Großes Star-Interview

Christiane Hörbiger: "Ich gehe sicher in kein Altenheim!"

Das Schicksal hat Schauspielerin Christiane Hörbiger viel abverlangt. Im Interview spricht die 78-Jährige über ihren Schmerz und darüber, wie sie mit dem Altern umgeht.

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Als wir sie im Hotel Atlantic in Hamburg treffen, trägt die Wienerin einen Hosenanzug - damenhaft elegant geschnitten und doch ein deutliches Statement: Seht her, da bin ich! Es gibt mich noch ...

Sie ist eine Grande Dame wie im Bilderbuch. Ganz seidig und goldweiß fällt ihr Haar auf ihre schmalen Schultern. Nach ihrem Pflegegeheimnis gefragt lacht Christiane Hörbiger: "Die Haare rauswachsen lassen, sonst nichts. Ich bin so froh, dass ich sie endlich nicht mehr färben muss!"

Schauspielerin Christiane Hörbiger verlor 2016 ihren Lebensgefährten Gerhard Tötschinger.
Christiane Hörbiger (78) bei einem Pressetermin im August 2017. Foto: Tristar Media / Getty Images

Der Einstieg ins Interview fällt dennoch außerordentlich schwer. Vor einem Jahr hat Christiane Hörbiger ihren Lebenspartner verloren, ihr Kummer ist noch immer groß. Jetzt hat sie einen Film gedreht, der ganz nah dran scheint an ihrem Schicksal. Ein TV-Drama über den Verlust der Lebensliebe, das Älterwerden und den Wunsch, selbstbestimmt zu sterben.

Verehrte Frau Hörbiger, Sie spielen in 'Die letzte Reise' eine Frau, die Ihrem Leben nach schmerzlichen Verlusten ein Ende setzen möchte. Eine sehr realitätsnahe Figur, sehr mutig ...

Ja, eine wunderbare Rolle! Aber ich bin Schauspielerin seit meinem 17. Lebensjahr, und wir Schauspieler krallen uns die Rollen, die wir haben wollen. Da geht es weniger um das Thema ...

Die Entscheidung für einen Selbstmord ist sicher sehr schwer zu spielen. Hat Sie das berührt?

Es war nicht einfach zu spielen, aber berührt hat es mich eigentlich nicht. Nein. Das ist so weit weg von mir. Ich bin außerstande, nur den Gedanken zu haben, dass man Selbstmord begehen kann.

Gab es in Ihren schwersten Stunden nie einen Augenblick, in dem Sie an einen Freitod dachten?

Nein, nie! Ich habe meinem Vater versprochen, dass ich das niemals tun würde. Und ich hoffe, so Gott will, dass ich nie mehr im Leben einen Grund haben werde, mich umzubringen.

Sind Sie ein religiöser Mensch?

Ja, sehr. In die Kirche gehe ich viel zu wenig, aber ich bedanke mich jeden Morgen beim lieben Gott, dass ich am Leben bin und aufstehen darf.

In welchen Momenten genießen Sie Ihr Leben am meisten?

Jetzt im Urlaub zum Beispiel. Wenn ich morgens um sechs Uhr in der Früh hinausschwimme in den Wolfgangsee und die Sonne hinter dem Berg hervorkommt. Da sage ich, "Danke, dass ich das erleben darf!"

Ist Dankbarkeit für Sie eine Kraftquelle, aus der Sie schöpfen können, auch in traurigen Phasen?

Sich zu bedanken, dass man sein darf, ist einfach gut. Natürlich fällt das jetzt im Sommer leichter (lacht). Aber ich sage das sogar, wenn ich im Winter morgens im Regen mit meinen Hunden rausgehe ...

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Über Ihre zwei Möpse namens Vicco und Loriot haben Sie sogar ein Buch geschrieben ...

Ich liebe die zwei! Ich gehe bei Wind und Wetter dreimal am Tag mit ihnen spazieren, und wir holen jeden Morgen zusammen die Zeitung. Das ist unser Ritual.

Sie sagen in Ihrem Film die berührenden Sätze "Ich hatte einen Mann, den ich sehr geliebt habe. Was jetzt noch kommt, hat für mich keinen Wert mehr ..." Hatten Sie solche Gedanken nach dem Verlust Ihres Lebensmenschen (Anmerkung der Redaktion: So hatte Hörbiger ihren Partner liebevoll genannt) Gerhard Tötschinger im vergangenen Jahr?

Nein! Nicht im geringsten! Aber das muss man sich erst erarbeiten. Sich nach dem Verlust und nach den Schmerzen zu sagen: "Das ist MEIN Leben!" Die Schmerzen sind noch immer da, aber man kann es üben, positiv in die Zukunft zu schauen, indem man dankbar ist und sich bewusst macht: Mein Leben ist endlich! Ich werde im nächsten Jahr 80 ...

Was haben Sie vor mit dem Leben, das vor Ihnen liegt?

Das Leben, das vor mir liegt, wird mir wertvoll sein. Natürlich ist es das! Ich versuche, nur mehr die guten Dinge an mich heranzulassen. Das geht natürlich nicht immer, aber ich versuche es.

Was treibt Sie an?

Ich habe im Augenblick noch die Hinterlassenschaft meines Mannes zu regeln. Sein Haus und seine Dinge. Das ist sehr wichtig für mich, und diese Aufgabe ist ein wirkliches Glück. Ich empfinde eine große Vorfreude auf das Gefühl, das bald hinter mir zu haben. Da wird eine Last von mir abfallen.

Wenn Sie auf Ihr Leben zurückblicken: Was war die schönste Zeit für Sie?

Eigentlich die Ferien am Wolfgangsee. Das war immer ganz wunderschön.

Was ärgert Sie am Älterwerden, Frau Hörbiger?

Nichts. Gar nichts. Ich kann da nichts finden.

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Wie möchten Sie später leben, wenn es Ihnen allein einmal nicht mehr möglich sein sollte?

Ich gehe sicher in kein Altenheim! Ich werde zu Hause bleiben und mir - so Gott will - eine Pflegerin leisten können, die sich um mich kümmert.

Spielt im Alter die Gelassenheit eine größere Rolle?

Aber natürlich! Ich habe keine Ängste mehr! Mein Sohn kann sich selbst erhalten. Ich muss nicht mehr Theater spielen. Es ist herrlich! Wenn ich so gesund bleibe ...

Sie haben ein enges Verhältnis zu Ihrer jüngeren Schwester Maresa ...

Oh ja! Sie ist eine so gutmütige und lebensbejahende Person. Und so humorvoll - wir lachen so viel zusammen. Maresa (72) und meine ältere Schwester Elisabeth (81) sind ein richtiges Glück für mich!

Und Sie wollen uns nicht doch noch das Geheimnis Ihrer schönen Haare verraten?

(Lacht und streicht sich die Haare nach hinten.) Nicht mit einem faltigen Gesicht und dunkelrot gefärbten Haaren herumlaufen. Das macht alt! Die Haarfarbe muss zum Gesicht passen ...

Der Film 'Die letzte Reise' läuft am 2. Oktober um 20:15 im Ersten.

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