Symptome und Behandlung

Mangelernährung im Alter: Das sollten Angehörige wissen

Vor allem ältere Menschen und chronisch Erkrankte haben häufig Nährstoffdefizite. Wir zeigen, woran Sie eine Mangelernährung, zum Beispiel bei Ihren Eltern, erkennen können - und welche Maßnahmen Sie in diesem Fall ergreifen sollten.

Woran lässt sich eine Mangelernährung erkennen?
Eine Mangelernährung sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Was Sie tun können, wenn Ihre Eltern betroffen sind. Foto: Bernd Schwabedissen / iStock
Auf Pinterest merken

Wenn eine Mutter bereits ein stolzes Alter erreicht hat, sie dabei aber gesundheitlich noch so fit ist, dass sie sich weiterhin selbst versorgen kann, ist das für sie und auch ihre Kinder viel wert. Doch auch, wenn auf den ersten Blick alles gut zu sein scheint: Oftmals ernähren sich ältere Menschen nicht so ausgewogen und ausreichend, wie sie es sollten. Doch auch Senioren, die im Krankenhaus oder Pflegeheim sind oder jene, die von ambulanten Pflegediensten betreut werden, sind nicht vor einer Mangelernährung gefeit.

Mangelernährung - was heißt das eigentlich?

Unter Mangelernährung werden Mangelzustände verstanden, bei denen der Körper nicht ausreichend mit Energie, Eiweiß und anderen lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt wird. Betroffene nehmen entweder generell zu wenig Essen zu sich oder aber sie ernähren sich zu nährstoffarm.

Wie die Deutsche Seniorenliga e.V. erklärt stimme es nicht, dass wir im Alter weniger Nahrung benötigen. Zwar sinke der Energieumsatz des Körpers mit der Zeit, weshalb wir weniger Kalorien und damit weniger Kohlenhydrate und Fette benötigen, doch der Bedarf an Proteinen, Spurenelementen und Mineralstoffen bleibe hoch oder steige sogar an. Deshalb sei es auch bei Senioren wichtig, auf eine ausreichende Nährstoffaufnahme zu achten.

Lesen Sie hier, wie sich eine Mangelernährung vermeiden lässt: Tipps für eine gesunde Ernährung nach den Wechseljahren

Unterernährung und Mangelernährung: Worin liegt der Unterschied?

Die Unterernährung ist eine Form der Magelernährung und wird auch als quantitative Mangelernährung bezeichnet. Sie ist besonders in den Entwicklungsländern weit verbreitet, geht mit Essstörungen einher oder betrifft häufig alleinstehende Ältere. Betroffene können ihren Energiebedarf nicht ausreichend durch Nahrung abdecken.

Eine qualitative Mangelernährung meint jene Fehlernährung, bei der Personen durch eine einseitige Ernährungsweise ein Defizit von wichtigen Mineralstoffen und Vitaminen aufweisen. Auch diese Form der Mangelernährung trifft viele Menschen in Entwicklungsländern ebenso wie Personen, die von Armut betroffen sind, Alleinlebende sowie häufig ältere Menschen.

Sehen Sie hier, welche Lebensmittel zum Beispiel einen Vitamin-D3-Mangel ausgleichen können (Artikel geht unter dem Video weiter):

Video Platzhalter

Ab wann spricht man von einer Mangelernährung?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin weist darauf hin, dass Mangelernährung generell mithilfe von drei Kriterien bestimmt wird:

  1. Body-Mass-Index (BMI) liegt unter 18,5 kg/m² ODER
  2. der oder die Betroffene hat in den letzten drei bis sechs Monaten ungewollt mehr als zehn Prozent seines/ihres Gewichts verloren ODER
  3. der BMI liegt unter 20 kg/m² und in den letzten drei bis sechs Monaten hat die Person ungewollt mehr als fünf Prozent ihres Gewichts verloren.

Für Erwachsene ab 65 Jahren wird vor allem das letzte Kriterium (BMI unter 20 kg/m², Gewichtsverlust von mehr als fünf Prozent) als sinnvoll erachtet.

An welchen Symptomen kann ich sie erkennen?

Neben einem starken, unerklärlichen Gewichtsverlust innerhalb weniger Wochen und Monate sollten Angehörige, unter anderem laut der Deutschen Seniorenliga e.V., besonders auf folgende Alarmzeichen achten, die einen Nährstoffmangel anzeigen können:

  • Appetitlosigkeit
  • auffallend einseitige Ernährung
  • häufiges Auslassen und/oder Ablehnen von Mahlzeiten
  • ungewöhnliche körperliche Schwäche, Müdigkeit
  • Schluckbeschwerden
  • Sehschwächen
  • eingerissene Mundwinkel
  • Hautveränderungen
  • Rillen / Flecken auf Fingernägeln, brüchige Nägel
  • Teilnahmslosigkeit
  • Niedergeschlagenheit

Darüber hinaus sollten Sie beobachten, ob Mutter oder Vater Austrocknungserscheinungen aufweisen. Mögliche Anzeichen dafür können ein trockener Mund, Brennen von Mund oder Zunge, dunkler Urin, Verstopfungen, ein stark gesunkener Blutdruck, Schwäche und Verwirrtheitszustände sein.

Generell gilt: Insbesondere bei älteren Menschen werden viele Symptome meist fälschlicherweise als normale Begleiterscheinungen des Alterns angesehen, eine Diagnose der Mangelernährung wird deshalb oft erst spät gestellt.

Lesen Sie auch: Was Fingernägel über die Gesundheit aussagen

Was kann ich gegen eine Mangelernährung tun?

Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Elternteil gefährliche Defizite aufweist, sollten Sie mit ihm dringend einen Arzt aufsuchen. Er kann weitergehende Befragungen und Tests durchführen, um tatsächliche Mängel festzustellen und eine geeignete Therapie einzuleiten.

Generell sollten Sie Ihrem Vater oder Ihrer Mutter außerdem zeigen, dass Sie Unterstützung leisten und für die betroffene Person da sein werden. Gehen Sie außerdem den möglichen Gründen für eine Mangelernährung auf den Grund, um diese Faktoren möglichst auszuschalten.

Kümmern Sie sich pflegend um Ihr Elternteil, sollten Sie laut der Deutschen Seniorenliga e.V. außerdem Folgendes beachten:

  • Krankengymnastik, Ergotherapie oder ein spezielles Esstraining können bei körperlichen Beeinträchtigungen helfen.
  • Sorgen Sie für nährstoffreiche Kost, indem Sie mithilfe von Experten einen abwechslungsreichen Speiseplan mit Nahrungsmitteln wie Milchprodukten, Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Fleisch und Fisch zusammenstellen.
  • Regen Sie den Appetit an, indem Sie Speisen ausreichend würzen und Sie auf die Vorlieben Ihres Vaters/Ihrer Mutter eingehen.
  • Trockene, zu feste oder große Stücke sollten Sie entfernen oder zerkleinern - alles zu pürieren ist meist aber nicht nötig.
  • Mehrere kleine Mahlzeiten (plus je ein Glas Wasser oder Tee) sind sinnvoller als wenige große - halten Sie sich aber auch hier an feste Zeiten.
  • Vermeiden Sie Störungen beim Essen und geben Sie der/dem Betroffenen die nötige Ruhe und Zeit.
  • Greifen Sie gegebenenfalls ergänzend auf Trinknahrung aus der Apotheke zurück.

Lesen Sie auch: Pflege der Eltern - So gehen Sie mit Ängsten & Scham um

Wodurch wird Mangelernährung im Alter verursacht?

Häufig tritt eine Mangelernährung in Zusammenhang mit chronischen oder sogenannten konsumierenden (auszehrenden) Krankheiten auf, bei denen es in relativ kurzer Zeit zu einem hohen Gewichtsverlust kommt (Krebs, Tuberkulose, entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn).

Darüber hinaus kann diese Fehlernährung aber auch mit schlecht sitzenden Zahnprothesen, Schluckbeschwerden oder Medikamenten zusammenhängen, die sich auf den Appetit auswirken. In vielen Fällen tritt eine Mangelernährung durch eine Verkettung mehrerer Ursachen auf. Dazu zählen auch:

  • möglicherweise verändertes Geschmacksempfinden, die einseitige Ernährung begünstigt
  • abnehmender Appetit und möglicherweise abnehmende Lust am Essen
  • Mangel an Bewegung und frischer Luft dämpft Hungergefühl
  • bei Alleinlebenden: kein regelmäßiges und ohne viel Aufwand betriebenes Essen, Ablehnen von Unbekanntem
  • psychische Probleme wie Depressionen durch Einsamkeit
  • Vergesslichkeit (nicht zu wissen, wann zuletzt gegessen wurde)
  • körperliche Einschränkungen, die Einkaufen und Kochen erschweren

Welche Folgen kann Mangelernährung haben?

Wird eine derartige Fehlernährung nicht oder zu spät erkannt, kann das weitreichende Folgen für die Betroffenen haben. Sie sind nicht nur Bei anfälliger für Krankheiten, sondern sie büßen auch einen großen Teil ihrer Lebensqualität ein. Außerdem können lebenswichtige Abläufe wie Atmung, Stoffwechsel und Temperaturregulierung erheblich gestört werden.

Auch interessant: Nahrungsergänzungsmittel sind laut Stiftung Warentest oft zu hoch dosiert

Eine Mangelernährung kann auch dazu führe, dass Wunden schlechter verheilen und sich die Genesung im Krankheitsfall verzögert. Langfristig wird außerdem Muskelmasse abgebaut, wodurch nicht nur eine allgemeine körperliche Schwäche empfunden wird, sondern auch die Gefahr von Stürzen steigt. Auch Schädigungen des Nervensystems sowie der inneren Organe wie Lunge, Herz und Nieren sind möglich.