Heilende Wirkung

Die Brennnessel: Eine wahre Wunderpflanze

Als lästiges Unkraut ist die Brennnessel jedem bekannt, aber kaum einer ist sich ihrer Vielfältigkeit bewusst. Wir stellen Ihnen die Wunderpflanze vor, die nicht nur Heil-und Ernährungspflanze ist, sondern auch im Garten sinnvoll eingesetzt werden kann.

Brennnesseln im Wald
Die Brennnessel-Saison beginnt bei uns meist im April. Foto: Tommy Lee Walker / iStock
Auf Pinterest merken

Wissenswertes über die Brennnessel

Aufgrund ihrer brennenden Eigenschaft haben Viele nicht die besten Erinnerungen an die Brennnessel. Eigentlich ist jeder schon mal mit ihr in Kontakt gekommen und hat spätestens nach der Berührung über einen brennenden Schmerz und möglicherweise sogar rote Quaddeln auf der Haut geklagt. Diese Reaktion wird durch den natürlichen Schutzmechanismus der Pflanze ausgelöst, wenn die Brennhaare die ameisensäurehaltige Substanz in den Fressfeind spritzen. Dieser Mechanismus funktioniert hervorragend, denn neben dem Menschen und einigen Schmetterlingsraupen, wie der des kleinen Fuchses, hat die Pflanze kaum natürliche Fressfeinde und kommt fast weltweit vor. In Deutschland ist vor allem die 'große Brennnessel' und die 'kleine Brennnessel' weit verbreitet. Als Zeiger-Pflanze gibt sie Aufschluss über die Bodenbeschaffenheit, da sie stickstoffhaltige Böden bevorzugt.
Das Gartenkraut ist nicht giftig und es können sowohl die Pollen und Samen, als auch die Blätter und Wurzeln sinnvoll eingesetzt werden.

Brennnesseln mit Raupen
Rund 50 Schmetterlings-Arten ernähren sich von Brennnesseln. Foto: prill / iStock

Brennnessel als Ernährungspflanze

Die Brennnessel wurde schon sehr früh als Lebensmittel verwendet, wenn beispielsweise Blattgemüse, wie Spinat oder Gartensalate knapp war. Auch wenn man sich damals noch nicht bewusst gewesen ist, dass die Pflanze durch ihren Nährstoffgehalt sehr gesund und dadurch vielen Blattsalaten überlegen ist, kannte man schon ihre antibakterielle Wirkung, weshalb sie häufig dazu verwendet wurde, Milch, Fisch oder Fleisch länger haltbar zu machen.
Die Nesselhaare lassen sich mit verschiedenen Methoden unschädlich machen, sodass einem Verzehr nichts mehr im Wege steht. Hierzu kann man die frische Pflanze sehr fein schneiden, mit einem Handschuh kräftig abstreichen, auswringen oder mit einem festen Wasserstrahl übergießen. Aber nicht nur roh ist die Brennnessel mit ihrem würzigen Aroma beliebt. Kocht oder blanchiert man sie, verliert sie ebenfalls ihre brennende Wirkung und kann hervorragend als Brennnesselspinat verköstigt werden.
Deutlich bekannter ist aber die Verwendung der Brennnessel als Tee oder in Brennnesselkäse.
In der Nutztierhaltung wird die Pflanze ebenfalls gern als vitaminreiches, wachstumsförderndes Beifutter gefüttert.

Schauen Sie sich im Video den Kräuter-Atlas des Körpers an (Text geht nach dem Video weiter):

Video Platzhalter

Superfood Brennnessel

Ein Blick auf die Nährstoffe der Pflanze enttarnt sie recht schnell als heimisches Superfood. Die Brennnessel hat nämlich nicht nur eine signifikant hohe Dichte an Nährstoffen, sondern ist auch reich an Antioxidantien, die als Radikalfänger gelten.
Mit einem pflanzlichen Eiweißanteil von 7,4 Gramm/ 100 Gramm, kann sie als Eiweißlieferant sogar mit einigen Hülsenfrüchten mithalten.
Ihr hoher Gehalt an Flavonoiden sorgt für die entwässernde Wirkung der Pflanze und ihre Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium, Kalium, Silizium, Vitamin A und C, sowie Eisen stärken unser Immunsystem. Vor allem ihr Eisenanteil ist beachtlich, denn hier liefert sie, je nach Wuchsort, zwei- bis viermal so viel wie ein Rindersteak und ca. dreimal so viel wie Spinat. Ihr Vitamin-C-Gehalt schlägt den der Zitrusfrüchte. Außerdem enthält die Pflanze alle acht lebensnotwendigen Aminosäuren, in einer für den Menschen geeigneten Zusammensetzung.
Auch wenn ein Großteil der Nährstoffe in den Blättern der Brennnessel enthalten sind, haben sich auch die Pollen und Samen, sowie die Wurzel für den Verzehr bewährt. Erstere sollen Vitalität und Leistungskraft bis ins hohe Alter sicherstellen, sowie als Potenz-, Fruchtbarkeitsmittel und Aphrodisiakum Anwendung finden. Die Wurzel hingegen soll einen positiven Einfluss auf die Prostatagesundheit haben.

Lesen Sie dazu auch tolle gesunde Rezepte mit Brennnesseln:

Heilpflanze Brennnessel

Ähnlich wie Kamille, Arnika, Ringelblume oder Mariendistel, hat auch die Brennnessel als Heilpflanze ein breites Einsatzgebiet. Am bekanntesten ist ihr positiver Einfluss auf unsere Stoffwechsel, sodass sie zur Entgiftung und Entschlackung gerne in Form von Frühjahrkuren angewendet wird. Im Herbst stärkt eine Brennnesselkur das Immunsystem und schützt vor Müdigkeit und Erschöpfung. Durch ihren hohen Eisengehalt kann sie gegen Blutarmut vorbeugen und auch bei Harnwegsinfekten ist Brennnesseltee das Mittel der Wahl. Die antibakterielle Eigenschaft der Pflanze, sowie ihr hoher Kaliumgehalt steigern die Harnausscheidung und wirken einer Reizblase entgegen. Chronische Darmentzündungen wie Morbus Crohn oder Colitis können ebenfalls mithilfe von Brennnesseln unterstützt werden.
Ihr Einsatz bei rheumatischen Erkrankungen und Gelenkentzündungen wie Arthrose ist ebenfalls wirkungsvoll, wenn auch nicht ganzheitlich wissenschaftlich erwiesen. Immerhin zeigt eine Studie der Universitäten Frankfurt und München, dass der tägliche Verzehr von 50 Gramm Brennnesselmus die tägliche Arzneimitteldosis von 200 mg auf 50 mg reduzieren konnte.
Der Einsatz von Brennnesselsamen gegen Unfruchtbarkeit und Impotenz wurde ja bereits weiter oben im Text erwähnt, aber genannt werden sollte natürlich auch der positive Effekt der Brennnessel auf Haut und Haare. Eine Spülung der Haare mit Brennnesseltee regt zum Beispiel die Haarwurzeln an.

Kenn Sie schon die besten Heilpflanzen für die Seele? Dann lesen Sie auch folgenden Artikel:

Brennnesseljauche für den Garten

Die Brennnessel ist aber nicht nur als Ernährungs- und Heilpflanze eine wahre Wunderwaffe, sondern auch im Garten äußerst nützlich. Völlig unverständlich ist daher, warum die Brennnessel als viel gehasstes Unkraut so oft mit Unkrautmitteln bekämpft wird. Zumal die Pflanze sehr ausdauernd, genügsam und zäh ist und sich meist ohnehin nicht vollständig vertreiben lässt.
Viel sinnvoller ist es, das Unkraut zu einer Brennnesseljauche zu verarbeiten und sie als natürlichen Dünger für den restlichen Pflanzenbestand in Ihrem Garten zu verwenden. Hierzu werden Brennnesseln mit Wasser übergossen und an einen warmen Ort gestellt. Im Sommer setzt nun innerhalb kürzester Zeit der Gärungsprozess ein, bei dem die Pflanze ihre wertvollen Inhaltstoffe an das Wasser abgibt. Im Frühjahr kann dieser Prozess bis zu einer Woche dauern. Sobald die Flüssigkeit nicht mehr stinkt und schäumt, ist der natürliche Dünger fertig und kann abgeseiht werden.
Vor allem Gemüsepflanzen wie Tomaten profitieren von dem stickstoffreichen Flüssigdünger und auch als Schädlingsbekämpfer ist die Jauche einsetzbar. Um Blattläuse zu bekämpfen, kann die Pflanze abends eingesprüht werden.

Brennnesseljauche
Wenn die Brennnesseljauche nicht mehr schäumt, kann sie abgeseiht und als Flüssigdünger verwendet werden. Foto: alainolympus / iStock