Kester Schlenz: Mutti baut ab
Kester Schlenz
bringt mit 'Mutti baut ab' endlich ein neues Buch auf dem Markt. Lohnt sich der Kauf?
Worum geht es?
Am 80. Geburtstag von Traute Schlenz war noch alles in Ordnung. Aber nur ein paar Tage danach stürzt sie in ihrer Wohnung. Eigentlich erholt sie sich nach solchen Schwächeanfällen schnell wieder. Aber diesmal ist es anders und nicht mehr zu leugnen: Mutti baut ab. Hier beginnt für ihren Sohn Kester, seine Geschwister und die ganze Familie eine Odyssee durch Krankenhäuser, Arztpraxen und Altenheime. Ein nie enden wollender Kampf mit Ämtern um Pflegestufen und Pflegeheimen um einen Heimplatz. Denn für die Familie wäre es am praktischsten, wenn Mutter ins Pflegeheim gehen würde, doch Traute Schlenz fühlt sich dort nicht wohl, denn "... da sind ja nur alte Leute drin". Dazu kommen endlose Telefonate mit dem Pflegedienst, der Versuch, medizinische Diagnosen zu begreifen und Muttis Kampf mit dem Notfallknopf. Das ganz normale Chaos, das einem bevorsteht, wenn die Eltern alt werden.
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Was mir an Mutti baut ab gefällt
Der Humor: Es ist ein schwieriges Thema und leider für allzu viele Alltag. Umso schöner ist es, wenn man sich ihm mit einer Portion Humor widmet. Mit witzigen Dialogen ("Ich hab keine Jacke." "Doch Mutti, du hast mehrere." "Die nicht", protestierte Mutti, "die sieht scheiße aus"), bissigen Kommentaren ("Die sehen alle aus, als ob sie gleich tot umfallen würden") von Traute Schlenz und komischen Beobachtungen schafft es Kester Schlenz, ein liebevolles Bild seiner Mutter und ihrer Situation zu zeichnen. Zugleich verliert er dabei nicht den Tiefgang, den es in manchen Situationen braucht.
Die Gefühlswelt des Erzählers: Man leidet mit ihm, wenn ein neues Hindernis auftaucht und man freut sich mit ihm, wenn endlich mal etwas funktioniert, wie es geplant war. Es fällt leicht, sich in seine Probleme und Gefühlsachterbahn hineinzuversetzen, denn es sind ganz alltägliche Situationen, mit denen man vielleicht auch selbst schon zu kämpfen hatte.
Bringt die Probleme auf den Punkt: Um unschöne Situationen wird nicht herumgeredet und es wird auch nichts beschönigt. Wenn es zum zehnten Missverständnis mit den Ärzten kommt und man am liebsten an die Decke gehen will, wird das genauso geschrieben. Es ist in Ordnung sich zu ärgern, zu fluchen und auch zu scheitern. Das Buch ist sehr menschlich und nahe am eigenen Empfinden. Denn Kester Schlenz belehrt nicht und versucht nichts schön zu reden - es ist einfach wie es ist. Aber wenn es dann doch einen Anlass gibt, um darüber zu lachen, dann sollte man diesen nutzen.
Video: Das sind die neuen Pflegegrade (Text geht unter dem Video weiter):
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Was mir an dem Buch Mutti baut ab nicht gefällt:
Die Kapitel sind sehr kurz gehalten. In manchen Situationen wäre es schön gewesen, mehr zu erfahren und noch tiefer in diese Welt aus unendlich wirkenden Telefonaten, verlorenen Gebissen und den Sorgen um die eigene Mutter einzutauchen. So bleiben bestimmte Abschnitte nur kurz angerissen. An der ein oder anderen Stelle zwei, drei Seiten mehr hätten dem zügigen Lesefluss keinen Abbruch getan.
Bis auf die Figur des Kester und von Traute Schlenz bleiben die anderen Figuren blass. Doch das Mutti abbaut ist ein Problem, das die ganze Familie betrifft. Was denken die Enkel, wie geht es dem Ehepartner und was denkt Traute Schlenz selbst über ihre Situation? Ein paar Protagonisten mehr hätten das Gesamtbild abgerundet.
Wem würde ich dieses Buch empfehlen
Das Buch ist für alle, die sich in der Situation von Kester Schlenz wiedererkennen. Die Eltern werden alt und irgendwann muss gehandelt werde. Dabei zeigt 'Mutti baut ab', dass es kein richtig oder falsch gibt, sondern nur ein dran bleiben und weiter machen. Außerdem vertreibt es wenigstens für die Lesedauer mal die trüben Gedanken oder die ein oder andere hektische Minute und Stunde mit seinem Humor. Und das kann jeder, der sich in einer solchen oder ähnlichen Situation befindet, gebrauchen.
Kester Schlenz, Mutti baut ab, erschienen am 13. März 2017 im Mosaik Verlag, 12,00 Euro über Amazon.de
Autor: Karin Eckhold
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