Zähneputzen bei Pflegebedürftigen: Tipps für die Mundhygiene
Die richtige Hygiene im Mund beugt nicht nur vielen Erkrankungen vor, sie steigert auch das Wohlbefinden. Das sollten Sie beim Zähneputzen bei Pflegebedürftigen beachten.

- Vor dem Zähneputzen: Vertrauen schaffen
- Die Grundpfeiler der guten Mundhygiene
- Zähneputzen bei Prothesen-Trägern
- Bei trockenem Mund den Speichelfluss anregen
- Was Sie bei Wunden im Mundraum beachten sollten
- Pflege bei Schluckstörungen und Sondenernährung
- Mundpflege bei Bettlägerigen
- Wie erkenne ich Mundsoor?
Morgens und abends Zähne zu putzen ist für alle Gewohnheit. Doch vielen Pflegebedürftigen fällt die Mundhygiene nicht mehr so leicht. "Sie bedeutet aber nicht nur Lebensqualität, sondern ist auch für die Gesundheit wichtig", erklärt Professor Dr. Oesterreich. Nur mit gesunden Zähnen und gepflegtem Zahnersatz können Betroffene schmerzfrei essen und gut sprechen. Diese Tipps helfen dabei, gemeinsam eine Routine zu finden.
Vor dem Zähneputzen: Vertrauen schaffen
Generell gilt, die Eigeninitiative der Pflegebedürftigen zu fördern und besonders behutsam vorzugehen. "Pflegende sollten nichts erzwingen. Bei Problemen die Zahnhygiene unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen." Weitere Tipps von Professor Oesterreich:
Die Grundpfeiler der guten Mundhygiene
Zweimal täglich Zähneputzen
Der Pflegebedürftige sollte so viel bei der Mundhygiene mithelfen, wie er kann. Spezielle Zahnbürsten mit einem verstärkten Griff erleichtern ihm das Festhalten.
Die Mundpflege morgens und abends durchführen. Danach kontrollieren, ob die Beläge entfernt wurden und gegebenenfalls nachhelfen. Eine weiche Zahnbürste, die einen kleinen Kopf hat, beugt Brechreiz vor. Fluoridhaltige Zahnpasta verwenden.
Am besten systematisch putzen: Erst die Kauflächen reinigen, dann innen und außen vom Zahnfleischrand Richtung Zahn fegen.
Zähneputzen bei Prothesen-Trägern
Schleimhäute pflegen
Prothesen und Zahnersatz immer separat putzen, am besten morgens nach dem Frühstück und abends vor dem Schlafengehen. Das Zahnfleisch mit einer Zahnbürste sanft massieren, um Entzündungen und Rückgang zu vermeiden. Zudem regelmäßig kontrollieren, ob durch den Zahnersatz Druckstellen entstanden sind. Wenn ja, sollte die Prothese durch einen Zahnarzt angepasst werden.
Haftcremereste gründlich von den Mundschleimhäuten entfernen. Besonders gut eignet sich dafür ein Tupfer, der in Sonnenblumenöl getränkt wurde. Mit sanftem Druck über die Kauflächen wischen.
Prothese reinigen
Ein Handtuch im Waschbecken schützt die Prothese vor Beschädigungen, falls sie aus der Hand gleiten sollte. Den Zahnersatz nach jeder Mahlzeit unter fließendem Wasser abspülen und alle Speise- und Haftcremereste mithilfe einer speziellen Prothesenbürste und etwas Flüssigseife entfernen. Keine Zahnpasta verwenden, sie kann Kratzer verursachen!
Im Video zeigen wir, wie Sie Schritt für Schritt bei der Körperpflege eines Pflegebedürftigen vorgehen (Artikel wird unter dem Video fortgesetzt):
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Bei trockenem Mund den Speichelfluss anregen
Speichel schützt vor Keimen
Im Alter nimmt die Speichelproduktion ab. Aber auch Medikamente – etwa gegen Herz-Kreislauf-Beschwerden, Depressionen oder Diabetes – oder Krankheiten, wie Mundschleimhautund Nasennebenhöhlen-Entzündung, können zu Mundtrockenheit führen. Die ist unangenehm, weil sie das Geschmacksempfinden stört sowie Kau- und Schluckbeschwerden auslöst. Zudem kann ein trockener Mund langfristig die Zähne schädigen und sogar das Immunsystem negativ beeinflussen. Denn Speichel macht Bakterien, Pilze und Viren unschädlich. Er reinigt den gesamten Mundbereich und verhindert, dass Krankheitserreger in den Körper gelangen.
Trinken regt den Speichelfluss an: Pflegende sollten Getränke ständig sichtbar aufstellen und Wasser oder ungezuckerten Tee zu jeder Mahlzeit reichen. Gute Hilfsmittel sind auch Eiswürfel aus dem ungesüßten Lieblingsgetränk des Betroffenen oder zuckerfreie Bonbons, die gelutscht werden können. Die Mahlzeiten erst pürieren, wenn es wirklich notwendig ist. Denn Kauen regt den Speichelfluss an, kräftigt Zähne und Zahnfleisch.
Was Sie bei Wunden im Mundraum beachten sollten
Einmal pro Tag kontrollieren, ob der Pflegebedürftige Wunden im Mund hat. Diese können etwa durch schlecht sitzende Prothesen oder Keime entstehen. Helfen Mundspülungen aus Salbei oder Kamille nicht, sollte nach spätestens drei Tagen der Zahnarzt aufgesucht werden. Nur er kann den perfekten Sitz der Prothese einstellen und gegen Erkrankungen Medikamente verschreiben.
Pflege bei Schluckstörungen und Sondenernährung
Nur eine kleine Menge Wasser und Zahnpasta nutzen, das beugt einem Verschlucken vor. Bei Schluckstörungen kann der überflüssige Speichel mit Kompressen oder kleinen Schwämmchen aufgenommen werden. Sie sollten mit Gefäßklammern (Apotheke), wie sie bei OPs verwendet werden, gehalten werden.
Weiterhin Zähne putzen
Obwohl der Betroffene bei Sondenernährung keine Lebensmittel über den Mund aufnimmt, bilden sich bakterielle Beläge. Diese mit einer weichen Zahnbürste entfernen. Zusätzlich können mit einem Tupfer, der in Mundspüllösung getränkt wurde, die Schleimhäute abgewischt werden.
Mundpflege bei Bettlägerigen
Kann der Pflegebedürftige das Bett nicht verlassen, muss die Zahnreinigung dort durchgeführt werden: Den Pflegebedürftigen in eine möglichst aufrechte Position bringen. Am besten das Kopfteil des Lattenrosts aufstellen oder den Rücken mit mehreren Kissen abstützen. Die Kleidung des zu Pflegenden und die Bettwäsche mit einem Handtuch bedecken, um sie vor Flecken zu schützen. Benötigt wird auch eine Schale zum Ausspucken.
Der Pflegebedürftige sollte vor Beginn angesprochen werden. Dann seitlich hinter ihn stellen und seinen Kopf mit der Hand abstützen. Seinen Mund vorsichtig öffnen und mit der Mundhygiene beginnen.
Wie erkenne ich Mundsoor?
Die Pilzerkrankung äußert sich meistens durch weiße ablösbare Beläge auf der Mundschleimhaut. Sie ist gerötet und entzündet. Ein schwaches Immunsystem begünstigt die Infektion. Die Beläge selbst zu entfernen, nützt nichts. Mundsoor sollte in jedem Fall mit Medikamenten gegen Pilzinfektionen – sogenannten Antimykotika – behandelt werden.
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Quelle: Pflege und Familie