Schauspieler im Interview

Stephan Grossmann: "Ich kämpfe sehr für meinen Hadi!"

Schauspieler Stephan Grossmann erzählt im Interview, was er an 'Familie Bundschuh' schätzt und welche Fernsehrollen ihn geprägt haben.

Stephan Grossmann bei der 72. Verleihung des Deutschen Filmpreises 2022 im Palais am Funkturm in der Messe Berlin.
Stephan Grossmann spielt bei 'Familie Bundschuh' den erfolglosen Schriftsteller Hadi. Der Schauspieler ist großer Fan der 'Familie Bundschuh'-Filme. Foto: IMAGO / Future Image
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Stephan Grossmann besitzt ein vielseitiges schauspielerisches Talent: Sei es der Sonntagabendkrimi, der auf wahren Tatsachen beruhende Film oder die Familienkomödie: Der 50-Jährige ist in vielen Formaten zu sehen. Als 'Hadi' in den Filmen der 'Familie Bundschuh'-Serie hat er sich erneut in die Herzen der Zuschauer gespielt. Im Interview erzählt der gebürtige Dresdner, was seiner Meinung nach den Erfolg der Bundschuhs ausmacht, was er von Nachbarschaftsstreits hält und welche Rollen ihn persönlich geprägt haben.

'Unter Verschluss' ist der siebte Film der Serie 'Familie Bundschuh'

Liebenswert: Herr Grossmann, 'Unter Verschluss' ist bereits der siebte Film der Serie 'Familie Bundschuh'.

Stephan Grossmann: Darüber freuen wir uns jedes Jahr aufs Neue – wir wissen ja, dass es nicht selbstverständlich ist, dass 'Familie Bundschuh' immer weitergeht. Aber das Publikum wächst und wächst und so macht es dann richtig Spaß und Freude, die Serie immer fortzusetzen. Die Geschichten entwickeln sich in dem Moment, wenn sie sowohl von uns Schauspielern als auch von den Betrachtern geliebt werden, immer besser. Wenn man vorher ein festes Konzept hat, ist das viel schwieriger. Aber hier ist es so, dass sich die Geschichten wirklich mit dem Publikum zusammen entwickeln.

Wie meinen Sie das?

Wenn man sich die Filme anschaut, entwickelt man schon eine Idee und fragt sich: Was könnten die denn noch erleben? Was ist denn jetzt der Zeitgeist? Das ist toll, dass eigentlich in jedem Film eine Aktualität steckt – wie jetzt mit Corona. Das Thema Pandemie ist sehr aktuell. Das ist eine Stärke dieser tollen Familienkomödie, denn eigentlich läuft man immer Gefahr, etwas zu drehen, was dann schon nicht mehr aktuell ist. Aber wir unternehmen immer den Versuch, solche Sachen einfließen zu lassen. Das ist auch für uns Schauspieler sehr interessant. Ich habe jetzt das Drehbuch für den nächsten Film, der geplant ist, gelesen und da spielt das Thema Männer und Frauen – also dass Männer Frauen führen wollen, obwohl die Frauen das gar nicht brauchen, die können das sehr gut selber – eine ganz große Rolle. Und diese Aktualität finde ich einfach gut. 

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Über Stephan Grossmann

Stephan Grossmann kam am 2. September 1971 in Dresden zur Welt. Er studierte in Potsdam, arbeitete zunächst an Theatern und war mittlerweile in zahlreichen Fernsehserien – darunter neben 'Familie Bundschuh' auch in 'Weißensee', 'Wolfsland' und im 'Tatort' zu sehen. In 'Familie Bundschuh' spielt Stephan Grossmann Gundulas (Andrea Sawatzki) Bruder Hans-Dieter "Hadi" Schultze, der sich als mehr oder weniger erfolgloser Esoterik-Schriftsteller verdingt und mit Rose (Eva Löbau) verheiratet ist.  

"Die Komödie ist die Königsklasse der Unterhaltung"

Wie erklären Sie sich den Erfolg von 'Familie Bundschuh'?

Ich glaube, es ist ein Mix. Zum einem ist es die Wiedererkennung von Typen, die jeder irgendwo her kennt, vielleicht auch aus der eigenen Familie, dieses Vertraute. Im Idealfall ist es auch die richtig gute Unterhaltung – da ist die Komödie ja wirklich die Königsklasse. Unterhaltung nur auf Teufel komm raus, das würde nicht funktionieren, da ist der Zuschauer definitiv zu anspruchsvoll. Bei dem wahnsinnigen Angebot, das die Zuschauer haben, da kann man nicht mehr sagen: „Ach, wir machen nur ein bisschen Spaß.“ Es ist ja heute nicht mehr so leicht, eine gute Unterhaltung zu schaffen, weil die Zuschauer wollen sich nicht nur berieseln lassen, sondern auch ein bisschen  herausgefordert werden. Bei 'Familie Bundschuh' erkennt man sich wieder, da ja jeder eine Familie hat und jeder sich vorstellt: Wie wäre das wohl mit der eigenen Familie? Ich glaube, das ist mit der größte Aufhänger, warum die Zuschauer die Filme mehr und mehr mögen. Ich spüre das am Feedback, dass Zuschauer sagen: „Ach, ich freu' mich schon wieder auf die Familie Bundschuh!“ Ich denke, in dieser Zeit, wo so viel passiert und es so viele negative Nachrichten gibt, da genießt man es, etwas zu haben, das einem vertraut ist und gut tut. 

Sind alle Schauspieler am Drehbuch beteiligt?

Wir haben eine ganz tolle Produktionsfirma namens Ziegler Film. Die setzen viele tolle Impulse. Andrea Sawatzki hat durch ihre Romanvorlagen natürlich die Grundidee geschaffen und spricht bestimmt auch bei den Drehbüchern mit, die unabhängig von der Romanreihe entstanden sind.  Aber wenn alle beteiligten Schauspieler sich was wünschen würden, würde das Drehbuch nur ganz schwer fertig werden. Aber jeder kann natürlich Sachen aussprechen und Impulse geben, die dann eventuell berücksichtigt werden. Und ich muss sagen, ich kämpfe sehr für meinen Hadi und ich versuche immer, gute Impulse zu geben. Natürlich kann nicht jede Idee berücksichtigt werden. Aber ich habe es auch schon bei anderen Serien, zum Beispiel bei 'Weißensee' und bei 'Wolfsland' erlebt, dass die Ideen einfließen, und da freut man sich immer.

Die Schauspieler von 'Familie Bundschuh' schätzen einander sehr

Kannten Sie Andrea Sawatzki eigentlich schon vorher?

Wir kannten uns vorher nicht – dabei haben wir schon mal zusammen gedreht, ohne dass wir voneinander wussten, weil wir in unterschiedlichen Szenen waren. In dem Film sind wir uns nie begegnet. Insofern war unser Kennenlernen ganz toll. Da saßen wir alle im Wohnzimmer und dann haben wir uns umgeguckt und uns angeschaut und haben gesagt: „Mensch, das ist doch wirklich ein Glücksfall, wer hat sich das denn jetzt so schön ausgedacht, dass wir hier zusammensitzen und dass wir alle so gut zusammenpassen, und alle so ein bisschen für die Geschichte schräg sind“. Das haben wir schon als Glück empfunden. Und mit Andrea ist es jedes Mal toll, weil 'Familie Bundschuh'  für sie ein Herzensprojekt ist und das ist immer das Allerbeste.

Wie ist es unter den Schauspielern von 'Familie Bundschuh', haben sich da Freundschaften entwickelt?

Vielleicht nicht unbedingt Freundschaften – wir leben ja alle noch unser eigenes Leben – aber wir Kollegen halten alle wirklich sehr viel voneinander und freuen uns jedes Mal, wenn wir uns wiedersehen. Und das ist etwas, das wir sehr schätzen.

Stephan Grossmann hatte immer die Sehnsucht nach einer großen Familie

Im nächsten Film von 'Familie Bundschuh'- 'Unter Verschluss' - werden Sie von Ihrer Frau Rose gepflegt. Wie ist es im echten Leben? Leiden Sie sehr, wenn Sie krank sind?

Ich muss dazu sagen, dass ich noch kein Corona hatte oder, wenn, dann habe ich es nicht gemerkt, dann war es ein ganz leichter Verlauf. Vielleicht hat die Impfung bei mir wirklich gewirkt. Also Gott sei Dank ging es mir noch nicht so schlecht wie meiner Filmfigur. Daher habe ich keine Ahnung, denn ich habe so eine Situation wie im Film noch nicht erlebt. Aber Leidensfähigkeit ist nicht so das Ding der Männer. Also ich würde mal diplomatisch antworten, dass meine Frau mir in so einem Fall sehr überlegen wäre. Aber im Film manipuliert Rose mich ja, lässt mich hungern, da sie gekränkt ist. Wir sind schon ein seltsames Pärchen.  

Sind Sie selbst ein Familienmensch?

Ich hatte immer die Sehnsucht nach einer starken, großen Familie und habe immer ein wenig wehmütig zu den Menschen geschaut, die Weihnachten so viele Menschen um sich hatten: Eine große Familie, alle sind da, alle freuen sich aufeinander und da ist auch mal einer dabei, der ein bisschen aus der Art schlägt. Allerdings ist das bei mir nie so eingetreten.

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Zu seinen Nachbarn pflegt der Schauspieler ein gutes Verhältnis

Haben Sie denn Kinder?

Ja, ich habe ein Kind, aber nicht mit meiner jetzigen Ehefrau.

In 'Familie Bundschuh' sind Hadi und Rose die neuen Nachbarn von Gundula und Gerald. Wie gut kommen Sie privat mit ihren Nachbarn aus?

Ich glaube, man muss sich wirklich gut stellen mit seinen Nachbarn und die beste Harmonie pflegen. Jegliche Anspannung, jegliche zwischenmenschliche Distanz wäre mir ein Gräuel. Natürlich muss man nicht jeden Abend miteinander feiern. Aber es gibt Leute, die leben den Zwist mit ihren Nachbarn aus – das wäre nichts für mich. Ich kann nur für meine Seite sprechen, aber ich denke, ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Nachbarn.

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Stephan Grossmann spielte unter anderem Helmut Kohl in 'Der Mann aus der Pfalz'

Welche ist die nervigste Eigenschaft, die ein Nachbar haben kann?

Lautstärke!  Also Laut sein in jeglicher Form: Musik, Rasenmähen früh um 7.30 Uhr, die Kreissäge am Sonntag.

Sie haben in sehr vielen Serien und Filmen mitgespielt. Haben Sie ein Lieblingsgenre?

Nein, das nicht. Ich bin immer neugierig geblieben und liebe diesen Beruf wirklich – und das ist auch der Grund, warum ich bei so vielen Formaten mitgemacht habe. Ich stelle mich in den Dienst der Sache und versuche immer, alles spielbar zu sehen. Es gibt nichts, wo ich sagen würde: Das ist nichts für mich. Wenn es um Sachen geht, die einem persönlich sehr zusetzen, da wäre ich vielleicht etwas vorsichtiger, manche Themen müssen in sensible Hände –zum Beispiel Kindermord. Was man aber sagen kann, ist, dass es Rollen gab, die sich als sehr wichtig herausgestellt haben, wenn auch erst im Nachhinein. Das konnte ich vorher nicht wissen. Ganz eindeutig war das zum Beispiel mein erster 'Polizeiruf'- 'Geliebter Mörder' hieß der. Oder meine Rolle als Helmut Kohl in 'Der Mann aus der Pfalz'. Und die Rolle des Hans-Dietrich Genscher im Film 'München 72 – das Attentat'. Und 'Weissensee' war auch ganz wichtig für mich. Das sind Rollen, die haben im Nachhinein nochmals etwas mit einem gemacht, da hat man gesehen, man wächst auch mit seinen Rollen. Das konnte man nie vorher wissen. Aber die genannten Rollen sind auf jeden Fall solche, die mir sehr stark in Erinnerung geblieben sind.

"Es ist schön zu wissen, dass es da jemanden gibt, den man liebt und der einen liebt"

Haben die Zuschauer Vorlieben?

Wenn ich auf der Straße angesprochen werde, dann werde ich in der Tat auf ganz unterschiedliche Rollen angesprochen. Da sieht man, dass Zuschauer auch verschiedene Vorlieben haben. Mich freut das immer, wenn sie mich nochmal auf etwas ganz anderes ansprechen.

Was macht Ihr Leben liebenswert?

Es ist ja gerade sehr schwierig, jeden Morgen liebenswert auf die Welt zu blicken. Aber ich bin froh, dass ich einen Menschen habe, der bei mir ist und der mich umgibt. Es ist schön zu wissen, dass es da jemanden gibt, den man liebt und der einen liebt. Das ist meine Frau. Ich muss dazu sagen: Das, was einem im Leben wichtig ist, verändert sich. Wenn man jünger ist, hat man Ziele, die man anstrebt. Aber wenn man dann ein kleines bisschen älter wird und schon einiges erreicht hat, dann ist das Wichtige, dass man sich nicht einsam fühlt. Man ist zwar gerne mal alleine, aber man will sich nicht einsam fühlen.  Das trifft sich dann auch wieder mit unserer 'Familie Bundschuh'. Ist es nicht schöner - statt die Welt nur als Monolog zu betrachten - sich mit der Familie auseinander zu setzen, weil da die witzigsten und schönsten und traurigsten Momente entstehen, die für einen Schauspieler dann auch wieder was Tolles hervorbringen. Und solche einfachen Erkenntnisse können doch auch schon glücklich machen.

Vielen Dank für das freundliche Gespräch!

TV-Tipp: Der siebte Film der 'Familie Bundschuh'-Reihe heißt 'Unter Verschluss' und läuft am Donnerstag, 1. September 2022, um 20.15 Uhr auf ZDF.

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