Emotionales Interview

Daniela Alfinito: "Der Tod ist nicht das Ende des Lebens"

Schlagerstar Daniela Alfinito (48) sprach mit uns über das Schicksal, ihren Beruf als Altenpflegerin und den großen Rückhalt, den sie von ihrer Familie erhält.

Schlagersängerin Daniela Alfinito.
Sängerin Daniela Alfinito wurde als Daniela Ulrich im hessischen Villingen (Hungen) geboren. Foto: Kerstin Joensson
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Spätestens seit Sängerin Daniela Alfinito, Tochter des Amigos-Mitglieds Bernd Ulrich (68), mit ihrer Platte 'Du warst jede Träne wert' sogar Udo Lindenbergh von Platz eins der Album-Charts verdrängte, redet ganz Deutschland über sie. Für die Musikerin, die seit 1995 mit dem in Italien verwurzelten Domenico Alfinito verheiratet und Mutter des gemeinsamen Sohnes Maurizio ist, ist das aber noch lange kein Grund, auszuflippen - im Gegenteil!

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Trotz ihres durchschlagenden Erfolgs bleibt Daniela Alfinito auch weiterhin ihrem Beruf als Altenpflegerin treu, den sie seit fast 30 Jahren ausübt. Auch sonst wirkt die Hessin erfrischend geerdet und nahbar. Wir haben mit der blond gelockten Powerfrau darüber gesprochen, wie sie ihren Karriereschub erlebt hat, was ihr die Arbeit im Seniorenzentrum bedeutet und wie wichtig Familie für sie ist.

Liebenswert: Sie haben schon 9 Alben veröffentlicht, aber erst jetzt mit 'Du warst jede Träne wert' sind Sie so richtig auf der Überholspur unterwegs. Was hat sich in Ihrem Leben verändert, nachdem Sie sogar die Nummer 1 der deutschen Album-Charts gewesen sind?

Daniela Alfinito: Alles! (lacht) Von einer Minute auf die andere hat sich einfach alles geändert. Total schön ist, dass ich jetzt zum Beispiel auch im Fernsehen auftreten darf und niemand mehr sagt: 'Für diese Art von Musik haben wir keine Verwendung' ...

Würden Sie sagen, dass Sie durch diesen Erfolg aktuell in der besten Phase Ihres Lebens angekommen sind?

Ich habe wirklich den Höhepunkt erreicht. Vielleicht war das sogar Schicksal: Ich habe nämlich vor einigen Monaten in meinem Horoskop gelesen, dass 2019 das Jahr der Fische-Geborenen wird. 'Sie erreichen das, was Sie schon immer wollten', stand da. Ich dachte mir, ich lasse das einfach mal auf mich zukommen - aber ich wusste ja schon, dass am 4. Januar 2019 mein Album rauskommen würde. Einen Tag vorher stand ich abends im Hotelzimmer am geöffneten Fenster, hab' raus in den Himmel geschaut und gedacht: Wird das was werden morgen? Plötzlich kam dann eine Windbrise auf, obwohl es vorher komplett windstill gewesen war, und der Baum vor mir kam richtig ins Wanken. Ich hab' sofort eine Gänsehaut bekommen, das Fenster zugemacht und gedacht: Was war das denn?! Das war schon Wahnsinn. Eine Woche nach Veröffentlichung meines Albums rief mich dann mein Vater aus dem Urlaub an und sagte: 'Herzlichen Glückwunsch zu Platz 1!' Ich dachte, das kann doch alles gar nicht wahr sein. Die ersten Tage danach waren dann für mich sehr turbulent.

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Das klingt nach einem fast schon übersinnlichen Erlebnis ... Sind Sie denn ein spirituell veranlagter Mensch oder glauben Sie an eine höhere Macht?

Sagen wir es mal so: Ich denke schon, dass der Tod nicht das Ende unseres Lebens ist und die Party da oben weitergeht (lacht). Das ist ja auch ein Thema, mit dem ich durch meine Arbeit im Altenheim tagtäglich konfrontiert werde.

Nimmt Ihnen das ein wenig den Schrecken vor dem Tod oder führt es eher dazu, dass Sie umso nachdenklicher werden?

Ich sag' immer: Der Tod gehört zum Leben dazu. Trotzdem habe ich einen unwahrscheinlichen Respekt davor. Im Altenheim ist man ja wirklich hautnah dabei, sieht die glücklichen, aber manchmal auch verbitterten Gesichtszüge der Verstorbenen. Gegenüber Toten habe ich echte Berührungsängste, das gebe ich ganz offen und ehrlich zu. Meine Kollegen wissen das auch und würden nie von mir verlangen, dass ich denjenigen noch einmal wasche und anziehe. Ich mache sonst wirklich alles - aber eben nur bis zum Tod. Ich weiß nicht, woran es liegt, dass ich solche Ängste davor habe: Schon oft hab' ich versucht, über meinen Schatten zu springen, aber ich schaffe es einfach nicht.

Wie sehr nimmt Sie Ihre Arbeit persönlich mit? Beschäftigt Sie das Erlebte auch nach Feierabend noch?

Nein. Ich geh aus dem Altenheim raus und schalte ab. Ich fahre morgens zur Arbeit und fange grob an zu überlegen, was ich den Tag über machen werde - und wenn ich gehe, sage ich mir: Jawoll, heute hab' ich alles geschafft, was ich wollte. Heute habe ich jeden einzelnen glücklich gemacht. Wenn ich das zu mir sagen kann, hab' ich alles richtig gemacht.

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Was ist für Sie das Schönste am Beruf der Altenpflegerin, der ja sehr fordernd ist und den sich vielleicht nicht jeder zutraut?

Die Wünsche und Bedürfnisse der Senioren zu erfüllen. Wenn ich morgens ins Altenheim komme, das erste Zimmer betrete und 'Guten Morgen' sage, entgegnet man mir: 'Ach, bist du auch wieder da - wie schön!' oder 'du bist mein Engel'. Manchmal heißt es auch: 'Ich hab' so Heimweh - können wir mal zu Hause anrufen?' Dann hol' ich das Telefon und wir machen das. Wenn sie alleine dasitzen, trostlos, dann ist es wichtig, sich einfach mal Zeit für die Alten zu nehmen und auch mit ihnen Karten oder 'Mensch ärgere dich nicht' zu spielen. Natürlich gibt es auch traurige Momente - zum Beispiel, wenn die Kinder vor ihnen sterben. Für eine Mutter oder einen Vater ist das das Schlimmste. In dieser Situation Trost zu spenden ist ganz wichtig. Du kannst dann nicht viel sagen, sondern einfach nur bei ihnen sitzen, sie weinen lassen und ihre Hand halten. Du kannst nicht sagen: 'Das wird schon wieder!' Sie haben sich ja kein Bein gebrochen, sondern ihr Kind ist gestorben. Für diese Menschen da zu sein und sie glücklich zu machen, das ist meine Aufgabe.

Ihrem Vater Bernd Ulrich geht es ja zum Glück noch sehr gut, aber haben Sie trotzdem schon mal darüber nachgedacht, ob Sie auch ihn pflegen würden, wenn es nötig sein sollte?

Ich hab' die Eltern meiner Mutter auch zu Hause gepflegt. Meine Oma kam dann später doch noch ins Krankenhaus, weil es nicht mehr anders ging, aber meinen Opa habe ich bis zu seinem Tod gepflegt. Was meinen Vater angeht, darf ich noch gar nicht daran denken, dass es mal so weit sein sollte. Ich will mir auch nicht vorstellen, dass er mal von heute auf morgen nicht mehr da sein könnte - da würde ich durchdrehen.

Verständlich - schließlich betonen Sie immer wieder, wie wichtig er für Sie ist.

Ja, zwischen meinen Vater und mich passt kein Blatt Papier.

Offenbar ist der Zusammenhalt innerhalb Ihrer ganzen Familie sehr groß. Wohnen Sie denn auch alle nah beieinander?

Meine Eltern wohnen vier Kilometer entfernt und mein Onkel Karl-Heinz lebt mit seiner Frau etwa 200 Meter Luftlinie weit weg.

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Ihr Familiensinn und Ihr Festhalten an Ihrem Job als Pflegerin lassen Sie sehr bodenständig wirken. Sorgt das auch dafür, dass Ihnen Ihr Erfolg nicht zu Kopf steigt?

Ich habe das Bodenständige von meinem Vater vorgelebt bekommen und das kann man einfach nicht ablegen. Auch die Arbeit im Altenheim sorgt mit Sicherheit dafür, dass ich nicht abhebe. Warum sollte ich das auch tun? Das ist nicht meine Art. Ich möchte auf die Menschen zugehen und sie mit meiner Musik glücklich machen. Da gehört es für mich zum Beispiel auch dazu, dass ich meine Fanpost selbst beantworte und bei Auftritten Bilder mit mir machen lasse. Es geht nicht einer weg, ehe er nicht ein Foto oder Autogramm bekommen hat.

Wenn Sie das alles noch einmal zusammenfassend betrachten: Was macht Ihr Leben besonders liebenswert?

Ganz einfach gesagt: Meine Familie! Sie macht mein Leben liebenswert, weil sie voll hinter mir steht. Außerdem bin ich natürlich meinen Fans für alles sehr dankbar.