Staffelstart

'Rote Rosen'-Produzent Jan Diepers spricht über Zukunft der Serie

Zum Start der 19. Staffel 'Rote Rosen' sprachen wir mit Produzent Jan Diepers über spannende Änderungen und die Zukunft der beliebten ARD-Telenovela.

'Rote Rosen'-Produzent Jan Diepers
Seit April 2020 gehört Jan Diepers zum Produktionsteam bei 'Rote Rosen'. Im Juli 2021 übernahm er die Produktion als alleiniger Geschäftsführer der Studio Hamburg Serienwerft GmbH. Foto: Grundy UFA/ Studio Hamburg Serienwerft (Montage: Liebenswert)
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Am 19. Oktober 2021 geht die beliebte ARD-Telenovela 'Rote Rosen' in die 19. Staffel. Seit November 2006 kann die in der Hansestadt Lüneburg gedrehte tägliche Serie ein breites Publikum begeistern. Mitverantwortlich für den Erfolg der Telenovela in den letzten eineinhalb Jahren ist der Geschäftsführer der Studio Hamburg Serienwerft GmbH, Jan Diepers. Im Interview hat der 'Rote Rosen'-Produzent uns Rede und Antwort gestanden und damit einen spannenden Einblick hinter die Kulissen der Erfolgsserie gegeben.

Er hat nicht nur verraten, was die Roten Rosen für ihn so besonders machen, sondern auch erklärt, warum die Serienwerft schon mit einer 21. Staffel plant, obwohl bislang erst 20. Staffeln von der ARD in Auftrag gegeben wurden und im Zuge dessen, wann wir mit einer Stellungnahme zum Verbleib der Serie rechnen dürfen. Außerdem berichtete er im Gespräch über spannende Neuerungen und Änderungen der Serie in den kommenden Staffeln und äußerte sich zu einer möglichen Rückkehr von Serienliebling und Urgestein Gerry Hungbauer.

Alle Infos zur neuen Staffel finden Sie in diesem Artikel:

'Rote Rosen'-Produzent Jan Diepers gibt Einblick in seine Arbeit

Liebenswert: Herr Diepers, seit April 2020 gehören Sie zum Produktionsteam von 'Rote Rosen'. Seit Juli 2021 sind Sie als alleiniger Geschäftsführer tätig. Können Sie unseren Leser*innen einen Einblick in Ihren Tagesablauf geben?

Jan Diepers: Ich versuche es mal auf den interessanten Teil zu beschränken (lacht). Wir sind immer wochenweise strukturiert. Am Montag erzählen die Autoren uns und der Redaktion, was sie an Geschichten in der nächsten Woche erzählen wollen. Am Dienstag lesen wir zusammen mit den Autoren die Geschichten, die sie in der letzten Woche geschrieben haben und machen unsere Anmerkungen. Am Mittwoch haben wir den 'Rote Rosen'-Marathon, weil wir uns dann fünf Folgen hintereinander anschauen müssen. Wir sind dann die ersten Zuschauer und geben den finalen Schliff. Am Donnerstag gibt es kleinere Besprechungen in verschiedenen Arbeitsgruppen und am Freitag besprechen wir dann die Drehbücher, die im Laufe der Woche geschrieben wurden. Ansonsten gehört zu meinen Aufgaben als Produzent das Kreativteam einzustellen sowie das Team hinter der Kamera zu finden, Kosten- und Vertragsmanagement, aber auch für die Mitarbeiter da zu sein, wenn sie Fragen, Sorgen und Nöte haben. Das mache ich alles natürlich nicht alleine. Auch das Gewinnbringende meiner Arbeit ist, dass wir immer im Team arbeiten.

Rote Rosen Folge 3423 mit Hund Kalle - Foto: ARD/Nicole Manthey

Wussten Sie schon ...

Jan Diepers' ganzer Stolz ist sein Golden Retriever Rüde Kaspar. Den 'Rote Rosen'-Fans dürfte dieser besser als WG-Hund Kalle bekannt sein. Wie Kaspar zum Nebendarsteller wurde, erzählte Jan Diepers kürzlich in der 'Lünale Talk-Box #2'.

Im November feiert die Serie schon ihr 15-jähriges Jubiläum und noch immer erfreut sie sich großer Beliebtheit. Was macht 'Rote Rosen' in Ihren Augen so besonders?

Das ist eine interessante Frage, die ich mir auch gestellt habe, als ich das Angebot bekommen habe, die Produktion der Roten Rosen zu übernehmen. Die Serie hat gleich mehrere Bestandteile, die sie ziemlich erfolgreich machen. Zum einen bilden wir eine schöne Kleinstadt und das Leben in ihr ab. Das ist erst mal ein Gegenentwurf zu einer Metropole wie Berlin. Während man in Großstädten eher das Gefühl hat, anonym zu sein, hat man bei uns die Werte Familie und Zusammenhalt im Vordergrund und das kann in dieser Art und Weise auch nur in einer Kleinstadt stattfinden, weil man sich da immer wieder über den Weg läuft. Außerdem ist 'Rote Rosen' wichtig in der Diskussion um Werte und gesellschaftliche Veränderung. Das greift die Serie auch immer wieder thematisch auf.

Jetzt könnte man fast meinen, dass der Sendeplatz etwas ungünstig ist, wenn die Serie so gesellschaftlich relevant ist …

Das ist er unter Umständen auch. 14 Uhr ist kein idealer Sendeplatz, aber das ist für uns nicht so entscheidend. Sendeplätze werden in Zukunft keine große Rolle mehr spielen. Wir gewinnen vor allem Zuschauer*innen in der Mediathek dazu und die hat ja bekanntermaßen keinen Sendeplatz. Wir wissen zum Beispiel, dass wir in der Mediathek zu ganz anderen Zeiten gesehen werden. Nichtsdestotrotz stoßen die in der Serie aufgegriffenen innovativen Themen, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit oder sexuelle Ausrichtung auch bei den älteren Zuschauer*innen auf Interesse. Wir bekommen das Feedback, dass diese Zielgruppe in sehr vielen Punkten schärfer diskutiert und bedeutend moderner und interessierter an modernen Themen ist, als man das landläufig denkt.

Sie planen eine Reise in das schöne Lüneburg? Dann finden Sie im Video alle bekannten Drehorte der Roten Rosen: (Das Interview geht unter dem Video weiter)

Video Platzhalter
Video: Glutamat
„Im vergangenen Jahr haben wir sowohl in der Ausstrahlung als auch in der Mediathek Zuschauer*innen dazugewonnen.“
Jan Diepers

Erst kürzlich gab es wieder eine Stellungnahme der ARD zu einem möglichen Ende von 'Rote Rosen' im Jahre 2023. Ein Thema, welches immer sehr dramatisch klingt, obwohl es sich eigentlich um einen normalen Prozess handelt, wie wir mittlerweile wissen. Wann darf man denn mit einer endgültigen Entscheidung rechnen?

Das wird sicherlich irgendwann im Jahre 2022 entschieden, viel früher nicht. Das sind eigentlich auch die normalen Ab- und Vorläufe, die wir aus den Vorjahren kennen. Wir haben definitiv einen Auftrag, der die Ausstrahlung bis Ende 2022 sichert. Es gab eine Zeit, in der die Quoten von 'Rote Rosen' kontinuierlich gesunken sind. Hier wird das Bild aber ein bisschen verzerrt, weil viele Zuschauer*innen in die Mediathek gewandert sind. Im vergangenen Jahr haben wir sowohl in der Ausstrahlung als auch in der Mediathek Zuschauer*innen dazugewonnen. Ich hoffe, dass es sich um eine anhaltende Tendenz handelt, denn wenn ein Programm beliebt ist, ist eine Fortsetzung immer wahrscheinlicher. Wir in Lüneburg gehen aber davon aus, dass wir auch nach 2022 noch auf Sendung sind. Deshalb haben wir auch kürzlich in neue Technik investiert.

In einem Gespräch mit 'DWDL.de' sagten Sie kürzlich: "Meine Aufgabe als Produzent ist es, dass 'Rote Rosen' relevanter wird als das in den vergangenen Jahren der Fall war. Die ersten Schritte dazu fruchten." Wie wollen Sie diese Relevanz aufrechterhalten?

Ich muss das noch einmal ein kleines bisschen geraderücken. Meine Aussage war in der Tat, dass 'Rote Rosen' relevanter werden muss. Der Vergleich zur Vergangenheit stimmt aber eigentlich nicht, weil 'Rote Rosen' schon immer heißere Eisen angepackt hat. Es gab zum Beispiel mal eine größere Geschichte über Sekten und Aufklärung darüber. Wir müssen die Geschichten unserer Zeit finden und sie in der Serie aufarbeiten. In der letzten Staffel haben wir angefangen, Diversität komplett neu zu erzählen, das hätte man vor zehn Jahren noch nicht gemacht. Weder Herkunft noch Hautfarbe spielen eine wesentliche Rolle für das, was hier erzählt wird. Und dann gibt es natürlich ein paar spannende Geschichten, die wir schon für die 20 und 21. Staffel geplant haben. Die 21. Staffel ist dann schon 2023 und über die darf ich natürlich noch nichts verraten (lacht). 'Rote Rosen' war immer ein Format, das gesellschaftspolitische Bedeutung hatte und auf diesen Kern wollen wir uns stärker konzentrieren.

Ob eine neue Staffel bei den Zuschauer*innen gut ankommt, lässt sich ja meist erst im Laufe der Staffel sehen. Wie spontan können Sie auf dieses Feedback reagieren?

Anpassungen sind nur sehr eingeschränkt möglich, weil die Drehbücher natürlich schon geschrieben sind. Wenn wir also feststellen sollten, dass wir die falsche Geschichte erzählt haben, wird es schwierig. Geht es zum Beispiel um die Frage, ob wir einen zu großen Anteil von Geschichten haben, die im Krankenhaus spielen, gegenüber Geschichten, die auf dem Gutshof spielen, haben wir eigentlich während der Staffel keine Chance mehr, das Verhältnis auszugleichen. Das muss man sich ein bisschen wie einen Ozeandampfer vorstellen: Wenn der fährt, ist er schwer umzudrehen.

Jan Diepers über Veränderungen: "Da kommt etwas ganz Großes auf uns zu."

'Rote Rosen' hat sich bereits in Staffel 18 ein wenig gewandelt. Gleich zwei Frauen standen im Fokus der Serie und es waren erstmals alle Schauspieler*innen im Vorspann zu sehen. Was wird sich in Staffel 19 und 20 noch in der Serie ändern?

Für uns war die Anpassung des Vorspanns ein längst überfälliger Schritt. Wir sind keine Telenovela, die sich nur auf eine Hauptgeschichte konzentriert, sondern wir erzählen eine kleine Welt und es ist uns wichtig, dies auch im Vorspann zum Ausdruck zu bringen. Wir sind eine Ensemble-Serie und das wird auch im nächsten Vorspann wieder sichtbar sein. Außerdem haben wir trotz Corona und unter erschwerten Drehbedingungen deutlich mehr Außenaufnahmen gemacht. Damit wird es in der neuen Staffel weitergehen, denn unsere neue Heldin hat ein Tourismusbüro. Hier wird der Fokus vor allem auf Tourismus im lokalen Bereich liegen. Wir werden deutlich mehr in der Lüneburger Heide drehen. Letzte Wochen haben wir im pinken Blütenmeer gedreht, um die Serie einfach toll aussehen zu lassen. Außerdem haben wir für diese Staffel das Drehsystem verändert. Durch die neue Technik kommen wir dichter an die Gesichter heran und dadurch wird die Staffel deutlich emotionaler wirken. Und dann bleibt ja noch das ganz große Geheimnis offen, was jetzt eigentlich mit dem 'Drei Könige' passiert, nachdem Gregor Pasch das Hotel abgerissen hat. Ich will nicht zu viel verraten, aber da kommt etwas ganz Großes auf uns zu. Das 'Drei Könige' nimmt bei uns in etwa ein Viertel der Studiofläche ein und das wird komplett neu entstehen.

Wird es denn in der neuen Staffel auch wieder eine so hohe Frequenz an Gaststars geben?

Wollen sie das denn (lacht)? Die Gaststars sind bei uns aus einer Spielerei heraus entstanden. Manchmal kennt man jemanden und dann fällt uns eine witzige Geschichte dazu ein. So ist aus der Geschichte mit dem Autogramm der Auftritt von Thomas Anders entstanden.

Zu Veränderungen gehören auch immer wieder Serienausstiege. Im vergangenen Jahr mussten die Zuschauer*innen sich gleich von zwei über die Jahre lieb gewonnenen Darstellern verabschieden. Torben Lichtenhagen (Joachim Kretzer) starb den Serientod und kürzlich gab auch Gerry Hungbauer sein für alle Unbeteiligten recht plötzliches Serien-Aus bekannt. Serienfans sollen deshalb sogar einen Brief an die Produktion geschrieben haben. Können Sie die Entscheidung etwas näher erklären?

Da sind viele Gerüchte im Umlauf, die ich direkt dementieren kann. Ich weiß von keinem Brief, bei mir ist leider nichts angekommen. Von uns gab es auch immer nur das Statement, dass Gerry Hungbauer in der 19. Staffel nicht dabei sein wird. Es gab weder eine Aussage, dass Gerry für immer die Serie verlassen wird, noch gab es eine Aussage, dass er wiederkommen wird. Das ist einfach noch nicht geklärt. Auch die Kurzfristigkeit ist nicht gegeben, weil die Entscheidung schon im Februar/ März gefallen ist. Gerry hatte diese Woche seinen letzten Drehtag (Anm. d. Red.: Das Interview wurde Ende August geführt), wir reden also von einem halben Jahr und das ist meiner Meinung nach nicht kurzfristig. Wir haben nur eine gewisse Erzählzeit und für die 19. Staffel gab es einfach keine gute Geschichte für Thomas Jansen, weshalb wir entschieden haben, dass Gerry in der nächsten Staffel nicht dabei sein wird. Wenn wir für die 20. Staffel wieder gute Geschichten für Thomas haben, ist nicht ausgeschlossen, dass Gerry in seine Rolle zurückkehrt, sofern er das möchte. Es ist völlig natürlich, dass man sich ungern von etwas Langgewohntem trennt. Das ist das Schöne an Gewohnheiten und davon leben wir in einer täglichen Serie. Aber ehrlich gesagt, müssen wir auch Abschied nehmen können, wenn wir etwas Neues in der Serie haben wollen. 'Rote Rosen' kann nur mit guten Geschichten weiterleben und wir dürfen uns den Platz für andere gute Geschichten nicht nehmen.

Dann hoffen wir natürlich sehr, dass es in Staffel 20 ein Wiedersehen mit Gerry Hungbauer geben wird…

Wir haben immer wieder Rückkehrer und das ist auch in der nächsten Staffel geplant. Alte Figuren kommen zurück, neue Figuren kommen dazu. Für uns gibt es zwei Arten von Stars: Stars, die bei uns als Gaststars auftreten und unsere eigenen Stars und natürlich wollen wir die auch wieder in der Sendung haben.

Wir bedanken uns bei Herrn Diepers herzlich für das nette Gespräch!

'Rote Rosen' läuft immer montags bis freitags um 14:10 Uhr im Ersten und ist jederzeit über die ARD-Mediathek abrufbar.