Haarballen, Schaum & Co.

Katze übergibt sich: Was Sie beachten müssen, wenn Ihr Tier erbricht

Tierärztin Dr. Rüschoff erklärt, warum Katzen sich übergeben und wann eine Erkrankung hinter dem Erbrechen steckt.

Video Platzhalter
Video: Glutamat

Dass Katzen erbrechen, kann verschiedene Ursachen haben: das falsche Futter, Magen-Darm-Probleme, schwere Erkrankungen oder aber auch harmlose Haarballen.

Eine Katze hat ein sehr sensibles Brechzentrum. Das Erbrechen muss also nicht immer der Vorbote für eine Krankheit sein, sondern kann auch stressbedingt sein oder als Schutzmechanismus dienen. Dieser setzt zum Beispiel ein, wenn die Katze zu schnell oder zu viel frisst. Übelkeit und Erbrechen als Reaktion auf zum Beispiel verdorbenes Futter, kennen wir auch beim Menschen oder bei Hunden.

Ab wann Katzen, die sich übergeben, ärztliche Hilfe brauchen und wie Sie erkennen, ob es sich um harmloses oder gefährliches Erbrechen handelt, verrät Tierärztin Dr. Birgit Rüschoff im Liebenswert-Interview.

Unsere Expertin

Dr. Birgit Rüschoff, Fachtierärztin für Reptilien und Amphibien, ist seit 1990 selbständig in der tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Altona. Seit Juni 2023 ist die Tierarztpraxis Altona Teil eines Praxisverbundes und wird jetzt unter dem Namen: Veternicum Altona GmbH geführt.

Behandlungsschwerpunkte: Internistik, Weichteiloperationen bei allen Kleintieren (Hunde, Katzen, Heimtiere, Reptilien, Amphibien, Fische, Insekten).

Alle weiteren Informationen unter www.tierarzt-hh-altona.de

Wann Sie zum Arzt gehen sollten

Sollte sich ihre Katze übergeben, behalten Sie sie gut im Blick. Bei mehrmaligem Erbrechen innerhalb mehrerer Stunden ist tierärztlicher Rat notwendig. Dann steckt vielleicht etwas ernstes dahinter – außerdem kann eine Dehydrierung drohen. Besonders Jungtiere, trächtige Katzen und Senioren sind hier gefährdet.

Außerdem sollten Sie genau darauf achten, ob Ihnen noch andere Symptome auffallen. Einen Tierarzt aufsuchen sollten Sie laut Dr. Birgit Rüschoff zum Beispiel immer, wenn neben dem Erbrechen auch noch eins oder mehrere der folgenden Beschwerden auftreten:

  • Fieber

  • Appetitlosigkeit

  • Durchfall

  • Blut im Erbrochenen

  • Kotgeruch des Erbrochenen

  • Gewichtsverlust

  • fehlender Kotabsatz

  • Schläfrigkeit

  • Schmerzen (z.B. beim Bauch streicheln)

  • Wesensveränderung

Katze übergibt sich: Was Sie beachten müssen, wenn Ihr Tier erbricht
Dass Katzen erbrechen, kann verschiedene Ursachen haben. Foto: GettyImages / Jon Schulte

Katze übergibt sich ständig: Mögliche Ursachen

Katzen können unter chronischem Erbrechen leiden. Wenn Ihre Samtpfote sich ständig übergeben muss, können folgende Ursachen dahinter stecken: 

  • Vergiftungen z.B. durch giftige Pflanzen

  • Futtermittelallergie

  • Gleichgewichtsstörungen und Erkrankungen des Innenohrs

  • Parasitenbefall

  • Ansammlung von Eiter in der Gebärmutter

  • Lebererkrankungen

  • Diabetes

  • Nierenerkrankung

  • Hormonelle Erkrankungen

Wenn Ihre Katze sich plötzlich sehr häufig übergibt, sollten Sie mit ihr zu einem Tierarzt!

Übrigens: Wenn die Katze einmal pro Woche einen Haarballen erbricht, ist das laut der Expertin ganz normal und nicht das Symptom einer chronischen Krankheit.

Das können Sie tun, wenn Ihre Katze erbricht

Wie das Erbrechen behandelt wird, hängt natürlich immer von den Ursachen ab.

Liegt keine ernsthafte Krankheit vor, sind ein bis zwei Tage Schonkost angebracht. Die Tierärztin empfiehlt mageres Hähnchen- oder Putenfleisch, gerne mit Reis. Außerdem rät sie, um einer Dehydrierung vorzubeugen: „Geben Sie Katzen, die sich übergeben, ausreichend Wasser. Am besten wird es abgekocht.“

Dr. Birgit Rüschoff bittet: „Fragen Sie sich auch, ob Ihre Katze unter Stress leiden könnte. Etwa kann schon eine Baustelle vor dem Haus Grund für einen empfindlichen Magen sein. Dann hiflt ein Pheromon-Verdampfer für die Steckdose. Ich empfehle immer den von Feliway. Für Menschen ist der Geruch nicht wahrnehmbar, die Katzen werden dadurch allerdings entspannt.“

Sollte bei Ihrer Samtpfote eine Krankheit hinter dem Übergeben stecken, muss diese natürlich behandelt werden. Haben Sie in dieser Zeit Geduld mit Ihrem Haustier. Kranke Katzen brauchen besonders viel Verständnis und – je nach Charakter – Zuneigung oder Ruhe. Achten Sie genau darauf, welche Bedürfnisse Ihnen Ihre Samtpfote signalisiert und sprechen Sie mit dem behandelnden Arzt ab, was Sie tun können.

Trichobezoar: Die Katze erbricht Haarballen

Die wohl häufigste Ursache fürs Erbrechen sind verschluckte Haarballen, die die Katze bei ihrer Fellpflege 'frisst' und dann wieder ausspuckt. Die Haarklumpen, die sich im Magen zu Würsten zusammenballen, nennt man in der Fachsprache Trichobezoar. Das Erbrechen von Haarballen bedeutet nicht, dass die Katze krank ist. Gerade im Fellwechsel kommt es oft vor, dass Haarballen hervorgewürgt werden. Wer seine Katze darin unterstützen möchte, die Haare stattdessen zu binden und mit dem Kot auszuscheiden, kann zu einer Anti-Haarball-Paste greifen. „Diese wirken sehr gut durch ihren hohen Fettgehalt. Dieser kann jedoch auch auf den Magen schlagen: Wenn die Katze einmal Durchfall hat, sollte die Paste für einige Tage weggelassen werden“, verrät Dr. Rüschoff.

GimCat Anti-Hairball Katzensnack
GimCat Anti-Hairball Katzensnack
Amazon Prime
  • Vorteile
    • Verhindert das unangenehme Auswürgen von Haarballen

  • Nachteile
    • Kann Magen- und Darmprobleme durch den hohen Fettgehalt verschlechtern

Vorsicht: Dass man im Erbrochenen der Katze Haare entdeckt, heißt allerdings nicht, dass eine ernsthafte Infektion automatisch ausgeschlossen werden kann! Schließlich werden im Magen vorhandene Haare auch mit ausgebrochen, wenn die Ursache eine andere ist.

In den folgenden Kapiteln erfahren Sie mehr zu den häufigsten Ursachen aus denen sich Katzen erbrechen und wann der Rat einer Fachperson nötig ist.

Was Farbe, Geruch und Konsistenz aussagen

Es mag wenig appetitlich sein, aber ein Blick auf das ausgewürgte Häufchen kann schon viel darüber verraten, was mit der Katze nicht stimmt. Auch der Geruch verrät einiges über den Gesundheitszustand der Katze. Falls Sie einen Tierarzt oder eine Tierärztin aufsuchen können Sie auch eine Probe mitbringen, um sie unter dem Mikroskop untersuchen zu lassen.

Kurzübersicht, was was bedeutet
Diese Kurzübersicht können Sie sich gern abspeichern (rechtsklick, 'speichern unter'), um sie immer parat zu haben. Foto: Liebenswert.de & iStock : Alfadanz

Katze erbricht hellbraun

Erbricht die Katze hellbraun und relativ geruchsneutral droht meist keine Gefahr. Die Farbe kommt gewöhnlich von halb verdautem Nassfutter. Die Ursache kann etwa ein Haarballen oder verdorbenes Futter sein.

Jedoch kann auch eine Futtermittelunverträglichkeit vorliegen. Ebenso wie bei uns Menschen, 'befreit' sich der Magen des Tieres dann durchs Erbrechen von den Inhaltsstoffen, die ihn reizen. Beobachten Sie häufiges Erbrechen nach dem Fressen, sollten Sie darüber nachdenken, Ihre Fellnase mit anderen Sorten zu füttern und sich darüber mit einem Tierarzt auszutauschen. „Wenn tatsächlich eine Allergie vorliegt, muss Spezialfutter verabreicht werden. Dass eine Katze auf nur ein Futter reagiert, ist eher unwahrscheinlich“, meint Dr. Rüschoff.

Bei Kotgeruch sofort zum Experten

Ein Anzeichen für einen Darmverschluss ist, wenn das Erbrochene Ihrer Katze stark nach Kot riecht und schwarzbraun ist. Das spricht dafür, dass tatsächlich Fäkalien darin enthalten sind. In diesem Fall sollten Sie umgehend eine Tierklinik aufsuchen! Ein Darmverschluss muss meist so schnell wie möglich operativ behandelt werden. Die Ursachen hierfür können neben verirrten Haarballen zum Beispiel Parasiten oder Tumorerkrankungen im Darm sein. „Besonders oft handelt es sich um verschluckte Fremdkörper, etwa die abgerissenen Augen einer Spielzeugmaus“, spricht Dr. Birgit Rüschoff aus Erfahrung. Sie erklärt: „Ist der Dünndarm verstopft, kann das verdaute Essen nur bis dorthin gelangen. Schließlich geht der Fast-Schon-Kot den einzigen Weg, den er hat: Zurück durch den Magen und die Speiseröhre.“

Wenn unverdautes Futter hochgewürgt wird

Wenn die Katze ihr Futter direkt nach dem Fressen wieder erbricht, liegt das in den meisten Fällen daran, dass Sie entweder zu schnell oder zu viel gefressen hat. Dass das Futter unverdaut ist heißt, dass es noch nicht im Magen, sondern nur in der Speiseröhre war. Das Hochwürgen von Futter wird auch Regurgitation genannt und kann sowohl bei Nass- als auch bei Trockenfutter vorkommen. 

Genau genommen handelt es sich bei Regurgitation nicht um eine Form des Erbrechens, denn es erfolgt, ohne dass die Katze würgt oder sich anstrengt. Häufig beginnt das Tier nach dem Ausspeien dann damit, das Futter erneut zu fressen. 

Ein Anti-Schling-Napf kann helfen, das Problem langfristig zu lösen. Das Futter liegt in Rillen etwas vertieft und ist dadurch schlechter zugänglich. So wird es automatisch langsamer verspeist.

Das Erbrochene der Katze ist schaumig oder flüssig

Es kann auch ganz harmlose Ursachen haben, wenn Ihre Katze Schaum erbricht. Wenn Ihr Haustier zum Beispiel versucht Haarballen hochzuwürgen – wie oben beschrieben – kann es für sie sehr anstrengend sein und es kommt zu mehreren Versuchen. Manchmal wird dann im ersten Anlauf nur schaumiger Magensaft erbrochen. 

Beim Erbrechen von Schaum, kann es sich allerdings auch um das Symptom einer Erkrankung, wie zum Beispiel einer Verdauungsstörung oder einer Magenschleimhautreizung handeln. Achten Sie genaustens auf das Verhalten Ihres Tieres und wenden Sie sich im Zweifel an einen Tiermediziner.

Die Katze erbricht Schleim

Wenn Sie beobachten, dass Ihre Katze klaren oder hellen Schleim erbricht, kann das bedeuten, dass sie einen leeren Magen hat. Bei der schleimigen Flüssigkeit handelt es sich in diesem Fall um Verdauungssäfte. Durch die lange Zeit ohne Nahrung ist der Magen übersäuert. Im Normalfall stellt sich das Erbrechen dann wieder ein, wenn Ihre Katze etwas frisst. 

Sollte das nicht der Fall sein, kann auch ein Fremdkörper im Magen oder Stress die Ursache für schleimiges Erbrechen sein.

Die Katze erbricht gelbe Gallenflüssigkeit

Wenn das Erbrochene der Katze Ihnen gelb vorkommt, spricht das dafür, dass Galle enthalten ist. Gallenflüssigkeit wird in der Leber gebildet, und 'verirrt' sich nur in den Magen, wenn Ihre Katze krank ist. Ursachen können zum Beispiel Verdauungsstörungen oder Entzündungen im Magen-Darm-Trakt sein. 

Wenn Ihre Katze mehrfach Galle erbricht, sollten Sie sich mit einem Tierarzt in Verbindung setzen.

Die Katze erbricht Blut

Hat das Erbrochene der Katze eine braune Farbe und kleine Klümpchen, spricht dies für eine Blutung im Darm. Das Blut gerinnt, vermengt sich im Verdauungstrakt mit den Speiseresten und wird dann hochgewürgt. 

Wenn Ihre Katze plötzlich frisches Blut erbricht, liegt die Blutung vermutlich im Mundraum, im Magen oder in der Speiseröhre. Eine Blutung im Mundraum spricht meist gegen eine schwere Erkrankung. Es kann sich hierbei zum Beispiel um eine harmlose Zahnfleischentzündung handeln.

Kommt die Blutung aus dem Magen oder der Speiseröhre, muss man dem nachgehen. Die Ursache dafür kann sein, dass Ihre Katze einen Fremdkörper verschluckt hat und dieser die Schleimhaut verletzt hat. Das erbrochene Blut kann jedoch auch durch blutende Magen- oder Darmgeschwüre oder Tumorerkrankungen kommen. „Magengeschwüre sind sehr schmerzhaft“, weiß die Tierärztin. Das sehe man der Katze dann auch deutlich an. „Auch verschmuste Katzen lassen sich dann nicht mehr am Bauch anfassen.

Wenn Ihre Katze Blut erbricht, sollten Sie sich zur Sicherheit sofort an einen Tierarzt wenden.

Ihre Katze erbricht Würmer

Beobachten Sie im Erbrochenen Ihrer Katze Würmer, spricht dies für einen Parasitenbefall. Vorsicht: Das Erbrochene Ihrer Samtpfote ist in diesem Fall infektiös und andere Tiere oder Menschen könnten sich mit dem Parasiten anstecken. Wenden Sie sich umgehend an eine Tierklinik. 

Magen-Darm-Infekt bei Katzen: Erbrechen und Durchfall

Wenn Ihre Katze zusätzlich zu dem Erbrechen an Durchfall erkrankt, spricht dies für eine Infektion des Magen-Darm-Traktes. Die Ursache hierfür können Bakterien, Parasiten oder auch Viren sein. Stellen Sie bei Ihrer Katze eine Magen-Darm-Erkrankung fest, sollten Sie einen Tierarzt aufsuchen.

*Enthält Affiliate Links

Quellen

Interview mit Tierärztin Dr. Birgit Rüschoff

Agila.de