Ex-'Marienhof'-Darsteller), sondern sie stand auch das erste Mal seit ihrer Schauspielausbildung wieder auf der Theaterbühne.

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In der Komödie 'Zum Glück gibt's Schreiner' liefert sie sich als karriereorientierte, alleinstehende Großstadt-Anwältin Katharina temperamentvolle Schlagabtäusche mit Kollegin Thekla Carola Wied, die ihre auf dem Land lebende Mutter Johanna spielt. Als diese plötzlich stürzt und Katharina das Haus seniorengerecht umbauen lassen will, sorgt das für Reibereien zwischen den ungleichen Frauen. Wir haben mit Henriette Richter-Röhl über ihre Rolle gesprochen und erfahren, wie das Verhältnis zu ihrer eigenen Mutter ist, was die Geburt ihrer Kinder in ihr auslöste und wer in ihrer Ehe die Hosen anhat.

Henriette Richter-Röhl spielt mit Thekla Carola Wied in Zum Glück gibts Schreiner.
'Zum Glück gibt's Schreiner' mit Henriette Richter-Röhl, Thekla Carola Wied und Jochen Matschke. Foto: ARD Degeto/Hendrik Heiden

Liebenswert: Was hat Sie am Drehbuch von 'Zum Glück gibt’s Schreiner' besonders gereizt?

Richter-Röhl: Ich fand das Buch beim Lesen sehr, sehr lustig, weil die Dialoge irgendwie lebensechter waren, als ich es aus anderen Komödien im deutschen Fernsehen kannte. Die Figuren der Geschichte sind zwar sehr klar umrissen und eher einfach angelegt, aber mit Hilfe dieser Dialoge, so dachte ich mir, kann man ihnen viel Leben einhauchen.

Sie spielen sich in dem Film ja ganz besonders mit Ihrer Kollegin Thekla Carola Wied, die Ihre Mutter verkörpert, gegenseitig die Bälle zu. Wie haben Sie den Dreh mit ihr erlebt?

Sie war unheimlich routiniert am Set und hat eine große Ruhe ausgestrahlt. Sie ist auch eine sehr freundliche Frau, wie ich finde. Die großen Differenzen, die es im Film zwischen unseren Figuren Katharina und Johanna gibt, mussten wir uns erst hart erarbeiten (lacht). Carola hat mich auch immer wieder darin bestärkt, noch mutiger im Spielen zu sein. Wir haben uns unheimlich gut verstanden - weshalb es für uns umso einfacher war, Gegner zu spielen.

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Sind Sie eigentlich selbst jemand, der gern streitet oder versuchen Sie eher, der Harmonie zuliebe Konflikte zu vermeiden?

Das ist total lustig, denn eigentlich bin ich schon extrem harmoniebedürftig - ich ertrag' es gar nicht, wenn etwas im Raum steht, was nicht angesprochen wird. Das finde ich ganz furchtbar. Aber gerade deshalb gehe ich immer schnell in die Konfrontation. Ich muss das Problem direkt auf den Tisch bringen und bin dabei meist auch viel zu emotional. Dann kracht es eben mal, aber ich finde, meistens lohnt sich das auch. Wenn man sich wirklich liebhat, hält es eine Beziehung auch aus, wenn man sich mal richtig streitet und die Wahrheit sagt. Alles andere wäre ja nur ein Weiterlügen und Deckeln, was auf Dauer nicht gutgehen kann. Daran sind zwar auch schon Beziehungen zerbrochen, aber meine Erfahrung sagt mir, dass die, die für einen selbst gut sind, das aushalten.

Fällt es Ihnen denn - egal, ob in der Partnerschaft oder innerhalb der Familie - auch leicht, zu verzeihen, beziehungsweise sich zu entschuldigen?

Ich kann mich sehr gut entschuldigen - und ich kann auch relativ schnell vergeben, wenn sich der andere gut entschuldigt (lacht). Ich bin aber niemand, der sagt "ach ja, so ist er halt" und dann einfach so alles verzeiht. Ich muss schon spüren, dass der andere wirklich einsichtig ist oder einen Schritt auf mich zugeht.

Ihre Figur Katharina verliert in 'Zum Glück gibt's Schreiner' nur ungern die Kontrolle, will alles selbst bestimmen und hat gern das letzte Wort. Wie sieht das eigentlich bei Ihnen zu Hause aus, haben Sie in Ihrer Ehe die Hosen an?

Ich glaube, zu Beginn unserer Beziehung - wir sind ja schon sehr lange zusammen - hatte tatsächlich ich ein bisschen die Hosen an. Nach einigen Jahren hatte dann mein Mann ein bisschen mehr das Sagen und ich glaube jetzt sind wir an dem Punkt, wo wir uns die Hose teilen (lacht). Das fühlt sich echt gut an und wir sind auch ein bisschen stolz darauf.

Vor allem, wenn man Kinder hat, ist das sicher auch praktischer so. Merken Sie eigentlich an Ihren beiden Töchtern, dass sie mit gewissen Dingen eher zu Papa und mit anderen eher zu Ihnen kommen?

Ja, gerade bei unserer kleinen Tochter ist das auf jeden Fall so. Die hat sehr schnell verstanden, wie das funktioniert (lacht). Bei Papa kriegt sie zum Beispiel viel eher das Tablet als bei mir oder auch bestimmte Spiele kann man mit ihm besser spielen - wenn man rausgehen will, muss man dagegen eher zu mir kommen. Das wissen meine Kinder schon sehr gut.

Ihre Mutter war ja schon früh Ihre Hauptbezugsperson [Anmerkung der Redaktion: ihr Vater verließ die Familie] und hat Sie zum Beispiel gewähren lassen, als Sie für die Schauspielerei die Schule geschmissen haben. Wie würden Sie - im Vergleich zum Mutter-Tochter-Gespann im Film - das Verhältnis zwischen Ihnen beiden beschreiben?

Da gibt es absolut keine Gemeinsamkeiten (lacht). Meine Mutter wäre niemals so fordernd wie Johanna - sie würde immer gemeinsam mit den Kindern eine Lösung suchen, die für alle gut ist. Auch, wenn sie sich vielleicht irgendwann schwach fühlt, würde sie trotzdem nicht einfordern, dass man bei ihr wohnt. Als ich das im Drehbuch las, dachte ich deshalb: "Hä? Das würde doch keine Mutter tun!" Aber ich glaube, in Wahrheit machen das tatsächlich doch sehr viele Mütter. Das hätte ich nie gedacht, aber ich höre mittlerweile immer häufiger von Eltern, die alt werden und dann erwarten, dass die Kinder nun ihr eigenes Leben zurückstellen. Das finde ich ungeheuerlich! Ich kann mir auch überhaupt nicht vorstellen, dass ich meinen Kindern jemals so etwas abverlangen würde. Kommunikation ist alles: Man äußert, was man bräuchte, dann schaut man, was man geben kann und findet gemeinsam einen Kompromiss.

Wie gehen Sie mit dem Älterwerden Ihrer Mutter um? Machen Sie sich zunehmend Sorgen um sie und darum, wie es mit ihr weitergeht?

Auf jeden Fall. Nicht nur ich, sondern auch viele meiner Freunde und Kollegen merken langsam, dass man in der Familie ehrlich miteinander reden muss. Wir sprechen auch untereinander darüber, wie man das am besten anstellt. Das ist schon traurig - vor allem, wenn man das weiterdenkt. Kinder wollen einfach nicht darüber nachdenken, dass ihre Eltern älter werden und eines Tages auch gar nicht mehr da sind. Wir sind aber nun mal alle langsam erwachsen und tragen Verantwortung. Deshalb machen mein Mann und ich uns ganz realistische Gedanken darüber, wie wir die Eltern in unsere Nähe holen können. Meine Mutter wohnt zum Beispiel an der Ostsee, wo es zwar wunderschön ist, aber wo eben nicht unser Leben stattfindet. Wir basteln da gerade noch an einem Plan.

Sehen Sie hier, mit wem Henriette Richter-Röhl das erste Traumpaar von 'Sturm der Liebe' bildete (Artikel geht unten weiter):

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Sie pendeln zwischen Stadt und Land, zwischen Berlin und Ihrem Haus in Mecklenburg-Vorpommern. Wo sehen Sie langfristig eher Ihren Lebensmittelpunkt?

Das ist immer wieder Thema bei uns. Wir haben das große Privileg, dass wir dieses Haus haben und sind dort gern in den Sommerferien und am Wochenende, was für die Kinder ganz toll ist - jedes Mal ist es auch so, dass wir da eigentlich alle gar nicht mehr wegwollen. Aber so lange die Mädchen noch zur Schule, beziehungsweise in die Kita, gehen, werden wir nicht raus aufs Land ziehen. In der Stadt gibt es für sie einfach noch viel mehr Möglichkeiten, sich auszuleben.

Würden Sie sich das denn generell schon wünschen oder könnten Sie als Berlinerin nicht auf die Großstadt verzichten?

Ehrlich gesagt wäre ich schon längst aus der Stadt weg, wenn es nur nach mir ginge! Mir ist das alles zu laut, zu viel, zu dreckig und zu voll. An den Wochenenden, gerade im Sommer, tummeln sich alle an denselben Plätzen, gehen in den Park und denken "ach, ist doch auch schön" - aber das ist nicht das, was ich möchte. Mein Mann liebt die Großstadt und ihre kulturellen Vorzüge sehr, aber ich habe das Ganze ein bisschen satt. Ich würde schon gern irgendwann aufs Dorf ziehen. Vielleicht in ein paar Jahren.

Was hat sich durch die Geburt Ihrer Kinder für Sie verändert? Also im Hinblick darauf, wie Sie zu sich selbst und der Welt stehen?

Von dem Moment an, als meine erste Tochter zur Welt kam, haben sich meine Prioritäten im Leben natürlich sofort verschoben. Das war wie ein Aufwachen für mich. Ich war zwar noch nie besonders ehrgeizig und karrieregeil, aber dieses Streben nach Ansehen in der Schauspielbranche und das damit verbundene Kalkulieren und Taktieren, das ich durchaus an den Tag gelegt habe, ist zu dem Zeitpunkt wie weggeblasen gewesen. Es ging nur noch darum, wie ich arbeiten und trotzdem für mein Kind da sein kann. Damit meine ich nicht, dass ich in irgendeiner Art und Weise zurückgesteckt und gedacht hätte, ich könne mich nicht mehr verwirklichen, sondern ich hatte einfach das Bedürfnis, mehr bei meinem Kind zu sein. Ich habe also Rollen und Projekte angenommen, die mir das ermöglicht haben - und ich war deswegen nicht eine Sekunde lang unglücklich oder frustriert. Das mache ich auch jetzt, nach der Geburt meiner zweiten Tochter, immer noch so und bin wirklich sehr zufrieden und dankbar, dass das geht.

Ein wichtiger Teil Ihrer Karriere war ja damals Ihre Rolle in der Telenovela 'Sturm der Liebe', die noch immer höchst erfolgreich ist. Vor fast 15 Jahren ging sie zum ersten Mal auf Sendung - mit Ihnen als Protagonistin Laura Mahler (spätere Saalfeld), der ersten "Traumfrau" der Serie. Was verbinden Sie heute noch mit 'Sturm der Liebe', beziehungsweise woran erinnern Sie sich besonders?

Ich habe von damals zwei Menschen mitgenommen, die mir noch sehr am Herzen liegen und die bis heute enge Freunde von mir sind: Jan van Weyde und Christof Arnold [Anmerkung der Redaktion: sie spielten Xaver Steindle und Gregor Bergmeister]. Davon abgesehen kann ich zu der Zeit sagen: Es war wie ein einziger Rausch. Ich war irrsinnig glücklich, als wir 'Sturm der Liebe' wie aus dem Nichts aus der Taufe gehoben haben, da versprühte alles noch diesen ganz besonderen Zauber des Anfangs. Wir haben uns auch einfach alle so gerngehabt, das war wirklich toll.

Mehr dazu: Alle 'Sturm der Liebe'-Traumpaare von Staffel 1 bis 16

Was ist es, das Ihr Leben heute besonders liebenswert macht?

Das klingt jetzt so banal, aber es macht mich zum Beispiel glücklich, wenn ich mit meiner Familie auf dem Land bin, wir aufwachen, die Sonne ins Haus scheint, wir draußen die Eichhörnchen sehen, wir uns Kaffee und Kakao machen und uns damit dann alle wieder ins Bett kuscheln. Da denke ich jedes Mal: Es kann ja gar nicht wahr sein, wie gut es uns eigentlich geht.

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