Buch 'Spiel des Lebens'

Udo Jürgens (†): Sein großer Herzenswunsch hat sich erfüllt

Im Buch 'Spiel des Lebens' erzählen Udo Jürgens († 80) und Co-Autorin Michaela Moritz rührende Geschichten, die bis kurz vor seinem Tod entstanden waren. Lesen Sie hier, was er sich darin von der Seele schrieb.

Musiker Udo Jürgens verstarb im Dezember 2014.
Im Februar 2014 hatte Udo Jürgens noch sein neues Album 'Mitten im Leben' vorgestellt - im Dezember desselben Jahres starb er ganz überraschend. Foto: Target Presse Agentur Gmbh/Getty Images
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Seit 2014 ist der als Udo Jürgen Bockelmann geborene Künstler schon tot, doch ein ihm besonders am Herzen gelegenes Projekt kam erst lange danach zur Vollendung: Die Kurzgeschichtensammlung 'Spiel des Lebens'*. Nach einigen Jahren an Vorbereitung hat sich damit für den gebürtigen Österreicher, der 2019 stolze 85 Jahre alt geworden wäre, einer seiner großen Wünsche erfüllt.

Das erzählerische Vermächtnis des Udo Jürgens

Wie es im Nachwort des Buches heißt, entstanden die Erzählungen zwischen Februar 2006 und November 2014 und Udo Jürgens habe sich erstmals im Sommer 2014 beim S. Fischer Verlag gemeldet. Nach 'Der Mann mit dem Fagott', das er ebenfalls mit seiner letzten Lebensgefährtin Michaela Moritz verfasst hatte, plante er einen Sammelband mit Geschichten, die ihm auf Reisen einfielen oder inspiriert von Zeitungsartikeln waren. Er war offenbar ganz euphorisiert von dieser Arbeit, doch sein plötzlicher Tod am 21. Dezember 2014 setzte ihr ein jähes Ende. Vermutlich aufgrund von Diskussionen um das Erbe von Udo Jürgens, die auch die Frage nach der Nutzung seines Namens beinhalteten, verstrich bis zur Veröffentlichung des Bandes so viel Zeit.

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Dadurch, dass sein erzählerisches Vermächtnis nun für alle zugänglich ist, konnte der Verlag ihm "endlich seinen Wunsch erfüllen". Zeitlebens habe Udo Jürgens daran gezweifelt, ob seine Lieder tatsächlich die Macht dazu hätten, die Welt zu verändern - doch seinen Geschichten habe er mehr Bedeutung beigemessen. In den insgesamt sechs Erzählungen von 'Spiel des Lebens' verwob der Künstler dafür gekonnt eigene Erlebnisse, Sehnsüchte und Wünsche sowie die Biografien von Menschen, die ihn aus verschiedenen Gründen fasziniert hatten.

Unbeirrt den Träumen nachgehen - ob mit oder ohne Erfolg

Was sich wie ein roter Faden durch dieses Buch zieht, das an vielen Stellen Erinnerungen an Udo Jürgens' Lieder wachruft, ist der ungebrochene Wille, seine Träume zu verwirklichen. Mal geht es um einen Maler vom Dorf, der in den 50er-Jahren entgegen der Überzeugung seiner Eltern unbeirrt an seiner Karriere arbeitet und weiß: "Er wird mit der Malerei auf- oder untergehen." Kapitulieren, das kommt für ihn nicht infrage. Auch die Geschichte des Ghanaers 'Billy' Prosper Kudjoe Todzo - Musikerkollege, Assistent und langjähriger, enger Freund von Udo Jürgens - ist die eines Mannes, der für seine Wünsche kämpft. Als Kind wollte er eigentlich nur eins: trommeln und vielleicht noch dazu singen und tanzen. Später wurde er dann gefeierter Percussionist.

Häufig haben die Protagonisten Selbstzweifel, sie müssen auf ihrem Weg zum Glück einige Schwierigkeiten überwinden und sehnen sich nach Freiheit, Unabhängigkeit und Sicherheit. So sind einige Geschichten auch eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen, wie dem verheißungsvollen, Hoffnung stiftenden Leben in Europa, der in vielerlei Hinsicht schwierigen Nachkriegszeit (in Österreich wie Deutschland) sowie dem späteren Mauerfall und den daran geknüpften Wünschen (aber auch Sorgen) der Menschen.

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Ein Einblick in Udo Jürgens' persönliche Sehnsüchte

Eine der Geschichten, die wie der Band selbst 'Spiel des Lebens' heißt, handelt außerdem von Udo Jürgens selbst und verrät besonders viel über das Wesen des Ausnahmekünstlers. Er schildert darin seine Entwicklung vom armen Schlucker, der in den 50ern mit Freunden durch die USA reist, noch nichts erreicht hat und versucht, als Musiker (möglichst mit "ernstzunehmender, zeitgemäßer Unterhaltungsmusik") seinen eigenen Weg zu finden, bis hin zum großen Star, der zwanzig Jahre später trotz neuem Luxus nicht die Bodenhaftung verlieren will. "Im Spiel des Lebens war ich plötzlich von der Verliererseite auf der Gewinnerseite gelandet [...]. Wirklichkeit, die alle Träume übersteigt", schreibt er.

Am Ende des Buches bleibt der Eindruck, dass einem der Mensch Udo Jürgens einen Stück näher gekommen ist - umso mehr schmerzt noch immer sein plötzlicher Verlust vor fast fünf Jahren.

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