Schauspielerin

Maren Kroymann: "68? Ist doch ein geiles Alter!"

Maren Kroymann hat einen klugen Humor, kann toll singen und ist heute so erfolgreich wie nie. Für dieses Glück hat die 68-Jährige lange kämpfen müssen.

Maren Kroymann: 68? Ist doch ein geiles Alter!
Maren Kroymann bei der Premiere von 'Wendy 2 - Der Film' im Februar in Köln. Foto: Tristar Media / GettyImages

Während Maren Kroymann Grapefruit-Limonade zum Interview bestellt, macht sie nebenbei Small Talk mit dem Wirt – und berlinert dabei vom Feinsten. Dann plaudert sie über ihre wellenartige Karriere, ihre spät entdeckte Liebe zu Frauen und ihr fröhliches Single-Leben in Berlin …

Sie berlinern, als kämen Sie von hier. Dabei kommen Sie doch aus Tübingen. Würden Sie Berlin als Ihr Zuhause bezeichnen?

Maren Kroymann: Na unbedingt (sie berlinert und lacht). Ich habe vor über 40 Jahren hier angefangen. Hier in Charlottenburg, dem alten Westen, ist mein Zuhause, meine Heimat allerdings ist Tübingen. Ick würde sagen, ick bin Herzens-Berlinerin! Meine Eltern kamen gebürtig aus Berlin, später ging mein Vater dann an die Uni Breslau, und dann ist die Familie 1944 ab in den Westen. Die Familie landete in Niedersachsen, ich wurde in Walsrode geboren, dann kam mein Vater als Professor nach Tübingen. (Sie verfällt ins Schwäbische.) I bin halt dann zweisprachig uffgwachse. Meine Mutter wollte nicht, dass wir schwäbeln, sie mochte das nicht. Meine erste TV-Rolle in 'Oh Gott, Herr Pfarrer' habe ich übrigens bekommen, weil ich Schwäbisch konnte.

Haben Ihre Eltern Ihre ersten Erfolge noch miterlebt?

Maren Kroymann: Ja, meine Mutter hat erlebt, wie ich in Tübingen mit meinem ersten Programm gastierte. Da hing ganz groß das Plakat mit meinem Namen an der Neckarbrücke, und alle Professoren gingen hin – da war meine Mutter doch sehr stolz. Und dann, als ich 'Oh Gott, Herr Pfarrer' gedreht habe, sagte sie: "Kind, ich gucke doch keine Serien im Fernsehen." Da war ich erst sehr enttäuscht. Aber irgendwann hat sie mir gesagt: "Kind, ich mache es so, ich mache den Ton aus, und wenn du kommst, dann drehe ich den Ton wieder an." (Lacht.)

"Ich habe mich erst mit 40 in eine Frau verliebt, sozusagen über den zweiten Bildungsweg"

Sie stammen aus der 68er-Generation. Wie hat Sie das geprägt?

Maren Kroymann: Wir Studenten waren natürlich sehr links, wir wollten die Gesellschaft ändern, ob das die sexuelle Revolution war oder die Verarbeitung der Nazi-Zeit. Das alles führte zu einer aufgeklärten Grundhaltung. Vieles hat sich dadurch geändert, in der Erziehung, im Schulwesen, auch der Umweltgedanke. Natürlich ist meine Generation auch stark von der Frauenbewegung beeinflusst.

Apropos sexuelle Revolution. Ihr Outing kam spät …

Maren Kroymann: Ja, ich habe mich erst mit 40 in eine Frau verliebt, sozusagen über den zweiten Bildungsweg (lacht).

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Sie sagten kürzlich, Sie haben ein "geiles Alter". Was ist so geil am Älterwerden?

Maren Kroymann: Na ja, ich habe auch Zipperlein, und es gibt auch viele Sachen, die sehr schmerzlich sind. Dazu gehört auch, dass man Menschen, die man mag und liebt, gehen lassen muss. Und trotzdem kann ich heute besser damit umgehen, ich kann trauern, ohne dass ich denke, ich kann jetzt nicht mehr weiterleben. Die Trauer ist nicht mehr so vernichtend, wie es in früheren Jahren der Fall war.

Und was ist heute noch alles besser?

Maren Kroymann: Ich habe mir früher einfach nicht so viel zugetraut und habe sehr unter meinem mangelnden Selbstwertgefühl gelitten. Es war ein langer Weg zu meinem heutigen Selbstvertrauen. In der damaligen Zeit Mädchen zu sein war nicht sehr lustig. Ständig wurde man unterschätzt. Das hat mir sehr zu schaffen gemacht, weil Männer einen früher auch ganz gern von oben herab wie eine Tussi behandelt haben. Das hat mich immer sehr wütend gemacht. Heute habe ich immer noch diese Neugier, wie früher. Aber ich weiß heute viel mehr, habe mehr Erfahrung, und ich lasse mich einfach nicht mehr so leicht verunsichern. Und ich muss mich nicht mehr beweisen, nicht mehr zeigen, dass ich dünn genug, hübsch genug oder schlau genug bin. Und ich kann alles viel mehr genießen, mit einer großen Gelassenheit betrachten.

"Die Zeit zwischen 60 und 75 kann noch mal großartig sein"

Früher galt man mit 68 ja auch als ältere Dame …

Maren Kroymann: Ja, meine Oma war mit 68 schon eine richtig alte Dame. Und das, was die Gesellschaft ihr zugestanden hat, war nur das Alter. Heute haben wir doch viel mehr Freiheiten, Möglichkeiten, Verrücktheiten – vorausgesetzt, wir sind finanziell abgesichert. Und das sind leider ja nicht alle – übrigens ein großes Thema für die Politik. Das Alter schiebt sich heute viel weiter nach hinten. Ich hoffe, dass ich mindestens noch zehn bis 15 richtig gute Jahre habe. Die Zeit zwischen 60 und 75 kann noch mal großartig sein.

Haben Sie ein inneres Alter?

Maren Kroymann: Auf jeden Fall nicht 68! Als das Klimakterium vorbei war, wurde es immer besser. Das Klimakterium ist ein wenig wie die Pubertät. Ich habe mein persönliches Jubiläum von "50 Jahre Pubertät" sehr genossen. Es sind beides ähnliche Wechselphasen. Danach kommt was Neues, und man kann sich darauf freuen.

Was tun Sie für sich und Ihre Gesundheit?

Maren Kroymann: Schwimmen, Radfahren, Qigong, Ayurveda – ich tue einiges dafür. Wenn ich nicht drehe, bin ich fast täglich einmal im Wald, zum Radeln oder Spazierengehen. Ich muss mich auch mit einigen Dingen abfinden, wie Knieproblemen und Arthrose. Die schlimmste Angst, die ich habe, wie viele andere auch, ist, dass ich dement werde, dass ich das Gedächtnis verliere. Deshalb trainiere ich auch mein Hirn, indem ich Text lerne. Ich will auch im Alter noch fit sein und auch noch viel Neues lernen.

Sie haben immer noch viel Lust auf Neues, oder?

Maren Kroymann: Ja, ich habe erst vor drei Jahren reiten gelernt für einen Film. Das konnte ich dann auch ganz gut. Und ich habe mir über viele Jahre hinweg das Kraulen beigebracht. Als ich irgendwann 25 Meter geschafft habe, ohne zu ersticken, war das ein solches Glücksgefühl. Dann habe ich beschlossen, mir hin und wieder eine Privatstunde bei einem Schwimmlehrer zu gönnen. Er heißt Horst und ist ’ne echte Berliner Schnauze! Er bringt mir zum Beispiel das mit dem Atmen noch besser bei, und dadurch bin ich viel entspannter. Sich dem Wasser hingeben hat auch was von Loslassen, wunderbar. Außerdem habe ich in diesem Jahr erstmals ein großes Familienfest gegeben. Nachdem meine Mutter verstorben war, fielen solche Treffen einfach weg. Die junge Generation kannte sich einfach gar nicht mehr. Also habe ich mal alle eingeladen, und zack, hatte ich plötzlich über 30 Leute in meiner Wohnung! Ich bin froh, dass ich das gemacht habe.

"Irgendwann später hätte ich doch wieder gern einen Hund"

Haben Sie Träume oder Wünsche für Ihr späteres Leben?

Maren Kroymann: Ich würde gern mal am Wasser leben, ein kleines Häuschen, eine Datsche an einem See, hier rund um Berlin, das fände ich schön. Ich habe nur noch keine Zeit, mich danach umzuschauen. Und irgendwann später hätte ich doch wieder gern einen Hund …

Sie leben allein. Ist das ein Problem für Sie?

Maren Kroymann: Nein, ich kann sehr gut allein sein. Früher hatte ich manchmal ein wenig Bammel, nach Hause zu kommen nach einer längeren Arbeitsphase. Das hat sich komischerweise gegeben. Ich habe beruflich so viele Menschen um mich herum, dass ich mich hin und wieder danach sehne, allein in meinen vier Wänden zu sein. Ich bin ja ein geselliger Mensch und habe einen lebendigen Freundeskreis. Ich muss nur allen immer stecken, dass ich wieder da bin, das weiß ja sonst keiner.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Maren Kroymann: Kein Stress! Durchhalten! Nicht früh sterben (lacht)!

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