Seltene Erkrankung

Häufiges Augenzucken: Wann spricht man von Hemispasmus facialis?

Hinter ständigem Augenzucken kann ein Hemispasmus facialis stecken - eine seltene, aber ernste Erkrankung. Lesen Sie hier alles über Ursachen, weitere Symptome und Therapiemöglichkeiten.

Ein ständiges Augenzucken kann auf einen Hemispasmus facialis hindeuten.
Beim Hemispasmus facialis kommt es meist zu einseitigem, heftigem Augenzucken. Foto: ozgurdonmaz / iStock
Auf Pinterest merken

Wenn das Augenlid plötzlich ohne Unterlass flattert, ist das für Betroffene sehr lästig - in der Regel aber harmlos. Meist sind zu viel Stress, Koffein oder Schlafmangel die Auslöser von Augenzucken. In diesen Fällen legt sich das Problem meist von allein wieder, sofern man im Alltag etwas Acht auf sich gibt.

Wird das Augenzucken jedoch immer schlimmer und kommen weitere Beschwerden im Gesicht hinzu, kann es sich um den sogenannten Hemispasmus facialis handeln.

Einseitiges Augenzucken: Was ist ein Hemispasmus facialis?

Diese seltene Erkrankung, die auch Spasmus hemifacialis genannt wird, stellt für Betroffene eine extreme Belastung dar. Diese leiden unter unkontrollierbaren, meist nur auf einer Seite auftretenden Verkrampfungen der Gesichtsmuskulatur, die auch schmerzhaft sein können. Diese Krämpfe äußern sich zum Beispiel durch starkes, immer wiederkehrendes Augenzucken.

Wie das Universitätsspital Bern (Inselspital) erklärt, können diese sich immer weiter ausbreitenden Zuckungen auf Dauer zu Entstellungen führen, weil sich das Gesicht dadurch verzieht. Bei Patienten könne es deshalb sogar zu einer Depression kommen. Auch das beidäugige Sehen, beziehungsweise die räumliche Wahrnehmung, wird eingeschränkt.

Wer ist besonders von dieser Erkrankung betroffen?

Das Schweizer Klinikum gibt hinaus an, dass Frauen doppelt so häufig an Hemispasmus facialis erkranken wie Männer. Darüber hinaus liege das durchschnittliche Alter der Patienten zwischen 45 und 65 Jahren. In den meisten Fällen sei dabei die linke Gesichtshälfte betroffen, eine beidseitige Erkrankung sei die Ausnahme.

Sehen Sie hier, welche Ursachen es noch für Augenzucken geben kann (Artikel geht unten weiter):

Video Platzhalter

Welche Symptome sprechen für einen Hemispasmus facialis?

Wie bereits erwähnt beginnt dieses Leiden häufig am Auge. Das Lid flattert oft mehrmals pro Minute, auch während des Schlafens. Darüber hinaus kann es zu vermehrtem Tränenfluss oder einem Knacken im Ohr kommen.

Das Zucken breitet sich über Monate und Jahre hinweg in der oberen oder unteren Gesichtshälfte weiter aus, häufig auch über die ganze Seite. Nach längerer Erkrankungszeit kann es darüber hinaus zu Lähmungserscheinungen kommen, die Kontrolle der Mimik fällt immer schwerer.

Was verursacht diese starken Zuckungen?

Der Hemispasmus facialis lässt sich meist auf eine Funktionsstörung des Gesichtsnervs (der die Gesichtsmuskulatur anregt), beziehungsweise auf eine Störung des entsprechenden Bereichs im Hirnstamm zurückführen: Ein sich ausdehnendes und wieder zusammenziehendes Blutgefäß am Ursprung des Nervs quetscht diesen zusammen.

Dieses Problem kann zum Beispiel durch langjährigen Bluthochdruck begünstigt werden. Auch die Tatsache, dass sich Hirnarterien im Alter verlängern oder verbreitern, spielt dabei eine Rolle. Weitere Ursachen können Tumore oder Multiple Sklerose sein.

Wie kann die Nervenstörung behandelt werden?

Wird der Hemispasmus nicht therapiert, können die Beschwerden ein Leben lang andauern. Besonders leichte Formen der Erkrankung können medikamentös behandelt werden, in den meisten anderen Fällen ist die Wirkung der Präparate aber nicht ausreichend.

Wie Dr. med. Christian Rosenstengel und seine Kollegen von der Universität Greifswald in einem Artikel schreiben (veröffentlich im Deutschen Ärzteblatt) verschafft eine Nervengiftbehandlung dagegen 85 bis 95 Prozent der Patienten Linderung. Lokale Injektionen mit Botulinumtoxin (den meisten unter dem Handelsnamen Botox bekannt) müssen dafür im Abstand von drei bis vier Monaten wiederholt werden. Das Inselspital weist allerdings auch darauf hin, dass die Wirkung bei langjähriger Anwendung meist immer weiter nachlasse.

Langfristig könne nur eine Operation am Hirnstamm helfen, die ebenfalls eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit habe - zumindest, wenn die Erkrankung nicht schon seit Jahren besteht, weil der Gesichtsnerv schon zu stark geschädigt sein könnte. Patienten sollten sich generell gut überlegen, ob sie die möglichen Risiken eines derartigen Eingriffs tragen möchten. Lassen Sie sich deshalb gut von Ihrem Arzt beraten und aufklären!

Weitere interessante Themen: