Sanfte Medizin

Naturheilmittel: Die besten Rezepte von Hildegard von Bingen

Die Nonne Hildegard von Bingen gilt als wichtigste Heilkundige des Mittelalters. Ihre Erkenntnisse sind fast 900 Jahre alt, doch die in ihren Büchern beschriebenen Naturheilmittel sind für unsere Gesundheit auch heute sehr wertvoll.

Die Nonne Hildegard von Bingen schrieb Bücher über Gesundheit und hielt darin Rezepte für Naturheilmittel fest.
Galgant, eine Heil- und Gewürzpflanze aus der Familie der Ingwergewächse, und Brennnessel sind effektive Naturheilmittel. Foto: enviromantic / MarioGuti / iStock
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Mehr als zwei Drittel der Deutschen möchten ihre Beschwerden lieber mit Heilpflanzen behandeln als mit chemisch-synthetischen Arzneimitteln, wie eine Studie des Instituts für Demoskopie in Allensbach zeigt. Gern greifen wir dabei auf altbewährtes Wissen zurück. Bereits vor 1.500 Jahren erprobten Mönche und Nonnen in ihren Klöstern, wie Blüten, Blätter und Wurzeln auf den Körper wirken. Dabei entdeckten sie hochwirksame Naturheilmittel, unter anderem gegen Husten, Hautausschläge und Magenprobleme. Damals machten sich die Gelehrten umfangreiche Notizen. Das bekannteste Werk der Kloster-Medizin stammt aus dem 12. Jahrhundert: Hildegard von Bingen (1098–1179) sammelte naturheilkundliche Rezepte und überprüfte sie auf ihre Wirksamkeit.

Die Benediktinerin betrachtete den Menschen ganzheitlich. Ihr Credo: Wer mit der Welt und sich selbst im Einklang ist, lebt gesund. Krankheiten würden entstehen, wenn die Harmonie gestört sei. Deshalb empfahl die Nonne ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Schlaf und Aktivität und riet zur Vollwertkost mit viel Dinkel, Obst und Gemüse als Basis für eine stabile Gesundheit. Ihre Heilrezepte aus dem Klostergarten sorgen dafür, dass Körper und Fitness sanft ins Gleichgewicht kommen.

Brennnessel-Kompresse bei Venenleiden

Ob Venenschwäche oder -entzündung, Krampfadern oder Gewebeschäden durch Diabetes: Die ätherischen Öle, Pflanzenfarbstoffe und sogar die Ameisensäure aus der Brennnessel wirken stark entzündungshemmend auf die Gefäße.

Rezept: Brennnessel-Heilpflanzensaft (aus der Apotheke) im Verhältnis 1:1 mit Wasser mischen und in eine Sprühflasche füllen. Durch die Verdünnung brennt es nicht beim Auftragen.

Anwendung: Die Beine mit der Lösung einsprühen, ein Tuch darüberlegen und mindestens eine Stunde erhöht lagern.

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Petersilien-Elixier für ein starkes Herz

Das würzige Küchenkraut gilt in der Klostermedizin seit jeher als Universalmittel für unser Herz: Bei Herzschwäche, -schmerzen, -stichen, bei der Erholung nach einem Infarkt sowie bei Übermüdung, Schlaflosigkeit und Kraftlosigkeit.

Rezept: Zehn Stängel Petersilie, zwei Esslöffel Weinessig und einen Liter Rotwein fünf Minuten lang kochen. 150 Gramm Honig dazugeben und fünf Minuten weiterkochen. Abseihen und in verschließbare Flaschen füllen. Kühl und dunkel lagern.

Anwendung: Dreimal täglich je ein kleines Glas nach dem Essen trinken.

Leinsamen-Kompressen heilen verbrannte Haut

Sowohl bei Sonnenbrand als auch bei leichten Verbrühungen oder rissiger Haut sorgen Leinsamen-Kompressen für eine angenehme und schnelle Schmerzlinderung, indem sie beruhigend und entzündungshemmend auf die gestressten Hautpartien wirken.

Rezept: Drei Esslöffel Leinsamen (aus dem Reformhaus) für etwa drei Minuten in einem Liter Wasser kochen, bis eine breiige Konsistenz entsteht. Anschließend sofort abseihen.

Anwendung: Ein Leinentuch mit dem abgeseihten Leinsamenschleim tränken und noch warm auf die schmerzenden Stellen legen. Sobald das Tuch antrocknet, Kompresse wechseln – so lange, bis eine Linderung eintritt. Positiver Effekt: Das geschädigte Gewebe wird durch den Leinsamenschleim zügiger abgebaut, sodass die Haut schneller vollständig heilen kann.

Hagebutten-Elixier als Naturheilmittel bei Bronchitis

Bei Entzündungen der unteren Atemwege (chronische Bronchitis), eitrigem Auswurf bei Asthma oder Entzündungen in der Lunge: Die Hagebutte reinigt Bronchien und Lunge. Wirksam sind unter anderem das ungesättigte Samenöl, Gerbstoffe, bestimmte Eiweiße, der Farbstoff Quercetin und viel Vitamin C und A aus der roten Frucht.

Wussten Sie schon, welche Heilkräfte in Rosen enthalten sind? (Artikel geht unter dem Video weiter)

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Rezept: 75 Gramm getrocknete Hagebutten und -blätter (aus der Apotheke oder dem Reformhaus) und 150 Milliliter Honig in einem Liter Wasser drei Minuten kochen, abseihen und in gut verschließbare Flaschen füllen.

Anwendung: Zwei bis dreimal täglich über mehrere Wochen eine halbe Tasse davon trinken, bis die Beschwerden verschwunden sind. Wichtig bei längerer Anwendung: Machen Sie nach jeweils vier Wochen eine zweiwöchige Pause.

Bärwurz-Mischung lindert Magen-Darm-Beschwerden

Zur Darmreinigung, -sanierung und bei -entzündungen eignet sich eine Gewürzmischung aus der Apotheke (besteht zu gleichen Teilen aus Bärwurz-, Galgant-, Süßholzwurzel und Bohnenkraut).

Rezept: 1,5 Kilogramm Birnen schälen, klein schneiden, in etwas Wasser weich kochen, dann pürieren. 200 Gramm Honig und 100 Gramm Gewürzmischung einrühren. In Gläser füllen und einfrieren. Angebrochene Gläser kühl lagern.

Anwendung: Morgens einen Teelöffel vor dem Frühstück, mittags zwei Teelöffel nach dem Essen und abends drei Teelöffel vor dem Schlafengehen über vier Wochen lang einnehmen.

Brunnenkresse bei Sommergrippe

Die herb und leicht säuerlich schmeckende Brunnenkresse enthält wertvolle Senföle, die Viren und Bakterien abtöten, schleimlösend wirken und so erfolgreich grippale Infekte und Halsentzündungen bekämpfen. Ihre positiven Effekte bei Atemwegsbeschwerden konnten mittlerweile auch wissenschaftlich nachgewiesen werden. Außerdem stärkt das bewährte Heilkraut die Verdauung und regt die Nierentätigkeit an.

Rezept: Einen Teelöffel frischen Brunnenkressesaft (aus der Apotheke) jeweils in ein 0,2-Liter-Glas mit Wasser rühren.

Anwendung: Dreimal täglich je ein Glas der Saft-Wasser-Mischung schluckweise trinken.

Naturheilmittel Galgant entspannt den Rücken

Feuriger Galgantwein wirkt bei Rücken- oder Lendenschmerzen angenehm wärmend. Die Scharfstoffe der Galgantwurzel dringen durch die Haut in das Gewebe ein und hemmen dort die Aktivität von Entzündungsstoffen.

Rezept: 250 Milliliter Rotwein erhitzen und zwei Stücke Galgantwurzel (aus dem Asia-Laden) darin aufkochen.

Anwendung: Bei akuten Schmerzen trinken. Alternativ wirkt auch Galgant-Pulver aus der Apotheke: Bis zu dreimal täglich ein bis drei Messerspitzen statt Pfeffer ins Essen geben.

Heidelbeere bei Rachenentzündungen

Hildegard von Bingen war die Erste, die die heilenden Kräfte der Heidelbeeren in ihren Schriften erwähnte. Die Pflanze mit den blauen Früchten enthält Gerbstoffe, Vitamin C und organische Säuren, die zusammen antibakteriell wirken und Entzündungen hemmen können.

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Rezept: 20 Gramm Heidelbeerblätter (aus der Apotheke) mit 250 Millilitern kochendem Wasser übergießen, zehn Minuten ziehen lassen und anschließend gut abseihen.

Anwendung: Täglich drei Tassen davon trinken.

Wermut & Eisenkraut stoppen Zahnschmerzen

Bei Entzündungen im Zahnfleisch oder an den Zahnwurzeln hilft eine Mischung aus Wermut- und Eisenkraut (aus der Apotheke). Die Bitterstoffe der beiden Heilkräuter aktivieren die Abwehr in der Schleimhaut und dämmen die Entzündung ein. Außerdem haben sie eine angenehm schmerzstillende Wirkung. Meist tritt schon nach einer Anwendung Linderung ein.

Rezept: Vier Teelöffel der Kräuter-Mischung in 500 Milliliter Weißwein kräftig aufkochen, nach drei Minuten abseihen, auf Zimmertemperatur abkühlen lassen, dann mit einer kleinen Menge Honig süßen.

Anwendung: Trinken Sie dreimal täglich ein paar Schlucke der Lösung, bis Besserung eintritt.

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Schlüsselblume lindert lästigen Husten

Hildegard von Bingen verordnete das Auflegen von Schlüsselblumen bei Melancholie. Wissenschaftlich anerkannt ist die innerliche Anwendung bei Husten.

Rezept: 0,5 Gramm gepulverte Schlüsselblumenwurzel (aus der Apotheke) mit 250 Millilitern kaltem Wasser übergießen, aufkochen, fünf Minuten ziehen lassen und abseihen.

Anwendung: Alle zwei Stunden eine Tasse trinken.

Diptamwurzel für gesunde Adern

Wie ein natürlicher Entkalker: Die ätherischen Öle, Saponine und Bitterstoffe der strauchartigen, rosa blühenden Pflanze helfen, Adern und Nieren von Ablagerungen zu befreien. Wird auch bei Blasen- und Gallensteinen empfohlen.

Anwendung: Täglich einen gestrichenen Teelöffel Diptamwurzel-Pulver (aus der Apotheke) über den Tag verteilt einnehmen, zum Beispiel auf Brot oder in Getränken. Achtung: Es schmeckt sehr bitter! Bei Blasensteinen sechs Wochen lang zusätzlich zweimal täglich zwei Messerspitzen auf Brot essen. Die Anwendungsmenge und -dauer vorab aber mit dem Arzt oder Apotheker individuell absprechen.