Er zieht Bilanz

Matthias Reim über das Alter und seine Rolle als Vater

Matthias Reim kennt sich mit den Berg- und Talfahrten des Lebens aus. Über 30 Jahre nach 'Verdammt ich lieb dich' zieht der Musiker sein Resümee, beruflich und auch privat.

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Matthias Reim hat viel in seinem Leben erlebt

Das Leben von Matthias Reim war ziemlich bewegt. Finanzielle Sorgen, zerbrochene Beziehungen und ein ungestümer Lebenswandel. Doch der 'Verdammt ich lieb dich‘-Sänger ist ein Stehaufmännchen und ließ sich nie unterkriegen. Ganz im Gegenteil, er ist voller Dankbarkeit, wie er im Gespräch mit Liebenswert verraten hat:

"Wenn ich so zurück denke, bis heute kann ich nur sagen, ich habe ein tolles Leben geführt. Ich habe meine Träume gelebt und habe einige Katastrophe erleben müssen und in diesem Fall möchte ich auch sagen 'dürfen'. Denn die prägen den Charakter, die machen dich ein bisschen weiser. Ich lebe nach wie vor meinen Traum und das ist einfach Musik machen, nicht im Kämmerchen sondern auf großen Bühnen, über 30 Jahre nach 'Verdammt ich lieb dich.‘ Das ist mein Glück."

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Publikumsliebling Matthias Reim

Der Musiker, hat seinen ganz eigenen Charme, seine Offenheit hat seine Fans jeden Fehltritt verzeihen lassen. Matthias Reim weiß diese Treue zu schätzen:

"Besonders stolz bin ich darauf, dass es so viele Menschen gibt, die mich und meine Musik mögen. Dass die Konzerte heute voller sind denn je, das ist nicht selbstverständlich. Dass es mir gelungen ist mit meiner Musikalität, meiner Art und Weise, so wie ich bin, wie ich singe, wie ich texte, wie ich produziere, Menschen an mich zu binden und sie dazu zu bewegen mit mir diesen Weg mitzugehen."

Über 30 Jahre Karriere hat Matthias bereits hinter sich

Sein erster großer Hit liegt bereits über 30 Jahre zurück, im letzten Jahr feierte Reim seinen 60. Gebrtstag. Ganz egal ist dem Künstler das Alter nicht:

"Zum Thema Älterwerden habe ich ein gespaltenes Verhältnis, ich bin da etwas schizophren. Auf der einen Seite weigert sich etwas in mir massiv älter zu werden. Das sieht man daran wie ich bin, wie ich mich bewege, wie ich mich kleide und was und wie ich lebe. Mein anderes Ich sagt, Respekt davor. Du darfst schon mal die 60 einheimsen. Das ist nicht selbstverständlich und eigentlich muss man dafür dankbar sein und sagen: 'Ich bin immerhin schonmal 60 geworden, mir geht es gut, ich bin körperlich fit, bin sehr erfolgreich.' Ich muss damit klar kommen. Nicht dass ich älter werde, sondern dass die Zeit des Lebens verrinnt. Das macht mir ein bisschen Sorge, weil ich so gerne lebe, ich bin so aktiv, ich liebe, habe so viele Menschen die mich brauchen. Das ist das, was mir im Magen liegt, wenn man so runterzählt. 60 ist schon mehr als die Hälfte, 120 werde ich nicht schaffen. Meine Oma hätte es fast geschafft, sie wurde 106. Aber sie war auch eine Frau."

Matthias Reim als Vater

Musiker, Produzent und auch Vater, Matthias Reim hat viele Gesichter und viele Kinder. Über seine Vaterrolle sagt er:

"Ich glaube, ich bin ziemlich gut bei meinen Kindern. Meine Kinder wissen, dass sie mich um den Finger wickeln können, wenn sie sich was wünschen, dann kriegen sie es. Die wissen genau, wie man es macht. Dadurch dass viele nicht bei mir leben, ist es immer eine besondere Situation. Ich möchte immer das was sie von mir nicht haben, ausgleichen. Immer wenn sie da sind, verwöhne ich meine Kinder maßlos. Und wenn sie nicht da sind wissen sie auch, sie können mich anrufen und dann kriegen sie auch alles. Das gibt natürlich manchmal Ärger mit den Müttern, die versuchen andere Werte zu vermitteln. Diese Kritik sehe ich aber ein, ich weiß das ja und versuche dann etwas zurückhaltender zu sein. Das ist nicht Liebe kaufen, ich zeige ihnen so, dass ich auf sie achte. Wenn ich schon manchmal nicht da sein kann möchte ich dass sie wissen, dass ich für Wünsche und auch für Sorgen da bin. Und wenn ich dann das Leuchten in ihren Augen sehe, wenn sie einfach zwischendurch etwas bekomme, dann mache ich das einfach. Ich weiß, das ist pädagogisch nicht klug ist, aber ich mache es trotzdem. Ich schenke gerne, auch weil ich dieses Leuchten zurückbekomme."

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Der Musiker über Reue und Vertrauen

"Wenn es nach 60 Jahre nichts gäbe, was ich bereuen würde, dann hätte ich nichts dazu gelernt. Es gibt natürlich viele Dinge, die ich heute anders machen würde. Ich bin ein sehr offenherziger, liebevoller und freundlicher Mensch der nie auf die Idee kommen würde, dass jemand etwas Böses im Schilde führen könnte. Das musste ich dann leider lernen. Das tat mir weh, aber ich habe es gelernt. Ich bin natürlich heute vorsichtiger, ich gucke mir die Menschen mit denen ich mich umgebe oder mit denen ich Geschäfte mache genauer an. Ich gebe auch die Kontrolle nicht mehr ab, das habe ich ich früher gerne gemacht, einfach damit ich mich damit nicht mehr beschäftigen muss, aber heute mache ich das nicht mehr."

Wie sieht die Rente von Matthias Reim aus?

"Ich glaube für Menschen meines Schlages, für Musiker die ihr Leben lang auf der Bühne standen, die hören nicht auf. Die fallen tot um. Wenn Udo Jürgens gesagt hätte, es ist Zeit in die Rente zu gehen, da hätten alle gesagt, bist du blöd? Wenn Leute wie ich nichts mehr zu tun hätten, wären wir schnell von dieser Erde verschwunden, weil wir uns extrem nutzlos fühlen würden. So viele spannende Bücher oder Computerspiele gibt es nicht, um diese Leere aufzufüllen. Für mich kommt Rente im Sinne von aufhören und sich zurückziehen überhaupt nicht in Frage. Ich sitze gerade an einem neuen Album, dafür habe ich mir ein sogenanntes Sabbatjahr genommen, um einfach wieder kreativ zu werden, um mich weiterzuentwickeln, aber auch den ganz alten Matthias Reim wiederzuentdecken. Den habe ich gefunden, es war ein gutes Jahr Songwriting. Ich weiß, dass die Menschen die Songs lieben werden."

Diese Lebensweisheiten gibt Matthias Reim seinen Kindern mit auf den Weg:

"Ich hab nur eine Lebensweisheit, die ich auch meinen Kindern weitergebe: 'Mit einem Lächeln im Gesicht, das aus dem Herzen kommt, kommt ihr überall durch. Wenn ihr ein freundliches Wesen habt, öffnen sich euch alle Türen und Herzen.' Herz auf, ein Lächeln im Gesicht und vom Guten ausgehen, mit der Einstellung gehe ich auf Menschen zu und das hat mir immer sehr geholfen."

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