Aufgeben war keine Option

Ihr Kind war schwer krank - und niemand half

Katharina Nachtmann ist schwer krank. Ihre Mutter Angelika wusste das - nur die Ärzte haben es nicht geglaubt.

Tochter war schwer krank und niemand half
Sie hat alles für ihre schwer kranke Tochter gegeben - mit Erfolg: Heute ist Katharina selbst glückliche Mutter eines kleinen Sohnes. Foto: shapecharge / iStock
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Einen guten Kinderarzt macht aus, dass seine kleinen Patienten sich bei ihm wohlfühlen. Doch was ist, wenn er sie gar nicht erst behandelt, sonder schwer krank nach Hause schickt? Katharina Hartmann (30) aus dem bayerischen Berg bei Starnberg und ihre Mutter Angelika (56) dürften jegliches Vertrauen in Ärzte verloren haben - sie hätten jedenfalls allen Grund dazu.

Schwer krank - und belächelt

Als Katharina fünf Jahre alt war, setzten ihre Kopfschmerzen ein und ihre Sehkraft verschlechterte sich. Das Urteil des Arztes war ernüchternd: Die Kopfschmerzen seien eine Ausrede, um die Schule zu schwänzen und schlechte Augen würden gern simuliert, damit man - wie andere Mädchen - eine Brille tragen könnte. Unterm Strich: Katharinas Leiden wurden nicht ernst genommen. Auch der Grund für ihren Wachstumsstillstand wurde nicht ausreichend untersucht. Selbst Lehrer, Nachbarn und ihre Familie glaubten Katharina nicht, dass sie Schmerzen hat. Und auch Angelika wurde zum Opfer von Anschuldigungen: "Die Frau macht ihr Kind krank". Trotz dieser herben Rückschläge gab die tapfere Mutter nicht auf. Sieben Jahre dauerte es, bis eine korrekte Diagnose erfolgte, die neben Gewissheit vor allem einen großen Schock mit sich brachte: Katharina hat einen Gehirntumor.

Der wahre Kampf

Angelika hat sich sechs Jahre lang dafür eingesetzt, dass ein Arzt die Beschwerden ihrer Tochter ernst nimmt. Doch das geschah erst, als sie Katharina wegen eines besonders heftigen Anfalls ins Krankenhaus bringen musste. Der Pförtner reagierte korrekt, schickte sie anstatt in die Pädiatrie in die Endokrinologie. Dort stellte eine Ärztin bereits nach wenigen Minuten fest, dass Katharinas Gehirntumor auf ihre Hypophyse drückte, die für den Hormonhaushalt zuständig ist. Dies war auch der Grund, weshalb Katharina nicht mehr wuchs. Jetzt begann der wahre Kampf gegen einen noch härteren Gegner: den Tumor. Nach langem Suchen nahm sich ein amerikanischer Arzt der zwei komplizierten Operationen an. Katharina hatte zu dem Zeitpunkt zwar noch eine langwierige Nachbehandlung vor sich, aber die Operationen waren erfolgreich. Nur der Hartnäckigkeit ihrer Mutter hat sie zu verdanken, dass sie heute noch lebt - und selbst Mutter werden konnte.

Angelikas Abrechnung

Auch wenn die Gesundheit ihrer Tochter ihr einziges Ziel war, ließ Angelika es sich nicht nehmen, die Ärzte zur Verantwortung zu ziehen, die Katharina der Reihe nach mit einer falschen oder gänzlich ohne Diagnose nach Hause geschickt hatten. Sie zog vor das Münchner Landgericht - und gewann. Ein Vergleich mit dem bayerischen Staat, dem die damals behandelnde Klinik gehörte, war zumindest ein kleiner Ausgleich, auch für die finanzielle Last, die man ihr mit falschen Behandlungen aufgebürgt hatte.

Angelika hat die Geschichte von ihr und ihrer Tochter in ihrem Buch Nicht gehört - fast zerstört festgehalten, mit dem sie selbst das Erlebte aufarbeitet und anderen Mut macht, nicht aufzugeben. Verfilmt wurde ihr Schicksal ebenfalls: Die DVD des Filmes Eine unerhörte Frau kann vorbestellt werden und ist ab dem 24. Februar 2017 erhältlich.

Ein langer Kampf einer starken Mutter, der letztlich mit dem Überleben ihrer schwer kranken Tochter belohnt wurde.