Offener Umgang mit der Trauer

Dr. Johannes Wimmer: "Ich wollte mich nie davon besiegen lassen"

TV-Arzt Dr. Johannes Wimmer hat viele persönliche Schicksalsschläge verarbeiten müssen: Zuletzt starb seine kleine Tochter an einem aggressiven Hirntumor. Wie er mit dieser Trauer umgeht und wie er sie nutzt, um anderen zu helfen, lesen Sie im Artikel.

Johannes Wimmer im Oktober 2021 bei der Aufzeichnung der MDR/rbb-Talkshow Riverboat im Studio A im rbb Fernsehzentrum in Berlin.
TV-Arzt Johannes Wimmer verlor mit vier Jahren verlor seinen Vater, später die Großmutter und 2020 seine kleine Tochter Maxi († 9 Monate). Foto: IMAGO / Future Image
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Der Tod hat TV-Arzt Dr. Johannes Wimmer schon viel genommen, aber er schaffte es, positiv zu bleiben.

Dr. Johannes Wimmer musste sich von vielen lieben Menschen verabschieden

Es heißt: Jeder bekommt im Leben das Päckchen, das er auch tragen kann. Im Fall von TV-Arzt Dr. Johannes Wimmer hat das Schicksal einen besonders schweren Packen geschnürt – ist es der Verlust geliebter Menschen, der auf seinen Schultern lastet. Mit vier Jahren verlor er seinen Vater, später die Großmutter und vor rund eineinhalb Jahren seine kleine Tochter Maxi († 9 Monate). Trotz all dem Leid geht der Mediziner positiv durchs Leben. Wie ist das nur möglich? Im Interview mit der 'Apotheken Umschau' erklärte er es so: "Ich habe schon als Kind entschieden: Ich möchte mich davon nicht besiegen lassen."

Als TV-Arzt erklärt Dr. Johannes Wimmer über medizinische Themen auf. Der Artikel geht unter dem Video weiter.

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Er war fünf Jahre alt, als sein Vater starb

Es war ein Morgen im März 1988, als der Tod Wimmers Familie viel zu früh besuchte. Der fast fünfjährige Johannes biss gerade in sein Marmeladenbrötchen, als ein Poltern die friedliche Familienidylle erschütterte. Seine Mutter stürzte nach oben ins Bad. Der kleine Johannes folgte ihr: "Mein Herz pochte bis zum Hals", erinnert er sich in seinem Buch 'Wenn die Faust des Universums zuschlägt', in dem er seine persönlichen Verluste verarbeitet. Und dann sah er seinen Papa in einer Blutlache tot am Boden liegen. In diesem Moment fühlte es sich an, als würde ihn "eine unsichtbare Faust packen und zudrücken".

Was Johannes Wimmer in diesem Moment nicht ahnte: Die Faust würde noch einige Male zupacken.

Das Buch 'Wenn die Faust des Universums zuschlägt" von Dr. Johannes Wimmer können Sie sich hier direkt nach Hause bestellen:

Dr. Johannes Wimmers Tochter Maximilia starb mit neun Monaten

Später erkrankte seine Großmutter an Brustkrebs. Als sie starb, fühlte er sich wieder unglaublich machtlos.

Jahre vergingen, Wimmer studierte und wurde Arzt. Nie wieder wollte er sich so hilflos fühlen wie damals, als sein Vater und seine Großmutter starben. Er half anderen Menschen, wieder gesund zu werden. Und war erfolgreich.

Doch dann schlug die Faust erneut zu. Dieses Mal mit einer Wucht, mit der Wimmer nie gerechnet hätte. Bei seiner kleinen Tochter Maximilia († 9 Monate) wurde kurz nach ihrer Geburt ein Hirntumor diagnostiziert, sie starb schließlich im November 2020.

"Ich habe als Kind meinen Vater verloren und als Vater mein Kind"

Warum nur war es dem Mediziner nicht vergönnt, ein gesundes Baby zu haben? "Ich habe als Kind meinen Vater verloren und als Vater mein Kind", zitiert ihn die 'Apotheken Umschau'. Es muss sich anfühlen, als laste ein schwerer Fluch auf ihm und seiner Familie. "Man ist Zuschauer in seinem eigenen Leben", beschrieb er diese harte Zeit im Nachhinein.

Aber wie erträgt man es nur, wenn man sein eigenes Kind viel zu früh verliert? "Wir wussten irgendwann, dass die Reise mit Maxi zu einem Ende kommen wird."

Der offene Umgang mit der Trauer half ihm

Der langsame und bewusste Abschied half Wimmer und seiner Frau Clara bei der Trauerbewältigung. Der 38-Jährige wollte dieses Mal ganz offen mit seinen Gefühlen umgehen. Es anders machen als damals bei seinem Vater. "Früher wurde nicht drüber gesprochen. Das war schrecklich für mich. Einen geliebten Menschen zu verlieren, tut unfassbar weh, das wird man niemals ändern können. Was man aber ändern kann, ist die Art, wie man mit dem Verlust umgeht."

Hund Primus trägt einen Teil der Last

Aus diesem Grund beschloss der Arzt nur einen Tag nach der Beerdigung seiner Tochter, für einen guten Zweck bei einer Gala aufzutreten, um Spenden zu sammeln für die Krebsforschung. Er entschied sich: "Entweder gebe ich mich geschlagen oder ich nehme das Schicksal an und lebe für meine Familie und mich das Leben weiter, bewusst und gefüllt mit schönen Momenten, die einem keiner mehr nehmen kann", sagt er der 'Apotheken Umschau'.

Diese bewusste Entscheidung half Wimmer, wieder einen Weg zurück ins Leben zu finden. Dabei unterstützten ihn Freunde im Alltag. Und auch sein geliebter Hund Primus "Er trägt stillschweigend einen Teil der Last für mich mit" - dies schrieb der gebürtige Hamburger unter einen Post auf Instagram, der einen Schnappschuss des Vierbeiners zeigte.

Frau Clara ist Johannes Wimmers große Stütze

Wimmer bekam viel Zuspruch und Halt, sodass er gemeinsam mit seiner Frau die Trauer schließlich aufarbeiten konnte. "Irgendwie sind wir, egal was passiert, füreinander da", schwärmt er von seiner Clara.

Und dann, als das Paar gar nicht mehr damit rechnete, schlug das Schicksal erneut zu. Aber es nahm ihnen nichts, sondern beschenkte sie. Clara wurde unerwartet wieder schwanger mit einem kleinen Mädchen. Wimmer ist sich sicher: Die Seelen der beiden Schwestern, der toten wie der neugeborenen, sind sich auf ihren Wegen noch einmal begegnet. Eine schöne Vorstellung, die ihn und seine Frau tröstet.

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