Tiefe Trauer

Verwitwet: Mit Verlust leben lernen

Carmen Hanken, Michael Mronz, Hella Brice und Ruth-Maria Kubitschek haben eines gemeinsam: ihre Trauer um einen geliebten Menschen. So fanden sie ihren Weg zurück ins Leben.

Verwitwet: Mit Verlust leben lernen
Verwitwet: Mit Verlust leben lernen Foto: YinYang / iStock
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Der Tod eines geliebten Menschen ist wohl das einschneidenste Ereignis, das in unserem Leben passiert. Jeden von uns trifft es eines Tages, und doch bringt es uns immer wieder an unsere Grenzen. Die Trauer nimmt von uns Besitz und lässt uns erstarren. Und wenn wir wirklich begreifen, dass der Mensch nicht mehr da ist, stehen wir vor der Frage: Wie sollen wir leben mit diesem Verlust?

Gibt es jemals wieder ein normales Leben?

Ein Leben, in dem wir lachen und vielleicht sogar lieben? Auch Carmen Hanken, 57, die Witwe von Tamme Hanken († 56), hat diese Frage noch nicht endgültig für sich beantwortet. Als der norddeutsche Tierflüsterer Tamme im Oktober 2016 ganz plötzlich an Herzversagen stirbt, bleibt sie allein zurück – mit einem großen Hof, 50 Pferden und ganz viel Trauer und Verzweiflung im Herzen. Der Verlust ist für sie schwer zu verkraften. "Die letzten Monate waren hart für mich. Am Anfang konnte ich Tammes Filme gar nicht gucken", sagt sie. Doch trotz der Trauer und der Tränen – der Hof muss weitergeführt werden. Carmen kämpft zudem um das finanzielle Überleben: Tamme hat kein Geld hinterlassen, jeder Cent ging immer in den Hof. Sie verkauft Pferde, baut den Fanshop aus und tritt in die Fußstapfen ihres Mannes: In ihrer TV-Show "Neues vom Hankenhof – Tamme forever!" (Kabel 1, dienstags, 20:15 Uhr) besucht sie geheilte vierbeinige Patienten von Tamme und zeigt ungesehene Filme von ihm. Für eingeschworene Fans "Leichenfledderei" – für Carmen eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, aber auch, mit Tammes Tod fertigzuwerden. "Ich dachte, die Sendung hilft mir bei der Trauerarbeit. Tamme hat ein Lebenswerk geschaffen. Nun ist es an mir, den Pferdehof zu erhalten." Ein Lebenswerk fortführen, alles im Sinne des Verstorben tun, ist das eine sinnvolle Trauerarbeit?

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Der Weg aus der Trauer

Gibt es ein Rezept, um mit überwältigenden Gefühlen fertigzuwerden? "Leider nein", sagt Psychotherapeutin und Trauerexpertin Jo Eckardt. "Es gibt nur einen Weg, nämlich, sich der Trauer zu stellen und sie bewusst zu erleben. Angehörige sollten sich Hilfe holen und viel über den Verstorbenen sprechen, vielleicht einen Nachruf verfassen oder eine Ecke in der Wohnung mit Fotos und Andenken einrichten." Für Carmen ist der richtige Weg zurück in die Normalität, Tammes Lebenswerk zu erhalten.

Genauso geht es auch Michael Mronz, 49, dem Witwer von FDP-Politiker Guido Westerwelle († 54). Der Sportmanager übernahm kürzlich den Vorsitz der Westerwelle Foundation. Sie fördert internationale Verständigung mit dem Ziel, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu stärken. Durch seine Arbeit für diese Organisation habe er "die Möglichkeit, jeden Tag mit Guido in Kontakt zu sein", sagt Michael Mronz. In der Stiftung lebe Guido Westerwelle weiter. "Guidos Zuversicht, immer neugierig auf morgen zu sein, gibt mir heute die Kraft, das Leben nach vorn zu leben."

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Für Hella Brice, 67, besteht die Trauerarbeit darin, nach dem Tod ihres Mannes, dem französischen Schauspieler Pierre Brice († 80), seinen letzten Wunsch zu erfüllen: Sie versteigert seinen Nachlass, vor allem die Kostüme aus seinen Winnetou-Filmen. "Pierre hat mich gelehrt, loslassen zu können", sagt sie. "Es war sein Wunsch, dass ein Teil des Erlöses für das Projekt 'Dalai Lama Future4-Children' gespendet wird."

Auch Ruth-Maria Kubitschek,85, ist verwitwet. Sie war mit dem Begründer der Serie 'Das Traumschiff' Wolfgang Rademann († 81) langjährig liiert. Hilfe bei der Trauerarbeit sucht sie bei einem brasilianischen Heiler. Bei ihm lernt sie durch Meditieren und Beten, mit dem Verlust zu leben. "Jetzt tut es nicht mehr so weh. Wolfgang ist noch nicht ganz gegangen, weil ich mit der Trauerarbeit noch nicht fertig bin", sagt sie.

Trauer hat viele Gesichter

So individuell, wie unser Leben ist, verarbeiten wir auch tiefen Schmerz und Leid. Und wie lange jeder, der verwitwet ist, dafür braucht, entscheidet er selbst.

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