Experteninterview

Harninkontinenz heilen und vorbeugen

Wer von Harninkontinenz betroffen ist, muss nicht verzweifeln. Es gibt Möglichkeiten, die Inkontinenz zu heilen und vorzubeugen.

Einer Harninkontinenz kann vorgebeugt werden.
Einer Harninkontinenz kann vorgebeugt werden. Foto: TolikoffPhotography / iStock
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Wie kann Harninkontinenz geheilt werden?

Wer unter Inkontinenz leidet, muss nicht verzweifeln, es bestehen durchaus Heilungschancen. Wir haben für Sie mit Prof. Schultz-Lampel aus dem Expertenrat der Deutschen Kontinenz Gesellschaft darüber gesprochen, was möglich ist, wenn eine Harninkontinenz besteht. Auch wenn nicht jede Inkontinenz heilbar ist, sind trotzdem Verbesserungen zu verbuchen. Prof. Schultz-Lampel erklärt im Gespräch mit Liebenswert, welche Möglichkeiten es gibt: "Bei einer Belastungsinkontinenz, die noch gering ist, kann durch konsequentes und fortlaufendes Beckenbodentraining die Inkontinenz behoben werden. Wenn das nicht der Fall ist, kann mit spannungsfreien Bändern (TVT-Bänder) die Inkontinenz in etwa 85 Prozent der Fälle behoben werden. Bei sehr starken Inkontinenzen kann der Zustand zumindest verbessert werden, was für die Betroffenen auch schon eine Erleichterung ist. Bei der Dranginkontinenz, wenn der Patient ganz plötzlich auf die Toilette muss und es fast nicht mehr schafft, gibt es Medikamente, die diese Inkontinenz heilen können. Allerdings nur solange, wie die Tabletten eingenommen werden. So können etwa zwei Drittel der Patienten geheilt werden. Wer nun nicht dauerhaft Medikamente nehmen möchte oder kann, für den empfiehlt sich die Botox-Injektion. Diese muss regelmäßig wiederholt werden." Auch eine Art Blasenschrittmacher könnte bei einer Harndranginkontinenz gelegt werden.

Unter dem Video geht der Artikel weiter.

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Rechtzeitig vorbeugen

Es besteht die Möglichkeit, der Harninkontinenz vorzubeugen. Prof. Schultz-Lampel hat einige wertvolle Ratschläge: "Nach einer Geburt ist beispielsweise eine gute und frühzeitige Rückbildungsgymnastik wichtig. Auch Frauen, die beispielsweise beruflich körperlich stark belastet sind, sollten darauf achten, ihre Beckenbodenmuskulatur zu schützen und zu trainieren. Es hilft schon die Muskulatur anzuspannen, bevor schwer gehoben wird.
Vorbeugend wirkt auch, die Beckenbodenmuskulatur vor dem Husten oder Niesen möglichst anzuspannen, um einen Gegendruck zu erzeugen. Zudem gibt es Sportarten, bei denen viel gesprungen oder schwer gehoben wird, bei denen aufgepasst werden sollte. Beckenbodenschonende Sportarten wären beispielsweise Pilates, Golf oder Schwimmen.
Zudem hilft ein guter Stuhlgang, die Muskulatur zu schonen. Starkes Pressen auf der Toilette schwächt den Beckenboden. Ebenso schlecht ist chronischer Husten der im Zusammenhang mit starkem Rauchen steht und Übergewicht. Besser ist ein gesunder Lebensstil mit gesundem Essen und dabei auf ein gesundes Gewicht zu achten.
Ganz wichtig ist auch die Zufuhr von Vitamin D. Das kräftigt das Bindegewebe und kann die Inkontinenz verbessern."

Auf der Homepage der AGGUP finden Sie eine Therapeutenliste für ganz Deutschland, wenn Sie mit Ihrem Arzt besprochen haben, dass eine fundierte Physiotherapie in Ihrem Fall sinvoll ist.

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