Geistig fit bleiben

Training für das Gedächtnis: Raus aus der Routine

Wissbegierige Menschen leben gesünder, sind motivierter, kreativer – und glücklicher. Gute Gründe, seine Lust auf Neues immer wieder zu wecken, oder? Wie’s geht, verraten wir hier

Training für das Gedächtnis: Raus aus der Routine
Training für das Gedächtnis: Raus aus der Routine Foto: Wavebreakmedia / iStock
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Mehr wissen wollen, den Dingen auf den Grund gehen, Geheimnisse lüften: Das nennt man Neugier. Bei Kleinkindern zeigt sie sich noch ungeniert. Wieso? Weshalb? Warum? Fünfjährige stellen sich diese Fragen bis zu 65-mal pro Tag, Erwachsene hingegen nur noch etwa viermal. Dabei sind es genau diese Fragen, die dafür gesorgt haben, dass der Mensch das Feuer entdeckt hat. Auch Laptop, Solarzellen oder Antibiotika gäbe es nicht ohne die Triebfeder namens Neugier. Wir verdanken ihr jedoch nicht nur Wissen und Wachstum, sie schenkt uns auch Glück und verlängert sogar das Leben, wie neuere Forschungen zeigen. Denn ob man fröhlich, kreativ, erfolgreich und gesund ist oder nicht, hängt maßgeblich davon ab, ob man sich an neue Erfahrungen heranwagt.

Kleine Abenteuer düngen den Geist

Wenn man sich auf kleine Abenteuer einlassen, fördern man die Flexibilität des Gehirns, indem es neue Nervenzellen bildet, wissen Experten. Und dieser Prozess ist bis ins hohe Alter möglich! Man kann also das Leben lang neue Gehirnzellen und neuronale Verknüpfungen bilden. Die Folge: Das Oberstübchen bleibt bis ins hohe Alter jung, fit und leistungsstark. Neugier wirkt quasi wie Dünger auf den Geist. Und neugierige Menschen haben ein entsprechend stark vernetztes Gehirn, konnten Forscher der Uni Bonn zeigen. Zudem fanden sie heraus: Je neugieriger ein Mensch ist, desto schneller reagiert sein Gehirn auf die Lernprozesse mit einer Belohnung in Form von Wohlfühlhormonen. Und desto größer ist wiederum seine Lust, Neues kennenzulernen. Was für ein schönes Wirkprinzip!

Klarer Vorteil für die Gesundheit

Und das hat einen tieferen Sinn: Mutter Natur hat es uns in die Wiege gelegt, Unvorhergesehenes zu meistern und Informationen zu sammeln. Sonst hätten wir weder überlebt noch uns weiterentwickelt. Kein Wunder also, dass die Biologie auch dafür gesorgt hat, dass das Gehirn zwar Altbekanntes schätzt, zu viel Gleichförmigkeit im Leben jedoch gar nicht mag. Studien belegen: Empfindet man das Dasein über mehrere Monate als fad, etwa weil der Job langweilig ist, hat man ein 2,5-fach größeres Herzinfarktrisiko als nicht gelangweilte Menschen. Im Stillstand pflegt man einen eher ungesunden Lebensstil, essen zum Beispiel häufiger Fertiggerichte, erklären die Forscher. Wer wissbegierig bleibt, profitiert also auch gesundheitlich – und zwar doppelt. Denn genau jene Substanzen, die das Gehirn ausschüttet, wenn man etwas Neues entdeckt, schützen laut Studienlage vor zahlreichen Leiden, insbesondere vor Depressionen. Erste Untersuchungen zeigen zudem, dass ein Plus an Neugier das Risiko sogar für eine Alzheimer- oder Parkinsonerkrankung senkt.

Den Wissensdurst neu wecken

Schade nur, dass die Entdeckerlust mit den Jahren nachlässt, weil man schon vieles erlebt und reichlich Lebenserfahrung gesammelt hat. Doch genau diese Ach-das-kenne-ich-schon-Haltung legt das Interesse an Unbekanntem regelrecht lahm, sagen Psychologen. Wenn etwas die Aufmerksamkeit erregt, dann ist es der Reiz des Besonderen. Hinzu kommt, dass wir ein gewisses Maß an Beständigkeit suchen und mögen. Sie gibt Sicherheit in einer Welt, die sich ständig rasant verändert. Wie stark aber die Lust auf Neues sinkt, ist letztendlich eine Typfrage und hängt von der persönlichen Veranlagung ab. Es lohnt sich jedoch immer, seine Neugier wieder zu wecken – in jedem Alter.

10 Tipps für frischen Wind im Leben

Wer seine Neugier aktiviert, lebt intensiver und ist geistig fitter. Die besten Weckhilfen für die Forscherin in uns:

1. Kommen Sie raus aus dem Trott

Wie wäre es am Wochenende mit einem kurzen Trip in eine fremde Stadt in der Nähe? Auch gut: einen Park oder ein Museum besuchen, in dem Sie noch nie waren, ein exotisches Gericht ausprobieren oder eine Fach-Zeitschrift über etwas lesen, mit dem Sie sich noch nie beschäftigt haben. Vielleicht in einem Heimhandwerker-Magazin? Ihre Neugier lebt auf, wenn etwas aus dem gewohnten Rahmen fällt. Die Glücksgefühle gibt’s gratis dazu.

Sie können Ihr Gedächtnis auch mit kleinen Rätseln anregen, wie zum Beispiel mit diesen optischen Täuschungen (Artikel wird unter dem Video fortgesetzt):

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2. Öffnen Sie sich dem Fortschritt

Selfiestick, Virtual-Reality-Brille, Snapchat oder neue Küchengeräte – versuchen Sie, technischen Erfindungen offen zu begegnen. Informieren Sie sich, lassen Sie sich beraten – und probieren Sie am besten alles selbst einmal aus.

3. Genießen Sie Momente der Muße

Wer sich öfter gedanklichen Leerlauf gönnt, wird rasch wieder zum Entdecker, weil die grauen Zellen regelrecht nach neuen Reizen hungern. Genießen Sie also ruhig mal eine Stunde Nichtstun auf dem Sofa. Geben Sie aufkommenden Impulsen nach – ob Kochbuch, Bastel-Idee oder Fernweh. Sie werden überrascht sein, wohin Ihre Neugier Sie führt.

4. Bieten Sie dem Zweifel Paroli

Hören Sie nicht auf die kritische Stimme in Ihrem Kopf, die Ihnen sagt, etwas sei riskant oder bringe doch nichts. Die Scheu vor dem Unbekannten können Sie nur verlieren, wenn Sie trotzdem Neues wagen, raten Psychologen. Denn nur dann erfahren Sie, wie großartig es sich anfühlt, sich überwunden zu haben und zudem festzustellen, wie unbegründet die Angst davor war. Vergessen Sie also Sätze wie "Das versteh' ich nicht mehr" oder "Dafür bin ich zu alt". Mag sein, dass Sie manchmal länger brauchen, um etwas zu verstehen, doch mit etwas Übung lässt sich alles lernen.

5. Bewahren Sie sich den Geist eines Anfängers

Lernen Sie, wieder wie ein Kind zu denken – getreu dem Motto: Ich möchte dies oder das unbedingt wissen und jenes gern haben. Aktivieren Sie den Forscherdrang in sich. Für jede neue Erkenntnis ernten Sie eine Dosis Glückshormone.

6. Fragen Sie sich: wieso, weshalb, warum?

Stellen Sie sich öfter Fragen – und wecken Sie damit Ihren Forscherdrang. Worüber haben Sie noch nie nachgedacht? Etwa: "Warum frieren Frauen schneller?" oder "Lässt sich eine Flasche Wein mit dem Schuh öffnen?" – in dem Buch "Rubbel die Katz oder wie man Wasser biegt: Die wunderbare Welt der Alltagsphysik" von Aeneas Rooch finden Sie sehr unterhaltsame Antworten auf Ihre Fragen (Heyne, 9,99 Euro über Amazon.de).

7. Wechseln Sie den Fokus

Was dem grauen Alltag wieder mehr Glanz verleiht? Häufig reicht ein neuer Fokus. Betrachten Sie zum Beispiel Ihre Umgebung bewusst so, als wäre es das erste Mal. Dann wird sogar langweiliges Warten auf den Bus zu etwas Spannendem, wissen Achtsamkeitstrainer. Suchen Sie nach Details, die Sie normalerweise nicht wahrnehmen, oder fangen Sie ein Gespräch mit jemandem an, den Sie normalerweise nie ansprechen würden.

8. Bleiben Sie neugierig auf Ihre Liebsten

Werden Sie in Beziehungen nie müde, dem anderen Fragen zu stellen, raten Psychologen. Denn auch wenn wir denken, schon alles vom Partner oder der Freundin zu wissen, verändern diese sich doch ständig. Erst Fragen fügen dem Bild, das wir von den Menschen haben, neue Aspekte hinzu. Diese Neugier hält sowohl Liebe als auch Freundschaften lebendig.

9. Regen Sie Ihre Kreativität an

Wie wäre es mit einem neuen Hobby – zum Beispiel einer originellen Handarbeitsmethode, nach der man Wohnaccessoires aus Kork bastelt? Wie das geht, erfahren Sie im Buch "Dekorative Ideen aus Kork-Papier" von Ingrid Moras (Christophorus, 12,99 Euro über Amazon.de). Sie malen lieber? Lesen Sie hier, wie es Ihrer Gesundheit hilft: Malen für Erwachsene

10. Läuft bei dir! Lernen Sie von den Jüngeren

Halten Sie Kontakt zu Jugendlichen. Seien Sie offen für deren Begriffe und Redewendungen, etwa "Läuft bei dir!", was so viel bedeutet wie "Du hast es drauf!". Interessieren Sie sich zum Beispiel auch für die Musikvorlieben anderer Generationen. Selbst wenn alles nicht Ihrem Geschmack entspricht, bleiben Sie doch auf dem Laufenden und können mitreden. Das hält jung im Kopf.

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Quelle: Bella