Vergesslichkeit oder Demenz

Wie viel Vergesslichkeit ist normal?

Es muss nicht gleich Demenz sein: Unser Experte erklärt, wann man bei Vergesslichkeit zum Arzt gehen sollte.

Vergesslichkeit muss nicht immer auf Demenz hinweisen.
Auch Stress kann zu Vergesslichkeit führen. Foto: simarik / iStock
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Der Arzt Dr. Hans-Georg Bredow ist in den Fachgebieten Neurologie und Psychiatrie tätig. Er klärt darüber auf, wann Vergesslichkeit anfängt, kritisch zu werden.

Fehlendes Training

Entscheidend dafür, ob eine Demenz vorliegt, ist, ob eine auffällige Veränderung stattgefunden hat. Wenn ich mir schon immer Namen schlecht merken konnte und dies tritt nun verstärkt auf, ist das nicht besorgniserregend. Es ist auch normal, wenn zum Beispiel eine Sekretärin, die ihr ganzes Berufsleben ein gutes Namensgedächtnis hatte, zwei Jahre nach der Pensionierung eine Verschlechterung feststellt – meist liegt es am mangelnden Trainingseffekt.

Vergesslichkeit durch Stress

Ein Faktor, der zu Vergesslichkeit führen kann, ist Stress. Handlungen, etwa den Schlüssel abzulegen, geschehen dann unbewusst – und später wird der Schlüssel deshalb nicht wiedergefunden. Stress schränkt die Konzentration ein, wir speichern manches schlechter ab. Solche Zusammenhänge machen sich jedoch viele Patienten nicht bewusst. So erlebe ich häufig eine vorweggenommene Angst vor einer Demenz, obwohl tatsächlich allein die Lebensumstände an der verminderten Gedächtnisleistung schuld sind.

Plötzliche Beschwerden

Treten auffällige, nicht erklärbare Veränderungen auf, sollte ich jedoch zum Arzt gehen. Ein Beispiel: Ich verlege Dinge immer häufiger, obwohl ich damit bisher nie Probleme gehabt habe. Oder ich begreife plötzlich einfache Sachverhalte nicht mehr, obwohl ich immer eine schnelle Auffassungsgabe besessen habe. Dann sind spezielle medizinische Tests notwendig. Die Untersuchung der Halsschlagader lässt zum Beispiel erkennen, ob die Arterie verkalkt ist und deshalb die Durchblutung im Gehirn beeinträchtigt sein könnte. Auch muss abgeklärt werden, ob vielleicht eine psychische Erkrankung, wie etwa eine Depression, die Gedächtnisstörung verursacht. Ein Tipp: Auch durch die Ernährung kann ich meine Gedächtnisleistung beeinflussen. Eine langfristig mediterrane Ernährungsweise – also viel Olivenöl, frisches Gemüse, Fisch und andere Meeresfrüchte – wirkt Vergesslichkeit entgegen.

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Quelle: Zeitschrift das neue