Häufige Nierenerkrankung

Nierensteine: Ursachen, Symptome und Behandlung

Nierensteine können bei Betroffenen starke, krampfartige Schmerzen auslösen. Wir klären Sie über Ursachen, mögliche Symptome und Behandlungsmöglichkeiten auf.

Nierensteine können starke, kolikartige Schmerzen auslösen.
Nierensteine können starke, kolikartige Schmerzen auslösen. Foto: wildpixel / iStock
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Was sind Nierensteine?

Bei Nierensteinen handelt es sich um auskristallisierte Ablagerungen des Urins, die sich im Nierenbeckenkelchsystem bilden können. Wandern diese Nephrolithen oder auch Harnsteine weiter in den Harnleiter, sprechen Mediziner von Harnleitersteinen. Hier können sie ab einer gewissen Größe starke, krampfartige Schmerzen bei Betroffenen auslösen. Kleinere Nierensteine werden meist symptomfrei über den Harn ausgeschieden. Eine Ansammlung vieler kleinerer Nierensteine wird auch Nierengrieß genannt.

Rund fünf Prozent der deutschen Bevölkerung sind ein oder mehrmals in ihrem Leben von Nierensteinen oder Harnsteinen betroffen, wobei Männer häufiger unter der Erkrankung, die medizinisch auch Nephrolithiasis genannt wird, leiden als Frauen. Führen die Harnsteine im Harnleitersystem zu behandlungsbedürftigen Beschwerden, spricht man von Urolithiasis. Die Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE) verzeichnete im Jahr 2017 133.345 Fälle dieser Erkrankung, die im Krankenhaus stationär behandelt werden musste. Häufig erkranken Menschen im Alter von 30 bis 60 an daran.

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Ursachen: Wie entstehen Nierensteine?

Um Wasser und Giftstoffe auszuscheiden filtern die Nieren bis zu 300-mal täglich unser Blut. Entsteht ein Ungleichgewicht zwischen steinbildenden und steinlösenden Substanzen, kann es zu Kristallbildung und sogenannten Nierensteinen kommen. Substanzen, die die Steinbildung fördern sind Kalzium, Phosphat, Harnsäure, Oxalat und Zystin. Am häufigsten treten kalziumhaltige Steine auf (70 – 80 %), gefolgt von Harnsäuresteinen (15 %), Struvitsteinen (10 %) und Zystinsteinen (1 %). Häufig handelt es sich jedoch auch um Mischsteine.

Folgende Ursachen und Risikofaktoren begünstigen die Bildung von Harnsteinen:

  • Erhöhte Urinkonzentration durch Flüssigkeitsmangel

  • Unausgewogene und einseitige Ernährung (Eiweißreiche Kost)

  • Übergewicht (Adipositas)

  • Bewegungsmangel

  • Bluthochdruck

  • Störungen des Kalzium- oder Harnsäurestoffwechsels

  • Störungen im Fettstoffwechsel

  • Wiederholte Harnwegsinfekte

  • Bestimmte Medikamente, Antibiotika

  • Nahrungsergänzungsmittel mit viel Vitamin D und Kalzium

  • Genetische Prädisposition

  • Anatomische Besonderheiten des Nieren-Harnleitersystems (z. B. Hufeisenniere)

Des Weiteren können Stoffwechselerkrankungen wie Gicht oder Diabetes oder auch chronische Darmentzündungen ursächlich sein. Auch eine Störung der Nierenfunktion und der Säuregrad des Urins können eine Rolle spielen.  

Sehen Sie die Ursachen und Symptome von Nierensteinen im Video zusammengefasst: (Der Artikel geht unter dem Video weiter)

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Welche Symptome deuten auf Nierensteine hin?

Während kleinere Nierensteine in der Regel ohne größere Komplikationen über die Harnleiter abwandern und mit dem Urin ausgeschieden werden, können größere Steine heftige Schmerzen verursachen. Wandern die Nierenkonkremente oder setzen sich beispielsweise in einem Harnleiter fest und verursachen eine Harnstauung, geht dies mit starken, kolikartigen Schmerzen einher. Mediziner sprechen in einem solchen Fall von einer Nierenkolik oder auch Harnleiterkolik. Die Schmerzen werden von Patienten und Patientinnen als sehr stark, wellen- und wehenartig beschrieben. Je nachdem, wo der Harnstein sich befindet, können die Schmerzen in andere Organe und Körperbereiche ausstrahlen, so zum Beispiel in den unteren Rücken, Bauchraum, Unterbauch, in die Leistengegend oder den Genitalbereich.

Neben dem primären krampfartigen Schmerz geht eine Nierenkolik meist mit weiteren Symptomen einher. Alle möglichen Symptome haben wir Ihnen hier einmal zusammengefasst:

  • Plötzlich auftretende starke, kolikartige Schmerzen, die in anderen Körperbereiche ausstrahlen können

  • Übelkeit und Erbrechen

  • Fieber

  • Schüttelfrost

  • Blut im Urin

  • Häufiges Wasserlassen

  • Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie)

  • Harnwegsinfektion

  • Darmlähmungen bis hin zum Darmverschluss

  • Blähbauch

  • Schweißausbruch

  • Allgemeine Unruhe

Kann der Harnstein über den Urin abgehen, verschwindet die Kolik in der Regel spontan. Je nach Größe des Steins kann dieser Prozess jedoch mehrere Stunden oder Tage dauern.

In schweren Fällen kann es bei der Ausscheidung auch zu Komplikationen kommen. So zum Beispiel, wenn der Nierenstein sich in einem Harnleiter festsetzt und ihn komplett verschließt. In der Niere produzierter Urin kann dann durch den Harnleiterstein nicht mehr abfließen. Es kommt zu einem Harnstau, bei dem der zur Ausscheidung bestimmte und mit Giftstoffen angereicherte Harn in der Niere verbleibt. Dies geht nicht selten mit einem Harnwegsinfekt einher und es kann zu einer lebensbedrohlichen Urosepsis, einer Blutvergiftung, kommen, wenn Bakterien aus den Harnwegen in den Blutkreislauf gelangen.

Letzteres geht meist mit Fieber und starkem Krankheitsgefühl einher. Da es sich um einen Notfall handelt, sollte umgehend ein Krankenhaus oder eine urologische Klink aufgesucht werden, um eine schnelle Behandlung einzuleiten.

Hinweis:

Verspüren Sie hin und wieder ziehende Schmerzen beim Wasserlassen oder in der Nierengegend, kann das dafürsprechen, dass sich Nierengrieß in ihren Nieren gebildet hat, der über den Urin ausgeschieden wurde. Entsprechend kleine Nephrolithen werden manchmal rein zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung sichtbar und sollten in jedem Fall beobachtet werden. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über mögliche Maßnahme zur Vorbeugung von Nierensteinen.

Wie werden Nierensteine behandelt?

Nicht jeder Nierenstein ist behandlungsbedürftig. In vielen Fällen gehen die Steine unbemerkt oder mit mittelschweren Symptomen von selbst über den Harn ab. Es ist also nicht unüblich, auch bei einer auftretenden Nierenkolik zu Beginn auf die konservative Behandlung zurückzugreifen. Im Vordergrund steht hierbei die Schmerztherapie, die in erster Linie die auftretenden Symptome lindern soll.

In Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin kann abgewartet werden, ob der Nierenstein möglicherweise von selbst über den Urin ausgeschieden oder mithilfe von steinauflösenden Medikamenten (Litholyse) beseitigt werden kann. Folgende Maßnahmen können den Prozess begünstigen und bestenfalls beschleunigen:

  • Flüssigkeitsaufnahme von bis zu drei Liter pro Tag

  • Körperliche Bewegung

  • Salzarme, möglichst fleischfrei und purinarme Ernährung

  • Wärmebehandlung

Wann ist eine OP bei Nierensteinen sinnvoll?

Hat der Nierenstein eine Größe von mehr als sieben Millimetern Durchmesser oder sich bereits in einem Harnleiter festgesetzt (Harnleiterstein), besteht die Gefahr einer Nierenbeckenentzündung oder Urosepsis. Ein spontaner Abgang des Steins ist dann in der Regel nicht mehr möglich und die Behandlung durch aktive Steinentfernung muss eingeleitet werden. Je nach Lage und Größe des Harnsteins kommen hier unterschiedliche, größtenteils minimal-invasive Therapien zum Einsatz. Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über die Möglichkeiten zur Entfernung eines Nierensteins:

Extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie (ESWL)

Hierbei muss der Stein zunächst geortet werden, damit er dann mithilfe von mechanischen Druckwellen (Stoßwellen), von außen zertrümmert werden kann. Anschließend können die Steinreste über den Urin ausgeschieden werden. Meist findet die Behandlung ohne Vollnarkose statt.

Perkutane Nephrolitholapaxie (PCNL)

Bei diesem minimal-invasiven Eingriff wird ein Punktionskanal direkt in die Niere gelegt. Mithilfe eines Endoskops und einer Lasersonde wird der Nierenstein zerkleinert und durch herausgespült.

Ureterorenoskopie (URS)

Dieser Eingriff kommt in der Regel bei Harnleitersteinen zum Einsatz. Ähnlich wie bei einer Blasenspiegelung wird ein dünnes Rohr über die Harnröhre in die Blase bis in den Harnleiter eingeführt. Mithilfe von Sonden und Zangen wird der Stein anschließend zerkleinert und entfernt.

Leider kommt es nicht selten vor, dass Nierensteine auch nach erfolgreicher Behandlung erneut auftreten. Rund 50 Prozent der Betroffenen sind innerhalb der ersten zehn Jahre erneut von einer Nephrolithiasis oder Urolithiasis betroffen. Eine anschließende Untersuchung des Steins lässt Rückschlüsse auf die Ursache zu und entsprechende Vorsorgemaßnahmen können abgeleitet werden.