Typ-2-Diabetes und Bierbauch: Hat mein Partner einen Testosteronmangel?

Beim Thema Testosteron denken viele an männliche Sexualität, Aggression und Muskelpakete. Aber das „Männlichkeitshormon“ hat noch viele andere Aufgaben im Körper. So spielt es auch eine zentrale Rolle im Stoffwechsel. Deshalb kann ein Testosteronmangel nicht nur zu Erektionsstörungen und Antriebsschwäche führen, sondern auch die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes sowie die vermehrte Einlagerung von Bauchfett fördern. Hier lesen Sie Näheres über weniger bekannte Symptome eines Testosteronmangels.

Bauchbetontes Übergewicht („Bierbauch“) sowie ein Typ-2-Diabetes treten oft zusammen mit einem Testosteronmangel auf.
Bauchbetontes Übergewicht („Bierbauch“) sowie ein Typ-2-Diabetes treten oft zusammen mit einem Testosteronmangel auf. Foto: AdobeStock

Was Bauchumfang und Blutzucker mit dem Testosteronspiegel zu tun haben

Testosteron fördert nicht nur Bartwuchs und sexuelle Lust, sondern beeinflusst auch den Stoffwechsel. Ist nicht genug Testosteron im Blut, begünstigt das bei Männern unter anderem die Einlagerung von Bauchfett.

Bauchfett – Fett, das tief in der Bauchhöhle die Eingeweide umgibt – ist wesentlich problematischer als „normales“ Unterhautfett. Dieses sogenannte Viszeralfett sondert krankmachende Botenstoffe ab, die unter anderem die Empfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin verringern. Eine solche Insulinresistenz ist die Vorstufe eines Typ-2-Diabetes, auch Prädiabetes genannt. Sie führt zu erhöhten Blutzuckerspiegeln und kann letztlich den Zuckerstoffwechsel zum Entgleisen bringen.

Außerdem hemmen weitere Botenstoffe aus dem Bauchfett die Testosteronproduktion – es ergibt sich ein Teufelskreis von Ursache und Wirkung, bei dem niedrige Testosteronspiegel zu mehr Bauchfett und mehr Bauchfett zu einem weiteren Sinken der Testosteronwerte führen.

Deshalb ist der stramme „Bierbauch“ (der in Wahrheit wenig mit Bier zu tun hat) ein größeres Gesundheitsproblem als das Unterhautfett am äußeren Bauch, an Hüften und Oberschenkeln. Bei Männern gibt es daher einen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen dem anhand des Bauchumfangs gemessenen Bauchfett, dem Blutzucker und dem Testosteronspiegel: Je größer der Bauchumfang, desto wahrscheinlicher ist ein Testosteronmangel.

Wie sich der Teufelskreis durchbrechen lässt

Um gesundheitliche Folgeschäden zu vermeiden, sollten Männer mit Übergewicht und Typ-2-Diabetes bzw. Prädiabetes dringend abnehmen. Haben sie zusätzlich einen zu niedrigen Testosteronspiegel, werden die „Abnehmbemühungen“ allerdings erschwert – bei Männern mit Testosteronmangel priorisiert der Körper die Einlagerung von Fett und baut lieber Muskelgewebe ab, als die Fettreserven anzutasten. Insbesondere, wenn die Betroffenen dem Muskelabbau nicht aktiv mit Sport entgegensteuern.

Unter solchen Bedingungen den Körperfettanteil, vor allem das Bauchfett, zu reduzieren ist möglich – aber es erfordert ein hohes Maß an Disziplin. Um dieses Ziel zu erreichen ist die Umstellung auf eine gesunde ausgewogene Ernährung in Kombination mit regelmäßiger Bewegung bzw. Sport nötig. Zudem muss ein Kaloriendefizit erreicht werden. Bei Männern, die es schaffen, so ihr Körperfett zu reduzieren, reagiert der Testosteronspiegel positiv auf jedes verlorene Kilo.

Aber es funktioniert auch andersherum – und zwar leichter! Die Behandlung des Testosteronmangels kann so etwas wie eine „Initialzündung“ sein, mit der es gelingt, aus dem Teufelskreis herauszukommen. Studien zeigen, dass übergewichtige Männer, deren Abnehm- und Sportprogramm durch eine Testosterontherapie ergänzt wird, schneller und mehr Gewicht verlieren als eine jene, die kein Testosteron erhalten. Die Insulinsensitivität der Körperzellen und der allgemeine Gesundheitszustand verbessern sich, und auch die körpereigene Testosteronproduktion steigt wieder an. Mit anderen Worten: Aus dem Teufelskreis wird eine sich selbst verstärkende positive Entwicklung: Wenn die Männer es schaffen, genug Gewicht abzunehmen und einen gesunden Lebensstil beizubehalten, kann die Testosterontherapie teilweise sogar wieder abgesetzt werden.

Ganz wichtig dabei: Eine Testosteronbehandlung ist nur dann indiziert, wenn auch wirklich ein Testosteronmangel mittels Blutuntersuchung nachgewiesen wurde und entsprechende Symptome vorliegen. In Deutschland sind Testosteron-Gele, die der Mann einmal täglich auf die Haut aufträgt, oder Testosteron-Injektionen, die alle paar Wochen bis Monate in der Arztpraxis verabreicht werden müssen, die gängigsten Behandlungsoptionen.

Was Sie tun können

Wenn Sie vermuten, dass Ihr Partner an einem Testosteronmangel leiden könnte, sollten Sie ihn überzeugen, das Thema in der Hausarztpraxis oder bei einer Urologin bzw. einem Urologen anzusprechen. Ein Testosteronmangel lässt sich anhand von Blutuntersuchungen leicht feststellen und kann einfach behandelt werden.

Weitere Informationen finden Sie unter www.mannvital.de. Unter www.testocheck.de können Männer unkompliziert einen anonymen Selbsttest durchführen. Weist das Ergebnis auf einen möglichen Testosteronmangel hin, sollte der Mann eine Arztpraxis aufsuchen und seinen Testosteronspiegel überprüfen lassen.