Schlager-Star

Ross Antony: "Die richtige Trauer fängt für mich erst jetzt an"

Er ist eine Frohnatur, doch er kennt auch schwere Zeiten. Ross Antony spricht im Interview über den Verlust seines geliebten Vaters und Anfeindungen, denen er ausgesetzt ist.

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Bereits mit drei Jahren stand Ross Antony zum ersten Mal in seiner Heimat England auf der Bühne. Über 40 Jahre später ist er einer DER Lieblinge der aktuellen Schlager-Szene. Sein aktuelles Album "Schlager lügen nicht" hat für Ross Antony eine ganz besondere Bedeutung. Wir haben ihn in Hamburg getroffen, kurz nachdem die aktuellen Chartplatzierungen bekanntgegeben wurden.

Liebenswert: Herzlichen Glückwunsch, zum achten Platz in den Albumcharts und dem ersten Platz bei den Schlagercharts!

Ross Antony: Danke, damit habe ich nicht gerechnet. Meine Fans haben mich so toll unterstützt und viele haben geschrieben, dass „Schlager lügen nicht“ die beste CD ist, die ich bisher gemacht habe. Ich habe dieses Mal auf die Songwünsche meiner Fans gehört. Die andere Hälfte des Albums besteht aus Songs, die sich mein Papa gewünscht hat.

Wie hast du von diesen Songs erfahren?

Wir haben nach seinem Tod eine Seite im Notizbuch gefunden, auf der er sich notiert hatte, welche Songs er unbedingt von mir hören möchte. Ein paar davon waren schon bei „Aber bitte mit Schlager“ drauf und die anderen Lieder habe ich nun auf „Schlager lügen nicht“ gesungen, wie z.B. YMCA, The one and only oder Anita.

Das klingt auch etwas nach einem musikalischen Abschied …

Ein bisschen. Jedes Mal, wenn ich auf der Bühne bin und singe, habe ich das Gefühl, dass er bei mir ist, weil ich Songs singe, die er gemocht hat.

Welcher Song auf dem Album ist dir besonders wichtig?

„Ich bin was ich bin“ ist mir super wichtig, weil der Song eine tolle Botschaft hat: Es ist egal, wie man ist, ob schwul, hetero, farbig oder was auch immer. Jeder Mensch sollte respektiert werden! Einige meiner Fans haben schwere Schicksale durchgemacht. Ich möchte ihnen mit diesem Song einfach zeigen, dass man immer kämpfen und weitermachen soll.

Hast du denn auch schon einmal mit Hass oder Anfeindungen kämpfen müssen?

Ich denke, damit hat fast jeder schon einmal zu tun gehabt. In meiner Schulzeit gab es vier Jungs, die immer die verletzlichen Mitschüler ausgesucht haben und diese mit Wörtern fertiggemacht haben. Sie haben es auch bei mir versucht. Für eine gewisse Zeit hat es mich auch runtergezogen, aber ich war ein sehr starkes Kind und hatte viele Freunde und meine Eltern, die mir dabei geholfen haben, das zu überwinden.

Ross Antony mit Liebenswert-Redakteurin Kerstin Ammermann.
Foto: Liebenswert

Wie haben dich diese Zeiten geprägt?

Ich habe dadurch definitiv eine dickere Haut bekommen. Jetzt als Künstler bekomme ich manchmal auch böse Nachrichten in den sozialen Netzwerken. Das kommt zum Glück nicht so häufig vor, aber wenn, dann kann ich darüber lachen, weil es mich einfach nicht mehr trifft. Ich weiß, dass nicht jeder mich mag und das ist okay.

Vor zwei Jahren ist dein Vater gestorben. Wie bist du damit umgegangen?

Der Tod meines Vaters hat mich sehr getroffen, aber es hat mir geholfen, dass ich mich um meine Schwester und Mama gekümmert habe. Meine Schwester hat sehr gelitten, denn sie hatte eine besonders gute Beziehung zu meinem Vater. Die richtige Trauer fängt für mich erst jetzt an. Wenn ich alleine unterwegs bin, kommen Erinnerungen hoch, an all die Dinge, die Papa und ich zusammen gemacht haben. Ich versuche das Ganze gut hinzubekommen. Mein Vater war immer ein sehr positiver Mensch und hat mir vor seinem Tod gesagt, dass ich meine positive Lebenseinstellung nie verlieren soll.

Wie wirst du deinen Vater in Erinnerung behalten?

Er ist mein Vorbild. Mein Papa war immer nett, hat sich an die Regeln gehalten und anderen geholfen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mich jemals mit meinem Vater gestritten hätte. Ich habe nur positive Erinnerungen an ihn. Nur am Ende war es schlimm zu sehen, wie er gelitten und gekämpft hat. Das ging alles so schnell. Wegen seinem Parkinson haben sie den Prostatakrebs zu spät entdeckt.

Hast du Angst vorm Sterben oder vor dem Tod?

Ich habe keine Angst vorm Sterben. Ich möchte einfach nur nicht, dass es zu früh ist. Ich möchte ein vernünftiges Leben haben. Ich wäre super glücklich, wenn ich 80 oder 85 Jahre alt werde darf.

Deine Mutter und Schwester leben in England. Wie meistert ihr die große Distanz?

Meine Schwester besucht meine Mutter so oft wie sie kann. Wenn meine Mama nicht bei meiner Schwester ist, kommt sie für ein paar Wochen zu mir. Und diesen Sommer fahren wir alle zusammen in den Urlaub nach Italien. Meine Mutter freut sich schon sehr!

Seit 18 Jahren gehst du mit deinem Gatten Paul durchs Leben. Was ist das Geheimnis eurer Beziehung?

Wir haben gemeinsame Freunde, aber jeder auch seine eigenen Freunde. Wir respektieren einander, reden nicht nur über die Arbeit und haben keine Geheimnisse voreinander. Wir ergänzen uns außerdem super: Ich putze, bügle und backe gerne, Paul kümmert sich um die elektronischen Dinge im Haushalt und kocht.

Wie gehst du mit dem Älterwerden um?

Ich finde das Älterwerden gar nicht mehr schlimm. Mit 30 Jahren war es eine Katastrophe für mich, aber an meinem 40. Geburtstag habe ich mich sehr gefreut. Jetzt mit 45 Jahren habe ich das Gefühl mehr Verantwortung zu tragen. Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich aber auch gar nicht wie 45, sondern wie 29 oder 30. Ich fühle mich sogar fitter als mein jüngeres Ich, weil ich jetzt viel mehr auf mich, meine Ernährung und meine Bewegung achte.

Was ist denn deine Leibspeise?

Mein Lieblingsessen ist leider Wiener Schnitzel mit Pommes und Möhren (lacht).

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