Was kann sie? Wie sicher ist sie?

Corona-Warn-App erklärt: Die wichtigsten Fragen & Antworten

Die bereits vor einiger Zeit angekündigte Corona-App zur Ermittlung des persönlichen Infektionsrisikos ist jetzt verfügbar. Lesen Sie hier, was Sie darüber wissen müssen.

Wie funktioniert die Corona-Warn-App?
Erst nach einer gewissen Nutzungsdauer kann die Corona-Warn-App das eigene Infektionsrisiko bestimmen. Foto: Liebenswert
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Viele haben die Veröffentlichung der sogenannten Corona-Warn-App fürs Handy mit Spannung erwartet, da sie sich im Umgang mit dem Coronavirus einiges davon versprechen. Doch was genau kann dieses Programm eigentlich und wie sicher ist es?

Wofür ist die Corona-Warn-App überhaupt gedacht?

Die App soll laut dem Robert-Koch-Institut (RKI), das das Smartphone-Programm herausgegeben hat, als "digitale Ergänzung zu Abstandhalten, Hygiene und Alltagsmaske" dienen, wie im Einführungstext zu lesen ist. Kernziel ist es, möglichst schnell herauszufinden, ob und wie lange jemand in den vergangenen vierzehn Tagen in Kontakt mit einer an COVID-19 erkrankten Person gewesen ist. Die App ist also in erster Linie ein Warnsystem. Gleichzeitig soll sie aber auch Gesundheitsämter entlasten und es ermöglichen, schneller ein Testergebnis zu bekommen sowie entsprechend schneller Kontaktpersonen aus dem Bekanntenkreis zu informieren.

Häufig weisen Infizierte zumindest anfangs noch keine spezifischen Symptome auf, obwohl sie bereits ansteckend sind - und sie bewegen sich vermutlich noch normal in der Öffentlichkeit, obwohl sie das Coronavirus (SARS-CoV-2) bereits auf andere Menschen übertragen können. Aus diesem Grund ist es hilfreich, mögliche Risikokontakte nachverfolgen zu können und als Betroffener seinen eigenen Risikostatus zu kennen, um sich möglichst zeitnah in Quarantäne begeben und testen lassen zu können. "Mit der Corona-Warn-App durchbrechen wir Infektionsketten schneller", so das RKI. Das soll dabei helfen, die Ausbreitung des Virus noch weiter einzudämmen.

Anspruch auf einen Coronavirus-Test hat man trotz erhöhtem Risikostatus in der App allerdings nicht. Der Arzt kann lediglich dem Gesunheitsamt gegenüber einen Test empfehlen.

Sehen Sie hier, wie Sie sich bestmöglich vor dem Coronavirus schützen (Artikel geht unten weiter):

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Wie funktioniert die Corona-Warn-App?

Im Hinweistext schreibt das RKI: "Die App merkt sich Begegnungen zwischen Menschen, indem ihre Smartphones verschlüsselte Zufallscodes austauschen. Und zwar ohne dabei auf persönliche Daten zuzugreifen."

Haben Sie also Corona-Warn-App kostenfrei heruntergeladen und auf Ihrem Handy installiert (sowie die nötigen Funktionen Ihres Betriebssystems und in der App aktiviert), dann können Sie unterwegs die zufallsgenerierten Kennnummern/IDs/Codes anderer App-Nutzer in Ihrer Nähe empfangen - und umgekehrt. Das passiert per Bluetooth: einer Datenübertragungsmethode, die es ermöglicht, dass per Funktechnik Geräte auf kurzer Distanz miteinander kommunizieren.

Je mehr Menschen die Corona-Warn-App nutzen, desto mehr Sinn macht sie

Die Funktionsweise der Corona-Warn-App erklärt das RKI folgendermaßen: "Zur Ermittlung Ihres Infektionsrisikos lädt die App mehrmals täglich [im Hintergrundbetrieb, Anmerkung der Redaktion] oder auf Abfrage eine Liste mit den Zufalls-IDs aller Nutzer, die Ihre Infektion mit dem Corona-Virus in der App geteilt haben. Diese Liste wird dann mit den im Kontaktprotokoll der Kontaktaufzeichnungs-Funktion gespeicherten Zufalls-IDs verglichen. Wenn die App dabei feststellt, dass Sie möglicherweise Kontakt zu einem infizierten Nutzer gehabt haben [der zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch nichts von der Erkrankung wusste, Anmerkung der Redaktion], werden Sie von der App informiert, dass Sie mit einer infizierten Person in Kontakt waren und insoweit ein Infektionsrisiko besteht."

Damit die App tatsächlich einen relevanten Mehrwert im Kampf gegen COVID-19 bieten kann, gilt: Wer am Coronavirus erkrankt, sollte das zeitnah in der App vermerken. Es müssen außerdem möglichst viele Personen das Programm nutzen. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung erklärt Forscherin Lucie Abeler-Dörner: "Unsere Simulationen zeigen [...], dass die App anfängt zu wirken, sobald 15 Prozent der Bevölkerung mitmachen."

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Welche Berechtigungen muss ich dem Smartphone-Programm erteilen?

Als Verbraucher müssen Sie die Bluetooth-Funktion Ihres Smartphones aktivieren, um die App sinnvoll nutzen zu können.

Gegebenenfalls müssen Sie ihr außerdem die Verwendung Ihrer Kamera gestatten, sofern Sie das wünschen: Es ist mit dem Programm nämlich auch möglich, das in Form eines QR-Codes erhaltene Coronavirus-Testergebnis (vom Arzt oder dem jeweiligen Labor) einzuscannen und in der App zu registrieren. Theoretisch kann man sein Ergebnis sogar über das Programm bekommen oder zumindest darüber informiert werden, dass es vorliegt, sofern die technischen Voraussetzungen beim Arzt oder der Einrichtung dafür gegeben sind.

Laut dem RKI wird darüber hinaus kein GPS (Globales Positionsbestimmungssystem) verwendet. "Sie müssen allerdings Standortdienste [...] aktiviert haben." Die Standortermittlung müsse aktiviert sein, "damit Ihr Gerät nach Bluetooth-Signalen anderer Smartphones sucht. Standortdaten werden dabei jedoch nicht erhoben."

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Welche Daten werden bei der Nutzung erhoben?

Das Robert-Koch-Institut schreibt: "Die App ist so konzipiert, dass so wenig personenbezogene Daten wie möglich verarbeitet werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass die App keine Daten erfasst, die es dem RKI oder anderen Nutzern ermöglichen, auf Ihre Identität, Ihren Gesundheitsstatus oder Ihren Standort zu schließen." Weiter heißt es: "Sie werden [...] nicht als Nutzer der App persönlich identifiziert und es kann kein Nutzungsprofil erstellt werden. [...] Persönliche Daten wie Name, Adresse oder Aufenthaltsort werden zu keiner Zeit erfasst."

Außerdem werde keine weitere Analyse der Daten und auch kein Tracking betrieben (bei dem Protokolle über das Nutzerverhalten, beziehungsweise ein Bewegungsprofil erstellt werden). Es handelt sich stattdessen um eine sogenannte Tracing-App, die Begegnungen verfolgt, ohne festzuhalten, wo genau diese passiert ist.

Aufgezeichnet und über einen Zeitraum von vierzehn Tagen gespeichert werden nur folgende "Begegnungsdaten":

  • Datum und Zeitpunkt des Kontakts (je kürzer der Kontakt zu einem Infizierten zurückliegt, desto größer ist das Risiko)

  • Dauer des Kontakts (kritisch ab 15 Minuten)

  • Bluetooth-Signalstärke des Kontakts (daraus wird die Entfernung zur anderen Person geschätzt - kritisch ab zwei Metern)

  • verschlüsselte Metadaten

Das RKI versichert, dass das Infektionsrisiko des jeweiligen Nutzers nur lokal auf dessen Smartphone ermittelt wird und die Daten offline verarbeitet sowie nur in der App gespeichert werden. Die dafür benötigten Server befinden sich nur in Deutschland oder einem anderen EU- beziehungsweise EWR-Mitgliedsstaat.

Wie sicher ist die Corona-Warn-App wirklich?

Insgesamt bewerten Experten das von Telekom und SAP entwickelte Programm sehr positiv. So lobt zum Beispiel der allgemein recht kritische Chaos Computer Club die App und gibt an, nichts zu beanstanden zu haben. Auch der TÜV ist zum jetzigen Zeitpunkt überzeugt, obwohl einige Teile der Software noch nicht ausreichend überprüft worden seien.

Einzig die Telefon-Hotline, über die bestätigte Coronavirus-Infektionen gemeldet werden sollen (für den Fall, dass der Vermerk in der App nicht durch das Scannen eines erhaltenen QR-Codes gemacht werden kann), wird momentan noch als mögliche Sicherheitslücke des Systems betrachtet: Die Stimmen der Nutzer sind dadurch zu erkennen und diese müssen auch ihre Handynummer angeben. Die erkrankte Person muss hier die COVID-19-Diagnose mit der Beantwortung einiger Testfragen bestätigten und sie erhält eine TAN-Nummer, mit der sie ihren Status in der App aktualisieren kann. Eventuell wird dieses Hilfsverfahren noch angepasst.

Bluetooth als einzige wirkliche Schwachstelle?

Davon abgesehen bewerten einige IT-Experten aber auch die dauerhaft aktive Bluetooth-Verbindung kritisch, da diese Technik eigentlich nur zum Datenaustausch auf kurze Entfernung und zur Kopplung von Geräten konzipiert worden sei - nicht zur Kontaktverfolgung. In der Vergangenheit gab es auch durchaus Bluetooth-Sicherheitslücken. Allerdings ist keine Software wirklich hundertprozentig sicher.

Übrigens kann der bestmögliche Datenschutz der App auch als kleiner Nachteil gesehen werden - zumindest für die Gesundheitsämter, die nun sogar noch mehr Arbeit befürchten. Da das Programm mit verschlüsselten Codes arbeitet und die Identitäten der Personen unklar bleiben, kann das das Aufarbeiten der Infektionskette und das Informieren betroffener Kontakte erschweren.

Besteht das Risiko, dass die App einen Fehlalarm auslöst?

Generell ist es möglich, dass ein Risikokontakt unerkannt bleibt. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass das Programm einen Risikokontakt meldet, obwohl es keinen gegeben hat. Das kann zum Beispiel sein, wenn sich eine infizierte Person über einen gewissen Zeitraum hinweg und in nur geringem Abstand zu einem selbst aufhielt, man allerdings durch eine Glasscheibe oder dünne Wand getrennt war. Die App kann natürlich auch nicht wissen, ob die Kontaktperson eine Mund-Nasen-Bedeckung trug oder der Kontakt drinnen oder im Freien stattfand.

Über die Zuverlässigkeit der Corona-Warn-App lassen sich momentan noch keine klaren Aussagen treffen. Sehen Sie sie bis dahin als nützlichen Zusatzschutz, lassen Sie sich aber nicht gleich von einem in der App gemeldeten erhöhten Infektionsrisiko in Panik versetzen. Gleichzeitig sollten Sie sich durch das Programm aber auch nicht in eventuell trügerischer Sicherheit wähnen, nur, weil das Risiko als gering dargestellt wird: Achten Sie trotz Nutzung der App auch weiterhin auf Hygiene, Bedeckung von Mund und Nase und Abstandhalten.

Weitere Informationen erhalten Sie auf der Homepage der Bundesregierung sowie bei der Verbraucherzentrale. Die kostenfreie Corona-Warn-App, die für Personen ab 16 Jahren gedacht ist, können Sie sich (übrigens ganz freiwillig) als Android-Nutzer im Google Play Store sowie als iOS-Nutzer im App Store herunterladen.