Experten-Interview

Harninkontinenz: Wertvolle Tipps für den Alltag

Eine Harninkontinenz kann im Alltag für Betroffene sehr belastend sein. Liebenswert hat mit Prof. Schultz-Lampel aus dem Expertenrat der Deutschen Kontinenz Gesellschaft über das Thema gesprochen.

Eine Harninkontinenz kann im Alltag sehr belastend sein.
Eine Harninkontinenz kann im Alltag sehr belastend sein. Foto: viyadaistock / iStock
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Wer am häufigsten von Harninkontinenz betroffen ist

Von Harninkontinenz sind häufiger Frauen betroffen. Schon ab etwa 30 Jahren steigt das Risiko, Schwangerschaften und Geburten sind ein hoher Risikofaktor für eine Harnbelastungsinkontinenz. Gerade dann, wenn die Rückbildungsgymnastik vernachlässigt wird. Mit fortschreitendem Alter kommen weitere Faktoren hinzu: Wechseljahre, Operationen oder Krankheiten. Liebenswert hat mit Prof. Schultz-Lampel aus dem Expertenrat der Deutschen Kontinenz Gesellschaft gesprochen, sie erklärt: "Es kommen Veränderungen durch die Wechseljahre hinzu, wie lokaler Hormonmangel. Der Mangel an Östrogen sorgt für eine erhöhte Anfälligkeit für Harnwegsinfekte, die dann wiederum Reizblasensymtome verursachen können. Überhaupt werden die Schleimhäute in der Blase, in der Harnröhre und in der Scheide durchlässiger, so dass mehr Reizsymptome auftreten können. Das heißt zusammengefasst, dass die jüngere Frau eher das Problem hat, dass der Schließmuskel geschwächt ist, eben durch Schwangerschaft und Geburt und desto je älter die Frauen werden, desto mehr kommen dann Drangprobleme hinzu und auch Probleme durch Zusatzerkrankungen wie Zuckerkrankheit, Parkinson oder durch Operationen im Bereich des Beckens , Gebärmutterentfernung oder eine Darm-OP."
Bei Männern erhöht sich das Risiko unter Harninkontinenz zu leiden etwa ab 65 Jahren aufwärts, weil Probleme mit der Prostata hinzukommen können.

Die Inkontinenz im Alltag

Gerade im Alltag kann die Harninkontinenz zur Belastungsprobe werden. Wenn beim Lachen, Husten oder beim Anheben des Wäschekorbes plötzlich Urin abgeht, kann dies an die Substanz gehen. Eine gute und intensive Beckenbodentherapie kann Abhilfe schaffen. Prof. Schultz-Lampel rät: "Die Arbeit mit einem Physiotherapeuten hilft dabei, auch im Alltag den Beckenboden zu trainieren. Es gibt eine Gruppierung der Physiotherapeuten, die AGGUP, das ist die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologie, Geburtshilfe, Urologie und Proktologie. Die sind auf Beckenbodentherapie spezialisiert, die dürfen bei den Übungen auch tasten, ob die Patienten das richtig machen. Es gibt eine Therapeutenliste für ganz Deutschland, über die Postleitzahlen kann der entsprechende Therapeut für gutes und richtiges Beckenbodentraining rausgesucht werden. Die Therapeuten zeigen Strategien auf, die bei alltäglichen Verrichtungen helfen können. Zum Bespiel in die Hocke gehen, bevor man den Wäschekorb anhebt, oder wie auch beim Fensterputzen der Beckenboden richtig anspannt werden kann."

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Zusätzlich können bei Unsicherheiten im Alltag spezielle Einlagen verwendet werden. Diese Einlagen sind diskret und zu empfehlen, wenn gerade erst mit einer entsprechenden Therapie begonnen wurde.

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