Interview zum neuen Album

Amigos: "Jeder soll sich sein eigenes Zauberland schaffen"

Seit Jahren gehören die Amigos zu den ganz großen Stars im Schlagergeschäft. Mit 'Zauberland' veröffentlichten die Brüder Bernd (66) und Karl-Heinz Ulrich (68) nun ein brandneues Album, über das uns die Vollblutmusiker im Interview so einiges verraten haben.

Die Amigos, seit Jahren als erfolgreiches Schlager-Duo unterwegs, veröffentlichten jetzt mit 'Zauberland' eine neue Platte.
Karl-Heinz Ulrich (links) und Bernd Ulrich (rechts) entführen ihre Fans auf ihrem brandneuen Album ins 'Zauberland'. Foto: Kerstin Joensson / Sony Music Entertainment

Im Sommer 2016 feierte das Duo, das schon 25-mal Platin und 70-mal Gold abräumte und sich dreimal hintereinander die Nummer 1 der Album-Charts in Deutschland, Österreich und der Schweiz sicherte, bereits ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Doch auch nach all diesen Jahren denken die Fan-Lieblinge immer noch nicht ans Aufhören. Wir haben mit den Amigos darüber gesprochen, was ihnen beruflich wie privat besonders wichtig ist.

Beim Hören eurer neuen Platte 'Zauberland' bekommt man den Eindruck, dass das euer persönlichstes Album bisher ist. Wie seht ihr das?

Amigos: Natürlich sind einige sehr persönliche Titel auf dem Album, wie zum Beispiel 'Sommer 65', in dem es um unsere Erinnerungen an unsere Teenager-Zeit geht. Oder aber das sehr emotionale, persönliche Lied 'Mein bester Freund'. Dann wiederum haben wir aber auch wieder einen Titel für den Weißen Ring aufgenommen, weil wir dort schon viele Jahre Botschafter sind und da immer wieder den Finger in die Wunde legen wollen, um die Menschen insbesondere auf Themen wie Kindesmissbrauch aufmerksam zu machen.

Wie wichtig ist es euch, immer wieder sozialkritische Töne anzuschlagen?

Wir kriegen manchmal zu hören, das hätte im Schlager nichts zu suchen – aber über was sollen wir denn singen? Über eine heile Welt, die es so einfach nicht mehr gibt? Schaltet doch nur mal Radio oder Fernsehen ein und ihr werdet sehen, was mit der heilen Welt passiert ist. Oder sollen wir nur über Urlaub, Sommer, Sonne und Wind singen? Das ist einfach, da könnten wir in einer Woche fünf Titel schreiben. Wir wollen nicht politisch werden, möchten aber auf Missstände hinweisen – oder auch auf den Tod, denn der gehört zum Leben dazu. Unsere Fans finden das gut: Wenn wir nach den Konzerten Autogramme schreiben, hören wir oft von ihnen: "Eure Lieder sind wie für mich geschrieben", sie finden sich in den Liedern wieder.

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Ist es das, was eurer Meinung nach seit Jahren euer Erfolgsgeheimnis ist?

Ja, sie identifizieren sich mit den Titeln. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass wir so sind, wie wir sind. Manchmal kriegen wir zu hören "Ihr seid genauso wie wir, mit euch kann man reden." Wir verstellen uns eben nicht. Wir werden uns nie verbiegen und haben uns auch noch nie verbiegen lassen, werden unseren Stil genauso weiterverfolgen wie bisher. Und wir werden dabei nie vergessen, wem wir unseren Erfolg zu verdanken haben: unseren Fans, und sonst niemandem.

Obwohl ihr mit euren Liedern auch schlimme Dinge ansprecht, bedeutet ja gerade der Titel 'Zauberland' eures neuen Albums etwas sehr Positives. Was würdet ihr sagen ist die Botschaft dieser Platte?

Es sind schon auch viele Lieder dabei, die man einfach hört, um frei zu sein. Discofox-Titel, die unbeschwert sein sollen – der Titel 'Zauberland' ist dafür einfach wie geschaffen. Es passiert doch jedem mal, dass er morgens aufsteht und beim Blick in den Spiegel sagt: "Mist, diese grauen Haare!" Aber 'Zauberland' bedeutet eben, dass das alles gar nicht so schlimm ist – auch damit kann die Welt einfach schön sein. Jeder, der unser Album hört, soll sich sein eigenes Zauberland schaffen und einfach positiv denken.

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Über euer neues Lied 'Mein Spiegelbild' sagt ihr, dass Falten sichtbare Spuren einer schönen, ausgefüllten Zeit sind, in der man geliebt hat und geliebt wurde – habt ihr denn gar keine Probleme mit dem Älterwerden?

Ach, woher denn! Wer hat schon Probleme mit dem Älterwerden? Das ist doch ganz normal. Warum sollte man sich auch mit aller Gewalt jung machen wollen.

Gibt es denn etwas, dass ihr euch unbedingt noch erfüllen wollt?

Wir sind total zufrieden. Immer, wenn wir gefragt werden, was wir noch für Träume haben, sagen wir nur: Jeder Wunsch, den wir jetzt noch hätten, der wäre unverschämt. Der Erfolg den wir haben, alles, was wir erreicht haben, der Rückhalt von unseren Fans – da gibt es einfach keine Wünsche mehr. Unsere Träume haben sich erfüllt.

Ihr seid ja quasi ein echtes Familienunternehmen – nicht nur, weil ihr ja beide Brüder seid, sondern auch, weil eure Familie voll hinter euch steht. Bernd, deine Tochter Daniela (Anmerkung der Redaktion: Sängerin Daniela Alfinito) stand ja letztens sogar stellvertretend für den zu der Zeit im Krankenhaus liegenden Karl-Heinz auf der Bühne. Was bedeutet Familie für euch?

Familie ist das Wichtigste überhaupt, wenn man so ein Leben führt wie wir. Eine Familie ist etwas, wo du dich zurückziehen kannst und aufgefangen wirst, wo du nie belogen wirst. So sollte eine Familie funktionieren. Auch mit den Kindern und Enkelkindern muss man einfach eine Einheit bilden.

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Was möchtet ihr als Großväter denn euren Enkeln mit auf den Weg geben?

Unsere Mutter hat damals immer gesagt, sobald wir aus dem Haus gingen: "Wehe, ihr grüßt die Leute nicht!" Das geben wir natürlich weiter. Wo sieht man das heute schon noch? Die Menschen laufen stur an dir vorbei oder rennen dich um, schauen aufs Handy. Kaum jemand sagt noch "Guten Tag". Das sind so Werte, die wir noch schätzen und praktizieren. Darüber hinaus wollen wir unseren Kindern und Enkelkindern zu vermitteln: Achte jeden Menschen – egal, ob er Schwarz, Weiß, Blau oder Rot ist. Egal, an was er glaubt und was er denkt. Das ist uns ganz wichtig.

Schon seit 50 Jahren gemeinsam mit seinem Bruder auf der Bühne zu stehen muss ja auch etwas ganz Besonderes für euch sein. Wie fühlt sich das an?

Der Zusammenhalt unter uns Brüdern ist schon immer groß gewesen. Wenn es dem einen mal nicht gut ging, war der andere da. Wir empfinden das als normal. Wir sind eine Einheit: Wir haben dasselbe Ziel, wir haben dieselbe Art, Musik zu machen. Viele fragen uns: Wann streitet ihr denn mal? Aber warum sollten wir streiten, über was denn?

Vor ein paar Monaten sorgten ja Gerüchte für Wirbel, dass ihr aufhören wollt – das habt ihr ja direkt widerlegt. Aber mal Hand aufs Herz: Denkt ihr nicht doch manchmal daran, Schluss zu machen?

Nächstes Jahr, wenn Karl-Heinz 70 wird, werden wir sehen, wie viele Jahre wir noch dranhängen. Wir sagen einfach von Jahr zu Jahr, wie wir uns fühlen. Wir werden vielleicht nicht mehr 150 Tage im Jahr auf Tour sein, sondern weniger live auftreten, aber solange wir gesund sind, werden wir weiterhin Konzerte geben, Lieder schreiben und Alben produzieren.

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Könnt ihr euch denn überhaupt ein Leben abseits der Bühne vorstellen?

Das werden wir entscheiden, wenn es soweit ist. Wir möchten überhaupt keine Prognose stellen und sagen: Dann hören wir auf. Irgendwann kommt einfach der Tag, wo wir sagen, jetzt ist es soweit. Aber die Gesundheit muss natürlich mitspielen, das ist das Wichtigste. Heute geht es uns gut. Wir sind gesund, ernähren uns vernünftig und trinken keinen Alkohol – das einzige, was wir machen, ist rauchen.

Was ist es denn, das euer Leben liebenswert macht?

Dass wir glücklich verheiratet sind, eine tolle Familie mit Kindern und Enkelkindern haben und dass wir so erfolgreich Musik machen.

Erinnert ihr euch auch noch an etwas, das als Kind eure Leibspeise war?

Ein Teller Nudeln mit Maggi – Maggi muss unbedingt sein!

Das neue Album 'Zauberland' der Amigos ist seit Freitag, 28. Juli 2017, im Handel erhältlich.