Persönliches Interview

Bernhard Brink ganz nachdenklich: "Wir sind alle ersetzbar"

Schlagersänger Bernhard Brink (70) verrät im Interview, wie er über das Älterwerden denkt, was er vom Leben gelernt hat und wie sehr er von Schicksalsschlägen geprägt wurde.

Sänger Bernhard Brink stand uns im Interview Rede und Antwort.
Das neue Album von Bernhard Brink heißt 'Diamanten'. Foto: Moritz Künster / Monsterpics / Universal
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Bernhard Brink hat sich als "Schlagertitan" einen Namen gemacht und ist aus der deutschen Musikbranche einfach nicht mehr wegzudenken. Auch über 40 Jahre nach der Veröffentlichung seines ersten Albums 'Ich bin noch zu haben' schafft es der Sänger und Moderator, seine Fans zu begeistern.

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2019 sprachen wir mit ihm über sein damals neu erschienenes Album 'Diamanten' und erhielten dabei einige private Einblicke. Im Interview erzählt Bernhard Brink nicht nur von seinem entspannten Umgang mit dem Älterwerden und seinem Eheglück mit Gattin Ute, die er 1987 heiratete, sondern der Schlagerstar spricht auch über vergangene Schicksalsschläge.

Liebenswert: Ihr Album 'Diamanten' ist wieder sehr abwechslungsreich geworden. Was war Ihnen beim Schreiben und Produzieren der Platte besonders wichtig?

Bernhard Brink: Wir wollten einerseits so modern bleiben wie vorher und die Marke 'Brink' vom Sound her beibehalten, aber andererseits auch meinem Alter gerecht werden. Mit 67 kannst du nicht mehr davon singen, dass eine junge Frau am Strand steht und dich anhimmelt. Es ist ja nicht so, dass junge Leute sagen würden: 'Ach, der sieht für sein Alter aber noch gut aus!' Dem muss man gerecht werden. Das wollten wir auf eine ironische, freche Art und Weise machen - und dazu sollten alle Songs natürlich gut arrangiert sein. Ich glaube, das haben wir toll hingekriegt: Alle Lieder sind kleine Diamanten für uns.

"Bei Ute und uns ist sicherlich noch kein Ende in Sicht"

Der Titelsong steht für Beständigkeit und dauerhaftes Glück und fordert dazu auf, sich über Jahre hinweg etwas für die Ewigkeit aufzubauen - das lässt sich nicht nur auf Ihre Karriere, sondern auch auf Ihre Ehe übertragen ...

Das Lied handelt ja davon, dass man zusammen mit dem Partner sehr gewachsen ist und man einfach eine tolle Gemeinschaft hat. Wenn es dann heißt "wir sind zwei Diamanten", schielt das natürlich schon auch ein bisschen auf die langjährige Beziehung von Ute und mir. Wir sind 38 Jahre lang zusammen, 32 davon verheiratet - und es ist sicherlich noch kein Ende in Sicht.

Wie schaffen Sie es denn, die Liebe im Alltag aufrecht und spannend zu erhalten?

Das ist natürlich nicht ganz einfach, aber wir haben sehr ähnliche Interessen, gehen viel zusammen spazieren und reden über alles Mögliche. Das passt einfach! So wie es ist, ist es einfach wunderbar.

Sie sagen von sich, dass Sie sehr diszipliniert sind - heißt das, dass Sie generell eher ein Kopfmensch sind oder lassen Sie auch häufig Ihr Herz entscheiden?

Sowohl als auch. Ich bin aber schon eher ein pragmatisch denkender Mensch.

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Spüren Sie, dass Sie mit den Jahren nachdenklicher geworden sind und vieles vielleicht noch stärker reflektieren als früher?

Ich bin generell ein entscheidungsfreudiger Mensch, auch aus dem Bauch heraus. Ich wäge zwar alles kurz ab, neige aber zu schnellen Entscheidungen. Über manche Dinge sollte man vielleicht eine Nacht schlafen, aber das ist nicht so meins.

"Alle wollen alt werden, aber nicht alt sein"

Sie sprechen davon, dass Sie beim Schreiben Ihrer Songs heute gelassener sind als früher. Sind Sie vielleicht auch insgesamt entspannter als früher?

Ja, das ist der große Vorteil des Alters. Alle wollen ja alt werden, aber nicht alt sein - ich finde allerdings, das Gute am Älterwerden ist, dass man generell gelassener wird. Ob du nun eine Sendung mehr oder weniger machst, ist irgendwann einfach nicht mehr so wichtig.

Sie werden im nächsten Jahr 68 und erreichen damit das Alter, in dem 1990 leider ihr Vater verstarb. Nehmen Sie beim Gedanken daran Ihre eigene Vergänglichkeit besonders stark wahr?

Je mehr Schicksalsschläge man erlebt, desto bewusster wird einem das. Mein Vater ist schon lange tot [Anmerkung der Redaktion: Er litt an Demenz], auch meine Mutter ist vor drei Jahren mit 91 Jahren gestorben. Mein langjähriger Freund Ulf von Manteuffel erlag plötzlich einem Hirntumor der schlimmsten Sorte und auch der Tod von Kollegen wie Costa Cordalis macht einen natürlich sehr nachdenklich. So abgedroschen das auch klingt: Das einzig Wahre ist es, gesund zu sein und möglichst lange bleiben zu dürfen.

Haben Sie sich auch schon näher mit dem Thema Tod und entsprechend zu treffenden Vorkehrungen beschäftigt oder ist das etwas, was Sie lieber vor sich herschieben?

Da bin ich auch ein sehr pragmatischer Mensch. Wir haben unser Testament schon gemacht und eine Patientenverfügung ausgefüllt. Auch über das Thema Organspende mache ich mir Gedanken.

"Hätte mein Vater das doch nur miterleben können ... "

In welchen Situationen vermissen Sie Ihre verstorbenen Eltern am meisten und denken: Hätten Sie DAS doch noch miterleben können ... ?

Ich wäre schon stolz, wenn mein Vater erlebt hätte, wie ich mein Hobby über die vielen Jahrzehnte erfolgreich zum Beruf gemacht habe und dass man auch auf ganz andere Weise sein Geld verdienen kann. Meine Mutter hat das ja noch mitbekommen und konnte beruhigt gehen, weil sie wusste, dass ich abgesichert bin und das Beste aus so einem unwägbaren Beruf gemacht habe - aber mein Vater leider nicht. Daran lässt sich nichts mehr ändern.

Was haben Ihre Eltern Ihnen mit auf den Weg gegeben?

Mein Vater, ein Architekt, hat mir beigebracht, dass man sich erst dann etwas leisten sollte, wenn man ein Vielfaches davon auf dem Konto hat. Das hab' ich beherzigt und so konnte ich auch schon für das Alter vorsorgen. Man muss sich selbst kümmern und ist im wahrsten Sinne des Wortes seines Glückes Schmied. Meine Mutter hat mich immer sehr unterstützt und mir gezeigt, dass man zusammenhalten muss.

"Auch ohne den Brink geht's irgendwie weiter"

Welche Dinge haben Sie rückblickend im Laufe der Jahre vom Leben gelernt?

Dass man nicht alles so ernst nehmen sollte - und vor allem sich selbst nicht. Wir sind alle ersetzbar: Wenn morgen der Brink nicht mehr da ist, geht's trotzdem irgendwie weiter. Meine Sendung 'Die Schlager des Monats' beim MDR wird jemand anderes übernehmen und gesungen wird auch immer noch. Das ist nun mal so - und wir sind keine besseren Menschen, nur, weil wir vielleicht ein bisschen mehr Geld verdienen als manch andere.

Was ist es, das Ihr Leben besonders liebenswert macht?

Da kommt vieles zusammen! Dass ich mein Hobby zum Beruf machen durfte und schon so lange damit erfolgreich bin, zum Beispiel. Ich hätte früher nie gedacht, dass ich nach 47 Jahren noch über ein aktuelles Album sprechen kann, das in meinen Augen übrigens auch das beste ist, was ich je gemacht habe. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Aber auch eine bodenständige Frau zu haben, die zu mir steht und mein Ausgleich ist, genauso wie die Tatsache, dass wir nie Sorgen hatten, ist wirklich das wahre Glück. Da muss man ab und zu einfach mal demütig auf das Leben zurückschauen und das mache ich auch.

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