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Das Geheimnis glücklicher Paare: Liebe braucht Augenhöhe

Für eine glückliche Beziehung ist die Liebe auf Augenhöhe wichtig. Wer auch Erfüllung im Leben unabhängig von seinem Partner findet, führt oft die glücklichere Beziehung.

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Ob es DIE Glücksformel für die Liebe gibt, wissen wir nicht. Aber eins haben wir mit unserer Lebenserfahrung ja verstanden: Es sind nicht die anderen zuständig dafür, uns glücklich zu machen. Das Glück, oder sagen wir mal bescheidener, die Zufriedenheit, muss in uns selbst wohnen, damit die Liebe glücklich wird. Wir müssen uns selbst lieben und wertschätzen. Das macht uns attraktiv und unabhängig. Wenn wir uns nicht mögen, wie soll es da auf Dauer jemand anderes tun?

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Das richtige Maß an Nähe und Abstand

Wer ein Eigenleben hat, das ihn erfüllt, kann loslassen, auch in der Liebe souverän bleiben. Dem anderen Raum und Zeit für sich geben. Für eine glückliche Beziehung brauchen wir beides - da sind sich Psychologen einig: Zeit für uns selbst und Zeit miteinander. Die wir nicht einfach zusammen verbringen, sondern ERLEBEN.
Das richtige Maß an Nähe und Abstand ist der Erfolgsschlüssel, aber auch der Kernkonflikt jeder Beziehung. Oft geben wir unsere Gewohnheiten und Hobbys auf, weil der Partner unsere Begeisterung nicht teilt. Wir wollen Zeit mit ihm gewinnen. Wenn wir aber darauf verzichten, unseren Interessen nachzugehen und unsere Potenziale zu entwickeln, werden wir auf Dauer unzufrieden. Umgekehrt bereichern Erfahrungen, die wir allein machen, unser Zusammenleben. Tragen neue Sichtweisen in die Beziehung. Wir bleiben spannend für den anderen. Jeder von uns braucht Bereiche, die er ganz allein bestimmt. Hoheitsgebiete nennt sie Paartherapeutin Berit Brockhausen. Egal ob es um die des Liebsten, unsere eigenen oder die gemeinsamen geht, sie sollten unantastbar bleiben. Ich lege das Familientreffen nicht auf den Tag, an dem er seinen Männerabend hat. Er überrascht mich nicht ausgerechnet mit einem romantischen Wochenende, wenn ich mich auf das lang ersehnte Treffen mit Schulfreundinnen freue.

Wenn ich meinem Partner zuliebe auf etwas verzichte, dann, weil ich ihm eine Freude machen will. Er ist es mir wert. Nicht weil ich eine Gegenleistung erwarte. An Kompromissen kommen wir nicht vorbei, aber sie sind kein Tauschgeschäft. Denn dann bekommt keiner, was er sich wünscht.
Eine Liebe auf Augenhöhe lebt auch davon, dass wir uns für den anderen interessieren. Seine Landkarte immer wieder aktualisieren, wie Amerikas Beziehungspapst John Gottman es nennt. Ihn neu entdecken. Vielleicht finden wir Züge, in denen wir uns spiegeln, vielleicht auch manches, was uns verwundert. Macht nichts. Wir bleiben neugierig aufeinander. Denn eins und eins macht zwei. Die Formel geht auch in der Liebe auf.

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Buchtipp:
'Hoheitsgebiete' von Psychotherapeutin Berit Brockhausen (in der E-Book-Version erhältlich für 11,99 Euro über amazon.de oder über den Südwest Verlag für 14,99 Euro)
'Für immer verliebt'von Paar-Coach Nina Deißler( für 12,99 Euro über amazon.de erhältlich).

Prominente Paare und die Liebe

Anke Stadler, 37, und Sigmar Gabriel, 54, sind seit 2012 verheiratet. Für Töchterchen Marie, 2, legte der SPD-Chef eine Babypause ein, pendelt zwischen Berlin und Magdeburg, wo Anke ihre Zahnarztpraxis hat.
ZDF-Talkerin Maybrit Illner, 49, und Ex-Telekom-Chef René Obermann, 51, sind seit 2010 glücklich verheiratet. Für beide ist es die zweite Ehe. Fest entschlossen waren sie von Anfang an, Berufliches und Privatleben strikt zu trennen.
Dominik Graf, 61, und Caroline Link, 50, haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht, sind supererfolgreich. Die Regisseure tauschen sich aus, reden sich aber nicht rein. Am gleichen Strang ziehen sie, wenn es um Tochter Pauline, 12, geht.

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Der Rat der Expertin

Wir sprachen mit unserer Expertin Dr. Doris Wolf, Diplom-Psychologin, über das Thema 'Souveräne Liebe':

Was zeichnet eine Liebe aus, in der beide Partner autark sind, ein Eigenleben führen?

Gegenseitiger Respekt und Vertrauen. Ziele, die unterschiedlich sind, werden von beiden Partnern mitgetragen. Gemeinsame Visionen, die beide verbinden und für die sie etwas tun. Meistens natürlich auch körperliche Anziehungskraft. Und: Beide Partner bewahren positive Gefühle füreinander.

Wie schaffen wir es, dass diese Beziehung glücklich wird?

Jeder ist bereit, seine Bedürfnisse offen zu äußern. Die wichtigsten werden von beiden geteilt. Jeder kann aber zulassen, dass der Partner Bedürfnisse hat und sich erfüllt, die der andere nicht teilt. Bei Konflikten bemühen sich beide darum, ihre eigene Sicht darzustellen, ohne den anderen schlechtzumachen. Sie sehen ihre Beziehung als ein Gewinn-Gewinn-Spiel. Beide wollen attraktiv sein für den anderen und etwas dafür tun, dass es ihm gut geht.

Je stärker eine Liebe, desto mehr Freiheit kann ich dem Partner lassen?

Es ist eher eine Frage des Selbstwertgefühls und der Persönlichkeit: Braucht man unbedingt einen anderen Menschen, um sich liebenswert zu fühlen, seine Bedürfnisse erfüllt zu bekommen und seine Ziele zu verwirklichen?

Ist der Partner attraktiver, wenn er sein eigenes Leben führt?

Ja und nein. Ja, weil er immer ein Stück unbekannt und geheimnisvoll bleibt. Er kann neue Impulse in die Partnerschaft einbringen, entwickelt sich weiter. Man erstickt nicht in Routine. Das Prickeln bleibt erhalten, wenn man sich nicht immer sieht. Und nein, weil der Partner eventuell eifersüchtig ist, vielleicht in seiner Entwicklung stehen bleibt und man sich voneinander entfernt.

Wie können wir das Wir-Gefühl pflegen, damit wir uns nicht auseinanderleben?

Wir nehmen uns bewusst Zeit für gemeinsame Aktivitäten. Und interessieren uns für die Erfahrungen des Partners, unterstützen ihn auf seinem Weg.

Wo ist die Grenze zwischen souverän und egoistisch?

Souveränität hat nichts mit Egoismus zu tun. Auch Egoismus generell ist nichts Schlechtes. Er wird dann zum Problem, wenn ich nicht nach den Bedürfnissen des Partners frage, also die Partnerschaft nicht als Team ansehe.

Brauchen beide eine Karriere, um sich auf Augenhöhe zu begegnen?

Nicht unbedingt. Aber es macht es leichter. Letztlich hängt es davon ab, ob jeder sein eigenes Lebensmodell nach seinen Wünschen leben kann und beide das Modell des anderen akzeptieren können.

Macht unsere Lebenserfahrung es leichter, unsere Liebe souverän zu leben und das auch dem anderen zuzugestehen?

Ja, wenn wir im Laufe unseres Lebens erfahren, dass wir selbst unsere Probleme lösen können. Dann entwickeln wir ein gesundes Selbstwertgefühl, das uns unabhängiger von der Anerkennung durch andere macht.

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