Im Herzen lebt sie weiter

Michaela May: "Ich habe meine Mutter immer bei mir"

Im Interview mit uns spricht Michaela May (67) über schwere Verluste, die sie in den vergangenen Monaten erlitten hat, Unehrlichkeit und ihre (Enkel-)Kinder.

Schauspielerin Michaela May trägt ihre Mutter für immer im Herzen.
Schauspielerin Michaela May macht sich bereits Gedanken über den Tod. Foto: Hannes Magerstaedt / Getty Images
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Für Michaela May war 2019 ein sehr turbulentes Jahr mit einigen Tiefen, aber auch Höhen: Ihre Mutter Anneliese ist mit 97 Jahren gestorben, auch ihre Freundin Hannelore Elsner († 76) ging von uns, doch dafür konnte sie die Hochzeit ihrer Tochter Lilian feiern und sie schwebt erneut im Oma-Glück. Ihre Familie gibt der Schauspielerin großen Halt. Anlässlich ihres neuen Films 'So einfach stirbt man nicht' haben wir einmal nachgefragt, wie wir uns ihr Leben mit Kindern, Enkelkindern und Ehemann Bernd Schadewald (68) vorstellen können, wie Sie mit dem Älterwerden umgeht und wann ihr ihre Mama ganz besonders fehlt.

Liebenswert: Im Film 'So einfach stirbt man nicht' kommt es zu einem Familientreffen der besonderen Art, das für alle ein Wiedersehen nach langer Zeit und eine Achterbahn der Gefühle ist. Wie regelmäßig sitzt bei Ihnen die ganze Familie an einem Tisch und wie turbulent geht es dann dabei zu?

Michaela May: Tatsächlich ist das gerade erst passiert, weil meine jüngste Tochter Lilian geheiratet hat. Da ist dann meine andere Tochter Alexandra mit ihren zweieinhalb Kindern - sie ist gerade schwanger [Anmerkung der Redaktion: mittlerweile ist das Kind, Sohn Max, geboren worden] - gekommen und auch mein Exmann war da. Auch an Weihnachten sitzen wir wirklich alle zusammen, was sehr schön ist. Ansonsten versuche ich natürlich immer, die Verbindung nach London zu halten, wo Alexandra lebt, und auch dorthin zu fliegen. Die Kinder haben aber auch in Tirol ein Bauernhäuschen, wo ich, wenn ich kann, auch gern mal eine ganze Woche verbringe. Dann kann ich nicht nur meine Töchter ein bisschen entlasten, sondern auch mich selbst erfreuen - ich sehe meine Enkel ja nicht so oft. Die Kinder sind noch klein und deshalb ganz schön quirlig, das ist ein Vollzeitjob. Am Abend bin ich dann immer ganz erledigt - eigentlich noch mehr, als nach einem Drehtag (lacht). Man ist das einfach nicht mehr so gewohnt. Ich frage mich, wie ich das mit meinen Kindern damals so lässig geschafft habe (lacht). Für mich ist es aber natürlich auch eine große Freude, denn ich will in allen Momenten für meine Kinder da sein. Meine Tochter Lilian hat zwar noch keine Kinder, lebt aber seit einem Jahr auch in München in meiner Nähe, die sehe ich natürlich öfter. Sie wohnt mit ihrem Ehemann wirklich nur fünf Minuten entfernt. Das ist einfach wunderschön und ein großes Geschenk, denn sie war ja auch so lange in England und danach in Berlin.

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Dass Ihr Exmann, der Vater Ihrer Kinder, so ins Familienleben integriert ist, zeigt, wie gut Ihr Verhältnis nach wie vor zueinander sein muss. Das ist nicht selbstverständlich, so eine Trennung ist ja immer ein sehr einschneidendes Erlebnis - und bei Ihnen kam noch hinzu, dass Sie sich neu verliebt hatten. Wann wussten Sie damals, dass Sie reinen Tisch machen und mit den Konsequenzen leben mussten?

Ich bin ein Mensch, der - man kann es undiplomatisch nennen - Unehrlichkeit hasst. Ich hasse auch Versteckspiele oder sonstige Heimlichkeiten, gerade in Bezug auf Menschen, die man liebt oder einmal geliebt hat. Diese verdienen es am allermeisten, ehrlich behandelt zu werden. Ich habe meine neue Liebe deshalb schon nach 14 Tagen offenbart, weil ich mit Lügen schlecht leben kann. Das ist manchmal brutal, weil ich einfach sage, was ich denke oder was mich stört, aber ich muss es rauslassen. Sonst macht mich das krank und lässt mich auch nicht frei leben. Das behindert mein Lebensglück.

Für Ihre Kinder war das ja sicher eine besonders schwierige Zeit. Wie sind Sie als Mutter mit dieser Situation umgegangen?

Für meine Töchter, und auch für mich, war das alles sehr schmerzhaft. Man muss den Kindern aber die Freiheit lassen, damit umzugehen, wie sie es für richtig halten. Es hat sich dann auch alles wieder eingepegelt, weil ich nichts erzwungen habe. Sie mussten nicht gleich meinen neuen Partner lieben, nur, weil ich ihn liebe. Das ist alles eine Frage der Zeit.

Sehen Sie hier, was Sie beim Film 'So einfach stirbt man nicht' erwartet (Artikel geht unten weiter):

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Video: ZDF

Was glauben Sie, was die Liebe in jungen Jahren von der im höheren Alter unterscheidet? Fühlt sich die spätere Liebe Ihrer Meinung nach anders an?

Man hat einfach eine andere Lebenserfahrung und geht mit anderen Erwartungen und Bedingungen - oder auch gar keinen - in eine Beziehung. Man kennt auch sich selbst vielleicht etwas besser und weiß, was man will und was nicht.

Sie sind nun schon seit einigen Jahren wieder verheiratet. Was glauben Sie ist das Geheimnis einer lang anhaltenden, glücklichen Beziehung?

Beide Partner müssen sich selbst lieben, damit sie genug Potenzial haben, die Liebe auch an jemand anderen weiterzugeben.

Sie zeigen immer wieder, wie entspannt Sie mit dem Älterwerden umgehen. Wie schaffen Sie es, dem so gelassen gegenüberzustehen?

Ich lebe in der Gegenwart und nehme das, was sich mir hier bietet, dankbar an. Ich freue mich, dass ich so gesund leben kann und stelle nichts infrage, was einfach nicht mehr geht oder was vielleicht an meinem Körper nicht mehr so schön ist.

Sie wurden zuletzt mit einigen schweren Abschieden konfrontiert: Ihre Mutter ist Anfang des Jahres gestorben und auch ihre gute Freundin Hannelore Elsner ist ja leider von uns gegangen. Führen Einschnitte wie diese dazu, dass Sie mehr über Ihre eigene Vergänglichkeit nachdenken?

Das passiert nicht nur aufgrund dieser Verluste, sondern je älter man wird, desto mehr wird man auch zwangsläufig damit konfrontiert. Man fragt sich: Was hab' ich noch vor? Man weiß ja nicht, wie viel Zeit einem noch bleibt, das wird einem immer klarer. Deshalb versuche ich, möglichst kostbar mit meiner Zeit umzugehen und Dinge oder Menschen auszulassen, die ich nicht mag. Natürlich mache ich mir auch Gedanken darüber, was ich der Nachwelt hinterlassen will oder wie ich beerdigt werden möchte - mein Testament hab' ich auch schon gemacht und eine Patientenverfügung ausgefüllt. Ich will meine Familie im Ernstfall nicht vor ungelöste Fragen stellen.

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Gibt es etwas, das Sie sich für Ihre Beerdigung wünschen würden?

Meine Mutter haben wir eingeäschert. Sie selbst hatte schon eine Urne aus Ton angefertigt, wie bei meinem Vater, und wollte eigentlich neben ihm liegen - die beiden waren sehr glücklich verheiratet. Aber als dann das Urnengrab verlängert werden sollte, hat sie plötzlich gesagt: 'Für mich ist mein Mann gar nicht dort. Der ist in mir drin. Ich brauch' das alles nicht. Ich würde viel lieber mit Blick auf den Ammersee oder Staffelsee verstreut werden und in die Berge schauen.' Da war sie sehr fortschrittlich. Mich hat das dazu gebracht, auch immer mehr in diese Richtung zu denken. Ich finde es immer erklärlicher, dass man sagt: Warum sollte ich an einem festen Ort begraben werden? Unser Platz ist im Herzen unserer Lieben, wir leben in anderen Menschen weiter. Ich habe meine Mutter zum Beispiel immer bei mir. Zuletzt hat sie uns bei der Hochzeit meiner Tochter die Sonne geschickt, wir hatten so ein schönes Wetter. Das war toll.

Sind das Momente, in denen Ihnen Ihre Mutter besonders fehlt?

Ja, natürlich. Meine Tochter hat ihre Hochzeit extra in Dießen gefeiert, weil meine Mutter dort im Augustinum lebte - meine Kinder sind auch in der Gegend aufgewachsen. Jetzt konnte sie das zwar leider nicht mehr miterleben, aber sie wusste, dass die Trauung dort sein sollte und hatte sich so darüber gefreut. Nun konnte meine Mutter es zumindest durch meine Augen sehen und für mich war es ein wunderschöner Tag.

Was macht Ihr Leben besonders liebenswert?

Mein Mann, meine Kinder und meine Kindeskinder - und die Natur!

Die Familien-Tragikomödie 'So einfach stirbt man nicht' mit Michaela May, Michael Gwisdek, Ursula Karven, Sandra Borgmann, Natalia Wörner und weiteren Darstellern läuft am heutigen Donnerstag, den 29. August um 20:15 Uhr im ZDF. Darin reisen die Töchter von Renate (Michaela May) und Kurt Lehmann (Gwisdek) zu den Eltern nach Mallorca, da der Vater einen Herzinfarkt erlitten hat und vermutlich sterben wird. Doch dann kommt alles ganz anders - und ein Familiengeheimnis ans Licht ...

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