Schildkröten überwintern: Mit dieser Methode klappt es am besten
Wenn die Temperaturen sinken, wird es für Schildkröten Zeit für die Winterstarre. Wir verraten Ihnen, wie Sie Ihre gepanzerten Vierbeiner überwintern können.
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Schon das bloße Erscheinungsbild von Schildkröten ist wie aus einer anderen Zeit: Denn sie sehen doch irgendwie so aus, als seien sie die letzten Überlebenden von Stephen Spielbergs 'Jurassic Park' – oder mit ihrer ledrigen Haut ein entfernter Verwandter von 'E.T.' – Der Außerirdische'. Ein bisschen urzeitlich und mysteriös. Und das auch zurecht, denn Schildkröten sind wirklich Dinosaurier! Die ersten lebenden Exemplare gab es bereits vor 225 Millionen Jahren.
Auch darüber hinaus sind die gepanzerten Kriechtiere ziemlich außergewöhnlich, vor allem als Haustiere. Denn anders als Hund und Katze, die das ganze Jahr über herumtollen, verschwinden die Vierbeiner zum Jahresende in eine mehrmonatige Auszeit. Der Grund: Schildkröten überwintern. Doch wieso machen sie das überhaupt? Die Antwort darauf, ebenso wie Sie Ihre Tiere auf den Winterschlaf – oder besser auf die Winterstarre – vorbereiten, wie die Überwinterung überhaupt abläuft und welche Methoden es dafür gibt, erfahren Sie im Artikel.
Darum müssen Schildkröten überwintern
Schildkröten sind, wie alle Reptilien, wechselwarme Tiere. Wie auch Eidechsen oder Leguane haben sowohl Landschildkröten als auch Wasserschildkröten ein besonders starkes Wärmebedürfnis. Die sogenannten "Kinder der Sonne" passen die Temperatur ihres Körpers die der Umgebung an und können diese nicht selbst konstant aufrecht erhalten - das nennt sich auch poikilotherm.

Im Winter würden sie demnach bei zu niedrigen Temperaturen erfrieren. Abhängig vom Lebensraum der Tiere lässt die Kraft der Sonne im Winter ziemlich nach – oder verschwindet sogar komplett. Auch in Deutschland kann es für die Kriechtiere im Winter so kalt werden, dass sie sich kaum mehr bewegen können. Die europäischen Landschildkröten sind in deutschen Haushalten mit am verbreitetsten. Allen voran die griechische Landschildkröte. Außerdem wird das Nahrungsangebot im Winter extrem eingeschränkt, sodass sie kaum mehr etwas zum Fressen finden – vor allem in freier Wildbahn.
Um nicht zu erfrieren oder zu verhungern, müssen sie überwintern und verfallen in eine knapp viermonatige Winterstarre. Hierbei verlangsamen Schildkröten alle wichtigen Körperfunktionen: etwa den Herzschlag, die Atmung als auch den Stoffwechsel. Ein vorab aufgebauter Fettspeicher ermöglicht, dass die Tiere während der Überwinterung ausreichend versorgt sind.
Außerdem ist die Überwinterung gesundheitlich notwendig und kann schwerwiegende Krankheiten vorbeugen. Würde die Winterstarre ausgesetzt werden oder wegfallen, könnte das zu einigen Problemen führen, denn sie beeinflusst das Immunsystem als auch den Hormonhaushalt und verhindert, dass junge Schildkröten zu schnell wachsen.
Halten Schildkröten Winterschlaf oder Winterstarre?
Dass Schildkröten Winterschlaf abhalten ist ein weit verbreiteter Irrtum, auch wenn sie äußerlich dabei zwar so aussehen als würden sie tief und fest schlafen. Tatsächlich fallen die wechselwarmen Lebewesen nicht in einen dornröschenartigen Winterschlaf sondern in eine Winterstarre, auch Hibernation genannt. Gelegentlich spricht man dabei auch von einer Winterruhe.
Zwischen der Winterstarre und dem Winterschlaf gibt es einen zentralen Unterschied. Tiere, die "klassischen Winterschlaf" abhalten – dazu gehören Säugetiere wie Igel, Eichhörnchen oder Murmeltiere – fahren ihre Körperfunktionen zwar auch stark zurück, können diese jedoch jederzeit auch wieder eigenständig hochfahren und die Winterruhe unterbrechen – um unter anderem nach Futter zu suchen. Schildkröten und andere Reptilien können das hingegen nicht. Zumindest nicht aus eigener Kraft heraus. Sie können ebenfalls nicht die Winterstarre selbst regulieren. Um aus der Hibernation zu erwachen, müssen die Temperaturen der Umgebung ansteigen. Erst dann kann sie die Körpertemperatur einer Schildkröte entsprechend anpassen und wieder hochfahren.
Müssen Wasserschildkröten auch überwintern?
Genau wie ihre Landkollegen sind Wasserschildkröten wechselwarm – in der kalten Jahreszeit fallen sie ebenfalls in eine Kältestarre. Wenn Sie die Tiere in einem Teich halten, sollten Sie sie in dieser Zeit unter keinen Umständen dort lassen. Im schlimmsten Fall können sie eine Lungenentzündung bekommen und sogar sterben. Es sei denn, der Gartenteich ist wirklich groß und an der tiefsten Stelle mindestens einen Meter tief. Nur dann kann er nicht komplett einfrieren. Dennoch sollten Sie während der kalten Monate darauf achten, dass eine Stelle im Teich eisfrei ist.
Für die Überwinterung von Wasserschildkröten stellen Sie am besten ein Aquarium im Haus auf, bevorzugt an einem hellen Ort und setzen die Tiere spätestens Ende Oktober hinein. Das Aquarium sollte genug Rückzugsmöglichkeiten bieten. Verlegen Sie Ihre Haustiere erst dann wieder in den Teich, wenn die Nächte wieder frostfrei sind. Das Teichwasser sollte in etwa die selbe Temperatur haben wie die des Aquariums.
Lesen Sie auch: Aquarium reinigen: Anleitung und Tipps für Einsteiger
Dauer und Zeitpunkt der Winterstarre
Wie lange die Winterstarre abgehalten wird, hängt von der Herkunft des Tieres ab. Im Durchschnitt dauert die Überwinterung zwischen drei und fünf Monaten und richtet sich nach den Temperaturen, vor allem wenn die Schildkröte als Haustier im Freien gehalten wird und auch da überwintern muss. Grob kann man sagen, dass die Winterstarre von Oktober oder November bis März oder April dauert. "Bei einigen Tieren kann es sogar vorkommen, dass sie auch erst im Dezember zu Weihnachten in die Winterruhe gehen", verrät Dr. Johannes Hetterich. Er ist Tierarzt und auf Reptilien spezialisiert. Allerdings betont er gegenüber Liebenswert, dass eine solch verspätete Winterruhe nicht optimal sei, wenn es die Tiere bereits vorher anzeigen. Das Bedürfnis des Tieres sollte an erster Stelle stehen und nicht nicht etwa der Terminkalender der Besitzer. Grundsätzlich kommt aber auch eine verspätete Einwinterung infrage. Dies sei auch von einigen Faktoren abhängig, etwa wie der Herkunft. So gehen etwa russische Landschildkröten früher in die Winterstarre als andere.
Tipp vom Tierarzt: "Lassen Sie sich bei der Einwinterung bloß nicht stressen und lassen Sie sich wirklich Zeit. Sie können die Winterstarre auch erst zu Weihnachten beginnen, dann verschiebt sich das Ganze zwar etwas nach hinten. Das ist aber überhaupt nicht schlimm." Auch wenn Sie sich erst kurz vor dem Winter oder im Herbst ein solches Haustier anschaffen möchten, rät Dr. Hetterich, damit erstmal noch zu warten. Im schlimmsten Fall überfordern Sie sonst nur das Tier.

Johannes Hetterich ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik für Heimtiere, Reptilien und Vögel (Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover). Er hat selbst eine Schildkröte und weiß genau, wie man mit den Tieren umgeht und welche Überwinterungsmethode die beste ist. Der promovierte Tierarzt ist außerdem Mitglied bei der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde. Wenn Sie Kontakt aufnehmen möchte zu Dr. Hetterich und seinem Team, erreichen Sie ihn per Mail unter reptilien@tiho-hannover.de oder telefonisch unter 0511/9536800. Weitere Informationen zur Klinik für Heimtiere, Reptilien und Vögel finden Sie auf der Website.
Einwinterung: So bereiten Sie Ihre Landschildkröten vor
Wenn Sie Schildkröten halten, gibt es ein paar Dinge zu beachten, bevor es für die wechselwarmen Wirbeltiere schließlich im Herbst in die Winterstarre geht. Sei es nun, ob Sie die Landschildkröten draußen in einem Freigehege beherbergen, sie in einem Terrarium oder Frühbeet halten oder gar Schlüpflinge – noch sehr junge Tiere – haben, die sich noch im ersten Lebensjahr befinden. Besonders dann ist eine gute Winterstarre-Vorbereitung essenziell.
Zunächst müssen Sie sicherstellen, dass Ihr Tier wirklich absolut gesund ist. Denn nur dann darf der gepanzerte Mitbewohner in die Winterstarre. Bei kranken Tieren ist das Risiko zu hoch, dass sie die Überwinterung sonst nicht überleben. Um die Gesundheit des Tieres zu überprüfen, suchen Sie am besten einen Tierarzt auf. Dieser untersucht das Panzertier – neben einer klinischen Allgemeinuntersuchung – auch auf einen möglichen Parasitenbefall durch den Kot. "Das ist bei der Vorbereitung das Mindeste, was man als Besitzer tun sollte", so der Reptilien-Facharzt. Eine regelmäßige Kontrolle sei ohnehin zu empfehlen. Dieser Check sollte bereits im August gemacht werden. Messen Sie auch vorab die Körpertemperatur, diese sollte während der Überwinterung nicht mehr als zehn Prozent abnehmen.
Steht die Gesundheit nicht im Wege, kann langsam die Vorbereitung eingeleitet werden. Wenn Sie Ihr Tier in einem Freigehege halten, macht die Schildkröte selbst – meist schon ab Mitte August – darauf aufmerksam, dass sie bald bereit ist, um zu überwintern:

Bei sinkenden Temperaturen stoppt sie automatisch die Nahrungsaufnahme, hört auf zu fressen und leert den Darm. Die Entleerung ist wichtig, damit im Darm selbst kein Fäulnisprozess entstehen kann. Hierfür können Sie, wenn Sie das möchten, Ihre Schildkröte lauwarm baden oder einfach über einen kurzen Zeitraum ins Warme holen.
Dass sich das Panzertier allmählich auf die Winterruhe einstellt, können Sie auch daran erkennen, dass es sich bei abnehmender Temperatur vergraben möchte.
Halten Sie das Tier in einem Frühbeet oder einem Terrarium, müssen Sie die Temperatur selbst anpassen und langsam runter zirkulieren. Das sollte im besten Fall über vier Wochen hinweg schrittweise passieren. Außerdem ist darauf zu achten, dass das Wirbeltier zwei bis drei Wochen vor Eintritt der Winterruhe nicht mehr gefüttert wird. "Das sollte aber nicht ad hoc passieren", rät Dr. Johannes Hetterich. Man sollte das Reptil wirklich langsam vorbereiten.
Schildkröten überwintern: Was ist die beste Methode?
Nun gehört es auch noch zur Vorbereitung zu entscheiden, wo Sie Ihren Vierbeiner überwintern möchten. Hier haben Sie mehrere Möglichkeiten: Entweder Sie lassen die Tiere im Freiland die Winterstarre abhalten oder holen sie über die vier kalten Monate ins Haus. Dort können sie in eine Überwinterungskiste – etwa einer Kunststoffbox – entweder in den Keller oder auch in den Kühlschrank.
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Wie Sie die Überwinterungskiste vorbereiten und welche Methode die beste ist, sehen Sie in der Bildergalerie:
Eine regelmäßige Kontrolle ist wichtig
Nun hat Ihre Landschildkröte ihre Winterstarre angetreten und Sie haben für die vier Monate nichts weiter zu tun – Fehlanzeige! Eine regelmäßige Kontrolle zwischen dem Eintritt und der Auswinterung ist sehr wichtig. Hierfür sollten Sie etwa alle vier Wochen überprüfen, ob es Ihrem Haustier noch gut geht. Finden Sie Auffälligkeiten an den Augen oder der Nase? Außerdem sollten Sie die Schildkröte regelmäßig wiegen.

Die wechselwarmen Tiere dürfen während der Überwinterung nur maximal 10 Prozent des Gewichts verlieren. Sollte der Panzer in dieser Zeit rote Verfärbungen annehmen, gilt absolute Vorsicht! "Hier muss man im schlimmsten Fall, bei einer tiefroten Verfärbung, von einer Bakterieninfektion ausgehen, die sich im Kreislauf des Tieres befinden", erklärt Tierarzt Dr. Hetterich im Gespräch. Dann sollten Sie umgehend einen Tierarzt aufsuchen. Eine harmlose Ursache einer Panzer-Verfärbung könnten auch Blätter sein, die bei der Überwinterung auf den Panzer abgefärbt haben. Aber das sollte in jedem Fall von einem Experten abgeklärt werden.
So holen Sie Ihr Reptil wieder aus der Winterstarre
Wird Ihr Tier von selbst wach und unruhig, ist das ein Zeichen für eine erfolgreiche Überwinterung. Es ist nun bereit für die Auswinterung.

Meist passiert das etwa Ende März. Aufgepasst: Holen Sie die Landschildkröte unbedingt ganz langsam aus der Winterstarre.
Hat die Schildkröte im Kühlschrank überwintert, erhöhen Sie die Temperatur des Gerätes Stück für Stück etwas höher bzw. schalten Sie ihn schließlich ganz aus. Bei einer Überwinterung im Keller können Sie das Tier in einem lichtdurchfluteten, kühlen Raum verlagern und dort sanft wieder auswintern lassen. Geben Sie Ihrem Haustier auch etwas Zeit, bis Sie es wieder mit Nahrung versorgen und schließlich wieder ins Außengehege setzen.
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