Walter Sittler: "Meine Falten habe ich mir mühsam erarbeitet"

Schauspieler Walter Sittler hat kein Problem mit dem Älterwerden, er hat sich seine Falten verdient.

Walter Sittler.
Walter Sittler geht entspannt mit dem Thema Älterwerden um. Foto: imago images / Andre Poling
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Als selbstverliebter Chefarzt Dr. Robert Schmidt wurde Walter Sittler Ende der 90er in der TV-Serie 'Nikola' zum absoluten Publikumsliebling. Dass er im Alter immer weniger Rollen bekommen könnte, darüber macht sich der 67-Jährige keine Gedanken. "Dann kommen die Opa- und Politikerrollen". Und als Frank-Walter Steinmeier in 'Die Getriebenen' (ARD Mediathek) bewies der Schauspieler nun auch sein Talent für die Politikerrollen.

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Die Opa-Rolle könnte sich Walter Sittler vorstellen

Und wie sieht es mit der privaten Opa-Rolle aus?

Da ist noch nichts. Meine Frau hat haufenweise Nichten und Neffen, und die haben wiederum Kinder. Aber ich kann die Bezeichnung Opa noch nicht für mich in Anspruch nehmen. Doch ich bin ein älterer Herr und habe mit kleinen Kindern zu tun. Das ist schon schön.

Möchten Sie gerne Opa werden?

Ich bin da ganz lässig. Entweder es wird oder eben nicht. Aber ich sitze nicht da und denke: "Oh, hoffentlich kriegen meine Kinder jetzt bald Kinder". Das ist ihr Leben, und das müssen sie machen. Entweder bekommen sie Nachwuchs oder eben nicht. Da bin ich ganz entspannt.

Waren Sie schon immer so entspannt mit Ihren Kindern?

Immer. Ich habe bestimmt auch einen Haufen Fehler gemacht. Wie jeder Erwachsene. Das kann man gar nicht vermeiden, aber mir war immer wichtig, dass die Kinder das werden, was sie sind und nicht das, was ich will. Ob das so geworden ist, muss man sie selbst fragen. Wir haben aber immer geschaut, was ihr Talent ist, wohin es geht und was sie glücklich macht. Für mich ist wichtig, dass sie happy sind mit ihrem Leben und dem Beruf. Hauptsache, es geht ihnen gut und sie haben ein sicheres Fundament. Das ist das Wichtigste, finde ich. Sonst irrt man herum und weiß nicht wohin, hat keinen Kompass. Ohne Kompass macht das Leben keinen Spaß.

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Angst vor dem Älterwerden hat der Schauspieler nicht

Opa sind Sie noch nicht. Wie gehen Sie allgemein mit dem Älterwerden um? Sind Sie eitel?

Meine Falten habe ich mir mühsam erarbeitet (lacht). Die werde ich nicht wieder hergeben. Das macht mir nichts. Man ist nicht mehr ganz so schnell, man ist früher außer Atem. Dafür kann ich andere Sachen besser.

In welches Lebensjahrzehnt würden Sie trotzdem gerne nochmal zurückreisen?

Ich möchte gar nicht jünger sein. Mein Leben ist jetzt und hier, und das ist gut. Ich weiß nicht, ob mir das heute gefallen würde, als junger Mensch herumlaufen zu müssen. Wenn ich sehe, was an den jungen Leuten heute zerrt. Die sozialen Medien – die eigentlich nur so heißen und gar nicht sozial sind. Die vorschreiben, wie man heutzutage sein soll und was man können muss. Ich finde es für die jungen Leute anstrengend.

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Sie möchten nicht noch einmal in Ihre wilden 20er zurück?

Nein, bloß nicht (lacht)! Nicht nochmal. Ich habe auch sehr viel Glück gehabt. Ich hatte immer Arbeit, musste mir nie Gedanken machen, wie es weitergeht.

Mit Existenzängsten haben allerdings viele Ihrer Kollegen zu kämpfen.

Ja, total. Ich gehöre zu der Hand voll Glücklichen, die immer Arbeit hatten. Das war viel Arbeit, aber auch Glück und Zufall. Alles kam zum richtigen Zeitpunkt.

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"Ich bin ganz normaler Rentner"

Müssen Sie aktuell noch arbeiten oder wollen Sie?

Um meine Brötchen zu verdienen, muss ich das nicht mehr.

Inwieweit haben Sie vorgesorgt?

Ich bin ganz normaler Rentner und habe immer eingezahlt. Ich könnte auch sagen: "Wisst ihr was? Ich gehe jetzt“. Ich möchte aber noch. Es gibt noch so viele schöne Dinge, die ich machen will. Solange ich bei Verstand bin, tue ich das auch. Vielleicht nicht so viel, aber aufhören – das nicht!

Zusätzlich haben Sie sich neben der Schauspielerei ein zweites Standbein mit Ihrer Frau aufgebaut: eine Produktionsfirma für Dokumentarfilme. Wie läuft die Zusammenarbeit?

Wir haben unterschiedliche Aufgaben. Sie macht die Exposés, die Regie und den Schnitt. Ich organisiere und schaue, ob das Geld da ist und wie man die Dinge umsetzen kann. Wir reden natürlich über alles, aber eigentlich läuft es parallel.

Sie kommen sich nicht in die Quere?

Jeder macht sein eigenes Ding. Wir arbeiten nicht am selben Thema. Zwar am selben Film, aber in ganz verschiedenen Bereichen. Manchmal fragt man den anderen: "Ich würde das gerne so machen, was hältst du davon?". Wir kommen beide aus großen Familien, und jeder hat seinen Platz, und das ist überhaupt kein Problem. Außerdem bin ich oft nicht zu Hause.

Ist das denn gut für die Liebe?

Es gibt Menschen, die sind häufig getrennt und trennen sich. Wir sind viel getrennt, aber uns auch sehr nah. Wenn wir es schaffen, sind wir auch noch die nächsten 20 Jahre zusammen. Da gibt es kein wirkliches Rezept. Das Rezept ist, wie man miteinander umgeht.