Herz über Kopf

Verblüffend: 22 Fakten zum Thema Herzgesundheit

Flattern, hüpfen, stolpern: Sind die kleinen Extravaganzen in unserer Brust noch völlig normal – oder nicht? Wir haben drei Mediziner gefragt, was wir für unsere Herzgesundheit und ein langes, gesundes Leben brauchen.

22 Fakten zum Thema Herzgesundheit
Sie sollten nicht nur manchmal auf Ihr Herz hören, sondern sich auch um Ihre Herzgesundheit kümmern! Foto: StudioBarcelona / iStock
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Wie gewinne ich Herzen?

Das beste Herztraining? Selbstliebe! „Denn wer gesund isst, gut schläft, sich regelmäßig bewegt und seinen Alltag meistert, wendet sich auch seinen Mitmenschen achtsam zu“, erklärt Dr. André-Michael Beer, Professor für Naturheilkunde an der Klinik Blankenstein. „Wer hingegen ständig mit diesen Grundlagen ringt, überlastet sein Nervensystem. Und dann ist es unmöglich, sich zu öffnen und die Zuneigung des anderen anzunehmen.“ Wie das geht, lernen Herz- und Schmerzpatienten in der naturheilkundlichen „Ordnungstherapie“, verbessern so ihre Wahrnehmung für Körper, Geist und Seele – und auch ihre Herzgesundheit.

Wie kann ich besser auf mein Herz hören?

Stresshormone wirken wie Peitschenhiebe auf den Herzmuskel. Das Dumme ist: Wir nehmen das nicht einmal wahr. Doch selbst ein ständig nur leicht erhöhter Blutdruck steigert das Risiko für Herzerkrankungen wie Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) und Herzinfarkt. Die gute Nachricht: Unsere Herzfrequenz lässt sich messen und sogar in Farben abbilden. Deshalb am besten täglich die Stressdosis kontrollieren! Dafür das Messgerät mit den integrierten Leuchtdioden in die Handfläche legen. Zeigt es zum Beispiel Rot, stehen wir unter Druck. Für uns heißt das: Tief ein- und dann wieder ausatmen. So lange, bis wir wieder grünes Licht haben (zum Beispiel Qiu, ca. 250 € http://www.biosign.de/qiu/).

Weiß mein Herz, was Liebe ist?

„Nein“, sagt Herzspezialist Dr. Boris Leithäuser aus Hamburg: „Als Muskel reagiert es lediglich auf Impulse des ältesten Teils unseres Gehirns, der Amygdala. Und die interessiert nur die Arterhaltung.“ Autsch, das klingt unromantisch! Das Herz – keine Liebesantenne? Tatsächlich stammt diese Idee aus dem Altertum. Damals wussten die Heiler noch nichts von Anatomie. Leichname zu öffnen war tabu. Sie beobachteten jedoch ein Beben im Brustraum, sobald jemand – glücklich oder unglücklich – verliebt war. Schön und gut, für den modernen Mediziner mag das Herz kein Mysterium mehr sein. Für uns bleibt es dennoch spannend. Ganz einfach, weil es den Tanz um die Liebe erst möglich macht! Denn: Sehen wir etwas, das uns gefällt, schüttet eben jene Amygdala jede Menge Rauschhormone aus, von denen vor allem Adrenalin schnell an die Herzmuskelzellen andockt. Der Blutdruck schnellt hoch. Und damit steht unserem Körper genau die Energie zur Verfügung, die er für das Umwerben des bzw. der Angebeteten – und den erwarteten Liebesakt – benötigt.

Was können wir für unsere Herzgesundheit und ein langes, gesundes Leben tun?
Foto: kali9 / iStock

Wer ist klüger: Herz oder Kopf?

Ein bestimmter Tonfall. Und dann noch dieser mehrdeutige Blick – schon schlägt uns das Herz bis zum Hals. Der Medizinethiker Prof. Dr. Giovanni Maio von der Uni Freiburg ist überzeugt: „Unser Herz ist klüger als der Kopf, weil es uns blitzschnell fühlen lässt, wenn wir in Gefahr sind.“ Allerdings unterscheidet es – anders als das hochentwickelte Großhirn – irrationale Bedrohungen nicht von echten. Deshalb sollten wir uns nicht nur vom Herzen leiten lassen, sondern auch bewusst in den Dialog mit unserem Körper treten. Maio: „Auf diese Weise tasten wir uns zu den wahren Gründen vor, die uns in Aufruhr versetzen – ohne jedoch unser Herz zu übergehen.“

Ganz – oder gar nicht?

Dass Liebesspiele unsere Beziehungen am Laufen halten, ist klar. Nun sagen britische Forscher: Sex schützt uns vor Herzinfarkt. Allerdings nur, wenn er regelmäßig stattfindet – oder gar nicht. Denn ein „gelegentlich“ bewirkt sogar das Gegenteil.

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Wie findet mein Herz Frieden?

Jobstress, Zoff mit dem Liebsten, und noch dazu Mama ständig in der Leitung … Kein Wunder, dass unsere Schlagader pulsiert. Wie gut, wenn unser Meditationskissen griffbereit liegt. Denn laut US-Forschern regulieren wir schon mit zweimal täglich 20 Minuten kontrollierter Besinnung den Blutdruck und reduzieren somit unser Herzinfarktrisiko um 48 Prozent.

Bestimmt mein Herz, wer ich bin?

Wenn sich das Herz ein paar Extrasprünge erlaubt, werden wir schnell nervös. Gelegentliche Stolperer, sogenannte Extrasystolen, sind aber normal. Doch selbst wenn aus medizinischer Sicht alles in Ordnung ist – die Angst vor einem Herzinfarkt kann sich leicht im Kopf festsetzen. Mediziner sprechen dann von der Herzneurose. Das Problem dabei: Um ihr (gesundes!) Herz zu schonen, meiden Betroffene Anstrengungen, grübeln viel und igeln sich ein – damit beginnt der Teufelskreis, weil so der seelische Stress immer mehr zunimmt. Durch psychokardiologische Therapien lässt sich aber vermeiden, dass dies zu Einsamkeit, Depressionen und tatsächlich zu Herzproblemen führt.

Das beste Herztraining ist Selbstliebe.
Foto: simarik / iStock

Worüber freut sich das reife Herz?

Heiße Nächte finden wir klasse – nur nicht in den Wechseljahren. Denn Hormon-Tsunamis bringen uns nicht nur ins Schwitzen, sondern auch das Herz zum Rasen. Prof. Beer: „Pflanzen wie der Mönchspfeffer besänftigen das Herz.“ Und weil mit dem Östrogen langsam ein wichtiger Zellschutz verschwindet: 3-mal täglich 20 Tropfen Tinktur aus herzstärkendem Weißdorn, Adonisröschen und Maiglöckchen einnehmen.

Warum liebt mein Herz Berührungen?

Streicheln, kraulen, liebkosen – werden wir sanft berührt, schüttet unser Gehirn die Treuehormone Oxytocin und Vasopressin aus. Die aktivieren unseren Ruhepol, den Parasympathikus – und das Herz entspannt. Prof. Maio: „Gesichert ist, dass sich Menschen durch Berührung viel leichter miteinander verbinden.“ Doch nicht nur körperliche Zärtlichkeiten beruhigen Atmung und Herzfrequenz. Ein inniger Blick, Klänge sowie Farben und Naturschauspiele sorgen ebenfalls für angenehmes Kribbeln.

Lässt sich Streit zwischen Herz und Kopf schlichten?

Ja, und zwar indem wir uns sofort bewegen, wenn wir „auf 180“ sind. Warum? Weil unser recht einfach gestricktes Mittelhirn bei vermeintlicher Bedrohung nur eines will: fliehen oder angreifen – also körperlich aktiv werden. Bleiben wir aber sitzen, führt das auf Dauer zu Bluthochdruck. Also, nach einem Streit mit Kollegen: ab ins Treppenhaus, etwa drei Minuten auf- und absteigen und so etwas für die Herzgesundheit tun.

Gibt es das „Herz aus Stein“ wirklich?

Forscher konnten belegen, dass die Blutgefäße am Herzen von depressiven Menschen eine viel geringere Geschmeidigkeit aufweisen als bei Menschen mit überwiegend positiven Stimmungslagen. „Das liegt aber nicht etwa daran, dass sie kaltherzig sind“, erklärt Prof. Maio. „Im Körper der Patienten zirkulieren dann zu viele Stresshormone. Und die verhindern Lebensfreude. Dadurch verhärten nicht nur die Gefäße, auch die Menschen selbst wirken insgesamt starrer.“

Hat mein Herz einen besten Freund?

Zwei beste Freunde sogar! Unsere Nieren regulieren nämlich den Wasserhaushalt des Körpers und überwachen damit auch die Anzahl der Elektrolyte. Denn für jeden Schlag benötigt unser Herz zum Beispiel Kalium und Magnesium. Diese Salze unterstützen die elektrische Reizleitung unserer Herzzellen und damit die Herzgesundheit. Normalerweise nehmen wir ausreichend davon über die Nahrung (beispielsweise über Bananen, grünes und weißes Gemüse) auf. Doch Nierenschäden, Darmerkrankungen sowie der Gebrauch von Abführmitteln können einen Mangel und somit Herzrhythmusstörungen hervorrufen.

Wie kann ich besser auf mein Herz hören?
Foto: idealistock / iStock

Schlägt mein Herz von ganz allein?

Ein sehr kleines Nervenbündel ist der Dirigent des Herzens, ein komplexes Reizleitungssystem sein Orchester. In Verbindung mit dem zentralen Nervensystem gibt unser „Sinusknoten“ elektrische Impulse an die Herzzellen weiter. Doch Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzklappenfehler oder Diabetes können diesen Kreislauf unterbrechen und gefährliches Vorhofflimmern auslösen. Aus diesem Grund erhalten jährlich rund 35 000 Menschen in Deutschland einen Herzschrittmacher. Wissenschaftler entwickeln derzeit einen biologischen Taktgeber aus Stammzellen, damit Betroffenen künftig riskante OPs erspart bleiben und die Herzgesundheit schonend wieder hergestellt werden kann.

Darf mein Herz aus der Reihe tanzen?

Kaum etwas bringt uns schneller wieder ins Lot als der vollkommen gleichmäßige Takt unseres Lieblingsmuskels. Stimmt doch, oder etwa nicht?

Puls-Checken geht einfach: Dafür Zeige- und Mittelfinger auf die Innenseite des Handgelenks legen und eine Minute die Klopfer zählen. „Leider wird oft behauptet, dass ein gesundes Herz im Takt schlägt“, sagt Dr. Leithäuser. „Das tut es aber nicht.“ 60 regelmäßige Schläge pro Minute bedeuten zwar exakt einen Schlag pro 1 000 Millisekunden. „Das Elektrokardiogramm (EKG) zeigt aber andere Intervalle an, zum Beispiel 947, 1035 oder 980. Keines ist gleich. Schon gar nicht, wenn wir gegessen haben oder stressfrei sind“, so der Mediziner. Dann nämlich ist der Parasympathikus, der beruhigende Teil des Nervensystems, aktiv. Und sobald dieser Friedensstifter unsere Körperfunktionen drosselt, weiten sich die Gefäße, der Druck in den Gefäßen sinkt. Deshalb gilt: Je ungleichmäßiger der Herzschlag, desto entspannter – und gesünder. Mit Herzrhythmusstörungen hat das nichts zu tun. Derartige Arrhythmien zeigen nur, dass die Gefäßwände schwingen können. Andernfalls wissen Kardiologen: Sind die Herzschläge fast bis auf die Millisekunde gleich, ist das Organ in Gefahr! Und leiten aufgrund dieser eingeschränkten „Herz-Raten-Variabilität“ (HRV) spezielle Therapien ein: „Zum Beispiel bei einer Herzinsuffizienz. Hier pumpt der Muskel nicht mehr richtig, weil er zu schwach ist.“ Doch selbst Menschen ohne organischen Befund können eine zu gleiche Taktung aufweisen – weil sie bewusst oder unbewusst andauernd unter Stress stehen.

Was verrät mein Herz über meine Familie?

Leider wird uns nicht immer nur das starke, sondern auch das stressanfällige Herz der Ahnen in die Wiege gelegt. So haben zum Beispiel Kinder, deren Eltern noch vor dem 65. Lebensjahr einen Infarkt erlitten haben, ebenfalls ein hohes Risiko für das Herzleiden. „Das heißt aber nicht, dass dieser Fall eintreten muss“, beruhigt Prof. Beer. Wer die Herzprobleme seiner Familienmitglieder kennt, sich fleisch- und fettarm ernährt, viel Obst und Gemüse verzehrt, weder raucht noch trinkt, aber viel Sport treibt, kann trotzdem ein Leben lang gesund bleiben.

Wie erhält mein Herz neue Energie?

  • Bewegung im Freien: ob Gartenarbeit oder Joggen – Aktivitäten im Grünen stärken die Herzgesundheit.
  • Kürzer schlafen: Nur fünf bis sechs Stunden pro Nacht schützen laut einer neuen US-Studie das Herz. Wichtig ist: Wir sollen uns erholt fühlen.
  • Leinöl: Die darin enthaltenen Omega-3-Fettsäuren halten die Gefäßwände flexibel und wirken Entzündungsprozessen entgegen.
  • Abschalten: Immer und überall erreichbar zu sein stresst. Teilnehmer einer Studie waren nach fünf Tagen E-Mail-Abstinenz deutlich entspannter und produktiver.
  • Energieräuber: Gerade Bauchfett erhöht unser Herzinfarktrisiko. Darum sollte der Bauchumfang bei Frauen maximal 88 cm betragen.
  • Gefühle nicht unterdrücken: Runterschlucken macht krank. Wer dagegen lernt, auch Schwäche zu zeigen, senkt laut einer Studie sein Infarktrisiko.
  • Stress vermeiden: Zu viele Stresshormone belasten das Herz. Sie lassen Puls und Blutdruck steigen und können die Gefäße schädigen.
  • Frische Lebensmittel essen: Gehärtete Fette, sogenannte Transfette, in Pommes & Co. treiben die Blutfettwerte und das Risiko für Herzkrankheiten in die Höhe.

Wie kann ich mein Herz öffnen?

Laut yogischer Philosophie liegt im Brustkorb unser Herzraum. Der kann sich durch negative Erlebnisse verhärten. Dann sind Rückbeugen ideal, um das Herz wieder zu öffnen und das Vergangene loszulassen.

So geht’s: Mit dem linken Bein einen weiten Ausfallschritt nach hinten machen. Oberkörper zurücklehnen und die Arme nach unten ziehen, Blick nach oben. Tief in den Brustkorb atmen, Seiten wechseln. Jetzt auf den Boden setzen, Fußsohlen aneinander. Den Rücken auf einer zusammengerollten Decke ablegen, Arme entspannt hinter den Kopf nehmen. Schön tief atmen und die Dehnung genießen.

Kann ich mein Herz hören?

Psst …! Ist es still, hören wir es: unser Blut, das mit etwa vier Kilometern pro Stunde durch den Körper rauscht. Im Alltag filtert unser Gehirn dieses Geräusch. Funktioniert der Schallschutz nicht mehr so gut, hören wir einen Tinnitus. Untersuchungen haben ergeben, dass der nervige Dauerton nicht nur an Erkrankungen des Innenohrs liegt. Auch Blutdrucksenker können Tinnitus begünstigen. Also informieren wir den HNO-Arzt immer über unsere Herzmedikamente.

Auf Ihre Herzgesundheit sollten Sie achten!
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Sind Frauenherzen eigentlich anders?

Muskel ist Muskel, hieß es lange Zeit. Doch nun haben die Geschlechter-Mediziner erkannt: Mit durchschnittlich 250 Gramm ist unser Herz nicht nur leichter als das der Männer. Es besitzt auch viel feinere Arterien. Und die machen es anfälliger für Risse. Vermutlich ist das einer der Gründe dafür, weshalb das Gebrochene-Herz-Syndrom zu 89 Prozent die Frauenherzen trifft.

Was bedeutet Psychokardiologie?

Vor welcher Herausforderung stehen Sie in Ihrer täglichen Praxis, Dr. Leithäuser?

Viele Menschen haben große Angst, aufgrund ihres Leidens als psychisch krank zu gelten. Wir haben aber erkannt, dass die Psyche einen großen Einfluss auf das Herz und die Herzgesundheit hat. So entwickeln zum Beispiel Patienten nach einem Infarkt oft eine psychische Erkrankung wie die Depression. Und umgekehrt: Patienten, die einen psychischen Leidensweg hinter sich haben, zeigen ein erhöhtes Risiko, herzkrank zu werden. Dann gibt es Menschen mit Herzsymptomen, für die es aber keinen Befund gibt.

Wie ruft mein Herz um Hilfe?

Bleierne Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen sowie Schmerzen im Schulter-, Kiefer- und Nackenbereich? Mit bis zu 70 Prozent unterscheiden sich die Warnsignale für einen Herzinfarkt bei Frauen erheblich von denen der Männer – und sie treten meist schon einen Monat vor dem Ereignis auf. Deshalb sollten wir die NAN-Regel aus dem Effeff beherrschen: Sie besagt, dass alle plötzlich auftretenden Beschwerden zwischen Nasenspitze, Arm und Nabel, die länger als 15 Minuten anhalten, verdächtig sind.

Wie viel PS hat mein Lebensmotor?

In unserem Körper arbeitet ein Hochleistungsmotor, der jeden Sportwagen in den Schatten stellt: das Herz. Bei Erwachsenen pumpt das faustgroße Organ rund 70-mal pro Minute bis zu 100 Milliliter Blut durch den Körper. Das sind etwa 7.000 Liter am Tag – bei gemächlicher Belastung. Physiker haben diese thermodynamische Leistung mit einer Formel umgerechnet. Rasantes Resultat: Die Herzleistung entspricht im Ruhezustand der eines 580-PS-Motors.

Wie Sie sich selbst noch mehr Gutes tun können, verraten wir Ihnen in diesem Video:

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