Schlaues Köpfchen

Gehirntraining: Konzentration verbessern mit Hilfe der Pusteblume

Mit Gehirntraining können Sie ihr Köpfchen wieder auf Vordermann bringen und ihre Konzentration steigern. Wir zeigen Ihnen wie.

Gehirntraining: Konzentration verbessern mit Hilfe der Pusteblume
Beim Gehirntraining können Sie sich eine Pusteblume vorstellen. Foto: RuslanGuzov / iStock
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Was kann ich für eine bessere Konzentration tun?

Mit einem Gehirntraining sind Tage, an denen wir einfach nicht bei der Sache bleiben können, Schnee von gestern. Konzentration lässt sich nämlich lernen.
Ständig schweifen die Gedanken ab und lassen sich beim besten Willen nicht einfangen. Woran das liegt und wie wir das ändern, erklärt der Diplom-Psychologe Rouwen Hirth: „Konzentration ist höchste Aufmerksamkeit auf eine Sache über einen längeren Zeitraum.“ Zerstreutheit hingegen ist Konzentration auf etwas anderes: Wir haben zu viele Dinge im Kopf – und das auch noch gleichzeitig. Das können Außenreize wie Gespräche, Lärm oder Bilder sein oder zu viele Gedanken. Was auch immer es ist, das Gehirn verarbeitet jeden dieser Reize in Form elektrischer Impulse. Und diese schwingen dann wellenförmig im Gehirn. Je nachdem, in welchem Zustand wir sind – ob wach, gestresst, oder schlafend –, befindet sich das Gehirn in einer anderen Schwingung.

Gehirntraining mit Entspannung

Im Prinzip ist es ganz einfach: Um sich ganz und gar in eine Sache zu vertiefen, brauchen wir die „perfekte Welle“. Und die entsteht durch Entspannung. Die gute Nachricht: Wir können das in jedem Alter lernen. „Mit Achtsamkeitstraining, bei dem Sie lernen, nur Ihre Körperempfindungen wahrzunehmen – ohne auch nur eine Sekunde abzuschweifen. Das braucht Übung“, sagt Hirth. Und wem das jedoch zu aufwendig ist – eine Abkürzung zu besserer Konzentration wächst am Wegesrand: die Pusteblume! Ganz einfach, weil Sie diesem Moment zu einem 5-Jährigen werden, der fasziniert – und entspannt – den fliegenden Samen-Schirmchen hinterherschaut.

Unabhängig von den Jahreszeiten und dem Wetter eignet sich folgendes Entspannungsritual für den Einstieg:
• Aufrecht sitzen
• Augen schließen
• Tief ein- und ausatmen (3x)
• Stellen Sie sich eine zu balancierende Orange auf dem Kopf vor
• Augen öffnen, dabei ruhig weiteratmen
• Jetzt die Aufgabe beginnen
Doch es gibt auch noch eine andere Möglichkeit: Wir können uns die „Resonanz-Fähigkeit“ des Gehirns zunutze machen. Denn ähnlich wie zwei Stimmgabeln einander zum Schwingen anregen, kann auch unser Gehirn durch äußere, akustische Reize (Töne) stimuliert werden und deren Wellen übernehmen. Nutzt man bestimmte Tonhöhen, können diese sich auch im Gehirn ausbilden – und man kommt dadurch in den gewünschten entspannten und konzentrierten Zustand. Als besonders effektiv in ihrer Wirkung gelten sogenannte Binaurale-Beats und Isochrone-Beats. Diese gibt es kostenlos im Internet oder auf CD zu kaufen.
Fazit: Wenn Sie sich schnell besser konzentrieren wollen, versuchen Sie sich in einen entspannten Zustand zu bringen – mit Achtsamkeitsübungen oder speziellen Tönen, die das Gehirn in die richtige Schwingung versetzen können.

Wie gelingt es mir, schneller zu denken?

„Schnell” meint nicht etwa „hastig” – es geht darum, Informationen auf dem kürzesten Weg aufzunehmen und zu verarbeiten.
„Beide Fähigkeiten lassen sich durch Training des sogenannten ‚Arbeitsgedächtnisses‘ verbessern“, sagt Rouwen Hirth. Aber ist das auch noch im fortgeschrittenen Alter möglich? Schließlich wird oft behauptet, dass das menschliche Gehirn keine neuen Zellen produziert. „Im Prinzip ist das auch richtig, im Laufe unseres Lebens verlieren wir mehr Gehirnzellen, als wir neue produzieren. Doch hat sich herausgestellt, dass es insgesamt bedeutender ist, die bestehenden zu schützen, als zu versuchen, die Produktion neuer Gehirnzellen anzukurbeln“, sagt Hirth und erklärt, wie einem das gelingt: „Da unser Gehirn ein Energiefresser ist, versucht der Körper den Energiebedarf zu reduzieren. Dies erfolgt insbesondere dadurch, dass Gehirnzellen, die nicht benötigt werden, absterben. Daraus resultiert die Empfehlung, sich geistig so mannigfaltig wie möglich zu betätigen. Wichtig ist dabei, nicht nur bereits Bekanntes zu wiederholen, sondern sich regelmäßig neuen Situationen zu stellen und sich mit neuen Sachverhalten vertraut zu machen.“

So wichtig ist Bewegung beim Gehirntraining

Wie stark der Effekt regelmäßiger Aktivität ist, zeigt eine Metastudie des australischen Wissenschaftlers Michael Valenzuela: Demnach besitzen Menschen, die sich regelmäßig geistig betätigen, ein um 46 Prozent geringeres Risiko, an Demenz zu erkranken. Dabei weist das Gehirn eine enorme Wandlungsfähigkeit auf – und das bis ins hohe Alter hinein. So konnte beispielsweise in einer Studie aus Hamburg und Jena gezeigt werden, dass mehrmonatiges Jonglier-Training auch bei älteren Menschen zu einer Erhöhung der Dichte der grauen Zellen im entsprechenden Bereich führt. Dies ist insofern von Bedeutung, als dieser Bereich bei älteren Menschen in der Regel vom Abbau betroffen ist.
Kann man demnach seine Hirnleistung steigern, wenn man neue motorische Bewegungen, wie z. B. das Jonglieren, erlernt? Laut dem Neurologen Frank R. Wilson, ja. Er sagt: „Hand und Intelligenz stehen im Dauerkontakt: Kinder, die ab dem dritten Lebensjahr viel basteln, haben im Schnitt einen um 30 Prozent höheren Intelligenzquotienten. Auch unser räumliches Denken kann sich erst durch Handbewegungen entwickeln.“ Und warum ist das so? Sobald sich unsere Hand bewegt, laufen zwei bedeutende Areale zur Höchstform auf: Das Zentrum für die Bewegungssteuerung und der Tastsinn-Bereich – in diesem hat sogar jeder Finger sein eigenes Denkfeld! Bei komplizierten Tätigkeiten, wie dem Klavierspiel oder dem Schälen einer Zwiebel, findet ein wahres Nervenzellen-Feuerwerk statt – und das ist ein regelrechtes Olympiatraining für unser Gehirn.
Fazit: Wenn Sie neue, komplexe Fertigkeiten erlernen, die mit der Hand ausgeführt werden müssen (z. B. Klavier spielen, stricken, modellieren), können Sie Ihr Denken beschleunigen und Demenz vorbeugen.

Wie behalte ich etwas in meinem Kopf?

Fleiß und Ausdauer erleichtern das Lernen. Aber: Nur durch ein ganz bestimmtes Gefühl bleibt etwas auch haften.
Wenn wir beispielsweise eine besondere Torte gebacken, ein aufwendiges Kleid genäht oder ein Klavierstück oder eine Handwerksarbeit vollendet haben – dann erleben wir dieses tief befriedigende Jetzt-passt-es-Gefühl. Was Gehirnforscher als Kohärenz bezeichnen, wirkt wie Dünger für unsere Gehirnzellen. Warum das so ist und was dabei genau im Gehirn geschieht, erklärt Prof. Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe der Universität Göttingen: „Immer wenn es uns gelingt, diesen tollen Zustand zu erleben, kommt es im Gehirn zur Aktivierung von Netzwerken oder neuronalen Strukturen im Mittelhirn, im sogenannten ,Belohnungszentrum‘. Dort wird ein Cocktail aus Botenstoffen ausgeschüttet, unter anderem Dopamin und endogene Opiate. Diese Substanzen wirken ähnlich, als hätte man eine Mischung aus Heroin und Kokain genommen. Ein tolles Gefühl! Gleichzeitig veranlassen diese Stoffe, Netzwerke im Gehirn zu entwickeln, die wir als Körpergefühle empfinden – wie etwa ein Kribbeln im Bauch oder ein schöner Schauer, der einem über den Rücken läuft.“ Und es geht noch weiter: Der selbst hergestellte „Botenstoff-Cocktail“ veranlasst Nervenzellen, in ihrem Zellkern spezielle Eiweiße herzustellen. Diese wiederum brauchen die Zellen, um neue Membranen zu bilden, Zellfortsätze neu auszubilden, bestehende Kontakte zu festigen – zusammengefasst: Sie setzen Wachstumsprozesse im Gehirn in Gang. Und das Beste ist: Diese Strukturen bleiben bestehen – was vorher ein dünner Nervenweg war, wird durch Dinge, die man mit Freude tut, zu einer „dicken Straße“.

Zwischen Freude und Begeisterung

Doch Vorsicht! Das Potenzial der Botenstoffe zur Aktivierung von Gehirnwachstum kann auch zur Gefahr werden. Dann nämlich, wenn man „Freude“ mit „Begeisterung“ verwechselt. Basiert der Bau von neuen „Nervenstraßen“ auf Begeisterungsstürmen, profitiert man zwar von den oben beschriebenen angenehmen Gefühlen – doch das Ganze kann in einer Sucht (z. B. Alkohol-, Spiel- oder Kaufsucht) enden. Das heißt, mit der reinen Aktivierung des Belohnungszentrums ist es noch nicht getan. Vielmehr muss man den feinen Unterschied zwischen Freude und Begeisterung kennen: „Bei einem Rausch der Begeisterung wird ein wenig das Denken ausgeschaltet – er ist vergleichbar mit dem Verliebt sein, einem ebenfalls rauschartigen Zustand, der ziemlich daneben gehen kann. Im Gegensatz dazu ist Freude vergleichbar mit der Haltung eines Liebenden: Der Schaum ist weg, und das Ganze hat eine tiefere und tragfähigere Basis. Freude ist demnach ein umfassenderes Gefühl mit einer ganz anderen Qualität, da schon die Bewertung integriert ist. Freude geht also mit der Fähigkeit einher, in komplexen Zusammenhängen zu denken sowie die Übersicht und das Bewusstsein über die Folgen zu haben. Denn so kann man sich selbst dazu bringen, nicht nur nach der kurzen Lösung zu suchen, sondern nach dem langfristigen Gelingen zu fragen: ‚Wie müsste ich den Alltag gestalten, dass ich nicht nur im Moment mal glücklich bin, sondern so, dass er mich trägt?‘“
Und wie finde ich die Antwort darauf? „Mit Achtsamkeit. Wenn ich umsichtiger durch die Welt gehe, werde ich auch feinfühliger für das, was mich umgibt. So kann ich eher in komplexeren Zusammenhängen die richtigeren Entscheidungen treffen, als wenn ich mich unachtsam, unüberlegt und unreflektiert voller Begeisterung einfach nur dem hingebe, was mir gerade einfällt“, erklärt Hüther und empfiehlt: „Fragen Sie sich, ob es etwas in Ihrem Leben gibt, was Sie aus tiefstem Herzen gerne machen würden – damit ist nicht gemeint, wohin Sie gern reisen wollen. Antworten könnten sein: ‚Ich male so gern‘, oder ‚Ich würde gern ein Instrument spielen, aber ich hatte mein ganzes Leben lang keine Zeit, es zu lernen‘. Haben Sie den Mut, es jetzt umzusetzen! Warten Sie nicht noch länger! Probieren Sie es aus! Dann können Sie mit dem Gefühl ‚sich über sich selbst zu freuen‘, wieder in Kontakt kommen. Und wenn Sie sich dann mit Freude noch mal an diesen Wunsch heranwagen, werden Sie feststellen, dass es dann auch funktioniert, es geht – egal, wie alt Sie sind.“
Fazit: Wenn Sie Ihr Gehirn zu gesundem Wachstum anregen wollen, wagen Sie sich an neue Dinge, die ehrliche Freude oder Hingabe in Ihnen auslösen.

Quelle: Magazin TV Hören und Sehen