Gesunde Verdauung

Darmsanierung nach Antibiotika & Co.: Wann und wie ist sie sinnvoll?

Eine Darmsanierung verspricht nicht nur eine bessere Verdauung, sondern auch ein allgemein gesteigertes Wohlbefinden. Heilpraktikerin Ulrike Schäfer erklärt, worauf es ankommt.

Darmsanierung: Richtig abgestimmt für nachhaltige Erfolge
Bevor eine Darmsanierung gemacht wird, sollte der Patient gründlich untersucht werden. Foto: Wavebreakmedia / iStock
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Viele haben sicherlich schon einmal überlegt eine Darmsanierung zu machen oder auch selbst zu Hause ausprobiert, zum Beispiel mit Leinsamen und Heilerde oder sogar mit Probiotika. Doch wir wollen es genau wissen, wie man eine richtige Darmsanierung durchführt und haben dazu mit Ulrike Schäfer, Heilpraktikerin und Hypnose-Therapeutin, in Hamburg gesprochen. Frau Schäfer ist spezialisiert auf Mikrobiologische Therapie und Darmsanierung und bietet daher individuelle Behandlungskonzepte für den Darm an.

Wann eine Darmsanierung sinnvoll ist

Frau Schäfer, wann sollte man eine Darmsanierung machen?

Ulrike Schäfer: Eine Darmsanierung ist immer dann sinnvoll, wenn man akute oder chronische Verdauungsbeschwerden hat. Das können ständige Blähungen, Verstopfungen oder Durchfälle sein. Aber auch andere Beschwerden, die auf den Verdauungstrakt zurückzuführen sind wie zum Beispiel Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien, Hauterkrankungen oder Neurodermitis, ja sogar Rheuma. Denn diese Beschwerden stehen in Zusammenhang mit einer Überreaktion des Immunsystems und der Bildung von sogenannten Auto-Antikörpern; also Antiköper, die der Körper fälschlicherweise gegen körpereigene Zellen oder nicht schädliche Stoffe richtet anstatt gegen fremde und schädliche Erreger. Da man inzwischen weiß, dass fast 90 Prozent des Immunsystems am Darm ansässig ist, ist eine Darmsanierung in den voran genannten Fällen überaus ratsam. Darüber hinaus kann eine gezielte Darmsanierung Patienten beim Abnehmen oder bei häufiger Müdigkeit, Stimmungsschwankungen oder in den Wechseljahren unterstützend sein.

Im Video zeigen wir Lebensmittel, die der Darmgesundheit schaden (Artikel wird darunter fortgesetzt):

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Es gibt zahlreiche frei verkäufliche Probiotika - warum sollte die Darmsanierung dennoch von einem Therapeuten begleitet werden?

Die Darmflora eines jeden Menschen ist sehr unterschiedlich und damit auch das Beschwerdebild, die durch eine aus dem Gleichgewicht geratene Darmflora entstehen. Zudem spielen die Ernährungsgewohnheiten eine wichtige Rolle der Darmgesundheit. Wichtiger Aspekt einer patienten-individuellen Therapie ist auch die aktuelle Einnahme von Medikamenten zu berücksichtigen oder die auch während der Darmsanierung problematisch sein können (zum Beispiel Antibiotika). Auf Mikrobiologische Therapie spezialisierte Heilpraktiker und Ärzte können durch ihre Erfahrung die richtigen Mittel zur Darmsanierung für den Patienten unter Beachtung seiner parallelen Medikation zusammenstellen. Ich empfehle daher die Darmsanierung durch erfahrene Therapeuten (Arzt oder Heilpraktiker), welcher sich auf Mikrobiologische Therapie spezialisiert haben, begleiten zu lassen.

So wird die Darmsanierung durchgeführt

Wie läuft eine Darmsanierung ab?

Ein umfangreiches Erstgespräch (die sogenannte Anamnese) mit dem Patienten und eine körperliche Untersuchung, um eventuell schwerwiegende Krankheiten ausschließen zu können sind dabei sehr wichtig. Darüber hinaus arbeite ich in meiner Praxis mit Laboren, die die Darmflora mittels Stuhlprobe des Patienten analysieren. In der Darmfloraanalyse wird nicht nur die individuelle Darmflorabesiedelung analysiert, sondern auch pH-Wertveränderungen des Stuhls und schädliche Pilzbesiedelung des Darms ausgewertet. Je nach geschilderten Beschwerden des Patienten können sogar Parameter für Entzündungen oder dem "Leaky Gut Syndrom" (zu Deutsch: "Löchriger Darm") untersucht werden, um einen möglichst zielgerichteten Therapieplan für die Darmsanierung erstellen zu können.

Alle Informationen aus dem Patientengespräch mit den geschilderten Beschwerden und die Laborergebnisse sind dann die Grundlage für ein individuelles Therapiekonzept des jeweiligen Patienten, die meist mit einer Darmreinigung beginnt.

Warum muss man zuerst den Darm reinigen, bevor man mit der Darmsanierung starten kann?

Die Darmreinigung ist wichtig, um die Verdauung auf die Darmsanierung vorzubereiten und erst einmal den Darm von schädlichen Stoffen zu befreien. Dies sollte mindestens zehn Tage andauern und besteht als Grundlage aus fein gemahlenen Flohsamenschalen und Leinsamen sowie Heilerde. Je nach Beschwerdebild können weitere naturheilkundliche Therapeutika wie Chlorella- und Spirulina-Algen hilfreich sein. Ihr Heilpraktiker oder Arzt wird Ihnen dies passend zusammenstellen. Einläufe können gerade bei verstopften Patienten die Darmreinigung sehr effektiv unterstützen, wenn der Patient davor keine Scheu hat dies zu Hause durchzuführen.

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Im Anschluss der Darmreinigung erfolgt dann die individuell auf den Patienten abgestimmte Darmsanierug mit den passenden Darmbakterien und Präbiotika (Ballaststoffe für die guten Darmbakterien) sowie bei Bedarf auch eine Anti-Mykotikabehandlung, welche eine krankhaft-erhöhte Pilzbesiedelung des Darms nachhaltig reduzieren kann. Eine Ernährungsberatung und Umstellung des Speiseplans von Beginn an der Therapie sind grundlegend notwendig.

Die Ernährung während und nach der Darmsanierung

Warum spielt die Ernährung während der Darmsanierung eine wichtige Rolle?

Es nützt leider nichts, einfach nur die Prä- und Probiotika-Mittel einzunehmen und weiterhin wie gewohnt zu essen. Denn die "guten" Darmbakterien sind gesundheitsbewusste Feinschmecker und bevorzugen daher die richtigen Lebensmittel. Nur wenn wir uns gesund ernähren, können sich die richtigen Darmbakterien, die unserem Körper gut tun, unser Immunsystem "trainieren" und unsere Darmschleimhaut schüzen, nachhaltig ansiedeln. Grundsätzlich kann man daher sagen, dass industrieller Zucker und Weizenmehlprodukte, Milchprodukte wie Milch, Sahne und auch Joghurt, aber auch Alkohol, Fast-Food und fettige Produkte, Fertigprodukte sowie verarbeitetes Fleisch und hoher Fleischkonsum absolut zu meiden sind. Rohkoste oder gedünstetes Gemüse, vollwertige Kost lieben unsere Darmbakterien und lassen sie ihre so wertvolle Arbeit für unseren Körper machen. Die Effekte sind für die Patienten häufig sehr verblüffend, wenn man die Darmsanierung konsequent durchführt.

Über die Autorin
Ulrike Schäfer hat in München eine dreijährige Ausbildung zur Heilpraktikerin erfolgreich absolviert und vielfältige Therapien der Naturheilkunde gelernt. Seit 2014 ist Ulrike Schäfer als Heilpraktikerin mit eigener Praxis in Hamburg mit Behandlungsschwerpunkten Mikrobiologische Therapie und Darmsanierung sowie Hypnose tätig. Mehr zu Heilpraktikerin Ulrike Schäfer finden Sie unter www.hp-praxis-schaefer.de.

Ulrike Schäfer ist Heilpraktikerin und hat sich auf das Thema Darmgesundheit spezialisiert.
Ulrike Schäfer ist Heilpraktikerin und hat sich auf das Thema Darmgesundheit spezialisiert. Foto: Ulrike Schäfer