In sich hineinhorchen

Selbstbewusstsein stärken: Die Kraft der inneren Stimme

Fragen Sie sich doch mal: Wie spreche ich eigentlich mit mir? Die Antwort verrät oft: zu kritisch! Höchste Zeit, liebevoller mit sich umzugehen. Wie Sie das schaffen und damit selbstbewusster werden, verraten wir hier.

Wie Sie es schaffen, Ihr Selbstbewusstsein zu stärken.
Wir selbst sind oft unsere größten Kritiker - eine Belastungsprobe für unser Selbstbewusstsein. Wir zeigen, wie Sie es stärken können. Foto: RUBEN RAMOS / iStock
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Fremde, die uns anblaffen, würden wir sofort mit einem entschiedenen "Nicht in diesem Ton!" in ihre Schranken weisen. Unserer eigenen inneren Stimme verbieten wir hingegen selten den Mund, wenn sie an uns herummeckert. Oft reichen schon Kleinigkeiten, um uns selbst in einem stillen Monolog anzuherrschen. Wir verpassen morgens den Bus, schon legt die innere Kritikerin los: "Ist ja mal wieder typisch für dich! Warum brauchst du morgens auch immer so lange?!" Mitgefühl und Wertschätzung? Fehlanzeige.

Selbstbewusstsein mit kleinen Tricks stärken

Wie schade! Denn wer freundlicher mit sich selbst redet, gewinnt Wohlbefinden und übersteht sogar Krisen besser, belegen Studien aus Deutschland und den USA. Wie wir das anstellen? Zum Beispiel, indem wir uns in fordernden Situationen mit Vornamen ansprechen, ergab ein Experiment. Vor einem schwierigen Gespräch etwa hilft es Marie, sich gut zuzureden: "Marie, warum so nervös? Du kannst das, und du schaffst das!" Damit distanzieren wir uns von der Aufgabe, werden ruhiger. Und zwar messbar! Untersuchungen zeigen, dass die Angstzentren im Gehirn bei Stress nur halb so aktiv sind, wenn wir uns beim Namen nennen.

Mehr zum Thema: Stress-Selbsttest: So erkennen und bewältigen Sie ihn

Negativsätze entlarven und sofort entmachten

Was sonst noch hilft gegen die innere Nörglerin? Etwa in dem Moment, in dem uns diese Stimme ein "Du Versagerin!" zuraunt, mit positiven Sätzen dagegenhalten. Etwa mit "Ich werde es noch lernen" oder "Ich mach' es noch mal". Achten wir außerdem bewusst darauf, was für Worte in unseren Selbstgesprächen erscheinen. Oft kommt es dabei zu einem Aha-Erlebnis, wissen Sprach-Experten: Wir erkennen etwa, wie sehr wir uns unter Druck setzen ("Ich muss"), uns selbst in den Schatten stellen ("Ich kann nicht"), uns antreiben ("Ich mach' noch schnell"), ein Scheitern vorwegnehmen ("Ich will nicht zu spät kommen") oder Ziele viel zu zaghaft in Worte fassen ("Ich möchte"). Wenn uns das bewusst wird, spüren wir auch sofort, wie sehr uns solche Sätze ausbremsen.

Sehen Sie hier, wie Sie besser mit Enttäuschungen umgehen können (Artikel geht unten weiter):

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Selbstkritik: Warum sind wir so hart zu uns?

Dr. Matthias Hammer, Psychologe und Autor von 'Der Feind in meinem Kopf' (GU, 14,99 Euro) weiß: "In unserer Kindheit haben wir gelernt, wie andere mit uns umgehen. Wenn wir von unseren Eltern wenig getröstet, aber permanent kritisiert und belehrt wurden, dann lernen wir, dass Selbstkritik ein nützliches Instrument ist. Wir übernehmen dieses Verhalten und sind dann als Erwachsener ebenso kritisch zu uns selbst." Dr. Hammer verdeutlicht weiter: "Genauso wie wichtige Bezugspersonen mit uns umgingen, gehen wir heute mit uns selbst um."

Umdenken macht glücklich und selbstbewusst

Zum Glück können wir aber auch als Erwachsene noch etwas daran ändern. Zum Beispiel, indem wir uns in einem Moment, in dem wir innerlich mit uns schimpfen, folgende Fragen stellen: Woher stammt dieser Satz oder dieses Wort? Welche Wörter kenne ich noch dafür? Und: Welche Formulierung ist angenehmer? Schon der Austausch eines einzigen Wortes durch ein anderes kann das Denken in neue, positive Bahnen lenken. Simples Beispiel: In "Ich will ins Kino" steckt deutlich mehr Kraft als in "Ich möchte ins Kino". Weitere Formulierungshilfen finden Sie in unserem kleinen Lexikon weiter unten im Text.

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Die schöne Folge liebevollerer Selbstgespräche? Ein stärkeres Ego und viel mehr positive Kraft für den Alltag. Denn dann wird die innere Stimme zu unserer besten Freundin, die uns durch schwierige Situationen lotst, uns tröstet und ermutigt. Zudem können wir unseren Blick öfter auf Dinge lenken, die uns gut gelingen - und uns dafür auch ruhig mal auf die Schulter klopfen, unsere Stärken und Leistung somit würdigen.

Schritt für Schritt gelingt es uns, durch alle diese kleinen Veränderungen umzudenken, freundlicher mit uns selbst zu reden - und unser ganzes Leben zu verändern, hin zu mehr Leichtigkeit, Selbstbewusstsein und Glück.

Kleines Lexikon fürs Gespräch mit sich

Schon winzige Änderungen in der Formulierung können viel bewirken. Hier finden Sie einige hilfreiche Tipps:

"Ging"statt "bin gegangen"

Die Vergangenheitsform Präteritum ("Ich ging") hilft beim Loslassen, Perfektsätze wie "Ich bin gegangen" belasten hingegen auch noch in der Gegenwart.

"Du"statt "ich"

"Du schaffst das" klingt erst merkwürdig im Gespräch mit sich selbst, sorgt aber bei Stress für den nötigen Abstand - und somit dafür, handlungsfähig zu bleiben. Noch ein bisschen wirksamer: sich zusätzlich mit Vornamen ansprechen.

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"Werden"statt "müssen"

Mit jedem inneren Satz, der mit "Ich muss" beginnt, setzen wir uns unnötig unter Druck. Wer stattdessen "Ich werde" sagt, vertraut auf seine Stärken und Fähigkeiten.

"Wollen"statt "mögen"

In "Ich möchte ..." steckt der unwahrscheinliche Konjunktiv II (Irrealis) von "mögen". Reden Sie besser Klartext und sagen Sie "Ich will ...". Das motiviert!

Würdigen statt missachten

Nur weil uns Alltägliches mühelos gelingt, brauchen wir mit Lob nicht zu geizen. Ein Satz genügt dafür: "Das ist mir richtig gut gelungen."

Sehen Sie hier, wie Sie mehr Gelassenheit in Ihren Alltag bringen:

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