Tierschützer

Frank Weber: Der hundkatzemaus-Star im Gespräch

LIEBENSWERT sprach mit hundkatzemaus-Moderator Frank Weber über die Arbeit im Tierheim und die emotionalen Geschichten der VOX-Sendung.

Frank Weber ist Tierheimleiter und Moderator von hundkatzemaus.
hundkatzemaus-Star Frank Weber hatte als Kind noch Angst vor Hunden. Mittlerweile hat er vier Stück. Foto: Liebenswert
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Erfolgssendung: hundkatzemaus ist ein Dauerbrenner

Seit 2001 läuft das Tiermagazin hundkatzemaus (samstags um 18 Uhr) nun schon auf VOX. Frank Weber ist seit sieben Jahren an Bord der Sendung, die regelmäßig sehr gute Quoten erzielt. Zusammen mit Diana Eichhorn erzählt Weber Geschichten von Tieren und deren Haltern und trifft damit den Geschmack der Zuschauer. Auch hinter der Kamera setzt sich Weber für den Tierschutz ein. Er ist zweiter Vorsitzender des BMT (Bund gegen Missbrauch der Tier) und leitet das Hamburger Franziskus-Tierheim. Dort haben wir ihn besucht und mit ihm über seine Tierliebe gesprochen.

"Ich hatte Angst vor Hunden! "

Liebenswert: Herr Weber, wie sind Sie Tierfreund geworden?

Frank Weber: Ich war schon immer ein Tierfreak. Als Kind hatte ich aber Angst vor Hunden. Ich glaube, das hat sich damals von meiner Mutter auf mich übertragen. Auf der anderen Seite wollte ich schon immer Tiere haben. Meine Eltern haben sich da ziemlich schwer getan. Mein schönster Geburtstag war, als ich das Kaninchen von einem Kumpel bekommen habe, das er nicht mehr haben wollte. Mit elf oder zwölf habe ich es dann geschafft, meinen ersten Hund zu kriegen.

Da war die Angst dann weg?

Ja, die war dann weg. In den ersten Jahren musste mein Hund allerdings im Zwinger gehalten werden, weil meine Mutter immer noch Angst hatte. Zum Studium habe ich den Hund dann mitgenommen. Mittlerweile habe ich vier Hunde: Ottmar, Otti genannt, (Bulldoggen-Mix), Zoey (Rehpinscher), Luise (Yorkie Mix) und Sophia (Papillon-Mischling).

Frank Weber von hundkatzemaus mit seinen Hunden.
Foto: Liebenswert

Wie sieht ihr Alltag im Tierheim aus?

Ich habe vor 13 Jahren hier angefangen, da habe ich noch das Hundehaus mitgemacht. Jeden Tag Zwinger geschrubbt, Gassi gegangen und die Vermittlung gemacht. Mittlerweile mache ich als Heimleitung die Verwaltung und die Öffentlichkeitsarbeit. Man hat in meiner Tätigkeit sehr viel mit Menschen zu tun - mittlerweile mehr als mit den Tieren direkt.

Woher kommen die Tiere, die Sie im Franziskus-Tierheim betreuen?

Wir haben hier primär Abgabetiere. Wir haben keinen Fundtiervertrag mit der Stadt, dafür ist ein anderes Tierheim zuständig. Unser Tierheim hat nur eine begrenzte Aufnahmekapazität, auch wenn Hamburg sehr groß ist. Allerdings ist es auch so: Wenn jemand mit einem Fundtier vor der Tür steht und wir Platz haben, dann nehmen wir es natürlich auf. Dazu haben wir auch ein paar Tiere aus dem Ausland.

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Was bedeutete Abgabetiere genau?

Wenn jemand aufgrund seines Alters, Krankheit, Scheidung oder ähnlichem nicht mehr in der Lage ist sich um ein Tier zu kümmern, kann er sich an uns wenden. Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, warum Menschen ihre Tier zu uns bringen.

Was mich immer wieder erschreckt bei älteren Menschen, ist die Altersarmut, mit der sie zu kämpfen haben. Die haben das ganze Leben gearbeitet und das einzige, was sie noch haben, ist ihr Tier. Sie schaffen es aber nicht einmal mehr, die Tierarztrechnungen zu bezahlen oder das Futter zu finanzieren, Wir arbeiten da auch viel mit der Hamburger Tiertafel zusammen, die einen tollen Job macht.

"Wir wollen keine Tiere loswerden"

Dann vermitteln Sie die Tiere weiter, worauf achten Sie bei Interessenten?

Das kommt auf die Tierart an, jede hat unterschiedliche Bedürfnisse. Wenn jemand kommt und einfach nur sagt: "Wir möchten ein Kaninchen für die Kinder haben", kriegt er das von uns nicht. Sie sollen wissen, dass sie es sind, die sich hauptsächlich um diese Tiere kümmern müssen und dass auch ein Kaninchen locker mal zwölf Jahre alt wird. Die Interessenten sollen sich über die Haltungsbedingungen Gedanken gemacht haben. Ich achte zum Beispiel darauf, dass die Tiere in ihrem neuen Zuhause Käfige haben, die groß genug sind.

Wenn man kritisch ist, kriegt man allerdings viel Kritik an den Kopf geworfen. "Sie wollen die Tiere ja nicht loswerden" – das stimmt auch! An dem Tag, an dem ich ein Tier hier loswerden will, sitze ich auf dem falschen Stuhl und sollte meinen Arbeitsplatz wechseln. Unsere Aufgabe ist es darauf zu achten, dass die Tiere ein schönes neues Zuhause bekommen, wo die Grundversorgung stimmt und wo sie bestenfalls bis zum Ende ihres Lebens bleiben können.

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Welche Tipps geben Sie, wenn jemand eine Katze adoptieren möchte?

Grundsätzlich ist es so, dass Berufstätige sich nach Möglichkeit zwei Katzen anschaffen sollten. Bei einem Hund käme niemand auf die Idee, den zehn bis zwölf Stunden alleine zu lassen. Gerade eine Wohnungskatze möchte einen Kumpel haben, mit dem sie spielen kann, mit dem sie den Tag verbringt. Ein junges Tier langweilt sich sonst zu Tode. Wenn man dann als Katzenhalter abends nach Hause kommt, möchte man, dass die Katze schnurrt und mit einem schmust. Aber die sagt: "Hallo? Ich warte den ganzen Tag! Lass uns mal ein bisschen toben!"

Dadurch erzeugt man oft Problemtiere, die nicht ausgelastet sind und sich ein Ventil suchen. Dann beginnen sie mit dem Kratzen, Beißen oder werden unsauber.

Welche Entwicklung sehen Sie bei der Tieranschaffung?

In meiner Jugend konnte man noch in den Kaufhof gehen und da Tiere kaufen. Heute ist der Internethandel sehr problematisch. Ich verstehe Menschen einfach nicht, die ihr Tier weitergeben wollen und dann kommt irgendjemand kurz vorbei und holt es einfach ab. Ich weiß dann doch gar nicht, wem ich dieses Tier anvertraue. Das ist verantwortungslos und ärgert mich. Das sollte dringend verboten werden.

"Animal hoarder müssen eine Therapie machen"

Bei 'hundkatzemaus' betreuen Sie sehr emotionale Geschichten. Ich erinnere mich beispielsweise an einen vereinsamten Mann, der dutzende Katzen hatte. Wie nähern Sie sich diesen Geschichten an?

Man muss einen gewissen Abstand dazu haben. Sonst geht es nicht. Ich bin ehrlich: Manchmal ärgere ich mich über diese Tierhalter. Aber das hilft den Tieren auch nicht. Bei diesem konkreten Fall hat mir der Mann schon leidgetan, weil da ein persönliches Schicksal dahinterstand. Wir haben an die 20 Katzen weggeholt und nach kurzer Zeit habe ich erfahren, dass er schon wieder anfing, Katzen zu halten. Das ist teilweise sehr, sehr schwierig. Gerade dieses animal hoarding, das erlebe ich immer wieder.

Anmerkung d. Redaktion: Animal hoarding ist ein Begriff aus dem Englischen und beschreibt Menschen, die krankhaft Tiere sammeln und sich nicht mehr richtig um sie kümmern.

Wieso sammeln Menschen krankhaft Tiere?

Die Unvernunft der Leute ist ein großes Problem. Und die psychischen Probleme, die die animal horder haben. Sie benutzen diese Tiere, um ihre eigenen Probleme zu kompensieren.

Ich habe jüngst einen Fall gedreht mit einer eigentlich sympathischen Frau in Stuttgart, die hatte 60 Sittiche. Aber nicht in Käfigen, sondern in dem ganzen Haus verteilt. Das Haus war 20 Zentimeter hoch mit Hülsen, Kot usw. von diesen Vögeln bedeckt. Es ist ja auch so, ich kann den Leuten nur dann helfen, wenn sie sich helfen lassen wollen. Sie hat sich aber an uns gewandt, nachdem sie Druck vom Amtstierarzt bekommen hatte. Wir haben eine Entrümplungsfirma engagiert und fast eine Woche gearbeitet, um diese Räume einigermaßen sauber zu kriegen. Ich kam dann nach einer Woche wieder, um mir die Ergebnisse anzuschauen und hab gesehen, dass diese Frau keinen einzigen Finger gekrümmt hat. Da fragt man sich schon: Wozu mache ich das überhaupt, wenn diese ganze Spirale wieder von vorne beginnt? Diese erlernte Hilflosigkeit vieler Menschen ist absolut erschreckend.

Inwiefern sind Sie da auch als Therapeut gefragt, können Sie da überhaupt irgendwas machen?

Nee, ich kann da nichts machen. Die Leute müssten eine Therapie machen. Da ist mit einem Gespräch oder zwei Besuchen nichts erreicht. Für mich ist das Wichtigste, dass wir den Tieren helfen können – und das schaffen wir bei 'hundkatzemaus' immer. Es gab noch keinen Fall wo wir nichts für die Tiere tun konnten. Wir haben ein tolles Team und der Produzent der Sendung ist mit ganzem Herzen dabei. Ich kann bei 'hundkatzemaus' Informationen über die Haltung von Tieren vermitteln. Zum Beispiel: Schaff dir kein Mini-Schwein an, die werden viel schwerer als man sich vorstellen kann, halte keine Kaninchen oder Papageien alleine, versuche deinen Hund zu erziehen. Sorge dafür, dass du dir genug Zeit nimmst für ein Tier …

Was halten Sie davon, dass immer mehr exotische Tierarten privat gehalten werden?

Das ist wirklich eine Katastrophe. Es gibt Leute, die das können, die die richtigen Voraussetzungen haben und das vernünftig machen, aber die sind leider in der Minderzahl. Es kann doch nicht sein, dass es Bundesländer gibt, wo ich mir einfach einen Tiger anschaffen kann - ohne einen Sachkundenachweis oder irgendwas anderes.

Unsere Autorin durfte beim Interview mit Frank Weber Waschbären füttern.
Foto: Liebenswert

"Ich wünsche mir mehr Engagement im Tierschutz"

Was fordern Sie, um schlechte Tierhaltung einzudämmen?

Der Tierschutz müsste viel mehr Möglichkeiten bekommen einzugreifen. Ich kann nirgendwo hingehen und eine Tierhaltung auflösen. Offiziell kann nur der Amtstierarzt einschreiten und die haben begrenzte Kompetenzen. Da sollte sich gesetzlich dringend was ändern. In Deutschland sind wir der Meinung: Im Tierschutz ist alles in Ordnung. Aber das stimmt nicht. Die ganzen Tierheime sind völlig unterfinanziert, wir kriegen praktisch keine Unterstützung, wobei der deutsche Staat im Jahr an die 330 Millionen Euro über die Hundesteuer einnimmt. Die werden für alles Mögliche genutzt, nur nicht für den Tierschutz, für die Tierheime oder dort, wo es dringend benötigt wird.

Auf der anderen Seite muss ich aber auch sagen, dass wir viele tolle ehrenamtliche Mitarbeiter in unserem Tierheim haben. Mit unseren Hunden im Tierheim wird jeden Tag drei Stunden spazieren gegangen. Es gibt auch tolle Geschichten, von rumänischen Straßenhunden, denen es heutzutage richtig gut geht. Die in der Hamburger Society plötzlich sind und ein traumhaftes Leben führen. Vom Straßenhund in die feinste Hamburger Gesellschaft (schmunzelt).

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Nach dem Motto 'Die Tiere haben keine Stimme und sind deshalb auf Menschen angewiesen'?

Ja genau, und da würde ich mir gerne noch viel mehr Engagement von anderen wünschen, die was bewirken können – wie zum Beispiel Politiker. Warum sollte Einnahmen aus der Hundesteuer für den Straßenbau genutzt werden? Wenn ich den Leuten sagen könnte, dass damit Tierheime und der Tierschutz finanziert werden, dann hätten die meisten kein Problem damit, die Hundesteuer zu zahlen.

Es gibt auch kaum finanzielle Spenden – trotz entsprechender Aufrufe. Ein Beispiel: Vor einiger Zeit haben wir bei einer Frau 60 Hunde aus der Wohnung geholt. Das lief dann auch über unsere bmt-Facebook-Seite und in drei Wochen hatten wir Hunderttausende damit erreicht. Wenn von dieser Menschenmasse jeder nur einen Euro gespendet hätte, dann hätten wir so viel machen können! Auf den "Gefällt mir"-Button zu klicken, bringt in der Praxis nichts. Wir brauchen im Tierschutz viel mehr Unterstützung, viel mehr Spenden.

Paradoxerweise fordern die Leute aber immer mehr von uns Tierheimen. Jede zweite Anfrage bei uns lautet: Sind die Tiere auch gesund? Das ist doch absurd, das sind Lebewesen. Auch die werden mal krank. Das sind keine Gegenstände. Ich muss einkalkulieren, dass ein Tier auch mal krank werden kann. Klar muss man sich überlegen, ob man das finanzieren kann. Beim Tierheim habe ich manchmal das Gefühl, dass die Leute denken, sie hätten gleich eine Kranken-und Lebensversicherung abgeschlossen. Das kann ich nicht nachvollziehen.

Wo sehen Sie da die Probleme?

Tiere sollen ihre Leistung bringen. Anstatt, dass man sie einfach nimmt wie sie sind. Der größte Luxus ist doch Zeit für sich und für sein Tier. Es geht aber nur darum mehr, mehr, mehr zu wollen. Aber es ist doch so: Glücklicher wird man davon nicht. Je mehr du besitzt, desto mehr Angst hast du, es zu verlieren. Wir können von den Tieren lernen, dass das völliger Unsinn ist. Im Leben ist nur eines sicher: Wir kommen nackt auf diese Welt und gehen nackt von dieser Welt. Wir nehmen nichts mit. Wir sollten lieber darauf achten, was wir für andere und schwächere Wesen tun können und nicht immer nur egoistisch handeln.

Danke für das Gespräch!

hundkatzemaus läuft samstags um 18:00 Uhr auf VOX. Alle Informationen zur Sendung auch auf VOX.de.

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