Volkskrankheit

Was Sie über Ursache und Anzeichen für Diabetes wissen müssen

Ja, Zucker ist eine Volkskrankheit. Und ja, sie kann ernsthafte Folgen nach sich ziehen. Trotzdem ist es keine Erkrankung, der wir machtlos ausgeliefert sind. Wie wir Anzeichen für Diabetes erkennen und was für zur Prävention tun können.

Die Anzeichen und Ursachen von Diabetes.
In Deutschland sind etwa zehn Millionen Menschen von Diabetes betroffen. Foto: Boarding1Now / iStock
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Vergessen Sie das Klischee des typischen Diabetikers – den gibt es nicht. Es trifft nicht nur die Alten oder die unsportlichen Genussmenschen. „Die Wahrheit sieht anders aus“, sagt Prof. Dr. Dirk Müller-Wieland, Sprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Was er damit meint, ist dieses:

Die Wahrheit über Diabetes

„Längst nicht jeder alte oder dicke Mensch hat Diabetes. Stattdessen treffen wir unter den etwa zehn Millionen Betroffenen in Deutschland auch Kinder, Jugendliche, Dünne, Sportliche oder Vegetarier an.“ Gerade bei den Jüngeren sind viele vom Typ-1-Diabetes betroffen – der Variante, bei der die Gene eine entscheidende Rolle spielen. Doch was ist mit den schlanken, sportlichen Erwachsenen mittleren Alters? Auch sie erkranken an Diabetes, und zwar oft am Typ 2. Hierbei stellt die Bauchspeicheldrüse noch Insulin her, doch der Organismus reagiert ablehnend oder resistent auf das Hormon. Das Insulin kann also nicht mehr richtig wirken. Am Alter der Betroffenen liegt es also nicht, auch nicht am Gewicht. Die Wahrheit ist: Es gibt noch viel mehr Faktoren, die diesen Typus begünstigen. Auf die können wir aber maßgeblich Einfluss nehmen. Stress ist so ein Faktor.

Die Macht der Pausen

Selbst Mediziner haben den Einfluss von permanentem Stress auf die Zuckerverwertung unseres Körpers lange unterschätzt. „Heute wissen wir, dass durch Stress Hormone entstehen, die gegen das Insulin wirken. Diese muss der Körper in Ruhezeiten wieder abbauen können. Bekommt er die Auszeiten nicht, sondern wird ständig neuem Stress ausgesetzt, steigt das Diabetes-Risiko an“, erklärt der Experte. Dann kann eventuell selbst bei bester Ernährung und viel Sport ein Diabetes entstehen. Diese Stresshormone werden übrigens auch gebildet, wenn wir unregelmäßig schlafen. Gerade wer im Schichtdienst arbeitet, braucht deshalb seine Erholungsphasen. Wer nicht ausreichend schläft, erhöht sein Risiko ebenfalls. So ergab eine US-Studie, dass sich weniger als sechs Stunden Bettruhe auf den Fettstoffwechsel auswirken und dadurch Fettsäuren länger im Blut verweilen. Diese erhöhen den Bedarf an Insulin, stören es aber gleichzeitig bei seiner Wirkung – und begünstigen damit eine Resistenz.

Gönnen Sie sich genug Ruhe, um Stress zu vermeiden.
Gönnen Sie sich genug Ruhe, um Stress zu vermeiden. Foto: Squaredpixels / iStock

Die Fettfrage

Dass auch Übergewicht Insulinresistenzen fördert, ist bekannt. Aber: Nicht die Fettpölsterchen auf der Hüfte oder an den Oberschenkeln sind entscheidend. Vor allem das Bauchfett bereitet Probleme: „Gerade das Viszeralfett, das wir in der Körpermitte ansetzen, erhöht unser Diabetes-Risiko. Es setzt Stoffe frei, die den Körper gegen Insulin unsensibler machen. Auf Dauer fördert das eine Resistenz, also Diabetes. Je größer der Taillenumfang, desto höher unser Risiko. Das gilt übrigens auch für ansonsten schlanke Menschen“, erläutert Prof. Müller-Wieland. Das Viszeralfett entsteht vor allem durch einen Überschuss an Kohlenhydraten, der Organismus nutzt es als Reservoir für Notfälle – von hier kann er besonders schnell benötigte Energie beziehen. Neben der Ernährung spielt auch hier permanenter Stress eine Rolle: Ein dauerhaft erhöhter Pegel des Stresshormons Kortisol sorgt für eine vermehrte Bildung des Viszeralfetts.

Der Rhythmus

Ähnlich wie beim Schlaf, unterliegt unser Hunger einem bestimmten Rhythmus. Etwa alle vier bis fünf Stunden kommt das Gefühl auf, dann ist es Zeit, zu essen. „Dazwischen braucht der Körper Pausen, um den Blutzucker nach dem letzten Gericht wieder zu normalisieren“, erläutert Prof. Müller-Wieland. Wer zwischendurch isst, nimmt nicht nur durchschnittlich mehr Kalorien zu sich. Auch die Bauchspeicheldrüse hat keine Zeit, sich zu erholen, weil wieder neues Insulin nötig ist. Das gilt insbesondere für kohlenhydratreiche Snacks wie Kekse, Schokolade oder Gummibärchen. Darauf verzichten müssen wir deswegen aber nicht. Das Timing macht hier den Unterschied: Direkt nach dem Essen belastet es den Körper weniger.

Erste Anzeichen für Diabetes

Gerade Typ-2-Diabetes kann lange im Verborgenen wirken. Doch es gibt Warnsymptome, die auf ihn hindeuten können:

  • Starker Durst und häufiges Wasserlassen
    • Die Nieren versuchen, die Glukose (Zucker) im Blut aus dem Körper zu spülen. Dafür brauchen sie Wasser.
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit
    • Weil das Insulin nicht richtig wirkt, erhalten die Körperzellen zu wenig Glukose, aus der sie Energie gewinnen. Müdigkeit und Antriebslosigkeit können Anzeichen für Diabetes sein.
  • Sehstörungen
    • Der Körper verdünnt das Blut, um die Glukose auszuschwemmen. Dafür entzieht er den Körperzellen Flüssigkeit, auch denen der Augenlinse.
  • Hautprobleme
    • Der hohe Blutzucker behindert die Wundheilung. Oft treten auch Pigmentierungen an Achseln, Nacken, in der Leistenbeuge oder am Knöchel auf, die Anzeichen für Diabetes sein können.
  • Taubheitsgefühl und „Kribbeln“
    • Der Zucker im Blut wirkt wie Säure auf die feinen Nervenenden und schädigt sie. Hände, Füße und Beine sind zuerst betroffen.

Im Video: Wie ein Bad gegen Diabetes helfen kann

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