Tiergestützte Therapie: Alles über die alternative Behandlung

Verschiedene Erkrankungen lassen sich durch den Einsatz von Tieren besser behandeln. Wir klären Sie über die Tiergestützte Therapie auf.

Tiergestützte Therapie mit Besuchshund.
Hunde kommen bei der Tiergestützten Therapie besonders häufig zum Einsatz, weil sie durch ihr Wesen überzeugen. Foto: Capuski / iStock
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Was ist Tiergestützte Therapie?

Unter Tiergestützter Therapie versteht man eine alternative Behandlungsform zur Heilung von körperlichen und seelischen Erkrankungen durch den Einsatz von Tieren. Diese sollen sich positiv auf das Verhalten und die Erlebnisse von betroffenen Menschen auswirken und sie dabei unterstützen, emotionale Nähe und Wärme zuzulassen. Nach der Definition von Dr. G. Gatterer aus dem Jahre 2003 impliziert die Tiergestützte Therapie dabei alle Maßnahmen, bei denen durch den gezielten Einsatz eines Tieres positive Auswirkungen auf das menschliche Verhalten und Erleben erzielt wird. Das Therapiepaar, bestehend aus Mensch und Tier, soll dabei als Einheit fungieren. Angereichert mit weiteren Kommunikations- und Interaktionstechniken, soll die Behandlung das Krankheitsbild positiv beeinflussen oder auch vorbeugend wirken.

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Welche Tiere eignen sich für die Tiergestützte Therapie?

Tiere, die sich besonders gut für die Tiergestützte Therapie eignen, sind Hunde und Pferde. Aber auch Katzen, Lamas, Schweine oder Kaninchen kommen zum Einsatz. Hunden und Pferden nehmen hier eine besondere Rolle ein, weil sie bereits lange domestiziert sind. Beide Arten leben und arbeiten schon seit Jahrhunderten mit dem Menschen zusammen und überzeugen durch ihr ehrliches Wesen und ihre Menschenfreundlichkeit, wenn auch auf völlig unterschiedliche Art und Weise.

Die Therapietiere durchlaufen eine spezielle Ausbildung, bevor sie zur Therapie eingesetzt werden dürfen. Dabei muss stets gewährleistet sein, dass das Tier angemessen untergebracht und betreut ist. Das Wohlbefinden des Tieres darf zu keiner Zeit beeinträchtigt sein und Häufigkeit, Dauer und Intensität der Therapie muss immer auf das Stresslevel des Tieres angepasst sein. Zur Einhaltung dieser Regeln gibt es entsprechende Qualitätsrichtlinien und Merkblätter von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT).

Sehen Sie im Video, was wir von Hunden lernen können: (Der Artikel geht unter dem Video weiter)

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Video: Glutamat

Welche Formen von Tiergestützter Therapie gibt es?

Es gibt unterschiedliche Therapieformen, bei denen Tiere den Therapeuten bei seiner Behandlung unterstützten. Bei der Hundegestützten Therapie fungiert der Therapiehund als Medium zwischen Patient und Therapeut. Ist mit dem Betroffenen zum Beispiel nur eine geringe oder auch keine verbale Kommunikation möglich, erleichtert der Hund die Arbeit des Therapeuten. Häufig kommt diese Art der Tiergestützten Therapie bei Patienten mit Sprachstörungen, Gehörlosigkeit oder Autismus zum Einsatz.

Eine weitere Form der Hundetherapie ist der Einsatz von Besuchshunden. Die ausgebildeten Hunde werden in Pflege-, Altenheimen oder Krankenhäusern eingesetzt. Hierfür braucht der Hundeführer keine einschlägige Grundausbildung, weshalb es sich genau genommen nur um eine hundegestützte Förderung und keine Therapie handelt. Das Streicheln oder die bloße Anwesenheit des Hundes soll bei den Patienten das Allgemeinbefinden und die Lebensqualität positiv beeinflussen. Auch andere Tiere kommen als Besuchstiere infrage und sind zum Beispiel in Demenzeinrichtungen gern gesehene Gäste. Die Tiere sprechen die Sinne und das Kommunikationszentrum der Demenzkranken an, wodurch immer wieder beobachtet wurde, dass positive Erinnerungen zumindest kurzzeitig zurückkommen.

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Bei der Hippotherapie werden speziell ausgebildete Pferde zur Physiotherapie eingesetzt. Der Patient sitzt dabei im Schritt auf dem Pferd und die dreidimensionale Bewegung soll das zentrale Nervensystem, den Stütz- und Bewegungsapparat stimulieren. Sie kommt beispielsweise bei Patienten mit Halbseitenlähmung infrage.

Beim Therapeutischen Reiten steht die Psyche des Patienten im Vordergrund. Diese Therapieform kommt zum Beispiel für Menschen mit Depressionen, Autismus, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Kindern mit ADHS und Entwicklungsstörungen infrage. Die Kontaktaufnahme mit dem Pferd soll sich positiv auf Verhaltensstörungen auswirken, Berührungsängste abbauen oder beruhigend auf den Patienten wirken.

Seit einiger Zeit hat sich auch die Lamatherapie als Form der Tiergestützten Therapie etabliert. Lamas oder Alpakas gelten mit ihrem freundlichen, neugierigen, aber dennoch zurückhaltenden Wesen als sehr geeignet. Außerdem sind sie so gut wie gar nicht mit negativen Erfahrungsberichten behaftet, weshalb Patienten ihnen sehr aufgeschlossen und wertfrei gegenüberstehen. Ähnlich wie das Therapeutische Reiten kann der Umgang, das Streicheln oder Führen der Lamas positiv bei Menschen wirken, die unter Verhaltensauffälligkeiten oder psychische Erkrankungen leiden.

Welche Wirkung wird der Therapie mit Tieren zugesprochen?

Viele Studien belegen, dass Tiere einen positiven Effekt auf Menschen haben können. So hat sich gezeigt, dass die bloße Anwesenheit eines Besuchstiers den Blutdruck und die Herzfrequenz des Patienten senken kann. Durch die Interaktion entspannen sich die Muskeln und positive Erlebnisse mit dem Tier setzten nachweislich Beta-Endorphine frei, die eine schmerzlindernde Wirkung haben. Diese Prozesse haben zur Folge, dass Patienten besser auf Medikamente anspringen. Außerdem werden geistige Fähigkeiten und Kommunikation gesteigert, die Patienten sind positiver gestimmt und motivierter. Die soziale Interaktion wird gefördert, Sprachstörungen können gemindert und motorische Fähigkeiten verbessert werden.

Natürlich muss immer im Einzelfall zusammen mit dem Arzt oder Pflegepersonal entschieden werden, ob der Zustand des Betroffenen mit einer Tiergestützten Therapie verbessert werden kann. Leider handelt es sich hierbei in der Regel nicht um eine Kassenleistung.

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