Was gibt es bei der Wellensittich-Haltung zu beachten?
Wellensittiche sind sehr beliebte Haustiere. Umso wichtiger ist es, sich über die artgerechte Haltung zu informieren.
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Die putzigen Vögel begeistern Ihre Halter schon seit über hundert Jahren. Doch vor der Anschaffung gilt es sich gut über die Wellensittich-Haltung zu informieren, damit die Piepmätze sich auch bei uns wohlfühlen. Was genau muss beachtet werden, um ihnen ein schönes Leben zu ermöglichen? Alles zum Käfig, Futter und der artgerechten Haltung lesen Sie hier. Liebenswert sprach außerdem auch mit Dr. med. vet Volker Schmidt, der erklärt, wie Sie Ihren neuen Familienmitgliedern eine Freude machen.
Unser Experte
Dr. med. vet Volker Schmidt ist Fachtierarzt für Geflügel, Zier- Zoo- und Wildvögel. An der Universität Leipzig in derVeterinärmedizinischen Fakultät (Klinik für Vögel und Reptilien) gibt er sein Wissen weiter.
Vom Outback ins Wohnzimmer
Die kleinen Papageien sind heute absolute Kulthaustiere und das schon eine ganze Weile! Woher kommen sie und was macht die bunten Vögel aus?
Zu uns kamen die niedlichen Australier 1840 durch den englischen Forscher John Gould. Er verlieh ihnen den Namen "Melopsittacus undulatus", das bedeutet übersetzt gewellter Singpapagei. Das ist beides natürlich sehr kompliziert, deshalb wurde schnell Wellensittich daraus.
Was gibt es bei der Anschaffung der Wellensittiche zu beachten?
Wenn Sie sich für die kleinen Papageien entscheiden, tragen Sie für Ihre Freunde circa 10 Jahre die Verantwortung. Die Tiere werden durchschnittlich nämlich zwischen 8 und 12 Jahre alt.
Öffnet man sein Zuhause für die Wellensittiche, stellt sich die Frage, wem man die Tiere abnimmt. Adoptiert man Vögel aus dem Tierschutz, hat das gleich einen großen Vorteil: Oft sind dort schon Gruppen oder Pärchen gebildet. Die Truppe hat sich also schon gefunden und es wird wohl kaum zu großen Zankereien oder Streit kommen.
Fällt die Entscheidung auf den Kauf aus einer Zucht, sollte sichergestellt werden, dass es sich um einen seriösen Züchter handelt, der seine Tiere artgerecht hält. Achten Sie auf Sauberkeit in der Voliere und darauf, ob die Tierchen genug Platz haben. Sind die Tiere gesund? Hier ist ein erster Anhaltspunkt die Körpersprache!
Die Welli-Welt: Wie Sie ihre Körpersprache deuten
Auch wenn Wellensittiche hier und da durchaus Wörter erlernen können, ist man bei der Kommunikation auf die Körpersprache angewiesen. Entspannte Wellis knirschen mit dem Schnabel oder widmen sich der Pflege ihres Gefieders. Aus diesem Verhalten lässt sich Wohlbefinden schließen. Sitzt ein Vogel hingegen lange Zeit aufgeplustert und mit geschlossenen Augen in der Ecke des Käfigs, deutet das womöglich auf eine Krankheit hin, hier sollten Sie das Tier dem Arzt vorstellen.
In freier Wildbahn tummeln sich die Vögel in großen Schwärmen mit Artgenossen, deren Zahl tatsächlich in die Tausende gehen kann. Ihr Sozialverhalten sollte unbedingt auch beachtet werden, wenn man sie als Haustier halten möchte. Ein Pärchen ist daher zwingend notwendig. Besser noch ein kleiner Schwarm, das betont auch der Experte, der empfiehlt: "Mindestens fünf Vögel, das ist sinnvoll, damit sie sich entsprechend untereinander und auch miteinander beschäftigen können." Jedoch gibt es selbst im harmonischsten Haushalt mal Streit. Die kleinen Papageien äußern Drohgebärden durch aufgestelltes Nacken und Stirngefieder. Ein Verhalten, das einschüchtern soll- wie zeigt das der Gegenüber? Ein ängstlicher Welli macht sich ganz groß und suchen nach Fluchtwegen. Hier kann es auch vorkommen, dass Ihr Tier zu zittern beginnt.
Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass eine gerade Zahl an Wellensittichen im Schwarm lebt und ein Gleichgewicht zwischen Männchen und Weibchen besteht. Im Interview verrät er, dass es bei Schwärmen aus Weibchen öfter zu Streitigkeiten kommt, eine reine Männergruppe könnte hingegen funktionieren.
In ihrer Heimat sind es die Tiere gewohnt viele Meilen zu fliegen, das sollte unbedingt bei der Anschaffung der Tiere beachtet werden. Täglich mindestens einige Stunden Freiflug sind unerlässlich, um die Tiere glücklich zu machen. Und wenn sie im Käfig sind, sollte dieser natürlich groß genug sein. Das ist längst nicht der einzige Anspruch, den die Vögel haben.
Die Artgerechte Haltung der süßen Australier
Nun können wir ihnen in Europa natürlich nicht viel ihrer ursprünglichen Heimat bieten. Was muss man also bei der Wellensittich Haltung beachten?
Wie soll der Wellensittich-Käfig aussehen?
Beim Käfig gilt erstmal, umso mehr Platz die Wellis haben, desto besser. Wie groß muss aber nun ein Vogelkäfig für zwei Wellensittiche sein? Hat man ein Pärchen, sollte der Käfig mindestens 150 cm mal 60 cm breit und mindestens 100 cm hoch sein. Dringend abzuraten ist von den runden Modellen, da sich die Tiere hier nur sehr schlecht zurechtfinden. Außerdem sollte der Käfig nicht weiß, sondern dunkel sein. Sonst werden die Wellensittiche auf Dauer geblendet. Um die kleinen Klettermeister glücklich zu machen, sollten die Stäbe unbedingt waagerecht sein.
Noch schöner ist aber eine Voliere, in der die Wellis genügend Platz und Raum zum Bewegen haben. Eine Voliere sollte aber nach Möglichkeit den täglichen Freiflug nicht ersetzen. Zwingend notwendig wird eine Voliere, wenn Sie sechs oder mehr Tiere halten, denn nur so kann jedem Tier genügend Platz geboten werden.
Dr. Schmidt empfiehlt ganz klar: "Je mehr Platz, desto besser! Um dem natürlichen Bewegungsdrang der Tiere gerecht zu werden, rate ich vom Käfig ab. Besser ist eine geräumige Voliere, oder ein Vogelzimmer. Einer Gruppe sollten 20 Quadratmeter zur Verfügung stehen."
Eine Voliere sollte genug Türen haben, um gut erreichbar zu sein. Einige Volieren haben ein Dach, was von den Wellensittichen aber als bedrohlich empfunden werden kann. Schauen Sie sich besser nach Volieren ohne Dach um, deren oberen Teil Sie als Terrasse für die Tiere nutzen können.
Verständlicherweise hat nicht jeder den Platz für eine Innenvoliere, deshalb stellt sich vielen die Frage, ob Ihre Vögel sich auch im Garten wohlfühlen.
Kann der Käfig auch außen sein?
Wenn man eine Außenvoliere einrichten möchte, gibt es einiges zu beachten. Denn im Sommer ist schlechtes Wetter oder Kälte zwar kein Thema, im Winter kann es dann aber doch ziemlich ungemütlich werden. Ist die Voliere außen, sollte sie unbedingt windgeschützt stehen. Diesen Schutz können zum Beispiel die Hauswand oder Sträucher bieten. Falls das nicht gegeben ist, kann eine Plexiglasscheibe angebracht werden.
Zusätzlich sollten sie eine wetterfeste Schutzhütte zur Verfügung haben, in der sich alle Tiere zurückziehen können. Der Experte empfiehlt noch: "Um es den Wellensittichen auch im Winter gemütlich zu machen, sollten darin 10 Grad herrschen."
Am besten gießen Sie das Fundament der Voliere aus Beton, das bringt nicht nur Stabilität, sondern verhindert auch, dass sich Feinde wie Marder und Füchse durchgraben können. Denn auch das muss bei einer Außenvoliere beachtet werden. Falls Beton keine Option ist, sollte man aber auf jeden Fall ein engmaschiges Gitter rund um das Fundament einbauen. Die Grundfläche dieses Fundaments sollte für 3 Paare circa zwei Quadratmeter betragen und als absolutes Minimum 2 Kubikmeter Flugraum bereitstellen, der Tierarzt empfiehlt hier aber dringend 10 Kubikmeter.
Brauchen sie Spielzeug in der Voliere?
Die cleveren Vögel möchten auch beschäftigt werden. Am besten eignen sich dafür Sitz- und Klettermöglichkeiten aus Holz. Auch ungiftige Pflanzen wie Eberesche, Ahorn, Haselnusssträucher, Lärche, Linde, Obstbäume und -sträucher oder Zitterpappe sind spannend. Dr. Schmidt rät aber von den oft erhältlichen Schaukeln und Plastikvögeln ab und erklärt, dass genügend Platz und Artgenossen die beste Beschäftigung der Wellis sind.
Auch auf Spiegel sollten Sie unbedingt verzichten, diese können zu Verwirrungen führen. Die Vögel können dann nämlich nicht zwischen Artgenosse und Spiegelbild unterscheiden. So kann es sein, dass Ihr Wellensittich versucht das Spiegelbild zu füttern und sich eine Kehlkopfentzündung entwickelt. Die putzigen Vögel freuen sich aber hingegen sehr über eine UV-Lampe, die in ihrem Zuhause angebracht wird. Herrlich finden sie außerdem, wenn ihnen eine Bademöglichkeit zur Verfügung steht. Das Wasser sollte aber nicht zu hoch stehen, um die Gefahr des Ertrinkens zu minimieren.
So klappt die Ernährung der Wellensittiche
Bei Ihren gefiederten Freunden sollten Sie genauso auf eine gute Ernährung achten! Woran erkennt man eine gute Körnermischung aus dem Laden? Sie beinhaltet Hirse, Kanariensaat, Grassaaten, ölhaltigen Saaten dagegen eher weniger. 1,5-2 gestrichene Teelöffel Körnermischung sind ideal und reichen einem Wellensittich pro Tag. Herrscht im Schwarm Futterneid, kann dem durch mehrere Futterstellen entgegengekommen werden.
Auch der eigene Garten bietet viel an Grünzeug, dass den Tieren schmeckt. Bevor Sie aus dem Garten füttern, sollten Sie sich aber sicher sein, dass es nichts Giftiges ist. Wellis können bedenkenlos Löwenzahn, junge Brennnessel und Vogelschmiere fressen. Sie lieben außerdem Gemüse wie Karotten, Gurke, Tomate, Salate und Radieschen. Auf dem Speiseplan sollte ebenso Obst stehen! Apfel, Nektarinen und Melonen. Pflaumen und Trauben sind für die Tiere ein Gaumenschmaus. Ein Kalkstein, der im Käfig oder der Voliere angebracht wird, kann zusätzlich eine gute Kalziumquelle sein.
In freier Natur unterscheidet sich die Nahrung der Wellensittiche von denen, die als Haustiere leben. In ihrer australischen Heimat fliegen sie durchs Outback, auf der Suche nach Fressen. Dieser große Energiebedarf wird durch einige Stunden Freiflug natürlich nicht erzeugt. Deshalb neigen gehaltene Wellensittiche auch zu Übergewicht. Um das zu vermeiden, sollte der Anteil an Grünfutter erhöht werden.
Werden die Tiere das ganze Jahr über im Garten gehalten, brauchen die Tiere mehr Energie, um die kühlen Temperaturen bewältigen zu können, auch darauf muss geachtet werden.
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