Nach der Sprechstunde

Alternative Medizin: Was Ärzte ihren Freunden raten

Der Arzt unseres Vertrauens will nur das Beste für uns - trotzdem rät er seinen Freunden manchmal zu alternativer Medizin.

Alternative Medizin: Was Ärzte ihren Freunden raten
Mit alternativer Medizin müssen es nicht immer bunte Pillen sein. Foto: Viperfzk / iStock
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Die Vorgaben der Krankenkasse, die offizielle Lehrmeinung, das begrenzte Budget – das sind nur einige der Zwänge, denen Ärzte heute unterworfen sind, wenn sie ihre Patienten beraten. Anders sieht es aus, wenn sie den weißen Kittel ausgezogen haben: Ihren Freunden können die Mediziner ihre Meinung ungeschminkt sagen und genau die Tipps geben, nach denen sie sich auch selbst bei Gesundheitsproblemen richten würden.

Das Problem ist nur: Nicht jeder zählt diverse Fachmediziner zu seinen besten Freunden. Deshalb haben wir einige renommierte Ärzte gefragt, was sie immer schon mal loswerden wollten – und von welchen Therapien sie abraten.

Verzicht auf Kohlenhydrate bei Chemotherapie

Dr. André Rotmann, Gynäkologe: Krebszellen durch den Entzug von Kohlenhydraten einfach "auszuhungern", wie das manche behaupten, ist nicht möglich. Aber man kann den Stoffwechsel des Tumors kurzfristig so verändern, dass er empfindlicher auf Bestrahlung und Chemotherapie reagiert. Meine persönliche Empfehlung ist deshalb, sich ab drei Tagen vor der Chemotherapie ketogen zu ernähren, also ganz auf Kohlenhydrate zu verzichten.

Vorsorge für die Leber

Prof. Jochen Wedemeyer, Gastroenterologe: "Weil die Leber keine Schmerzen bereitet, wird sie bei der Vorsorge häufig nicht bedacht. Mein Tipp an alle über 35 Jahre: Lassen Sie Ihre Leberwerte jährlich prüfen! Und zur Vorsorge empfehle ich vier Tassen Kaffee am Tag. Denn Koffein beugt einer Fettleber vor."

Wunderwaffe Kaffee? Lesen Sie, welche Vorteile Kaffee für unseren Körper hat.

Durchhaltevermögen statt Operation

Dr. Nicolas Gumpert, Orthopäde: "Drei Monate Physiotherapie und immer noch schmerzt die Kalkschulter ... Klar, dass da manche die Geduld verlieren und glauben, eine Operation wäre besser. Ich sage dann: 'Werft die Flinte nicht zu früh ins Korn!' Eine Operation behebt nur die Symptome, nicht die Ursache: Die kalkbildenden Zellen produzieren munter weiter. Um sie zu bremsen, braucht der Körper bis zu sechs Monate Therapie."

Natürliches Antibiotikum selbst herstellen

Um eine Erkältung zu bekämpfen und das Immunsystem zu stärken, reicht oft schon dieses Hausmittel, das sie ganz leicht selbst herstellen können. Wie das geht, erfahren Sie im Video:

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Manchmal muss es eine Pille sein ...

Prof. Ulrich Hegerl, Psychiater: "Wenn ich erlebe, dass sich jemand trotz schwerer Depression gegen die Einnahme von Antidepressiva wehrt, höre ich oft: 'Die Medikamente machen ja süchtig.' Das stimmt aber nicht! Eine individuell zugeschnittene Kombination aus Psychotherapie und/oder medikamentöser Behandlung kann Betroffene von großem Leidensdruck befreien. Was ich Kranken konkret empfehle: ein Schlaf-Tagebuch. Denn viele Menschen, die glauben, ihre Depressionen zu mildern, indem sie mehr schlafen, verschlimmern sie dadurch sogar. Auch wichtig: Bei Patienten über 60 können sogenannte trizyklische Antidepressiva stärkere Nebenwirkungen auslösen. Aber auch hier finden sich für die allermeisten Patienten Medikamente, die gut vertragen werden."

Schlechter Schlaf? Bekämpfen Sie ihn mit Meditation

Welche Behandlungen sind notwendig?

Im Internetportal igel-monitor.de erläutert der Bund der Krankenkassen, wann sich welche "Individuellen Gesundheitsleistungen" (sogenannte IGel-Leistungen) lohnen.

Mammografie erst ab 50

Dr. Susanne Weg-Remers, Ärztin: "Eine Mammografie vor dem 50. Lebensjahr und ohne Verdachtsdiagnose? Keine gute Idee! Denn bei unter 50-Jährigen stehen Strahlenbelastung und Aussagekraft der Röntgenbilder in keinem günstigen Verhältnis. Vor den Wechseljahren ist das Brustgewebe meist so dicht, dass eine Mammografie nicht zuverlässig genug ist. Besser: Einmal im Jahr zur Sonografie!"

Was bedeutet mein Befund?

Wer seinen Befund nicht versteht, kann ihn anonym ins Internetportal washabich.de stellen. Medizinstudenten übersetzen den Inhalt kostenlos für jeden Laien.

Zähne schonend aufhellen

Dr. Thea Lingohr, Zahnärztin: "Zahnaufhellende Zahncremes? Davon rate ich jedem ab! Dahinter stehen nur leere Werbeversprechen. Die Pasten enthalten zweifelhafte Inhaltsstoffe, die den Zahnschmelz aufrauen. Wenn es unbedingt weiße Zähne sein müssen, dann lieber mithilfe einer lichtaktiven Aufhellung."

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Homöopathie: in Maßen

Dr. Natalie Grams, Ärztin: "Unabhängig davon, wie ich selbst zur Homöopathie stehe, sage ich Freunden: 'Nehmt ruhig Globuli, wenn ihr daran glaubt.' Aber es gibt eine Grenze, ab der eine rein homöopathische Therapie lebensgefährlich wird. Eine verschleppte bakterielle Infektion – etwa ein Harnwegsinfekt – kann zur Blutvergiftung werden. Genauso wie bei anderen schweren Krankheiten geht es nicht ohne chemisch-synthetische Medikamente."

Migräne vorbeugen

Dr. Dierk Heimann, Hausarzt: "Viele Migräne-Patientinnen wissen mittlerweile, dass eine Umstellung des Schlaf-Wach-Rhythmus am Wochenende Attacken begünstigen kann. Aber deshalb sogar samstags und sonntags, wenn man eigentlich Schlaf nachholen möchte, um sechs Uhr aufstehen? Das halten die meisten nicht durch. Dabei ist es ganz einfach: Es genügt durchaus, nur kurz aufzustehen und sich dann nach einer Weile wieder hinzulegen, um weiterzuschlafen. Bei den meisten Frauen reicht die kurze Unterbrechung, um Attacken vorzubeugen."

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