Kurze Lebensdauer

Darum gehen Elektrogeräte immer schneller kaputt

Wie die Industrie die Lebensdauer von Toastern, Waschmaschinen und Co. künstlich nach unten schraubt und was jetzt dagegen unternommen wird.

Elektrogeräte müssen immer schneller ersetzt werden.
Viele Elektrogeräte machen gleich nach Ende der Garantiefrist schlapp. Foto: Image Source / iStock
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Der Toaster wirft plötzlich nur noch verkohltes Brot aus, der Wasserkocher heizt nicht mehr und die Waschmaschine verweigert das Schleudern – und das immer öfter schon kurz nach Ablauf der Garantiefrist. Ärgerlich – und teuer! Denn da sich die Reparatur gerade bei Kleingeräten häufig nicht lohnt, müssen sie neu gekauft werden.

Moderne Technik mit kurzer Lebensdauer

Studien zufolge gibt heutzutage fast jedes zehnte Elektrogerät innerhalb der ersten fünf Jahre den Geist auf. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren war es nur jedes dreißigste. Dabei entwickelt sich die Technik doch eigentlich immer weiter! Was steckt hinter diesem vorzeitigen Verschleiß? Eine alte Handwerker-Regel besagt: "Was lange hält, bringt kein Geld." Dabei ist Qualität möglich. Bestes Beispiel: die Glühlampe 'Centennial Light', die seit 116 Jahren ununterbrochen in einer amerikanischen Feuerwache brennt. Kaufen kann man die hierzulande jedoch nicht. Stattdessen werden moderne Energiesparlampen angepriesen – mit einer Lebensdauer von gerade einmal 250 Tagen Dauerbetrieb.

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Elektronik wird seit Jahren immer billiger

Viele Verbraucher vermuten, dass Hersteller absichtlich Schwachstellen in ihre Produkte einbauen. Das ließ sich durch eine Untersuchung des Umweltbundesamtes nicht nachweisen. Fakt ist aber, dass viele Geräte nur so lange halten, wie unbedingt nötig. Und das ist heutzutage eher kurz. Der Grund: Elektronik ist in den vergangenen Jahrzehnten immer billiger geworden. In den 60er Jahren kostete ein durchschnittlicher Fernseher noch rund dreieinhalb Monatsgehälter. Heute gibt es ihn für einen Wochenlohn. Gleichzeitig werden Altgeräte immer früher durch neue ersetzt, Langlebigkeit ist oft gar nicht gefragt. Die Werbung redet den Kunden ein, dass sie ständig neue Geräte mit noch mehr Funktionen brauchen. So wird jeder zweite Fernseher nach spätestens acht Jahren ausgetauscht – obwohl er noch einwandfrei funktioniert.

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Den Herstellern kommt diese Entwicklung sehr recht. Für größtmöglichen Profit wird so billig wie möglich produziert. So werden zum Beispiel in Mixern und Rasierapparaten Metall-Zahnräder einfach durch Plastik ersetzt. Gehäuse werden nur noch geklebt statt aufwendig verschraubt. Auch bei elektronischen Bauteilen wird meist zur billigsten Variante gegriffen. Deshalb sind es häufig nur Cent-Artikel, die kaputtgehen und das ganze Gerät lahmlegen. Eine Reparatur wäre zwar günstig, scheitert aber, weil einzelne Bauteile so verbaut sind, dass man nicht an sie rankommt.

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Doch langsam setzt bei Verbrauchern ein Umdenken ein. Auch weil das ständige Wegwerfen und Neukaufen die Umwelt belastet. Das hat auch die Politik erkannt und zwingt die Hersteller zu mehr Qualität. So dürfen zum Beispiel laut einer EU-Richtlinie ab September nur noch Staubsauger verkauft werden, die nachweislich mindestens 500 Betriebsstunden durchhalten. In einem durchschnittlichen Haushalt sind das mehr als zehn Jahre.

Reparaturcafés: Hilfe zur Selbsthilfe

Reparieren statt wegwerfen – aus dieser Idee entstand 2009 in den Niederlanden das erste Reparaturcafé. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland rund 600 solcher Initiativen. Experten unterstützen Laien kostenlos dabei, kaputte Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik zu reparieren. Bei vielen solcher Treffen kann man auch Kleidung, Fahrräder oder Spielzeug reparieren. Veranstalter sind zum Beispiel Volkshochschulen, Kirchen, Seniorentreffs, Umweltschutzorganisationen oder gemeinnützige Vereine. Einen guten Überblick gibt es unter www.reparatur-initiativen.de.

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